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MäNNlA^älligkS. (Nachdruck verboten.)
Die Duck-Ducks auf den Inseln des Neu-Britannia-Archipcls.
(Mit Bild auf Seite 102.) — Der seit Ende 1884 zum deutschen Schutzgebiete erklärte Neu-Britanma-Archipel in der Südsee umfaßt die großen Eilande: Neu-Britannien, Neu-Jrland, Neu-Hannover, die Admiralitäts-Inseln und noch eine Menge kleinerer, auf denen im Ganzen etwa 200,000 Papuas leben. Auf den meisten Inseln findet sich ein eigenthümlicher religiöser Kultus, die alljährlich wiederkehrende Ceremonie des „Duck-Duck", welche der Hauptsache nach aus Tänzen bestellt, zu denen die Betreffenden eine groteske Verkleidung (siehe unser Bild auf S. 102) anlezen. Den Oberleib verhüllt dabei ein Rock aus übereinander gereihten Blättern eines palmenartigen Rohres, welcher an Nohrbügeln, durch die man die Arme steckt, lose über den Leib herab hängt. Eine darauf gestülpte thurmartige Maske aus Palmenrippen, phantastisch bemalt und oben mit Dracänenblättern geziert, vollendet das Kostüm, in dem die Duck-Ducks nun von Insel zu Insel fahren, überall ihre Tänze aufführen und dasür Gaben empfangen und bewirthet werden.
Die Unterzeichnung der Magna Charta durch König Johann von England. (Mit Bild auf Seite 103.) — Mit dem Namen Magna Charta bezeichnet man in England das 1215 dem Könige Johann, der den Beinamen „ohne Lind" erhielt und von 1199 bis 1216 regierte, abgenöthigte, für die Begründung und Entwicklung des englischen Staatsrechts höchst wichtige Landesgrundgesetz. Dieser treulose und habsüchtige Monarch hatte während seiner schmachvollen Regierung höchst unglückliche Kämpfe mit Frankreich geführt, sich mit dem Papste überworfen, und dadurch das Reich schwer geschädigt. Da verbanden sich endlich im Januar 1215 Adel und Geistlichkeit, um das von der Krone allmählig erdrückte öffentliche Recht als allgemeine Schutzmauer gegen Despotie wieder aufzurichten. Nachdem des Königs Truppen geschlagen worden waren, zwangen ihn die Aufständischen, auf ihre Forderungen einzugehen und am 15. Juli l215 den neuen Freibrief, welcher das ganze Mittelalter hindurch für den Inbegriff der vornehmsten Rechte und Gesetze des englischen Staatswesens galt, in feierlicher Volksversammlung auf der Wiese Runny- meade an der Themse bei Windsor zu unterzeichnen. Unser Bild auf S. 103 zeigt uns den feierlichen Augenblick der Unterzeichnung. Unter einem Baldachin steht der Thronsessel des Königs, den feine Getreuen aus dem Herrenstande und Klerus umgeben.
Eben legt der Kanzler dem Monarchen das Dokument vor, welches derselbe stehend unterschreibt, während die Anführer der aufständischen Barone, im Mittelgründe sichtbar, frohlockend zuschauen. Später suchte König Johann freilich die gemachten Zugeständnisse zurückzunehmen, doch machte zum Glück sein Tod am 19. Oktober 1216 dem neu entbrannten Bürgerkriege ein Ende.
Zur Charakteristik Joseph's H.
— Der Adel in Wien reichte beim Kaiser Joseph II. von Oesterreich eine Bittschrift ein, der Monarch möchte den Prater, den beliebtesten Erholungsort der Wiener, schließen lassen und nur den Gliedern der Aristokratie den Eintritt erlauben, da der hohe Adel keinen Spaziergang hätte, wo er ganz unter seines Gleichen sein könnte. Joseph lehnte diese Bittschrift sogleich ad mit der berühmten Randversügung, die eines Kaisers würdig war: „Wenn ich immer unter meines Gleichen fein wollte, so müßte ich
zu den ehrwürdigen Vätern der Kapuziner in die kaiserliche Gruft hinabsteigen und darin meine Tage zubringen. Ich liebe die Menschen ohne Einschränkung; nur der hat einen Vorzug vor Anderen bei mir, der gut denkt und ehrlich handelt, und nicht der, der nur Fürsten zu Stammvätern hat." — Ein zweiter Brief dieses edlen Monarchen an eine italienische Fürstin, an deren Hose sich nur Personen von hohem Range einfinden dursten, athmete dieselbe Gesinnung: „Madame," laurete derselbe, „da ich nicht gern sehe, daß Fremde in meinen Erblanden beleidigt werden, so möchte ich Sie hiermit erinnern, eine Etikette abzuschaffen, die ebenso lächerlich wie entehrend ist. Bei meinem Hofe kann jeder ehrliche Mann, er sei Prinz, Cavalier oder Bürgersmann, erscheinen, ob er eins Charge hat oder nicht. Und nur denjenigen Prinzen, Cavalieren oder Prinzessinnen versage ich den Zutritt, welche eine üble Ausführung haben, ihre Familien und Ländchen in Schulden setzen, mithin unglücklich machen und die Plage ihrer Unterthanen sind! Joseph." Gerade zu diesen gehörte, wie allgemein bekannt war, die hochmüthige Fürstin. sJ.s
Ein zähes Leben. — Die medicinische Zeitschrift ,1-s kratioisir" berichtete kürzlich über die zähe Lebenskraft des aus der Normandie stammenden Offiziers Fran?ois de Cioille, der im Jahre 1562 an der Vertheidigung von Rouen Theil nahm. Er erhielt am 15. Oktober einen Arkebusenschuß, dessen Kugel ihm den rechten Unterkiefer zertrümmerte und am Nacken wieder hinaus- stlhr. Er stürzte von der Brustwehr in den Wallgraben hinunter und wurde nebst noch einem todt neben ihm liegenden Soldaten an derselben Stelle begraben. Dies geschah etwa um die Mitte des Tages. Spät am Abend hörte der Diener Croille s von dem Ende seines Herrn und erhielt von dem Gouverneur der Stadt die Erlaubniß, die Leiche an einen würdigeren Bestattungsort zu schaffen. Der Diener grub beide Leichname ans, aber ihre Gesichter
waren von Wunden so entstellt, daß er seinen Herrn nur an einem Dianml- ringe erkannte, der an einem Finger geblieben war. Er sühlte, daß ch Körper noch warm war und brachte ihn zu den Garnisouärzten, die jedoch mit einem Tobten ihre Zeit nicht versäumen wollten. Der treue Diener gab die Hoffnung nicht auf, sondern schaffte den Herrn in seine Wohnung und schickte nach zwei Aerzten und einem Chirurgen. Nach vielen Bemühung!« kehrte das Leben zurück, aber Tage lang raste Civille im heftigsten Fieber; als er sich elf Tage nach seinem Begräbnisse langsam erholte, wurde Rom, gestürmt, und das Getöse aus den Straßen führte von Neuem Fieber uÄ Toben des Kranken herbei. Ein Offizier der siegreichen königlichen Arme quartierte sich in Civille's Hause ein und ließ den ihm unbequemen Krank« ohne Weiteres zum Fenster hinauswerfen. Dieser stürzte auf einen Düngerhaus!», wo er im Hemd drei Tage und Nächte lag, bis ihn einer seiner Verwand:»! anffand und nach einem Schlosse in der Umgegend von Rouen schaffte. Nach wenigen Monaten trat CiviUe gesund wieder in seine Truppe ein. Er erreich!« ein Alter von achtzig Jahren und starb an einer Erkältung, die er sich dadurch zuzog, daß er eine frostige Nacht hindurch unter den Fenstern einer junge» Dame zubrachte, in die er sich „sterblich" verliebt hatte. jR.j
Treue eines württembergische« Steinmetzen. — Als der Herzog Ulrich von Württemberg von dem schwäbischen Bunde aus seinem Lande vertrieben worden war und das österreichische Regiment am Neckar herrschte, hatten, einige württembergische Amtleute ihres Herrn so sehr vergessen, das sie den Bauern sogar verboten, von ihrem unglücklichen Landesherrn nur j« reden. Ja, ein Amtmann zu Leonberg befahl einem Steinmetzen, daß er da) württembergische Wappen vom Amtshause abschlagen und dafür das österreichische einmeißeln sollte. Aber der Steinmetz war nicht der Ansicht des
Amtmanns, daß man einen Landesherr» wie ein Kleid wechseln dürste. Er verkalke also nur das Wappen und setzte auf diese Kalkschicht das österreichische Wappenbild. Aber der Amtmann hatte sein Thun bemerkt und ließ ihn festfiehmen; der Steinmetz aber sagte zornig zu ihm, „die württembergischen Hörner (die Hirschgeweihe im Wappen) würden das österreichische Wappen doch bald wieder Hinausstoßen." Der brave Patriot blieb für diese Worte im Gesäng- niß, bis der Herzog Ulrich wieder in Württemberg einzog und auch den Kerker seinetreuen Unterthanen aufschloß. sJ.j Nicht de« Nücke« gezeigt. — Der Herzog Henri von Mvntmorency, Marjchall von Luxemburg, war mit einem Buckel behaftet. Als er den Prinzen von Oranien am 11. April bei Mont-Cassel, die Kaiserlichen am 1. Juli 1690 bei Fleurus und die Engländer und Holländer am 29. Juli 1693 bei Neerwinden geschlagen hatte, sagte der Prinz voll Unmuth über das Kriegsglück des Marschalls: „Sollte denn dieser Bucklichte gar nicht zu besiegen sein?"- „Woher weiß der Prinz von Oranien, das ich einen Buckel habe?" meinte der Marschall, als ihm jene Worte hinterbracht wurden, sarkastisch, „da ich ihm den Rücke» doch noch nicht gezeigt habe!" sC. Sp.j Salatgenrrß in Naßland. — Nicht nur Geschützkunde, Weinbau, Buchdruckerei, Uhrmacherkunst und anderes haben die Russen von den Deutschen gelernt, sondern sogar Salat zu essen. Olearius (ff 1671) sagt in seiner moskowitischen Reise: „Lactuca uns anderen Salat haben die Russen niemals ge- pslanzet, noch geachtet, viel weniger gegessen, sondern haben die Deutschen beim Genießen desselben ausgelacht; nun aber beginnen etliche auch mit anzubeißen." sOr. L.j
Itäthscs.
I.
Eins — Zwei die braucht in jeder Wirthschast mau,
Zwei — Eins bedarf die Stadt. Wer sagt sie an? sL. Maurice! Auslösung folgt in Nr. 27.
II.
Einst war es ei» Gewicht. Wenn man Bertauscht zwei inn're Zeichen, dann . ,
Gebrancht's der Weber. Wer sagt's an? sL. Ma>m« i
Auflösung solgt in Nr. 27.
Auflösungen von Nr. 25:
der Charade: Römer; des Bilder-Räthsels: Ungeduld mehrt nur Leiden.
Alle Nechte Vorbehalten.
Verlag von Ehr. Wildbrctt in Wildbad. Redigirt, gedruckt und herausgegeben von Hermann Schön'ein in Stuttgart.
Ein sonderbarer Botaniker.
AM-
I Förster: Na, Hab' ich Euch einmal erwischt! Oder soll das auch s nicht gestohlen sein, wenn Ihr mir die Birken mit Rumpf und Stumpf aus dem Walde hott? ^
Holzdieb: Gestohlen? Nee, Herr Förster, meine Buben sind in der Naturgeschicht' bei die Bäum' und da Hab' ich nur a bisle für sie — gebotanisirt!