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/sirschöerg i. Schl., 6. Okt. Der ge­stern Abend von hier nach Waldenburg abge­lassene Kohlenzug ist bei dem Einlauf in den Bahnhof Jannowitz vollständig entgleist. Der Zugführer hat dabei seinen Tod gefunden; der Packwagen und eine Reihe von Kohlen­wagen wurden gänzlich zertrümmert.

Aus Lübeck, 3. Okt., wird gemeldet: Das Schwurgericht verurteilte den evangelischen Pastor Holm aus Neukirchen wegen Unter­schlagung zu 5 Jahren Gefängnis und 5 I. Ehrverlust.

Wreslau, 5. Okt. Nach der Breslauer Zeitung erfolgte in Zabrze heute Nacht ein Durchbruch schwimmender Gebirge auf der Guidogrube im sogenannten „kurzen Werke." 20 Leute wurden verschüttet; 1 Schwerver­wundeter ist bis jetzt herausgezogen.

— Schon wieder wird ein schwerer Un­glücksfall aus der Schweiz gemeldet. Dienstag abend wollten 3 junge Leute, wovon einer Familienvater, aus le Chatel bei Bex sich nach der Alp les Loex (Waadt) begeben. Bei einer etwas schwierigen Stelle wagten sich zwei der­selben zu weit an die überhängende Felswand hinaus und stürzten in die Tiefe. Der Dritte holte sofort Hilfe aus le Chatel und fand bald die Leichen der beiden Verunglückten. Sie heißen G. Nicollerat-Cherix und F. Fontannaz.

London, 3. Okt. In dem Dorfe Cre- tingham ermordete Samstag nacht der Pfarr- kurat Cooper den 73jährigen Vikar Farley Der Letztere häkle sich mit seiner Frau schon zu Bette begeben, als Cooper, halb angekleidet, Einlaß ins Zimmer begehrte. Die Frau wollte ihm denselben verweigern, als der be­jahrte Geistliche selbst den Kuraten eintreten hieß. Cooper trat an das Bett des Vikars, worauf dieser plötzlich in die Worte ausbrach: „Er hat mich in den Hals geschnitten." Wenige Minuten später war der alte Mann eine Leiche. Cooper wurde verhaftet. Man sagt, daß er schon seit längerer Zeit Symptome von Irr­sinn gezeigt hat.

London, 6 . Okt. Der Sultan von Ma- rocco liegt im Sterben; derselbe soll vergiftet worden sein. Spanien rüstet sich, um nötigen­falls mit bewaffneter Macht die Erhaltung des bisherigen Zustandes zu erzwingen, wenn nach dein Tod des Sultans Unruhen ausbre­chen und andere Mächte versuchen sollten, sich in die Angelegenheiten Marocco's einzumischen.

Aew-HZorK, 3. Okt. Die Sozialisten wollten in Union Hill bei Hoboken eine Ver­sammlung halten, um gegen die Hinrichtung der 7 zum Tode verurteilten Chigagoer Anar­chisten zu protestieren Die Polizei erhielt jedoch vorher Kunde und so besetzten 150 Polizisten das Versammlungslokal, um die Versammlung zu verhindern. Die Sozialisten gerieten hierüber so in Wut, daß sie die Polizei angriffen. Einige von ihnen waren mit Messern bewaffnet. Die Polizei trieb jedoch ihre Gegner mit ihren Knüppeln aus dem Saal und verwundete viele, und zwar einen lebensgefährlich.

Tnirrhaltkndks.

Z)ev tolle Zonas.

Wilderergeschichte von Hermann Robolski.

4) (Fortsetzung).

Mit halbem Ohr nur hörten die Männer zu; mehrfach verstanden sie den Schwätzer auch gar nicht einmal. Die Beiden waren viel zu viel schon in Gedanken bei dem Sympathie- Act, der nun bald vor sich gehen sollte.

Im Walde konnte man kaum die Hand vor Augen sehen, solch' eine ausgeprägte Finsternis herrschte unter den uralten Bäumen. Die bu­

schige» Zweige der Tannen reichten bis auf den Boden herunter und verdeckten die Stämme vollständig. Alle Augenblicke stolperte einer der nächtlichen Wanderer über die auf der Erde sich hinziehenden Wurzeln unv einmal fiel Susek, so lang er war, in das Haidekraut.

Nach gut halbstündiger Pilgerung wurde die Forst dichter und unwegsamer. Der Zi­geuner sprach nichts mehr, und die beiden ängstlichen Landleute verspürten schon längst keine Lust zum Reden. Immer nur vorwärts strebten sie; regte sich aber zufällig etwas im Dickicht, so fuhren die vom Aberglauben im hohen Grade Befangenen mächtig zusammen.

Jetzt schimmerte die auf einer Lichtung stehende und von allerlei Buschwerk hergestellte Hütte aus der Finsternis schwach hervor. Dem Ungar war die Gegend nicht ganz fremd, hatte er doch am Tage vorher mit noch einigen Cum- panen dort in dem Gestrüpp Igel zum Braten gesucht.

Vorsichtig traten die Männer in den luftigen Raum, der durch keine Thür von der Außen­welt abgeschlossen werden konnte. Selbst ein Fenster fehlte dem Noturgemach. Staat des­selben befand sich in der geflochtenen Wand in etwa halber Körperhöhe ein Luginsland, durch das am Tage die Eichkätzchen schlüpfen und des Waldes Vögel ein- und ausflogen.

Susek tappte, nachdem er sich seiner Last entledigt, im Finstern umher! dann zündete er Feuer an und steckte einen dicken, harzigen Kiehnspahn in Brand, den er schräg in den Erdboden stieß.

Die schwelige Flamme verbreitete ein nur unvollkommenes Licht in der Runde. Wenn sie, vom Zuge angefacht, auflackerte, sah man durch Thür und Fensteröffnung die gigantischen schwarzen Tannen draußen in träumerischer Stille Posten stehen. Noch dichter wie am Tage haben diese den Nadelmantel um sich gezogen, so daß dem moosigen Stamme dop­pelte Deckung erwächst. Der Waldnacht tiefes Schweigen gemahnt fast an Friedhofsruhe, und etliche der hohen Wipfel grenzten sich am Him- melsgedämmer ab wie ragende Kreuzesspitzen. Scheltend fliegt ein winziger Zaunkönig, der im Rohr- und Binsenwerk des Hüttenbaches sein Nest gebaut, zum Eingang hinaus, und in einem Winkel der Waldklause bringen ei» Paar Spitzmäuslein, unbeirrt von der Anwe­senheit der Menschen, unter Ouieken und Beißen einen kleinen Krieg zum Austrag.

Der braune Südländer warf seinen Schaf­pelz in die Ecke und begann unter allerlei Ge­murmel den Boden glatt zu treten. Scheu zogen sich die beiden Begleiter an die Fenster­öffnung zurück und beobachteten stumm das rätselhafte Gebühren des Fremden.

Nun markierte Susek mit einem Stecken die grobe Contur-Zeichnung eines vierfüßigen Tieres im Sande, packte all' die mitgebrachten Gegenstände aus den Leib des undefinirbaren Geschöpfes und legte die harten Thaler im Kreise um das Ganze herum. Die frei ge­wordenen Frösche schienen indessen den nächti­gen Zauber wenig zu respektiren, denn sie hüpften nach allen Richtungen davon.

Dann zog der mephistophelisch Grinsende den Oberschenkelknochen eines größeren Thieres aus der Pelztasche hervor und hielt denselben an den flackernden Spahn.

Die markgefüllte Röhre fing an zu glim­men; dicker Qualm wälzte sich schwer und langsam durch den Raum und ein ekelhafter Geruch füllte bald die ganze Hütte.

Voll Scheu und Furcht sahen die zittern- Landleute auf den dämonisch erscheinenden Puß- tamenschen. Dieser aber schwang den glühend gewordenen Knochen wie ein Feuerrad durch

die Luft und eberdrte sich dabei gleich einem Besessenen. Tue Peltzmütze war dem Fremden vom Haupte gefallen, das schwarze, strähnige Haar hing ihm wirr um das kupferfarbene Antlitz und seine dunklen Augen blitzten in un­heimlichem Glanze. Noch einmal flackerte das Spahnlicht, dem Erlöschen nahe, auf und sank dann auf die Seite. Der Braune aber griff in den Dolman, zog eine Pistole hervor und feuerte blind in die Luft, während sein Mur­meln in ein wahres Gekrächze überging.

Da schrieen auch die beiden Dörfler laut auf und der Bandeuhauptmann stürzte winselnd zu Boden.

Am Eingänge der Hütte stand, auf die Büchse gestützt, ein riesiger Mensch mst langem wallenden Barte. Ein Wolssfell hing ihm als Ueberwurf auf den Schultern und ein mächtiger breitkrempiger Hut bedeckte fast den nicht behaarten Teil des Gesichtes. Die Linke hatte der Hüne auf den Kopf eines knurrend neben ihm stehenden großen, hundeartigen Tieres gelegt. Die Bestie schien nicht übel Lust zu empfinden sich auf die Männer in der Hütte zu werfen; doch gehorchte sie dem Drucke der Hand ihres Herrn. — Erlöschend sank der brennende Kiehnspahn um, und es herrschte wieder Finsternis in der kleinen Klause.

Jareschew und Derenburg stürzten mit der Gewandheit junger Burschen durch die Fenster­öffnung und enteilten, was die Füße sie zu tragen vermochten, der unheimlichen Stätte.

„Weh uns! Der tolle Jonas!" stöhnte der Ortsschulze, als die Flüchtigen einen Au­genblick vom schnellen Lauf anhielten.

„Und er hatte den fürchterlichen Wolf bei sich! „sagte der Colonist außer Atem hinzu. „Also sind nicht beide Wesen ein und dasselbe."

Weiter gediehen die Auseinandersetzungen der erschrockenen Männer nicht. Ein zufälliges Brechen im Dickicht trieb sie zu erneuter Eile an. Wie die besten Schnellläufer stürmten die für gewöhnlich so schwerfälligen Menschen über Feld und Flur und erreichten auch ungefähr­det ihre Heimstätten. Aber die ganze Nacht noch beunruhigte sie das aufregende Abenteuer im dunklen Walde.

Als die Deputierten am anderen Morgen ihre Erlebnisse im Dorfe erzählten, machten sich acht bis zehn schwer bewaffnete Männer nach der einsamen Köhlerhütte auf den Weg, das heißt nicht etwa, um sich mit dein tollen Jonas in einen Kains einzulassen, sondern um die schönen harten Thaler zu retten

In der Klause herrschte Waldesfrieden und einsame Stille. Auf dem Boden sah man wohl noch die Eindrücke von Menschcntritten; auch die rohe Contur jenes vierfüßigen Tieres war im Sande ziemlich erkennbar; von den Eßwaaren und dem Gelbe fehlte indessen jede Spur. Alles Suchen nach den blanken Münz­stücken fruchtete nichts — die Summe war und blieb verschwunden. Schleunigst verließen nun die Geprellten den Ort, um den Zigeu­nerführer in's Kreuzverhör zu nehmen; aber die ganze Bande hatte sich bereits am grüßen­den Morgen aus dem Staube gemacht; — wohin — das wußte Niemand. (Forts, s.)

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