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ersten Stock, von welchem sie in de» Juwelen­laden Hinabstiegen. Man fand ihre Werkzeuge, hat aber von ihnen und ihrer Beute keine Spur. Der größte Teil der Diamanten rührt von dem versteigerten Kronschatze her. Das Schwurgericht von Bordeaux hat Blanchet, welcher Hrn. de Montgolfier im Eisenbahn­wagen überfiel, zu 8 Jahren Zuchthaus ver­urteilt. Der Angeklagte hatte behauptet, er fei umgekehrt von Montgolfier angegriffen wor­den und habe sich nur verteidigt.

Varis, 2. Dez. Gestern Abend fanden auf den Boulevards, im Studentenviertel und im Elyseeviertel zahlreiche Kundgebungen statt, die polizeilich rasch zerstreut wurden. Därou- lsde und Luise Michel wurden verhaftet aber wieder freigelassen. Heute wird der Rück­tritt Grevps bestimmt erwartet.

Sa» Aemo, 1. Dez Mittags passirte ein aus drei deutschen Kriegsschiffen bestehen­des Geschwader hier vorbei und salutirte den Kronprinzen durch 21 Kanonenschüsse.

London, 1. Dezbr Heute früh fand eine heftige Erderschütterung unter starkem Ge­töse in der Stadt Chorley, Lancashire statt, wodurch die Häuser in's Schwanken gerieten; die Einwohner flüchteten in's Freie; der Scha­den ist nicht erheblich.

Bei den Unruhen auf dem Trafalgar Square sind an dem einen Sonntag, dem 13. November, nach dem Bericht des Polizei­arztes nicht weniger als 73 Schutzleute ver­wundet worden. Keine der Wunden ist eine Schußwunde.

Aus Wew-'IorK wird gemeldet: Der Anarchist Most hängt wieder einmal in den Maschen des Gesetzes; er ist wegen Aufreizung zum Aufruhr verhaftet und vom Gericht schul­dig gesprochen worden. Am Montag wird das Urteil verkündet werden. Unter einem Jahr Zuchthaus und 500 Dollars Geldbuße wird er wohl nicht fortkommen.

Aus ßhicago wird gemeldet: Frau Minna Van Zandt, die Gattin des am 11. Nov. in Chicago Hingerichteten Anarchisten Spieß, hat den Entschluß kündgegeben, ihrem Gatten in den Tod zu folgen. Vor einigen Tagen be­gab sich Frau Van Zandt auf den Friedhof, ließ, während ein heftiger Regen niederging, das Grab öffnen und bedeckte den Leichnam mit Küssen, um, wie sie sagte, durch Leichen­gift zu sterben. Da die trostlose Wittwe diesen

Zweck nicht erreichte, hat sie jetzt den Hunger­tod erwählt und verschmäht es seit 3 Tagen, Speise oder Trank zu sich zu nehmen.

Ans dem Briefe eines Deutschen aus Galizien.

. Denke Dir meine entsetzliche

Loge: Der Krieg steht vor der Thür (d. h. die Grenzbewohner sehen Dinge, die ihnen dies wahrscheinlich machen) und ich, wenige Meilen von der russ. Grenze entfernt, werde alle Schrecken desselben aus erster Hand haben. Du weißt, ich habe früher oft genug Diejeni­gen verlacht, die Kriegsgerüchte aussprengten und uns für die Zukunft besorgt zu machen suchten, jetzt aber sehe ich selbst so schwarz wie Andere und mir graut, w.nn ich daran denke, was die nächsten Monate uns bringen können. Höre und urteile selbst: Während wir im tief­sten Frieden unsere Kartoffeln einheimsten und die Weizenschläge für das nächste Jahr bestell­ten, brachten uns die Juden von Woche zu Woche allarmierende Nachrichten von jenseits der Grenze. Erst sollten Quartiermacher in Lublin und Chelm angekommen sein und für Anfang Nov. Quartier für Dragoner und Ko­saken bestellt haben. Dann hieß es, die Eisen­bahnen von Moskau nach Brest und von Kiew her befördern immerzu Truppen aller Art. Vor einigen Tagen kam nun mein Hofjude, der im Russischen, in Hrubicszow am Bug, Geschäfte gehabt hatte, eilig zu mir und er­zählte: In Hrubicszow ist ein ganzes Dra­gonerregiment eingerückt, das soeben von Mos­kau herkommt, in Chelm sind Kosaken aus Orenburg oder noch weiter her in Garnison gekommen, sie haben auch Geschütz mitgebracht. Alles spricht von Krieg; sie sollten die ersten sein, die gegen die Oestreicher marschieren. Noch hatte ich kaum Zeit gefunden, mir diese Nach­richt etwas durchzudenken, da treffe ich mit unserem Nachbar X, einem Schlachzizen zu­sammen, mit dem ich aus nationaler Antipathie selten mich in ein Gespräch einlasse. Der ruft mir mit höhnischem Lachen zu:Nun Panje (mein Herr), Sie haben wohl schon gehört, daß es bald losgehen wird, die Moskale (Russen) rücken mit Macht, bei Luck und Rowno wird in aller Eile geschanzt, schwere Geschütze sind von Kiew her dorthin unterwegs, in Podolien

wird eine Schützendivision mobil gemacht, wir werden bald was erleben. Was aus uns Polen wird, wissen wir noch nicht; aber Euch Deut­schen hier wird sicher das beste Lied gepfiffen." Nun lese ich in der Zeitung die Tischrede von Gurko in Warschau ; die sagt genug für Jeden, der Ohren hat zu hören! Kann es eine ver­zweifeltere Lage geben als die von uns Deut­schen hier? Bisher war der Norden von Ga­lizien schon von 3 russ. Kavalleriedivisionen umstellt, nun hat man noch eine 4. bei Lublin, Chelm und Hubrieszow dazwischen geschoben. Es kostet einen Befehl, und morgen ist Ostga­lizien von Reitermaffen überschwemmt, wir Alle sind verloren! Unsere schöne, reiche Pro­vinz liegt schutzlos da. Kein Spatenstich ist ausgeführt, kien Schutzwall aufgeworfen, kein Sperrfort gebaut, um den Eindringling irgend­wo aufzuhalten Und doch bedarf es nur der Augen eines alten Landwehroffiziers wie ich und einiger Landkenntnis, um gerade hier im Norden befestigte Stellungen zu schaffen, die den Russen Schwierigkeiten genug bereiten könnten. (Schwäb. Merk.)

Hiesiges.

):( Wtldbad, 30. Nov. In der heute im hiesigen Rathaussaal abgehaltenen General­versammlung der Bezirks-Krankenkasse Neuen­bürg wurden die mit dem 31. Dezember d. I. ausscheidenden Mitglieder des Vorstandes, die Herren Fabrikant August Bleyer in Neuen­bürg, Buchhalter Fichter von hier und Dah- linger in Neuenbürg durch Akklamation wie­der auf weitere 2 Jahre gewählt. In den Rechnungs-Ausschuß wurden die Herren Bo- damer in Höfen, Schill und Kuch von hier gewählt.

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Wildbad

Die Gemejnderatswahl

. findet mittelst geheimer Abstimmung am/O-

- . ^ Douuer stuftz -eu 45.'Dezember 1887/vormittgs von 8 bis 12 Uhr ^tm Sitzungssaal des Rathauses statt.

Zu wählen sind an Stelle der Herren: //,.

-I^o-mets-ch,-Gottlob,-Stadtpfleger,. -B-at.t.,-Kurl^GypsermeiÜ^. '. . Weber, Wilhelm, Sonnenmirt, - Hammer, Friedrich, Adlerwirt,

Vier Gemeiuderatsmitglieder auf 6 Jahre, -Padmm aruStelle des verstorbenen Herr»' -K-r»n-ß7 -Ehriftian^chKauWMePrrä»

-4^1tAtikL. a»f ^ Jahre Mid. an .Stelle des vor Ablauf-seiner Dienstzeit zurückgetre-. -trnen Herrn K le in logel,Oskar>-Fabrikdirektors,

1-Milglied aufi L Jahre. - ,

Die Wahlzettel müssen sonach » Namen wahlfähiger Bürger enthalten und es wer­den diejenigen 4 Bürger, welche am meisten Stimmen auf sich vereinigen, als auf sechs Jahre, der-nächste -in der Stimmenzahl als aus 4 Jahre und der übernächste als auf 2 Jahro-rgewählt betrachtet.

Die Austretenden können wieder gewählt werden.

Wahlberechtigt und wählbar sind mit den hienach bezeichneten Ausnahmen:

1) alle männlichen Bürger von Wildbad, welche das 25. Lebensjahr zurückgelegt haben, im Gemeindebezrrk wohnen und daselbst Steuern aus einem der Besteuerung der Stadtgemeinde Wildbad unterworfenen Vermögen oder Einkommen oder wenig­stens Wohnsteuer entrichten;

Wi ld b ad.

Aahrnis-Verkauf.

Aus dem Nachlaß des in Zihlschlacht, Kantons Thurgau, Schweiz, gestorbenen ledigen Kutschers Ulrich Gwinner von Jgelsloch, werden am

Montag den 5. Dezember 1887,

vormittags 10 Uhr,

auf dem Rathause in Wildbad gegen Barzahlung versteigert:

Mannskleider und Leibweißzeug,

2 silberne Taschenuhren,

1 Koffer und 1 Kiste.

Gerichtsnotar

Fehleisen.

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