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Milllllsg/klltgeS. (Nachdruck verboten.)
^>er «endarmenmarkt in Berlin. (Mit Bild auf Seite 134.) — Der zweitgrößte der öffentlichen Plätze Berlins ist der Gendarmenmarkt zwischen Charlotten-, Markgrafen-, der Französischen- und Mohrenstraße, von dem wir auf Seite 134 eine Ansicht bringen. Auf demselben erheben sich die beiden kuppelgekrönten Bauten der neuen Kirche (im Vordergründe unseres Bildes) und der französischen Kirche, welche beide nach dem Muster der auf der Piazza del Popolo zu Rom stehenden Marienkirche erbaut sind und aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts herrühren. Zwischen den beiden Kirchen steht inmitten des Gendarmenmarktes das königliche Schauspielhaus (1818 bis 1821 von Schinkel erbaut), von dem ans unserem Bilde nur die Hauptfront mit der Freitreppe zu sehen ist. Vor letzterer erhebt sich das Schillerdenkmal von Reinhold Begas (am 10. November 1871 enthüllt), wonach dieser mit Anlagen geschmückte Theil des Gendarmenmarktes den Namen „Schillerplatz" erhalten hat.
Die Eroberung von Egypten durch den Perserkönig Kam- byses. (Mit Bild auf Seite 135.) — Kambyses, der Sohn des großen Cyrus, beflieg 529 v. Chr. den persischen Thron und rüstete alsbald ein gewaltiges Heer, um Egypten zu erobern. Der Pharao Psammenit erwartete mit der egyptischen Heeresmacht den Feind an der Landenge von Pelusium (Suez), und im Jahre 525 kam es zur entscheidenden Schlacht. Nach furchtbarem Kampfe siegte der Perserkönig, zog kurz daraus triumphirend in Memphis ein und hatte bald ganz Egypten in seiner Gewalt. So fiel das alte Pharaonenreich, um sich nie wieder zu seiner früheren Größe zu erheben. Kambyses aber, von diesen Erfolgen berauscht, sandte eine Flotte gegen die Karthager, einen Theil des Heeres nach Lybien, während er selbst mit der Hauptmacht gegen die Aethiopier zog, erlitt jedoch einen vollständigen Mißerfolg und zog, noch ganz ergrimmt darüber, gerade an dem Tage in Memphis wieder ein, als die Egypter ein Jubelfest wegen der Erscheinung eines neuen Apis, des dem Gotte Osiris geheiligten Stieres, der an ganz bestimmten Zeichen erkannt wurde, feierten.
In dem Jrrlhum, die Einwohner jubelten über seine Niederlagen, ließ der zornige Perserkönig die Vorsteher der Stadt hinrichten, und als man ihm den wahren Grund der Festfreude genannt, den Apis von den Priestern herbeibringen. Höhnend stieß er dann dem Lhiere seinen Dolch in den Leib (siehe unser Bild aus Seite 435), um den Egyptern zu beweisen, daß das kein Gott >ei, und ließ die über diese Frevctthat erstarrten Priester geißeln. Wie egyptische 'Schriftsteller berichten, brach aber von diesem Lage an der Wahnsinn bei ihm aus, und er ergab sich, aus Furcht vor der Strafe des beleidigten Gottes, dem Trünke.
Bald nachher verwundete sich Kambyses beim Besteigen seines Pferdes mit dem eigenen Schwerte am Schenkel und starb, da der Brand hinzutrat, im Jahre 522.
Machr der Kleinen. — Die Termiten oder weißen Ameisen, eine Jnsek- tenfamilie aus der Ordnung der Gradflüg- ler, welche in den Tropen leben und sich durch die Größe und kompliziere Einrichtung ihrer ost fünf Meter hohen und setsenharlen Baue auszeichnen, sind in manchen Ländern eine wahre Plage und ein Schrecken für die Einwohner, da sie
gerissen werden mußte. Man erstaunt über diese Wirkungen umsomehr, wenn man bedenkt, daß das kleine, blasse und zarte Insekt kaum 9 bis 16 Millimeter, lang ist, aber durch seine zahllose Menge so große ^Wirkungen Hervorbringk7 Jetzt sind die Zerstörer durch energische Gegenmaßr-geln säst überall in Europa vertilgt. sF- Z.s
Ein Wunderdoktor. — Der russische Admiral Orlow, welcher unter Katharina II. Befehlshaber der russischemLlotte im griechischen Archipel gewesen war, litt seit der Rückkehr von diesemWostem an hochgradiger Nervosität und Hypochondrie, gegen welches Leiden ks» Arzneimittel helfen wollte. Da ließ sich eines Tages ein Abenteurer NameD Jeroffeitsch, der lange in China gelebt hatte, bei dem Grasen melden und versprach, ihn in kurzer Frist von seinem Leiden zu heilen. Und in der That, die Kur gelang so vortrefflich, daß Orlow vollkommen wieder hergestellt wurde. Jeroffeitsch war mit einem Schlage ein angesehener Mann und er wurde als Chirurgus beim adeligen Landkadettencorps angestellt. Bald aber erfuhr man, worin des Wunderarztes ganze Geschicklichkeit bestand. Er besaß nämlich ein in russischer Sprache geschriebenes medicinifches Buch, zu welchem er in China durch Zufall gekommen war. Da er aber selbst weder lesen noch schreiben konnte, so hielt er sich einen Knaben, der das verstand. Kam nun ein Kranker, so gab er dem Knaben das Buch und sagb: „Nsebitai (lies)!' Nun fing der Knabe an zu lesen, und kam er an eine Krankheit, deren Symptome den von dem eben anwesenden Patienten geschilderten ähnlich waren, so rief sein Herr: „Uastol (warte)!" Eines der dabei angeführten Rezepte mußte nun der Knabe ausschreiben und die kranke Person mußte die Arznei einnehmen. In dem Falle mit dem Admiral Orlow hatte der Schwindler offenbar durch einen Zufall das Richtige
getroffen.
Einfacher Ausweg.
Schuster zu einem Herrn: Ich habe zwar, Herr Maier, da ich Sie so gut kenne, mich dazu bewegen lassen, Ihre Stiefeln vorläufig anzu- schreiben, jetzt kann ich aber unmöglich mehr warten und sie länger in meinem Buche stehen lassen.
Herr Maier: Nun, dann streichen Sie sie meinetwegen aus! -----
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Immer praktisch. — Während sich reiche Türken in der nicht unbegründeten Furcht, die Türkei möchte einmal wieder dem Kreuz unterworfen werden, gern aus dem Boden Kleinafiens ihre letzte Ruhestätte bereiten lassen, gilt es bei den heimath- liebenden Chinesen für ein großes Unglück, in einem fremden Lande zu sterben und begraben zu werden. Nun werden durch Uebervölkerung und Hungersnoth jährlich viele Tausende von Chinesen zur Auswanderung gezwungen, sei es nach Hinterindien, nach den ostindischen Inseln, nach Australien oder Amerika; aber sie verlassen ihr Vaterland nur in der Absicht, sich in der Fremde Geld zu erwerben und nach einer Reihe von Jahren wieder zurückzukehren. Vielen freilich gelingt dies nicht, viele gerathen im fremden Land in Elend und Noth, verderben und sterben. Da sorgen spekulative Landsleute dafür, daß solche Unglückliche, wenn auch nicht in ihrem Vaterland, so doch wenigstens in chinesischer Erde begraben werden: sie schaffen auf Schiffen Erde aus China herbei und verlausen sie zum Zweck der Bestattung an die Angehörigen und Freunde der Verstorbenen. Der Handel mit solcher Erde hat sich an allen Orten, wo zahlreiche chinesische Auswanderer sich aufhalten, als ein recht lohnender erwiesen. M—l.
Ursprung des Liedes: O, Du lieber Augustin. — In der Stadt Meißen lebte gegen Ende des 18. Jahrhunderts ein abergläubischer Krämer mit Nanm Augustin. Irrlichter, die er in der Nähe der Elbbrücke gesehen hatte, brachten ihn aus den unseligen Gedanken, daß daselbst eni Schatz verborgen liege. Er beschloß, diesen
schaarenwerse in die menschlichen Wohnungen zu dringen pflegen und dieselben tSchatz zu heben, und grub manche Nacht unverdrossen, bis endlich ein Brücken-
.. . .-Peiler einstürzte. Dieser Unfall kostete ihn sein ganzes Vermögen, denn er
mußte die Brücke wieder Herstellen. Diese verunglückte Schatzgräberei soll du Veranlassung zu dem Liede gegeben haben: O, Du lieber Augustin, Alles ist hin, 's Geld ist weg, der Schatz ist weg u. s. w. C- -4-
Gut heimgeschickt. — Die Parlamentssession in England war beendet, und ein eitler, auf seine Gewandtheit im Sprechen und Debattiren nicht wenig stolzer Vielredner unter den Abgeordneten wandte sich vorwurfsvoll an einen College» mit den Worten: „Aber Herr, Sie haben ja während der ganzen Session kaum einmal den Mund aufgethan." — „O doch," erwiederte dieser, „häufig genug; nämlich so ost als Sie sprachen, zum — Gähnen." Zw.
zerstören, indem sie das Holzwerk und die Balken inwendig aussressen. Dies thun sie so geschickt, lassen stets die äußere Hülle dabei stehen, daß man ihre Verwüstungen gemeiniglich erst dann bemerkt, wenn es zu spät ist, den Schaden zu verhüten. Nichts widersteht ihnen, was nicht gerade von Stein, Glas oder Eisen ist. Gegen Ende c es vorigen Jahrhunderts wurden sie durch fremde Schiffe nach Europa, besonders Spanien, Italien und Frankreich verschleppt, wo sie sich sofort einbürgerten und ihre unheimliche Thätigkeir begannen. Man wurde indessen auf die gefährlichen Feinde nicht eher aufmerksam, als bis zu Rvche- sort in Frankreich plötzlich ein Haus zusammenstürzte, dessen Balken die Termiten völlig ausgehöhlt hatten. Jetzt ergriff die Regierung Gegenmaßregeln. Bei näherer Untersuchung zeigte es sich, daß der ganze kostbare Vorrath der zum Bau der Kriegsschiffe bestimmten Eichenstämme vollständig zerfressen war, sämmtliche öffentliche Gebäude waren derartig beschädigt, daß sie schleunigst reparirt werden mußten, und in einigen Seehäfen konnten die Archive der Marine nur dadurch gerettet werden, daß man die Bücher in Metallkästen verschloß. In einer Pension in Rochefort stürzte die ganze Damen- gesellschaft beim Mittagstisch plötzlich sammt der Zimmerdecke in den Keller hinunter, und mehrere nahegelegene Gebäude drohten ebenfalls einzustürzen. Als ein Hufschmied eben das glühende Eisen auf den Ambos legte und mit dem schweren Hammer darauf zu schlagen begann, sank der Amdos in die Erde, indem der hölzerne Klotz, worauf er ruhte, von Termiten ausgehöhlt war, und noch im Jahre 18M mutzte das mächtige, unter "Napoleon I. erbaute Kriegsschiff „Le Genois" auseinandergeschlagen und als Brennholz verkauft werden, weit die Termiten es vollständig ruinirt hatten. Selbst bis nach Schönbrunn bei Wien gelangten die Plagegeister, wo sie sich in den Gewächshäusern einlogirten, die großen Pflanzenkübel zerfraßen und das Gebälke derartig Mitnahmen, daß im Jahre 1839 eines der Gewächshäuser nieder-
Jch wohne auf und in der Erd' Und bin zu tausend Dingen Werth, Bereite Dir den Weg, das Haus, Vom Acker rottest Du mich aus;
ZlätM.
Nur leg' ich gerne mich aufs Herz Und mache Deinem Leibe Schmerz, War auch berühmt als Edelmann, Durch den das deutsche Land gewann.
Auflösung folgt in Nr. 35.
Auflösungen von Nr. 33: des Räthsels: Abel, Bela, Elba; des Zifs"- RLthsels: Teller, Muskat, Keller, Muskateller.
Alle Rechte Vorbehalten. _,
Verlag von Chr. Wildbrett in Wildbad. Redigiri, gedruckt und herausgegeben von Hermann Schön'ein in ütnltgart.