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Nr. 220.
Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.
Donnerstag den 19. September ISIS.
03. Jahrgang.
v«»ug»pr«lr r Hn brr «abt mit Lriigerl-ihn Mk. 1.SS vi-rteljädrUch, VostbkjugbpKiS im Orts, imb Nachbarowwcrlrhr Mk I.W. im Fernverkehr Mk. ros, Bestellgeld in Württemberg SV Psg.
Die koloniale Zukunft —
ein deutsches Bolksziel.
Bcht N?«tl Zimmerman».
»Ich darf es heute aussprecheu, Latz die Sicherstellung «rserer kolonialen Zukunft nicht allein als das Ziel unterer Regierung und bestimmter Jn- zkeressentengruppeu gilt, sondern daß es ei» deutsches Volksziel geworden ist," Mchrte ^..>.n-.sekretär Dr. Solf in seiner Rede in der Deutschen Gesellschaft aus, und er fichr fort, es sei heute bis tief in die Arbeiterkreise hinein das Bewußtsein lebendig, daß die Erhaltung unseres kolonialen Besitze» ein« Ehren- und Lebensfrage für das dentsch« Volk sei.
Diese Feststellnng ist um so wichtiger, als unsere Gegner glauben, über den deutschen Willen zur Kolonialgeltung verhältnismäßig leicht hrnweggehe» Zu könne«, «eil p« ihn «ehr als Ausfluß der Meinungen und Wünsche einer kleinen Gruppe von Kolonialinteressent«« anseh«», -"hinter denen tzicht das deutsche Volk steht.
Die Feinde irren aber ganz gewaltig, durch den deutschen Mann im Schützengraben, der täglich die afrikanische» «nd asiatischen Horden Frankreichs und Englands vor stch hat, wird der Wille zur KolomalpoliM ins Volk getragen. Durch die Verwendung Farbiger in Masse« seitens der Engläuder «uv Franzosen an der Westfront wird dem deutschen Volte »in Anschauungsunterricht über Kolonialpolttik von einer Wirkung erteilt, wie sie der glänzendste deutsche Kolonial Schriftsteller besser nicht erzielen kann.
Nach dem „Temps" haben allein di« französischen Kolonien bis Juli ISIS an die Westfront KM ÜÜö Soldaten «nd 838 ÜÜO Arbeiter geliefert. Wenn eia Friede zustande kommt, »er dk- Franzose« und Engländer zu Her«« Afrikas «acht, «erden fie den Erdteil in wenigen Jahre« vollkomme« Militarisieren, und auf ihre farbigen MMonenheere gestützt, Werden dann Frankreich und England dem europäischen Kontinent di« Gesetze vorschreiben. Man lasse heute Deutschland durch di« Westmächte and den Troß ihrer SoldknsHt« knebeln, wie lange werden sich dann Spanien und Holland der Selbständigkeit erfreuen? Frankreich hat schon wiederholt ihre Selbständigkeit antasten wollen; wird es pe «och achten, wenn es über schwarze Millionenheere verfügt?
Aber wenn selbst Deutschland «nMiegt bleibt, womft ja Mit Sicherheit zu rechnen ist, wie lange werden wir Ruhe Kaden, wenn wir gestatten, daß dann die Westmächte ungestört farbige MMonenheere aufstellen und bewaffnen Annen? Wenn sie damit fertig find, werden fie uns aufs tzeue den Krieg erklären, und wir und unsere Söhn« werden dann gegen drei- und viermal so viel Farbige kämpfen müsst» wie tv diesem Kriege. Die weißen Gegner welchen sich zurückhalten, bis ihr farbiges Kanonenfutter uns mürbe gemacht hat. wie die Meute der Hunde den wehrhaften Keiler ermüdet; erst dann werden ste zum Fangstoß ausholen.
Diese Gedanken sind angesichts der farbigen Massenheere tm Westen so naheliegend, daß fie sich dem Frontsoldaten geradezu aufdrängen, und deshalb ist der Wunsch »ach Kolonialbesitz Gemeingut der kämpfenden deutschen Truppe geworden. Nicht wollen wir ein großes Kolonialreich, um, wie Lord Tecil sagt, selber riesige Kolonialarmee» aufzu- stellen und damit den Frieden der Welt zu bedrohen; wir brauchen es lediglich als Sicherung gegen Neberschwemmung unsrer Grenzen mit farbigen Truppen. Wir «ollen in Afrika nur Farbige bewaffnen, um dadurch zu verhindern, daß künftig die Gegner schwarze Truppen aus europäischen Schlachtfeldern verwenden.
Die Heimat-hat den Ansturm der schwarzen und gelben Horden gegen unsre Linien nicht mit eigenen Augen gesehen; sie hat die koloniale Not in anderer Weise gefühlt. Bis zum letzten Arbeiter hinunter haben wir erkannt, daß wir Oelfrüchte und Textilfaser haben müssen. Was die letztere betrifft, so haben wir ja noch Ersatz wie die Stapelfaser, das Papier- und Zcllulongarn. Aber für Oelfrüchte gibt es keinen Ersatz, und in ausreichenden Mengen kann sie nur tropischer und subtropischer Boden liefern. Daran ist gar kein Zweifel mehr möglich. Was in der Ukraine, zn Rumänien und in Klrinasien angebaut und von dort
Mr Ausfuhr ^bracht werden kan«, deckt nur einen Bruchteil des deutsche« Bedarfs. Das weiß Heute der einfachste Mann tn DsutMand rote der höchstgestellte, und darum ist dt« Kolonialsache Volkssache auch t» der Httmat geworden Sie wird von den breitesten Schichten des deutsche« Volkes getragen, allerdings nicht mit flammender Begeisterung, aber mit nachhaltigem Wolle», jenem Wollen^ das aus reifer Ginficht gebore« tst.
Dies ifbs, was unsere Feinds nicht übersehen dürfen, soll jenes Verstehen zwischen den Völkern zur Tat werden, das Staatssekretär Solf als Vorbedingung eines dauerhaften Friedens setzt. Lord Cecil hat bereits wieder angekündigi, daß die englische Regierung ein neues Dlaubuch über deutsche Kolonialgreuel veröffentlichen wolle. Ihm könnten wir ganze Bänd« voll Gveuelgeschichten ans englischen, belgischen und französischen Kolonien entgegensetzen. Damit wird aber dem Frieden wenig gedient. Die englische Regierung dürfte sich mich schwer täuschen, wenn fie glanbt, daß Greuelerzäh- lnngen auf das deutsche Volk Eindruck machen können. Unser Volk hat durch den Krieg zu schr erfahren, wie England «nd Frankreich Kolonien für ihre eigenen militärischen Zweck« ausbouten, wie sie durch khre Kolonialpolttik dt« Ruhe des festländischen Europa bedrohen, als LH? es dazu gebracht werden konnte, ans Kolonialbesitz z»!. verzichten. Lieber werden wir vom ersten bis. zum letzten da» Aeutzerste an Gut und Wut «insetzen als zugeben, daß Afrika das Feld wird, ms dem England »nd UFrankrHK. itz R'che unser« Untergang bereiten.
Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.
Die deutsche amtliche Meldung.
WTB.) Trohes Hauptquartier, W. Sept. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz: Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: Bei Ypern wurden Borstöbe, beiderseits des La Basseekanals mehrfach wiederholte Teilangriffe des Gegners ab- gewiesen.
Heeresgruppe Böh«: Versuche des Feindes» stch nördlich vom Holnonwalde an unsre Linie heran- zvarbeiten, sowie Teilangriffe gegen Holnon «nd Efsigny Le Grand scheiterten.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: Zwischen Allette vnd Msne setzte der Franzose seine Angriffe fort. Am Vormittag stieh er aus Vauxail- lo» und Allemant» am Nachmittag »ach starkem Feuer auf de» ganzen Front mit starke« Kräften vor. Der Feind, der zunächst auf Pinon und siiAich der Straße Laffaux—Chaoignon in unsre Linie eindrang, wnrde im Gegenstoß wieder zurück- geworfe«. Die gegen die übrige Front gerichteten Angriffe« scheiterte» vor unserer Linie.
Heeresgruppe Gollwitz: Keine besondere Ge- fechtstätigkeit.
Heeresgruppe Herzog Nlbrecht: Kleinere Erkundungsgcsechte an der lothringischen Front «iw in den Vogesen.
Mazedonischer Kriegsschauplatz, vstlich der Ezerna stehen die Bulgaren seit dem IS. September im Kampfe mit Franzosen. Serben «nd Griechen. Zur Abwehr des Feindes find mich deutsche Bataillone eingesetzt worden.
Der erste Ecneralquartiermeister Ludendorff.
Die gestrige Abendmeldung.
(WTB.) Berlin. 18. Eept., abends. Amtlich wird mitgeteilt: Englisch-französische Angriffe aus breiter Front vom Walde von Havrineourt bis zur Somme. Gegen den aus der Mitte des Schlachtfeldes zwischen Hargicourt und dem Omignonbach «ingedrungenen Feind find Gegenangriffe t« Gang. An der übrigen Front find die Angriffe des Feindes gescheitert. Wir kämpfen überall westlich unserer alten Sicgfriedstcllung.
Dir feindliche« Angriffe.
(WTB.) Berlin, 18. Eept. Die fortgesetzte»
Mißerfolge an der Cambrai front von Mocuvres bis Epchy haben nur zu einer vorläufigen Einstellung der eng
lischen Angriffe geführt. Rach einer Pause von zwei Tagen setzte am 17. September ein neuer großer Angriff von Hav- rincourt bi» Holnon «in. Die Hartnäckigkeit, mit welcher die Engländer hier wieder ««greifen, erklärt sich, ganz abgesehen von Fachs strategischen Plänen, die noch immer auf den Durchbruch zwischen Tambrai und Et. Quentin ab- zielen, schon aus der Tatsache, daß die Deutschen vor der Siegfriedstellung überall noch die ehemalige« englischen Stellung«» halte«, so daß die Engländer genötigt find, sich im Feuer der deutschen Artillerie tn dem verwüsteten, von allen Hilfsmitteln entblößten Gelände neu« Ausgangsstellungen zu schaffen, falls es ihnen nicht gelingt, sich in den Besitz ihrer alten Stellungen z« setzen. Di« gleichen Erwägungen mögen p» der Ausnahme der Angriffe im Abschnitt von St. Quentin geführt haben. Am 17. September um 8.SV Ahr vormittags setzte zwischen Omignonbach und Somme stades Feuer ei«, dem heftig« Angriffe beiderseits von Holnon folgten, die tm Gegenstoß zurückgeworfen wurde». Gefangene wurden eingebracht. Desgleichen scheiterten wettere Angriffe um 1VL0 Uhl südlich Holnon, sowie am Nachmittag nördlich des Holnonwaldes, wobei ein oorgehendes Kindliches Bataillon durch zusammengesaßtes Feuer in seine Ausgangsstellung zurückgetrieben wurde, und ebenso Vorstöße gegen Essigny-le-Grand.
Dis französischen Angriffe zwischen Ailette und Aisne dauern a«. Nachdem am Vormittag des 17. September alle Versuche der Franzosen gescheitert waren, die zwei Tage vorher «ntor schwersten Opfern erzielte Einbuchtung in der deutschen Front Lei Allemant zu verbreitern, gingen die Franzosen am Nachmittag mit frischen Kräften unter Einsatz von Tanks auf der ganzen Front zum Angriff vor. Anfänglich gewannen die Franzosen in Richtung aus Pinoi» Raum, wurden aber km Gegenstoß wieder zurückgeworfen. Deutsche Felddatterie» pthren offen auf, setzten zahlreiche Tank außer Gefecht «nd zwangen tm Verein mit den Maschinengewehren der Infanterie die französischen Sturmwellen zvr Umkehr.
Zwischen Maas und Mosel ßihlen die Amerikaner trotz aller großsprecherischen Behauptungen über die Fortsetzung de» Vormarsches und noch zu erwartender große Ereignisse nur vorsichtig an dte deutschen Stellungen heran. Die verhältnismäßige Ruhe an de« übrigen Fronten darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß die gesamte Westfront nach wie vor unter Hochspannung steht.
Fliegerangriff anf Rastatt.
(GKG.) Kattsruh«, IS. Sept. In der Rächt vom 15. zum IS. September wurde anchRastatt von feindlichen Fliegern mit einer größeren Anzahl Bomben belegt, die auch hier meistens anf freies Feld fielen. Lediglich an einer Stelle wurde größerer Schaden angerichtet. Personen w»rden nicht verletzt.
Erfolgreich« Miegerkämpse.
(WTB.) Berlin, 18. Sept. In den drei letzten Tagen wurden von den Flugzeugen und der Flugabwehr des ! Marinekorps 7 feindliche Flugzeuge zum Absturz gebracht.
4 weitere zur Notlandung in Holland gezwungen. Wir büßten in der gleichen Zeit 2 Flugzeuge ein.
" Zum Luftangriff auf Patts.
(WTB.) Bern, 18. Sept. Der „Progres de Lyon" meldet ans Paris: Der letzte Luftangriff auf Paris hat großen Schaden angerichtet. Die Häuser, aus die die Brand- , bomben fielen, sind in der Mehrzahl eingoäschert wor» den. Die neuen Brandbomben, die die Deutschen verwenden, haben eine furchtbare Durchschlags- und Sprengkraft. Das Blatt meldet Tot« und Verwundete. Der ganze An- griff war außerordentlich heftig. Mehrere große Staffeln! durchflogen in Abständen von mehreren Minuten das Sperrfeuer und warfen (Andeutungen Pariser Blätter zufolge) ziemlich über das ganze Pariser Gebiet Bomben ab. Das französische Abwehrfeuer war außerordentlich heftig.
Neue U-Bootserfqkge.
(WTB.) Berlin, 18. Eept. (Amtlich.) Im Sperrgebiet um England wurden von unfern U-Booten 23 VÜÜ Br^ R.-Tonnen oersenlt.
Der Chef des Admiralstabs der Marine.
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