letztes Wort, das ich unseren Truppen zurief, war:Weicht nicht!" Da umpfing mich tiefe Dunkelheit.

Später hörte ich, daß Hanselbourg fast in derselben Minute gefallen sei, doch hatte die Kugel seinen Kopf getroffen und ihn des Lebens beraubt.

Ueber mich bewegte sich der Kampf vor­wärts, Floing zu. Ich fühlte nicht, baß ein Wagen über meinen Arm gefahren war, oder wenn ich es fühlte, so war es in einem Zustande, der mich nichts erkennen ließ. Man hat mir nur erzählt, wie Alles gekommen sei. Meine Landsleute griffen noch zweimal an und drängten auch die Deutschen bis Floing zurück, doch mußten sie das Feld räumen bis sich der Ring um uns geschloffen hatte, den die Kriegs­kunst gezogen. Dem verwundeten Marschall Mac Mahon folgte in rascher Folge Ducrot amd dann Wimpffen.

Ich erwachte erst im Lazareth wieder. Was sich von meiner Verwundung bis zu dem Augenblicke begab, in dem ich zum Licht die Augen aufschlug, ist mir ein Rätsel. Ich sah die Preußen siegreich. General Wimpffen hatte an Stelle des verwundeten Mac Mahon die Kapitulation abgeschlossen. Erst kurze Zeit in Frankreich, hatte Wimpffen es schwer empfunden, zu kapitulieren. Mir ahnte, was die Folge sein werde: die Erklär­ung der Republik. Ich nahm deshalb die Kapitulation so weit an, daß ich mich zu nichts verpflichtete. Uebrigens war die Verwundung nicht so gefährlich, wie es den Anschein hatte. Die Kugel hatte sich einen Weg gebahnt, kein edler Teil war verletzt. Ich wurde mithin nach Deutsch­land gebracht, ohne daß man mich in Freiheitsetzte. Ich kam nach Braunschweig und lernte hier Deine Mutter kennen. Sie hatte in dem Lazareth die Stelle einer milden Schwester übernommen und sich ihrem Amte mit aller Liebe hingegeben. Hauptsächlich war es ihre Pflege, die mich genesen ließ und mich wieder herstellte. Von ihr vernahm ich, daß Ducrot und Andere ihr Ehrenwort gebrochen hatten, Las sie gegeben hatten.

Als ich wieder hcrgestellt war, nahm sie mich in ihr Haus, und so lernte ich ihr Herz kennen, lernte ich sie lieben und verehren. Ihr Vater war eine hochgestellte Persönlich­keit, und als der Friede endlich geschlossen wurde, als ich heimkehrte in das schöne Elsaß begleitete sich mich als mein Weib. Sie war ungleich jünger als ich, aber ihre Liebe war die eines Engels."

Er trocknete sich die Augen, Gertrud aber umarmte ihn und drückte einen Kuß ihm auf die gebräunte Wange.

Ich will sie Dir zu ersetzen suchen," sagte sie,warum hast Du mich so lange in der Pension gelassen? Du hättest sie nicht so lange entbehrt."

Warum?" versetzte er.Es geschah zu Deinem Besten, auf den Wunsch Deiner Mutter Du solltest deutsch erzogen werden, deutsch bleiben in Deinem Denken und Fühlen, in Deinem Empfinden und Thun."

In diesem Moment trat ein Diener heran und meldete den Herrn de Hanselbourg. Die Stirn des Herrn de Hautepied furchte sich, er winkte, den Anderen eintreten zu lassen.

Hanselbourg?" fragte Gertrud,ich denke, derselbe sei gefallen. Erzähltest Du nicht also?"

Ganz recht," murrte der Vater,dieser Hanselbourg ist der Sohn meines Freundes."

Die Thür öffnete sich und herein schritt Herr Francois de Hanselbourg.Ich bin er­freut Sie zu sehen," sagte er auf französisch. Doch was sehe ich? Eine Dame? Ist das

vielleicht meine verlobte Braut, auf die ich so lange gewartet habe? "

Hanselbourg war schon im Acußeren eine Karnkatur des Franzosen, etwa dreißig Jahre alt, mittelgroß, in schreienden Farben gekleidet. Das Monocle im Auge, schien er mit seinem Accent eher lächerlich als Aufsehen erregend.

Es ist meine Tochter in der Thit, die in Deutschland erzogen worden ist," äußerte Hautepied.

Also meine Braut!,, rief Francois de Hanselbourg,js suis snoliantö cts vous voir! In der Thal, ich besitze eine sehr schöne Braut! UaävmoissIIs, ss suis votrs trös 'mabls ssrvitouL-."

Sie müssen sich schon bemühen deutsch zu reden," versetzte der Vater,die Erziehung meiner Tochter ist so deutsch, daß sie nicht einmal französisch kennt."

O, o," machte der junge Mann,wie kommt das? Die Sprache unseres Feinves? Wie haben Sie gekonnt, dazu Ihre Erlaubnis zu geben? Sind Sie vielleicht angekränkelt von der deutschen Art und Weise? Ich muß dage­gen Verwahrung einlegen, die Sprache der Deutschen hasse ich, und meine Braut muß sich bemühen zu lernen unser herrliches Fran- zösch. Inzwischen habe ich die Ehre, mich zu empfehlen!" Mit der Geberde eines Unwilligen verließ er das Zimmer.

Was ist das?" fragte das Fräulein von Hautepied.Ich hoffe, es ist Scherz, was diese Vogelscheuche von Mann sagte, als er mich für seine üanoös, seine verlobte Braut erklärte, nicht, Papa?"

Du hast in Deutschland zu lange gelebt, um unsere Sitten zu verstehen," sagte der Vater,vielleicht hat Deine Mutter es vor­züglich gemeint. Dich aus den Augen dieses Hanselbourg zu rücken. Leider sehe ich, daß er an der Verlobung festhält, und es giebt nur ein, Ausweg, daß Du in Allem deutsch bleibst im Denken, Thun, Reden."

Aber weshalb machst Du mit ihm nicht reinen Tisch, Väterchen?" meinte Gertrud. Weshalb sagst Du ihm nicht kurz: Lieber Hanselbourg, Sie sind ein Narr, und was es heißt, meine Tochter sei Ihre Braut, so habe ich gesehen, daß Gertrud und Sie nicht zu­sammen passen!"

Als Kinder seit Ihr freilich halb aus Scherz Bräutigam und Braut genannt worden; der Scherz ist jetzt aus und der Ernst tritt an seine Stelle. Nichts da, kindisches Spiel verschwindet vor dem Ernst."

Und wenn er auf mich zutritt und fragt, ob ich ein Franzose bin, ob nicht, da ich nicht französische Sitte wahre?"

So antwortest Du, Du gehörest zu den Reichslanden und wärst nur durch Geburt Franzose, sonst aber ein guter Deutscher, der sich nicht um Frankreich kümmere!" Sie blickte ihn bei diesen Worten lächelnd in das Gesicht.

Kind," rief hier Hautepied mit Ent­setzen,nein, nein, wir dürfen nicht also auf- treten. Die ganze Gegend ist gut französisch, und wir würden nicht allein ausgestoßen., sondern auch verächtlich erscheinen."

Verächtlich? Du täuschest Dich, Väterchen. Uebrigens behaupte ich, daß gar nicht so schlimm hier steht, als man glauben macht. Laß die Schreier, zu dem dieser Hanselbourg gehört, nur einmal eine Niederlage erleiden und die wirkliche Meinung wird sich zeigen."

Sie hat sich gezeigt!" entgegnste der Co­lonel. Als ich mit Deiner Mutter hierherkam, war alles französisch, und man hatte keinen Fußbreit gewonnen. Deutsch sein ist schön, zumal die Republik drüben erklärt ist, aber

an der Spitze der Civilisation zu marschieren noch schöner."

Gertrud zuckte die Schultern und schwieg. Sie war fest überzeugt, daß die Spitze der Civilisation nicht ausreichend wäre, sie zu einer Ehe zu zwingen, die sie verabscheute.

Indessen kam ein Tag, an dem es hieß, seine Meinung zu bekennen. Da hieß es, daß der Kaiser Wilhelm die Rcichslande bereisen werde, und wie mit einem Schlage änderte sich die Ansicht. Es gab freilich noch Menschen, die zu der Partei der Reichsfeinde gehörten und zu derselben zählte der Herr von Hansel­bourg. So oft er auf das Gut de Haute- pied's gekommen, so oft hatte er Gertrud deutsch gefunden.

Zornig schrieb er an Hautepied:Mein Herr, Ihre Tochter ist eine Deutsche, und französi­sches und deutsches Blut kann sich niemals mischen!" Als Gertrud diese Zeilen las, jubelte sie auf.

Väterchen," rief sie,der Feind streicht die Segel und giebt Dir Dem Wort zurück!"

Hautepied blickte finster darein.Es thut nicht gut," sagte er, und in der Thal mußten die Beiden bald vernehmen, daß der Franzose das Kapital, welches auf der Besitzung ves Herr^r de Hautepied stand, gekündigt hatte.

Was thun?" sagte der Vater.Mir ahnte es; aber ich werde dem Eigentum meiner Familie nicht den Rücken kehren." Mit den Worten begab er sich in sein Zimmer und schaffte in demselben.

Als Gertrud ihn hier aufsuchte, fand sie ihn, wie er seine Pistolen untersuchte. Sie erschrak bei diesem Anblick; ihr war es, als ob ein Dolch ihre Brust träfe.Vater!" rief sie,bist Du ein Christ?"

Bermis chles.

(Mo st ob st aus Istrien.) Ein Ge­schäftsmann in Blaubeuren kaufte dieser Tage in Istrien an der Küste des adriatischen Meeres circa 30 Waggons Mostobst. Wir können daher, trotz gänzlich inländischen Aus­falls, dank den großartigen Verkehrsadern, auch dieses Jahr unsere leeren Fässer wieder mit Most füllen. Der Preis wird jedoch ein nicht gar billiger sein, indem die Fracht ja schon eine sehr bedeutende ist.

Falsche Einmarkstücke kommen eben im Verkehre häufig vor. Dieselben sind aus einer Komposition von Blei und Zinn sehr gut nachgemacht, können aber nicht nur durch ihrspeckiges" Angreifen, sondern auch dadurch leicht von den echten unterschieden wer­den, daß sie einen glatten Rand haben. Vor­sicht ist also geboten!

(DerZweifle r). Pferdehändler:Das Pferd fft vorzüglich! Ich sage Ihnen, noch gestern hat es eine Meile in kaum zehn Mi­nuten zurückgelegt!"Auf welcher Eisen­bahn?"

(Angenehme Landwohnung.) Wohnungsmierer:Wie es scheint, ist in der Wohnung nicht einmal eine Wasserleitung?" Hausherr:O, vas ist gar nicht nötig, das läuft hier von den Wänven runter."

Das beste Mittel zum Flicken zerbrochener Gegenstände jeder Art ist Pllitz-staufer'S Illttversalkilt. (Siehe heutiges Inserat.)

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