Vildlmder Chronik.

Amts- und Anzeige-Mlatt für Wildöad und Mmgevung.

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Uro. 72.

Scirrrstcrg,

September 1889

25. ialu-gang.

Württemberg.

Stuttgart, 2. Sept. Die Stadtgemeinde Stuttgart beabsichtigt, das im Jahr 1877 auf- genommene Anlehen von ursprünglich 2sts Mil­lionen Mk. ä 4°/», sowie das Anlehen vom Jahr 1880 von ursprünglich Z'/e Millionen Alk. ä'4chö, vom 1. Jan. 1880 an in 3Vr O/o Anlehen umzuwandeln und hat die näheren Bestimmungen erlassen.

Stuttgart, 3. Sept. Im Befinden Karl Mayers ist nach demBeobachter" eine erheb­liche Besserung eingetreten. Seit Beginn der vergangenen Nacht hat der Heilungsprozeß der durch die Amputation entstandenen Wunde am linken Knie begonnen und nimmt einen über­raschend guten Verlauf.

Stuttgart, 5. Septbr. Ein Erlaß des Ministeriums des Innern an die K. Oberämter Calw, Herrenberg, Nagold und Neuenbürg verordnet betreffs der Ersatzwahl zum Reichs­tag im VII. Wahlkreis, den bekanntlich bisher der verstorbene Geh. Kommerzienrat Stalin in Calw vertrat, die erforderlichen Vorbereitungen für diese Wahl alsbald zu treffen und so zu beschleunigen, daß die Wählerliste bis zum 18. d. M. ausgelegt werden können.

Stuttgart, 4. Sept. Dem Verlagsbuch­händler Comm.-Nat Krön er dahier wurde von Sr. Maj. dem König der Titel eines Geh. Commerzienrats verliehen.

Areudenstadt, 3. Sept. (Verhaftet.) Der Natsschreiber I. dahier wurde gestern verhaf­tet. Die Ursache ist unbekannt.

Maulbronn, 2. Sept. Zwei Schaffner, welche von Mühlacker nach Maulbronn einen Ausflug unternahmen, versuchten in Maulbronn in den durch diese Station gehenden Kourier- zug einzusteigen, wurden aber dabei herabge­schleudert und namentlich durch die Trittbretter arg zugerichter. Butüberströmt wurden die bei­den weggetragen.

Maulbronn, 4. Septbr. Wie uns aus Maulbronn mitgeteilt wird, ging letzten Sonn­tag Nachmittag ein I9jähriger Mann von Diefenbach mit einem 8jährigen Knaben von dort spazieren. Seither fehlte der Knabe, jedes Suchen nach ihm war vergebens. Der Ver­dacht gegen dem Mann, dem Knaben etwas zu leid gethan zu haben, wurde immer lauter. Heute nun gestand der Mann ein, er habe den Knaben im Schützinger Walde ermordet, weil letzterer gedroht habe, einen gemeinsam begangenen Felddiebstahl zu Hause anzuzeigen. Der Mörder würge geschlossen in den Wald geführt und hier fand man das Opfer mit durchschnittenem Halse und von Tieren ange- frcssen vor. Die Aufregung ist groß. Soeben wird der Mörder durch 2 Landjäger eingelie­

fert. Das Gericht hat sich an Ort und Stelle begeben. Das Maulbronner Amtsblatt be­richtet Folgendes: Soeben erfahren wir, daß der schon seit 4 Tagen vermißte 8jährige Knabe des Andr. Heilmann in Diefenbach schrecklich verstümmelt im Schützinger Gemeindewald auf­gefunden worden ist. Offenbar liegt hier ein gräßlicher Mord vor. Das Gericht hat sich sofort an Ort und Stelle begeben.

Vom Bodensee, 4. Sept. (Du sollst nicht schmuggeln.) Auf amüsante Weise wurde dieser Tage eine Dame beim Schmuggeln ent­deckt. Ganz nahe bei K. ging eine sehr fein gekleidete junge Dame an den Zollbeamten vorüber spazieren, aus dem Thurgau kommend. Da dieselbe nur ein Sonnenschirmchen trug und sonst gar nichts, auch auf die Frage der Beamten nach Zollbareu nur mit dem Kopf geschüttelt hatte, hielten diese ste für eine Be­wohnerin einer der dortigen Villen und ließen sie ruhig gehen. Da hörte man plötzlich die Töne des altbekanntenFischerin du Kleine", welche aus den Kleidern der Dame zu kommen schienen. Natürlich eilte ein Zollwachter nach. Sie wurde zurückgeholt und bei der Untersuchung zeigte sich, daß sie mehrere Spieldosen und ein Dutzend Uhren in ihremOul äs kario" ver­borgen hatte. Eine der ersteren mußte aufge­zogen gewesen sein und unglücklicherweise gerade vor dem Zollhaus ablaufen. Den Zollbeamten machte die Entdeckung großes Vergnügen.

R u n d s ch a u

Hffenöurg, 2. Sept. Diesen Morgen durchläuft die höchst betrübende Kunde unsere Stadt, daß 3 Burschen, zu deren näheren Be­zeichnung uns der Ausdruck fehlt, in jüngster Nacht den dienstältesten Gemeinderat und der­zeit Stellvertreter des Bürgermeisters, Herrn Armbruster, nach kurzem Wortwechsel in seiner Wirtschaft mit sog. Totschlägern derart miß­handelten, daß er schwer verwundet darnieder liegt. Der Fall erregt allgemein Bedauern für den Betroffenen und tiefen Ekel über die Thäter.

Ktllingen, 2. Sept. Am letzten Sams­tag, den 31. v. M., nachmittags gegen 5 Uhr ist durch die Unvorsichtigkeit zweier Kinder, die in Abwesenheit der Eltern mit dem Feuer spielten, in Pfaffenroth ein grausiges Brand- Unglück entstanden, dem zwei junge Menschen­leben zum Opfer gefallen sind. Das einzige Söhnchen des Gemeinderechners Leopold Hücker und ein Kind des Johann Bauer erstiegen mittelst einer Leiter den Boden eines Schopfes um ein Feuerchen zu machen. Durch eine bis jetzt noch nicht aufgeklärte Veranlassung fiel die Leiter um, wodurch es den beiden Knaben

unmöglich wurde, sich zu retten. Das Feuer zerstörte in kurzer Zeit den Schopf des Johann Bauer und das Oekonomieanwesen des Joh. Schneider II. von Pfaffenroth. Von den be­nannten Kindern wurde letzteres verkohlt, elfteres noch lebend, aber so schwer verletzt aus den Flammen herausgeholt, daß nach zwei qual­vollen Stunden zum unsäglichen Jammer der so schwer betroffenen, bedauernswerten Eltern der Tod eintrat. Die letzteren befanden sich wie die meisten der Ortso^aehörigen im Thal, um Oehmd heimzuschaff!.., als ihnen durch die aufsteigenden Rauchwolken Anzeige von dem bevorstehenden Unglück zukam.

München, 4. Sept. Der kommandierende General des 1. bayrischen Armeekorps, Prinz Leopold von Bayern, ist mit dem Chef des Generalstabes, dem Oberst Maximilian Giehrl, nach Dresden zum Kaisermanöver abgereist.

Kissingen Professor Julius Weizsäcker ist Dienstag Hierselbst, gestorben. (Der Histo­riker Julius Weizsäcker war geboren am 13. Februar 1828 in Oehringen. 1872 war er Professor in Straßburg, danach in Göttingen und Berlin.)

Aheinhausen, 2. Sept. Die Hopfen- Ernte ist jetzt im vollen Gang und dürfte wohl schon der größte Teil eingeheimst sein, aber leider geht es mit dem. Verkauf sehr flau, die Preise sind heruntergesunken auf 30 bis 40 Mark pro Zentner, was noch Helle und grüne Ware sein muß; mancher Pflanzer würde gerne verkaufen, wenn er nur ein Gebot bekäme, es ist bereits unbegreiflich, daß sich dieses Jahr nur zwei Käufer hier einfinden, während in den vorhergehenden Jahren oft 5 bis 6 Käufer hier waren. Die Preise sind mit denen in Oberhausen und Philippsburg ziemlich über­einstimmend.

Treysa (Reg.-Bez. Cassel), 4. September. (Diamantene Hochzeit.) Am Freitag werden hier zwei alte Nassauer, Herr Amtsapotheker a. D. Wehsarg, früher in Westerburg, und dessen Gemahlin, geb. Cuntz aus Herborn, ein seltenes Fest, nämlich das der diamantenen Hochzeit begehen. Die Jubilars erfreuen sich nach demRh. K." einer in Anbetracht ihres hohen Alters 87 und 84 Jahre merk­würdigen geistigen und körperlichen Frische.

Berlin, 4. Sept. Reichskommissar Wiß- mann wird im Laufe dieser Woche ocn Marsch auf Mywapwa antreten; Wißmann hofft, mit seiner durch 300 Zulus verstärkten Truppe Buschiri zum Stehen zu bringen und ihm eine entschende Niederlage beizubringen. Wie üb­rigens in hiesigen kolonialpolitischen Kreisen verlautet, soll Herrn Wißmann ein staatsrecht­licher und politischer Beirat zugeteilt werden.