Aettestes Amtsblatt der Stadt Witdbad.

Anzeiger und Unterhaltungs-Blatt für Wildbad und Umgebung.

—Areiundzwcrrrzigstsr Jahrgang. Z——

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I^ro. 81. Samstag, den 8. Oktober

1337.

Württemberg.

Gestorben: 6. Okt zu Stuttgart: Hof­sänger a D. Franz Jäger, 66 I. alt.

Stuttgart, 5. Okt. Herr Professor Speidel vom Konservatorium, der langjährige frühere Leiter des Liederkranzes, beging gestern seine silberne Hochzeit.

Stuttgart, 7. Okt. Gestern nachmittag waren 63 junge Leute aus dem Oberamt Stuttgart u. a. wegen Verletzung der Wehr­pflicht vor die Strafkammer geladen, aber nicht erschienen. Sie wurden alle bis auf Einen zu 400 Geldstrafe oder 3 Monat Haft ver­urteilt.

Stuttgart, 3. Oktbr. Bei der Bienen­ausstellung verschwanden, wie sich jetzt heraus­stellt, nicht nur eine Anzahl Töpfe und Gläser mit Honig spurlos, sondern ein Bienenstock mit seinem lebenden Volk.

-— Die Nachwehen der Hundeausstellung machen sich jetzt erst fühlbar. Der Gestank, den die Bestien zurückgelassen haben, ist so stark, daß der Gemeinderat sich veranlaßt sah, die Entschädigung für Wiederherstellung be­trächtlich zu erhöhen.

— Stuttgart, 4. Okt. In einzelnen Ge­meinden hat man mit der Weinlese (Frühge­wächs) schon begonnen, im Allgemeinen dürfte dieselbe aber, da die Weinberge ganz schön belaubt sind, bis in die zweite Hälfte dieses Monats hinausgeschoben werden.

ßalw, 4. Okt. Die hiesige freiwillige Feuerwehr beging gestern Abend in Verbin­dung mit der jährlichen Hauptversammlung im eigenen Kreise die Feier ihres 25jährigen Bestehens. Aus dem Bericht des Komman­danten war zu entnehmen, daß hier schon im Jahr 1850 eine Berufsfeuerwehr gebildet wurde, die sich dann im Jahre 1862 in eine freiwillige, welche nunmehr ihre Angelegen­heiten selbst verwalten und ihre Führer wählen durfte, umwandelte. Sie zählt gegenwärtig 262 Mitglieder, von welchen 41 das Dienst­ehrenzeichen tragen. Der Kommandant Kaufm. E. Georgii und der Adjutant Buchbinder Bub führen ihr Amt während dieses ganzen Zeit­raums von 25 Jahren mit Thatkraft und Geschick. Mn Gefühlen der Anerkennung und des schuldigen Dankes diesen beiden verdienten Männern gegenüber wurde in einer Rede des Fabr. Zöppritz und in einem besonderen Schrei­ben des Gemeinderats Ausdruck verliehen.

Halw, 5. Okt. Gestern, Dienstag, stürzte hier ein mit der Ausbesserung eines Daches beschäftigter Zimmermann zwei Stock hoch herunter und erlitt hiebei so schwere innere Verletzungen, daß er denselben heute vormittag erlag. Der Verunglückte hinterläßt eine Frau und mehrere zum Teil unversorgte Kinder.

Nagold, 2. Okt. Das Anwesen von Friedrich Mast in Ebhausen, Sägmühle, Oel-

mühle und Hanfrnbe, Spinnerei und Neben­gebäude, ist abgebrannt. In der Sägmühle brach das Feuer aus. Der Gebäudeschaden beträgt ca. 30 000 ^ Entstehungsursache allem. Anschein nach Feuerverwahrlosung.

Korrheim, 4. Okt. Der Herbst für Früh­trauben hat hier, in Ensingen und Gündel­bach begonnen. Verkauft wurde hier der Eimer zu 126—130 M., in Ensingen zu 126 M-, in Gündelbach zu 125 und 130 M, in Vai­hingen Ende voriger Woche zu 138 M. Der eigentliche Herbst beginnt hier am Donnerstag, in den benachbarten Orten meist nächsten Mon­tag. Nach den bisherigen Erfahrungen schlägt der neue Wein in der Quantität zurück.

Tübingen, 5. Okt. Große Aufregung erregt hier das Verschwinden eines hiesigen Handwerksmattnes, der unter der Angabe, das Cannstatter Volksfest zu besuchen, von hier abreiste. Er hat 6000 M. Pflegschaftsgelder, württemb. Obligationen, die noch nicht auf den Namen der Pflegschaft eingetragen waren, mit sich genommen und dem Vernehmen nach in Stuttgart gegen bar umgetauscht.

Mlingen, 4. Okt. Oberschulrat Doktor Pfisterer, Rektor des Schullehrerseminars hier, ist heute früh 8 Uhr ohne vorhergegangenes Unwohlsein erschütternd rasch im Alter von 61 Jahren an einem Hirnschlag verstorben.

Aalen, 6. Okt. Heute ereignete sich in Unterkochen ein großes Unglück. Die Mutter einer zahlreichen Familie hatte während des Kochens ein mehrjähriges Kind auf dem ge­mauerten Herde mit großen Kunsthäfen bei sich sitzen. Sie machte sich einen Augenblick außerhalb der Küche zu thun und während der Zeit fiel das arme Kind kopfüber in den offenen, siedenden Krauthafen und verbrannte den ganzen Kopf dergestalt, daß es im Laufe des Nachmittags der grausigen Verletzung erlag

Rundschau

Aerkin zählte am 1. September d. I. 1 389 196 Einwohner und wurde in den ersten 8 Monaten von 270 000 Fremden besucht. Je größer die Stadt wird, desto teurer Grund und Boden. Der höchste Grundstückspreis ist nach amtlicher Feststellung für das jetzt im Abriß befindliche Grundstück Friedrichstraße 82 a, Ecke der Behrenstraße, bezahlt worden, nämlich 1200 000 Mk. für 376 Quadrat­meter oder 45 250 Mk. für die Quadratruthe. Das vielbesprochene Grundstück Leipzigerstraße 101, auf welchem der Neubau der „Equitable" ersteht, hat nur den dritten Teil, bei 1026 Quadratmeter Flächen-Jnhalt, 1 135 000 gekostet.

— Der ermordete Nachtwächter Braun in Arilin ist mit großen Ehren begraben worden. Er war ein sehr braver, mutiger und pflichteifriger Mann, der bei bösen Buben schlecht angeschrieben war. In den drei Kriegen

von 1864, 1866 und 1870 hat er tapfer ge­kämpft und sich das Eiserne Kreuz erworben, das seinen Sarg schmückte.

Arkberg, 5. Okt. Aus Neustadt teilt man dem „Echo" mit: Wir machen hiemit darauf aufmerksam, daß auf dem Gebiete der Uhrenindustrie eine höchst wichtige Erfindung gemacht wurde, an der schon viele Fachleute eine lange Reihe von Jahren sich vergeblich die Köpfe zerbrochen haben. Es ist dies eine Uhr, welche sich fortwährend im Gang befin­det, ohne dabei nur einmal aufgezogen zu werden. Das Kunstwerk, welches bis jetzt einzig in seiner Art dasteht, soll in allernäch­ster Zeit ganz zur Vollendung gelangen und wird demnächst patentiert, um alsdann später von dem Erfinder, Hrn. Schmidt, z. Z. Auf­seher in der Uhrenfabrik Neustadt, öffentlich ausgestellt zu werden. (?)

Lörrach, 3. Okt. Gestern feierte dahier die Buchdruckerei des Hrn. Gutsch das Fest ihres 50jährigen Bestehens und das Jubiläum des Herrn C. F. Keller, Steindruckerei-Faktors, welcher von Anfang an im Geschäft thätig gewesen ist. Durch Hrn. Oberamtmann Sonn­tag wurde dem Letzteren eine Medaille über­reicht.

Nürnberg, 4. Okt. Das Schwurgericht in Bayreuth hat ein Todesurteil gefällt. Dasselbe traf den 32jährigen Käser und Dienst­knecht Friedrich Wild von Bernbach (Württ.), der schon im Jahre 1879 wegen zweier Mord- thaten zum Tode verurteilt, dann aber zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe begnadigt wor­den war. Im Zuchthause zu Plassenburg hatte er dann am 10. Juli d. I., um zu entkommen, einen Aufseher ermordet und einen zweiten Aufseher stark verwundet.

Aus Frankfurt schreibt man der N. Pr. Ztg.: Die am 18. v. M. zu Halle a. S. verstorbene Fürstin zu Isenburg und Büdingen in Wächtersbach ist, wie bekannt, die älteste Tochter des letzten Kurfürsten von Hessen und als solche Miterbin von dessen sehr bededeu- tendcm Vermögen gewesen. Allgemein über­rascht es deshalb, daß der Nachlaß der Fürstin sich als ein verhältnismäßig unbedeutender herausgestellt hat, so daß sehr große Summen abhanden gekommen zu sein scheinen. Ob Veruntreuungen oder andere Ursachen hier vorliegen, wird die gerichtliche Untersuchung ergeben, die von einem der Miterben des Vermögens der verst. Fürstin bereits eingeleitet worden sein soll.

— Die Schulden des Fabrikanten Schwahn in Frankfurt betragen mehr als 2 Millionen, die Aktiva höchstens 109 000 Mk. Es ist der größte Schwindelbankerott seit vielen Jahren.

Görlitz, 6. Oktbr. Der General Graf Hugo Ewald von Kirchbach ist auf seinem Gute Moholz bei Nieskv in Folge eines Schlag­anfalls gestorben.