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Herren des deutschen Gefolges, dann auch die Damen auf dem oberen Treppenabsätze und eilte dann hinauf, um Kaiser Wilhelm zu be­grüßen. Beide Kaiser blieben zusammen bis Lhs Uhr; dann kam Kaiser Franz Joseph, geleitet vom Grafen Thun, vom Grafen Per- poncher, sowie vom deutschen Botschafter, Prinzen Reuß, herunter. Wieder erscholl der Jubel der dichtgedrängten Menge und die österreichische Nationalhymne ertönte über den Platz. Die Begrüßung der österreichischen Herrschaften, unter denen man auch den Kar­dinal Fürstenberg erblickte, dauerte einige Minuten. Dann begab sich Kaiser Franz Joseph in seine Gemächer, ins Hotel Strau- binger. An dem Festmahle, welches Kaiser Wilhelm zu Ehren des Kaisers Franz Joseph veranstaltet hatte, nahmen außer den Maje­stäten teil: der Botschafter Prinz Reuß, der preußische General v. Winterfeld, General­feldzeugmeister Graf Palffy, General Ritter, Generaladjutant Graf Paar, Statthalter Graf Thun, Landeshauptmann Graf Chorinsky, der Präsident des Reichsgerichts Dr. Unger aus Wien, Burggraf Dohna-Schlobitten, Graf Deym, Prinz Rohan, Graf Revertera und Graf Lamberg Zur Marschallstafel wurden zwölf Herren des Gefolges zugezogen. Das .Kurorchester führte die Tafelmusik aus. Nach­dem die Tafel aufgehoben war, kehrte Kaiser Franz Joseph gegen 5Ve Uhr in den Gast­hof Straubinger zurück. Um 6 Uhr fuhr der Wagen des Kaisers Wilhelm vor dem Gasthof vor; der Kaiser von Oesterreich nahm zur Rechten des deutschen Kaisers Platz und dann machten die Majestäten, von der Be­völkerung durch Hochrufe begrüßt, eine Spa­zierfahrt.

Hast ein, 7. Aug. Kaiser Franz Joseph ist heute Mittag, nachdem er wiederum 'mit Kaiser Wilhelm nahezu eine halbe Stunde allein geblieben war, nach herzlicher Verab­schiedung nach Ischl abgereist.

Klageufurt, 31. Juli. Der Bischof will ein Gymnasium für Seminaristen errichten; als Professoren sollen Jesuiten angestellt werden. Der bekannte ultramontane Hr. v. Lilienthal in Graz hat zu diesem Zweck 100 000 fl. gespendet.

Aus Konstantinopel, 2. August telegra­fiert man der Times: Im Palast, auf der Pforte, der deutschen Botschaft und beim ar­menischen Patriarchen trafen gestern Depeschen ein, die starke Ruhestörungen in der 18 Stunden von Samsoun gelegenen Stadt Amassia mel­deten. Nach der einen Lesart hat der Gou­verneur Hassan Bay, ein Zirkassier von Geburt, ein armenisches Mädchen von großer Schönheit entführen lassen und zum Uebertritt zum Is­lam zwingen wollen, um sie mit einem seiner muselmännischen Freunde, welcher sich in das Mädchen verliebt hattte, zu verheiraten. Die armenischen Einwohner des Ortes schaarten sich deshalb zusammen, um das Mädchen zu be­

freien. In dem Zusammenstoß mit dem türk. Pöbel wurden auf beiden Seiten mehrere Per­sonen getötet und verwundet. Der Gouver­neur befahl darauf, das Mädchen wieder ihren Eltern zuzuführen. Die Aufregung der Türken ist jedoch so groß, daß die Sicherheit der in dem Orte wohnenden Christen gefährdet ist und weiteres Blutvergießen befürchtet wird. Solche Vorfälle sind nicht selten. Alan arg­wöhnt, daß der Gouverneur, welcher häufig mit russischen Emissären Verbindungen unter­hält, einen anderen Plan verfolgte und Rei­bereien mit den Christen veranlassen wollte. Diese Zwischenfälle rufen den 62. Artikel des Berliner Vertrages ins Gedächtnis. Derselbe handelt über die Sicherheit der armenischen Bevölkerung, ist aber leider bis jetzt nicht zur Anwendung gebracht worden. Der Gouverneur Hassan Bey ist noch nicht entlassen.

Indisch e Nabobs in der Schweiz. Der indische Fürst Waimar langte mit großem Gefolge in einem Extrazuge Genf-Bern-Zürich in Chur an, wo das Absteigequartier Hotel Steinbock illuminiert war. Der Fürst nahm die schönste Etage ganz in Anspruch. Eine eigene Küche wurde für ihn eingerichtet. An­dern Tags zog die Karawane in 10 Kutschen in der Richtung nach Thusis und Bad Al- veneu wieder ab. Der Prinz ist 24 Jahre alt und trägt einen goldenen Zwicker. Seine erste Gemahlin habe ihm rund eine Milliarde (?) und die zweite 600 Millionen zugebracht. Am gleichen Tage, wo der indische Prinz nach dem Engadin verreiste, übernachtete in Chur die Witwe des Czaren, Fürstin Dolgoruki, um ebenfalls nach St Moriz zu fahren. Sie warf zu diesem Behufs ihr Auge auf ein hübsches Fünfergespann; fataler Weise war dasselbe je­doch bereits für den Indier bestimmt. Zornig drehte sich die Russin darob auf dem Absatz, aber diesmal mußte die russisch-indische Frage zu Ungunsten Rußlands entschieden werden.

In Messina ist am Mittwoch ein Dyna­mitdepot in die Luft geflogen. Es war ein furchtbarer Knall, die ganze Stadt erbebte. Ein Mann wurde dabei getötet und 26 sind teils schwer, teils leichter verwundet.

Als eine Folge der großen Julihitze wird aus Aottbus gemeldet, daß dort am Mitt­woch im Garten des Fabrikbesitzers Starke die erste reife Weintraube gepflückt worden ist. Der Stock, der noch mehr schnittreife Wein­trauben trägt, befindet sich an einer nach Südosten gelegenen Wand.

Malta, 5. August. Das Auftreten der Cholera ist nunmehr amtlich festgestellt. Am 3. Aug. sind hier 3 Cholerafälle, davon 1 tödlich, vorgekommen.

London, 7. August. Das Modewaaren- magazin von Whiteley in dem Bayswater Viertel ist gestern Abend durch eine Feuersbrunst bei­nahe gänzlich zerstört worden. Die benach­barten Häuser mußten geräumt werden. Der Schaden soll sehr beträchtlich sein.

B ermis chtes.

(Wie der Padischah mißtrauisch ist) Aus Konstantinopel schreibt man der Wiener Allg. Zt.": Eine Anzahl Damen des Harems, denen in heißer Sommerszeit die Bäder im dumpfen Raume nicht genügende Abkühlung boten, wandten sich an den Sultan mit der Bitte, er möge ihnen ein Schwimmbad im Freien Herrichten lassen. Der Sultan bestellte ein großes Marmorbassin, das mitten im Garten angelegt wurde, zwanzig Meter im Umkreise ward eine Mauer aufgebaut, in der Entfernung von je zehn Schritten wurden Wächterhaufer für die Eunuchen hergestellt und von draußen eine Kompagnie Soldaten be­ordert, damit ja niemand sich der Badestätte nahen möge. Vom Serail aus führte ein mit Milchscheiben versehener Gang direkt in die Kabinen. Als jegliches nach genauer An­ordnung des Großherrn vollendet war, kam dieser selbst, das Bad zu besichtigen. Der Sultan äußerte sich sehr lobend über die Ein­richtung, beim Weggehen jedoch erklärte.er, daß er den Haremsdamen niemals gestatten werde das Bad zu benützen.

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Seht, wie überall Reif die Aehre schwillt.

Welche gold'ne Pracht Rings auf dem Gefild!

Hundertfach erfüllt sich Eines Kornes Saat;

Tausendfach vergilt sich Eine gute That!

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Den 6. Augnst 1887.

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