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Marktes hier verboten. Der Pferdemarkt darf stattfinden.

Frau verw. Oberförster Beyreuther in Eibenstock, deren Mann bei Röhrmoos verun­glückte und die selbst an den Wunden noch schwer darniederliegt, hat vom bayr. Staate 100 000 Mark als einmalige Entschädigung ausgezahlt erhalten. Die beiden andere Fa­milien, die des verunglückten Postdirektors und Zollinspektors, haben eine Entschädigung von je 50000 Mark erhalten.

Jiraukfurt a- M., 26. Aug. (Raub­mord.) In der Nacht vom Sonntag auf Mon­tag wurde der etwa 40 Jahre alte Beamte des hiesigen Tiefbauamtes, Hermann Elsner, : im Stadtwalde ermordet und beraubt, als er sich auf dem Rückwege von einem Ausflug befand. Die Mörder, denn mehrere scheinen es gewesen zu sein, haben den Unglücklichen von hinten überfallen und ihm nicht weniger als acht Stichwunden in den Kopf, den Nacken, den Rücken, die Schultern und die Arme bei­gebracht. Einen Stich in den Hals, welcher die Schlagader getroffen und den Tod herbei­geführt hat, scheint Elsner erst 20 Meter von der Ueberfallsstelle erhalten zu haben. Der Ermordete, der unverheiratet war, galt als Sonderling, war aber als solider Mensch und tüchtiger Arbeiter bekannt.

Die Arbeiten am Nordostsee-Kanal schreiten unter sicherer Leitung rüstig vorwärts, so daß die Vollendung des großen Werkes in der vorgesehenen 10jährigen Baufrist, also bis 1897 oder 1998, jedenfalls noch vor Ablauf des Jahrhunderts zu erwarten ist, wenn eben nicht äußere Störungen unerwartet dazwischen­treten.

Berlin. Die Bedeutung des neuen franz. Wehrgesetzes für die Aufbringung von Massen­heeren wird in unseren militärischen Kreisen nicht unterschätzt. Frankreich arbeitet mit Riesen­kräften, die nationale Wehrkraft Deutschlands zu überholen. In derKöln. Ztg." wird heute ziffermäßig nachzuweisen versucht, daß unsere westlichen Nachbarn das Ideal allge­meiner Volksbewaffnung für den bis auf's äußerste durchzukämpfenden Krieg thatsächlich verwirklichen. Die Isvöu sn masos, welche die Revolution improvisiiicte und welche Gam- betta im Drange der Not nachzuahmen ver­suchte, werde nun planmäßig vorbereitet; nicht mehr ungeschulte Volkshaufen werde der künf­tige Diktator aufrufen, sondern geschulte Sol­daten in bisher nicht gekannten Zahlen.

Einen merkwürdigen, an's Wunderbare streifenden Zwischenfall bei dem Lampionzug in Strahburg erwähnt dieStraßburger Post". Gerade als die ersten Leuchtkugeln an dem Nachthimmel emporfuhren und mächtige Hoch­rufe ülur den weilen Platz brausten, erschien über dem Kaiserplatz eine weiße Taube; man wußte mchl, woher sie kam. Ein paar Mal kreiste das anmutige Tierchen über dem Palast, dann ließ es sich auf dem Dachsims, gerade über dem Arbeits-Zimmer Kaiser Wilhelms, nieder. Vom Gral wird diese weiße Taube nun wohl nicht gerade gesandt worden sein, aber immerhin wird man zugeben müssen, daß ihr Erscheinen unter diesen Umständen und an diesem Ort sich sehr hübsch und beziehungsvoll ausnahm.

Die Versammlung deutscher Forst­männer in Dresden hat ihre Verhandlungen beendigt und Kassel für 1890, Karlsruhe für 1881 zum Vororte gewähr. Anwesend waren 280 Forstleute.

Wien, 27. Aug. Bei dem 200jährigen Julnlüum des 57 Regimentes in Krakau sagte der Korpskommandant Herzog Wilhelm von Württemberg:Innige, brüderliche Allianz,

und zwar unerschütterlich fest, haben wir in Oesterreich mit Deutschland geschloffen. Geeint stehen sic heute bereit, jeden gegen sie geführten Schlag gemeinsam abzuwehren, und zwar mit Erfolg, denn das verbürge dieses mächtige Bündnis."

Wien, 28. Aug. DerTemps" wurde gestern hier wegen Mitteilungen bezüglich der Baronesse Vecsera konfisziert.

Dänemark. Es heißt, die Reise der Kaiserin Friedrich hierher sei veranlaßt durch die bevorstehende" Verlobung ihrer Tochter Mar­garethe mit dem ältesten Sohne des dänischen Kronprinzen. (Dieser Sohn, Prinz Christian, ist am 26. September 1870 geboren, also noch nicht ganz 19 Jahre alt. (Außerdem soll sich die Prinzessin Margarethe auch mit dem Erbprinzen von Nassau verloben.j

Kopenhagen, 29. Aug. Die russische Kaiser-PachtDerschawa" ist, wie von Born­holm signalisiert wird, mit demDanebrog", worauf sich der König von Dänemark befindet, auf hoher See zusammengetroffen. Beide Schiffe werden um 6 Uhr in Kopenhagen eintreffen. Die Königin von Griechenland ist wegen des schlechten Gesundheitszustandes ihres Vaters zurückgeblieben. Der angekündigte Besuch der Kaiserin Friedrich mit ihren drei Töchtern ain hiesigen Hof ist zu dementieren. (Fr.Journ )

Kopenhagen ,29. Aug. Der König von Dänemark und der König von Griechen­land fuhren dem Zaren entgegen und bestiegen heute Nachm. 2 Uhr dieDershawa", auf welcher der Kaiser und die Kaiserin von Ruß­land hierher kommen, bei Dragoe.

Krüssel, 29. Aug. Hier aus London eingegangene Depeschen melden, 3000 belgische Arbeiter hätten sich den Londoner Dockgesell­schaften angeboren, für 4Va Pence per Stunde zu arbeiten, die Gesellschaften hätten aber für den Augenblick das Anerbieten abgelehnt.

Schweiz. Nach amtlicher Mitteilung wurde der rm September 1888 ausgewiesene Anarchist Troppmann aus Bayern im Kanton Wallis wieder festgenommen.

Em Bergsturz, der kürzlich in der Nähe von Kscheröach bei Wallenstadt im Kan­ton St. Gallen niederging, hat sich erneut. Das Dorf gilt als Verloren.

Der Anstifter des Brandes von Muri wurde entdeckt. Es ist ein gewisser Gloor aus Zofingen ein Pfründner der Pflegeanstalt Muri. Das Motiv war vielleicht Rache. Gloor be­saß 20 000 Fr. Vermögen, die er rettete. Der Brandschaden beträgt gegen 700 000 Fr.

Maris, 28. Aug. In einer von etwa 5000 Leuten besuchten Versammlung im Zirkus Ferando trat Laguerre als Ankläger gegen die Regierung auf und besprach in langer Rede das Urteil des L-taatsgerichts- hofes. Die Versammlung beschloß eine Tages­ordnung zu Gunsten Boulangers. An den Eingängen des Saales drängte eine lärmende Menge und warf mit Steinen nach den Po- lizeibeibeainte. Berittene Stadtgarde schritt ein und nahm zahlreiche Veehastungen vor.

Belgrad, 28. Aug. Die serbische Re­gierung unterhandelt mit belgischen Fabriken um Lieferung von 80 000 Repetirgewehren.

Sofia, 29. Aug. Eine amtliche Mittei­lung sagt: Die Bestellung von 10 Millionen Patronen und 30 000 Berdangewehren sei schon lange beschlossen gewesen behufs Deckung der durch den letzten Krieg veranlaßten Ab­gänge. Betreffs der Beleidigungen des Fürsten und der Regierung seitens der offiziellen und ofsiciösen serbischen Presse hält es die bulga­rische Regierung für unnütz, etwas auf die­selben zu erwiedern; die Serben müßten sich noch der Ereignisse des Jahres 1885 erinnern.

London, 28. Aug. Die Streik-Bewegung wächst stündlich. Seit heute morgen streiken 500 Postfurgon-Kutscher nnd die Briefbeutel werden durch Hansoms befördert.

London, 29. Aug. Die Direktoren der Dockgesellschaften lehnten definitiv die Lohn- Erhöhung der Arbeiter auf sechs Pence pro Stunde ab.

Buenos Aires, 25. Aug. Ein Orkan hat an den Schiffen im Hafen und am Cata­linas Mole großen Schaden verursacht Viele Achterschiffe sind gesunken, mehrere Dampfer aneinandergestoßen. Der britische Dampfer Para", der Regierungs-DampferJenner Autor" und der DampflichterSofia" sind im Flusse gesunken und die deutsche Barke Präsident Trotsche" ist mit dem Pier bei Ensenade zusammengestoßen, wodurch großer Schaden verursacht wurde.

Yokohama, Zo. August. Durch Ueber- schwemmung sind in Wakayama bei Osaka an 1000 Personen umgekommen, an 2000 sind obvachlos. Es herrscht große Elend unter der Bevölkerung.

Deutsch oöev Iseanzösrsch?

Eine Erzählung aus den Reichslanden von Hugo von Rittburg.

(Nachdruck verboten.)

(Schluß.)

Weshalb diese Frage?" antwortete er. Das Geschlecht der Hautepied ist zu stolz, uin Andere um eine Gefälligkeit anzugehen, die man ihm doch nicht gewähren wird. Man wird mir erwidern: Du hast Dich losgelöst. Du gehörst nicht zu uns."

Gertrud beschwor den Vater, keinen über­eilten Schritt zu thun und fragte, wieviel Zeit ihm bleibe.

Kaum soviel," erwiederte derselbe,um etwas zu unternehmen, keine vier Wochen."

Gedulde Dich so lange," rief das Mädchen, ich werde versuchen, was zu thun ist."

Du wirst keine große Zuneigung finden," lächelte bitter der Vater.

Am folgenden Tage war Gertrud abge­reist. Sie war in die Pension zurückgekom­men, aus der sie das Wort ihres Vaters ge­rufen hatte. Dort hatte sie eine Zusammen­kunft mit der Leiterin und auf deren Rat fragte sie öffentlich an, ob man ein Kapital, welches dem gleich, welches Hanselbourg auf das Gut geliehen hatte, gegen gute Zinsen leihen wolle.

Das Geld liegt auf der Straße, ist die gewöhnliche Redensart, die man vernimmt; aber hier schien es nicht der Fall zu sein. Da meldete sich ein Herr aus Straßburg, ein Kapital zu wagen. Sie ging auf dessen Be­dingungen ein und eilte, um den Gläubiger zu decken und das Gut ihrem Vater zu erhalten. Dieser meinte jedoch, daß man jetzt erst recht in die Klauen des Satans gefallen sei, der Darleiher sei einer derunbarmherzigstenGläubiger.

Er wird uns Zeit gewähren," sagte Gertrud,und das ist die Hauptsache. Zeit gewonnen, pflegen wir Deutsche zu sagen, Alles gewonnen. Viel Wasser läuft in einem halben Jahre den Berg hinunter. Vertraue auf Gott, er wird es wohl machen!"

Gertrud ließ aber nicht bei dem Gottver­trauen bewenden. Ihre Blicke glitten überall umher und endlich hatte sie auch ihn entdeckt, der ihnen half. Er war ein Deutscher, der sich in Elsaß ankaufen wollte, und Gertrud bestimmte ihren Vater, der ruhiger geworden