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rien, die Berliner und Potsdamer Behörden, und endlich die Vertreter der Städte, von Straßburg Bürgermeister Back, München den Oberbürgermeister Wiedenmeyer zur Traucr- feier entsandt hatte.

An der Siegesallec löste sich der Zug aus Der Leichenwagen wurde nur noch von einer Schwadron Garde du Corps und den Hof­chargen durch Spalier von Kavallerie und In­fanterie, welche sich durch den ganzen Tier­garten bis Charlottenburz erstreckte, und durch viele Tausende, in dichten Reihen stehende Zu­schauer eskortiert. An der Grenze Charlotten- burgs, am Zollhaus, wurde der Sarg von den Charlottenburger Stadtbehörden empfangen. Still und mit einem kurzen Segen Kögels wurde die Leiche Kaiser Wilhelms im Mauso­leum beigesetzt, wohin ein Teil der fürstlichen Herrschaften mitgegangen war, während der andere größere Teil sich hinauf in das Char­lottenburger Schloß zu dem Kaiser und der Kaiserin begeben hatte, die den Zug von ihren Fenstern aus hatten vorüberziehcn sehen. In einem Wagen begab sich dann die Kaiserin Viktoria mit der Frau Großherzogin von Ba­den nach dem Mausoleum. Dort versammelten sich nun noch einmal sämtliche leidtragenden Fürstlichkeiten. Zuerst nahten die Kaiserin Viktoria und die Frau Großherzogin von Ba­den dem Sarg und knieten in stillem Beten nieder, darauf sämtliche Familienmitglieder und nach ihnen sämtliche fürstliche Leidtragende, im Stillen Abschied nehmend von diesem Sarg und dem Toten, der darin begraben liegt.

Württemberg.

Hestoröen: 18. März zu Dettingen u. T. Schultheiß Wilh. Schraft, 55 I. a.

Stuttgart, 17. März. Das heute er­schienene Militär-Verordnungsblatt hat nach­stehenden Inhalt: Ich bestimme heute, am Tage der feierlichen Beisetzung des Höchstseligen Kaisers Wilhelm, Königs von Preußen Maj. hiermit Folgendes: Zum bleibenden Gedächtnis seines verewigten Hohen Chefs hat Mein zwei­tes Infanterie-Regiment für alle Zeiten den Namen Infanterie-Regiment Kaiser Wilhelm, König von Preußen (2. Württembergisches) Nr. 120 beizubehalten. Florenz, 16. März 1888. Karl. Steinheil. An das Kriegs­ministerium.

S. K. H. Prinz Wilhelm von Würt­temberg und S. K. H. Herzog Albrecht von Württemberg sind verflossene Nacht 12.8 Min. von Berlin wieder hier eingetroffen.

Bei der Beisetzungsfeier in Berlin spendete Prinz Wilhelm von Württemberg einen wundervollen Kranz, dessen eine Seite aus Maiblumen und dessen andere Seite aus Rosen gewunden war, während Kamelien den Knoten bildeten.

Am vergangenen Samstag abend fand in der LogeWilhelm zur ausgehenden Sonne" eine Trauerfeier für Len höchstseligen Kaiser Wilhelm, den Protektor der deutschen Frei­maurerei, in Anwesenheit und Mitwirkung des Großmeisters des Bayreuther Großlogenbundes statt. Zu dieser Feier, die sich in würdigster und für alle Anwesenden erhebendster Weise vollzog, hatte sich eine große Anzahl Logen­mitglieder von nah und fern eingefunden.

Zilshausen, OA. Balingen, 16. März. Heute, am Tage der Beisetzung des höchst­seligen Kaisers Wilhelm, wurde hier ein am 14. ds. verstorbener Altersgenosse desselben, zugleich der älteste Bürger unserer Gemeinde, zur Erde bestattet. Derselbe, Konrad Bitzer, Bauer, von Jung und Alt Konrad-Vetterle genannt, war am 14. Dezember 1797 geb., nie rerheiratet und nie ernstlich krank. In

seinen jüngeren Jahren war der Verstorbene ein fleißiger Landwirt, dem manche Verbesser­ung und manche lohnende Obstbaumpflanzung die Entstehung verdanken.

R u «i» s ch a u

München, 17. März. Der bekannte Reiscschriftsteller, geistvolle Geschichts- und Sprachforscher und liebenswürdige Dichter Dr. Ludwig Stcub ist gestern abend gestorben.

Nach dem größten deutschen Hopfen­geschäft in Nürnberg sind auch drei große Hopfengeschäfte in Fürth, Max Uhlmann und Söhne, Sigmund Uhlmann und Söhne und Jakob Uhlmann, in Zahlungsstockungen ge­raten. Das Bankhaus Gebrüder Löwe da­selbst hat seine Zahlungen eingestellt.

Irankkurt a. M, 17. März. Schon wieder ist ein großer Silberdiebstahl hier aus­geführt worden. Zufolge derFrkf. Z." ist bei Frau Dr. Jckel am Taunusplatz einge­brochen und Silbersachen im Werte von 2000 Mark gestohlen worden. Dies ist der 30. Siberdiebstahl.

Werlin, 16. März. Kaiser Friedrich hat den ältesten kommandierenden General Graf Blumenthal, Kommandeur des 4. Armeekorps, zum Fcldmarschall ernannt und ihm seinen eigenen Marschallstab mit der Bitte übersandt, er möge denselben benützen, bis für ihn ein eigener angefertigt sei.

Werlin, 17. März. Kaiser Friedrich hat diejenigen landesherrlichen Rechte, welche durch den Tod des Kaisers Wilhelm in der Macht­befugnis des kaiserlichen Statthalters in Elsaß- Lothringen erloschen waren, von neuem bestätigt. Ebenso hat Kaiser Friedrich eine überaus warm ! gefaßte Proklamation an die Bevölkerung von Elsaß-Lothringen erlassen, die demnächst im Reichslande veröffentlicht werden wird.

Die Zahl der Personen, die den Dom besucht haben, um die Leiche Kaiser Wilhelms zu sehen, wurde auf 226 000 berechnet; die­jenigen, welche vergebens getrachtet hatten, Eingang zn finden, werden auf das vierfache geschätzt.

Die Zahl der angekommenen Fremden ist weit über 100 000 gestiegen. Jedes Zim- merchen in den vielen Gasthöfen ist besetzt. Ein Fenster in guter Lage unter den Linden wurde mit 100 bis 400 Mark, ein Zimmer mit 1000 bis 2000 Mark bezahlt. Der Jn- validendank nimmt auf dem Balkon des Kaffee Bauer für einen Stuhl 30 Mark.

Werkin, 18. März. Die Post meldet: Der Kaiser hatte eine erquickende Nacht. Er schlief ununterbrochen bis früh. (Gestern wurde folgender ärztliche Bericht veröffentlicht: Kaiser Ftievrich ist ungeachtet der Aufregung der letzten Tage, welche eine Schonung notwendig machte, fieberfrei und ohne besondere Beschwer­den. Die Absonderung ist noch ziemlich reich­lich, daher besteht noch Hustenreiz. Morell Mackenzie. Wegner. Krause. Mark Hovell.)

Am 22. März wird im Mausoleum in Charlottenburg die definitive Beisetzung der Leiche weiland Kaiser Wilhelms stattfinden. Kaiser Friedrich hat befohlen, daß jetzt zu­nächst, bis er selbst im Mausoleum am Sarg seines Vaters gewesen sei, niemand die Be­gräbnisstätte betreten solle.

Wien, 17. März. Aus Lemberg wird gemeldet: In Westgalizien sind über 40 Land­gemeinden durch Ueberschwemmungen betroffen und um ihre Vorräte, teilweise um den ge­samten Viehstand gebracht werden. Die Ge­meinde Bogyiszlo im Pester Komitat ist völlig überschwemmt. Infolge von Stauung des Eises steht die Gemeinde Szathmar ebenfalls unter Wasser.

West, 17. März. In der Stadt Szatmar sind über 400 Häuser durch Wasserfluten be­schädigt und viele sind gänzlich eingestürzt; mehrere 100 Familien sind obdachlos dem Hunger und Elend ausgesetzt.

Aus Konstantinopek meldet Daily News : Zwischen England und der Pforte schweben Unterhandlungen für eine Uebereinkunft, der- zufolgc England sich verpflichtet, Egypten vor dem 1. April 1889 zu räumen. Die Pforte willigt dafür ein, daß britische Kriegsschiffe die Dardanellen ohne besondere Erlaubnis passieren können.

Der russische Vorschlag, den Prinzen Ferdinand mit Hilfe der Pforte aus Bulgarien zu entfernen, da seine dortige Anwesenheit ungesetzlich sei, soll jetzt von sämtlichen Groß­mächten gebilligt worden sein, aber freilich unter dem ausdrücklichen Vorbehalt, daß da­durch keine europäischen Verwickelungen ent­stehen würden.

London, 20. März. Der Standard mel­det aus Shanghai, bei den jüngsten Erdbeben in Junan seien die großen Städte Shipping und Kienshui zerstört worden. Die Zahl der umgekommenen Menschen wird auf 4000 geschäzt.

Wew-York, 17. März. Nachdem die Drahtverbinvung teilweise hergestellt ist, gehen stündlich Berichte über zahlreiche, durch den Schneesturm verursachte Bahn- und Schiffs­unfälle ein. Nahezu zweihundert Schiffe sind gescheitert und sechzig Personen ertrunken. Durch Bahnunfälle sind 40 Personen umgekommen. Der Gesamtschaden wird auf 10 Millionen Dollars geschätzt, wovon 7 Millionen allein auf New-Aork entfallen.

LV Bei bevorstehendem Huartalwechsel erlauben wir uns hiemit die verehrl. Ein­wohner von Wildbad und Umgebung

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