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Aus Leidenschaft.
Roman
von
Ariedrlch Ziriedrich.
(Fortsetzung.)
H' (Nachdruck verboten.)
Es war »och still auf der Straße, denn der Morgen war kann, hmingebrochen. Schnell, aber vorsichtig näherte der Kommissär mit leinen Begleitern sich dem Hause, in dem der Ingenieur wohnte. An derselben Seite, auf der sich die Wohnung befand, dicht an den Häusern hingehend, konnte er nicht bemerkt werden. Hercher's Fenster waren geschlossen. Eschebach hegte nur die eine Befürchtung, daß der Ingenieur geflohen sein könne, denn daß sein Verdacht auf ihn gefallen war, konnte hercher nicht mehr entgangen sein.
Das Haus war bereits geöffnet. Er ließ Hercher's Weithin rufen Md erfuhr von ihr, daß der Ingenieur noch nicht aufgestanden sei.
„Wann ist er gestern Abend heimgekehrt?" fragte er.
„Ich weiß die Stunde nicht genau, allein gegen zehn Uhr klingelte er und wünschte frisches Trinkwasser; er sagte auch, daß er sehr ermüdet sei."
„Hatte er kein Wasser mehr?"
„Doch, er wünschte indessen frisches zu haben."
„Verlangt er öfter frisches Wasser?" forschte Efchebach.
Die Wirthin schien diese Fragen kaum zu begreifen.
„Nein," entgegnete sie zögernd. „Es fiel mir deshalb sogar auf."
„Würden Sie s es gehört haben, wenn er während der Nacht das Haus verlassen halte?" fragte Eschebach.
„Ich glaube kaum. Meine Schlafstube liegt nach hinten hinaus — ich höre es deshalb Wen, wenn er spät in der Nacht heimkehrt."
„Es liegt also die Möglichkeit vor, daß er das Haus wieder verlassen hat, ohne daß Cie es gehört haben?"
Die Wirthin war nicht im Stande, dies zu bestreiten, sie «merkte nur, daß sie es nicht glaube, da Hercher ihr gesagt habe, daß er sehr ermüdet gewesen sei.
Der Kommissär forschte nicht weiter. Noch einmal ertheilte «den Polizeibeamten die nö- thiaen Verhaltungsmaßregeln M trat dann, von zwei der- selben begleitet, in Hercher's Zimmer. Es fiel ihm nicht A, daß die Thür nicht versoffen war. Sein erster Blick fiel auf die auf dem Tische
Das Trocknen der Kabeljaus aus Neufundland. (S. 128 )
„Ah, Herr Kommissär, woher kommen Sie?" rief er. Seine Stimme klang etwas gepreßt, es schien ihm nicht leicht zu werden, diese Worte hervorzubringen. „Was verschafft mir schon so zeitig die Ehre Ihres Besuches?"
„Sollten Sie die Veranlassung nicht kennen?"
„Ich?" fuhr Hercher fort. „Ich habe keine AhnungI Wollen Sie mir nicht Aufklärung geben?"
„Wo waren Sie in der vergangenen Nacht?"
„Hier, in meinem Bette. Ich habe mich, da ich ermüdet war, gestern Abend sehr zeitig in dasselbe hineingelegt, und wie Sie sehen, liege ich noch darin. Weshalb forschen Sie darnach?"
„Womit wollen Sie beweisen, daß Sie hier gewesen sind?"
„Habe ich denn nöthig, dies zu beweisen?"
„Gewiß!"
..Nun, meine Wirthin ist Zeuge, daß ich mich gestern Abend zeitig zur Ruhe begeben habe."
„Ich weiß, daß Sie sich durch dieselbe haben frisches Wasser bringen lassen. Weshalb haben Sie nicht getrunken?"
„Sehr einfach, weil ich keinen Durst hatte!"
„Weshalb ließen Sie sich das Wasser bringen?"
„Um während der Nacht damit versehen zu sein; ich habe nicht getrunken, weil ich nicht aufgewacht bin."
„Herr Ingenieur, es leuchtet zu deutlich durch, daß Sie sich das Wasser nur bringen ließen, damit Ihre Wirthin bezeugen könne, daß Sie gestern Abend zu Haus waren. Und doch waren Sie auf der Wiese hinter Harport's Garten!"
Hercher's Augen zuckten leise.
„Ich!" rief er lachend. „Herr Kommissär, entweder habe ich einen Doppelgänger, oder Sie haben geträumt! Wir kommen Sie nur zu der Vermuthung?"
„Ich habe Sie selbst gesehen." „Dann habe ich einen Doppelgänger!"
„Es ist möglich! Bis ich diesen gefunden habe, verhafte ich Sie im Namen des Gesetzes I" gab Eschebach zur Antwort.
Hercher schien dies kaum erwartet zu haben; sein Gesicht wurde noch blässer, seine Brust rang einige Sekunden lang nach Athem.
„Herr Kommissär, was soll das? Ich begreife Sie nicht!"
„Der Untersuchungsrichter wird Ihnen nähere Aufklärung geben. Stehen Sie auf und kleiden Sie sich an — Sie sind Arrestant."
„Ich weigere mich! Sie haben nicht das Recht, mich ohne jeden Grund zu verhaften — ich werde Beschwerde füh-
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Wasserflasche, dieselbe war noch gefüllt, Hercher hatte also nicht gesunken, als er am Abende zuvor frisches Wasser verlangt. In dem Znnmer herrschte eine fast peinliche Ordnung.
„Wer ist da?" rief die Stimme des Ingenieurs aus dem anstoßenden Schlafraume.
. Eschebach trat rasch ein, ohne zu antworten. Hercher saß aufrecht ln, Bette, seine Wangen waren blaß, seine Augen wie nach einer durchdachten Nacht geröthet.
rm!" ries Hercher, dessen
Ruhe mehr und mehr schwand.
„Wenn Sie Widerstand leisten, werde ich Sie mit Gewalt fortbringen lassen," entgegnete Eschebach. Auf seinen Wink traten zwei Polizeibeamte ein. „Sie sehen, daß ich auf alle Fälle mich vorbereitet habe."
Hercher hatte die Lippen fest aufeinander gepreßt, sein Blick glitt unruhig, scheu durch das Zimmer hin. Wie viel wußte Eschebach? Diese Frage schien ihn allein zu beschäftigen.
„Sie treiben es bis zum Aeußersten, ohne zu bedenken, daß ich eine solche Schmach nicht ruhig ertragen werde!" rief er endlich.