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Er seufzte tief auf; dann blickte er in das blaue, freundlich bittende Auge.
„Laß das," erwiderte er, „ich bin heute kein Erzähler."
„Und doch", versetzte sie, „ich bin so lange von Dir entfernt gewesen, in der Pension jenseits des Rheines, daß ich mein Papachen gern höre. Auch habe ich mir sagen lassen, es lindere den Kummer, wenn man von einem geliebten Weibe, das der Tod entrissen hat, redet. Er ist gerade heute der Tag, an dem die Frau von Hautepied, mein Mütterlein, gestorben ist. Wie fandest Du sie? Wie seit Ihr ein Paar geworden?"
„Da müßtest Du ein Stück Kriegsgeschichte in den Kauf nehmen."
„Sei es darum, Väterchen." Sie wußte so hübsch zu bitten, daß der Colonel de Hautepied nicht widerstand und, auf einer Bank Platz nehmend, also begann: „Wir hatten Wörth verloren und waren in Eilmärschen auf Chalons gezogen, wo es sich zu ordnen galt, um dem folgenden Feinde zu begegnen. Neuer Zuzug füllte unsere Lücken, und Jeder war begierig die erlittene Scharte auszuwetzen. Da traf uns die. Kunde aufzubrechen. Wir sollten einen Marsch nach Norden antreten, um hier die Deutschen zu umgehen und uns mit der Armee Bazaines zu vereinigen. Ich war damals neunzehn Jahre jünger, ein Mann von vierzig Jahren, Soldat durch und durch und ein rascher Draufgänger, wie Ihr Deutschen lagt."
Sie hob den Finger und drohte schelmisch. „Nun ja," sagte er, ich bin ja ein Deutscher nach Vertrag und weil Deine gute Mutter es wollte, aber im Herzen bin ich doch Franzose geblieben. Ich gestehe es, vieles behagt mir nicht mehr. Sie haben meinen Kaiser
fortgejagt und die Republik eingeführt; aber ich würde einen Krieg der Deutschen gegen Frankreich beklagen Doch zurück zu der Geschichte, wie ich Deine Mutter fand. Wir zogen alle nordwärts um uns dort mit der Noroarmee zu vereinigen, während Herr von Vincy auf der linken Seite der Maas uns folgen sollte, um die Lücken, welche jedes Gefechi uns reißen würde, auszufüllen. Zauderten die Deutschen uns anzugreifen, so hatten wir eine bedeutend stärkere Streitmacht, der kein Feind entgegentreten konnte. Wir irrten uns darin, daß die Nordarmee schon fertig sei, um zu uns zu stoßen, und Herr von Vincy war noch um zwei Tagereisen zurück. Daß die Deutschen den General verhindern würden, pünktlich einzutreffen, daran dachte man nicht. (Schluß folgt.)
Vermischtes.
— Eine merkwürdige Trauung fand kürzlich in der Gefängnis - Kirche in Tobolsk statt. Der Bräutigam war ein junger, ehemaliger Gardeoffizier, der als gefährlicher Nihilist zu lebenslänglicher Zwangsarbeit in den Bergwerken von Sachalin verurteilt worden, die Braut war ein junges, kaum dem Backfischaller entwachsenes bildschönes Mädchen aus angesehener Familie, geistig bedeutend und selbständige Herrin über ein fürstliches Vermögen. Sie liebte den jungen Offizier seit Langem und hatte sich mit ihm verlobt; getreuen Herzens wollte sie ihn im Unglück nicht verlassen und folgt ihm jetzt in das eisige Sibirien. Die kirchliche Zeremonie bot einen traurigen Anblick, der selbst das abgehärtete Gefängnispersonal zu Thränen rührte. Der Sträflingskittel, den der Bräutigam selbst für die Zeit der Trauung nicht ablegen durfte.
stach peinlich gegen die glänzende geschmackvolle Toilette der Braut ab und schauerlich klirrten die schweren Ketten, als der unglückliche junge Ehemann gleich nach der Trauung zurück in's Gefängnis abgcführt wurde.
— Er hatte sie sehr lieb und liebkosend streichelte er ihre sammetweiche Haut, als sie dem Eisenbahnwagen in Lörrach entstieg. Sie aber duldete solche Liebkosung nicht, riß sich von ihm los und rannte spornstreichs nach Wehr. Drei Männer wollten sie aufhalten, sie aber, sonst ein sanftes weibliches Wesen, warf die Herren der Schöpfung über den Haufen, daß sie blutige Köpfe davontrugen und verschwand dem Rheins zu, auf Nimmerwiedersehen, spurlos. Vermutlich fand sie in den Sümpfen am Altrhein ein klägliches Ende. Ihr trauert ihr jHerr nach, der in ihr sein wertvollstes Gut, eine vorzügliche — Kuh beweint, die bis zur Stunde noch nicht auf- gesunden ward. Ein tragi-komischer Verlust! (Nach soeben eingelaufener Nachricht ist die Flüchtige in Basel dingfest gemacht worden.)
(Die falsche Adresse.) Einbrecher (lieft in der Nacht vor der Rückkehr der Herrschaften den Willkommensgruß über der Thür): „Herzlich Willkommen! Hm! Det mag ich leiden! Denn macht eenen det Handwerk noch Verjniejn!"
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W i l d b a d.
Freiwillige Feuerwehr.
Nächsten Sonntag den 23. August, Vormittags 7 Uhr, rückt die freiwillige Feuerwehr zu einer Uebung aus.
Den 21. August 1889.
Kommandant: Av. WometscH.
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