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hervor, auf welches Kurt die Zeilen eines Volksliedes geschrieben, das er am letzten Abend mit tiefer Empfindung gesungen hatte, als sie draußen im Kahne gesessen auf dem schweigenden See. Noch einmal las das Mädchen die oft gelesenen Worte:
„Küsset Dir ein Lüstelein Wangen oder Hände, Denke, daß es Grüße sei'n, Die ich zu Dir sende.
Tausend schick' ich täglich aus, Die da wehen um Dein Haus, Weil ich Dein gedenke,
Weil ich Dein gedenke!"
Humoristisches: Vom Rauchen.
Hör' lieber Leser, hör' mich a», Doch steck' Dir erst 'ne Pfeife an! Das Rauche» ist ein groß Pläsir, Und unterscheidet uns vom Thier!
Als Knabe fängt man's heimlich an, Obgleich man's nicht vertragen kann! Es raucht der Gymnafist mit List, Dieweil cs streng vei boten ist!
Der Maurer raucht, ob's kalt, ob's schwül, Doch Zunder braucht er schrecklich viel!
Der Postillon — denn sonst ging's schief Der raucht als wie 'ne Lokomotiv!
Ganz frei, in äulai judilo Dampft erst der Bruder Studio!
LOM
Wenn mit dem Feind der Mann sich haut Dann raucht er Liebesgabenkraut! Der Feind cS schier nicht riechen kann. Nimmt voll Entsetzen Reißaus dann!
Und hat der Marsch all erst gestoppt. So wird der Feind gewiß gekloppt!
Der König raucht voll Majestät, Wenn er g'rad nicht regieren thät!
Der Bettler sucht die Stumpen sich. Und raucht und freut sich königlich!
L WM!
Bist Du beweibt, dann dampfe baß Die Friedenspfeis' ohn' Unterlaß!
Entsetzen herrscht, geräthst Du je Jn's rauchlos dämliche Conpo!
Zuweilen auf der Eisenbahn Trifft man auch böse Raucher an!
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Fängt Deine Schwiegermutter an. Stopf' eine gröb're Sorte dann!
Bist Du 'mal krank — „die Pfeif' in Mund!" Ich sage Dir, Du wirst gesund!
Doch Manchem wird erst wieder wohl, Raucht er vom Tabaksmonopol!
Und kommt zuletzt der Sensenmann, So biet' ihm erst 'ne Pfeife an!
Nützt's nichts, und mußt Du mit hinaus. Na nu! — dann klopf' die Pfeife aus!
UM-'
Und der Euch dieses Lied erdacht, Hat's hinterm Pfeifenqualm gemacht!
Dann hielt sie das Blatt in die Flamme des Lichts. Der Qualm verbranntem Papier füllte das Zimmer, sie öffnete das Fenster; m Sturmwind draußen zerzauste die welken Rosen, im Sturmwind ^flatterte das kleine Häufchen Asche.
Sie aber warf sich auf das Lager und weinte bitterlich, Stunde auf Stunde hörte das arme Mädchen vom nahen Kirchthurme schlagen, ohne den Schlummer finden zu können, und immer wieder murmelten ihre Lippen: „Weil ich Dein gedenke I" — (Fortsetzung folgt.)