Wildkader «Mronik.

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Anzeiger und Unterhaltungs-Blatt für Wildbad und Umgebung.

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Stuttgart, 10. April. Die erschreckende Zunahme der Geisteskranken hat in Württem­berg die Notwendigkeit hervorgerufen, den Ir- - renanstalten wenigstens die nicht blos physisch sondern auch physisch kranken oder siechen Jn- dividiuen abzunehmen und solche in einer besonderen Siechenanstalt, die in Weissenau vom Staate errichtet werden soll, unterzubringen. Gleichzeitig wurde der medizinischen Fakultät Tübingen die langerstrebte Erbauung einer psy­chiatrischen Klinik in Aussicht gestellt.

Stuttgart, 10. April. Im Saale des Rathauses wurde gestern eine Ausschußsitzung in Sachen der Wanderversammlung der deutsch­österreichischen Bienenzüchter gehalten, welche auf kommenden Herbst in Stuttgart zu erwar­ten ist. Auf einen Bericht über die schon ge­schehenen vorbereitenden Schritte wurden die Tage vom 13.16. September festgestcllt und die weiter nötigen Andordnungen getroffen.

Stuttgart, 12. April. Anläßlich der Etats­beratung, bei welcher jährliche 10 200 für den Ulmer-Münsterbau vorgesehen sind, gab der Abgeordnete von Ulm in der Kammer der Abgeordneten Nachricht über die Restauration für welche bis jetzt 3 490 000 am gewendet sind. Der Thurm wird bis zum 2.5jährigen Regierungsjubiläum des Königs (1889) seine ganze Höhe erreicht haben, die 160 Meter be­tragen soll, so daß der Ulmer Münster wohl das höchste Bauwerk der Erde sein wird.

Stuttgart, 13. April. Die Königin wird gegen den 20. ds. aus Nizza hierher oder auf die Villa bei Berg zurückkehren. Der König wird voraussichtlich noch einen kurzen Aufent­halt in Italien nehmen, bevor er zu ständigem Verweilen hier eintrifft.

Der Gewerbeverein zu Stuttgart hat eine Eingabe an die Kammer der Abg., betr. die vorgeschlagene Erhöhung der Gewerbesteuer ausgearbeitet, für welche in allen gewerbetrei­benden Orten des Landes Unterschriften ge­sammelt werden sollen.

Leonöerg, 12. April. Gestern ist ein großer Leonbergerhund, welchen die Württ. Vereinsbank in Stuttgart für den Groß-Sultan Abdul Hamid II. gekauft hat, nach Konstan­tinopel abgegangen. Der Hund ist ein Pracht­exemplar an Größe und Schönheit und ist aus der Essig'schen Hundeziehungsanstalt. Ein an­derer Leonbergerhund ist im Jahre 1870 in den Besitz des verst. Sultans Abdul Aziz ge­kommen. Prof. U, früher Lehrer an der evang. Schule in Smyrna, hat für den dortigen Gou­verneur Surcga Pascha denselben kommen las­sen, welcher dann in den Besitz des Sultans Abdul Aziz übergegangen ist. Später schreibt Professor U. an Essig: Melak, den Sie mir seinerzeit sandten, hat als Lcibhund des Sul­tans Abdul Agiz seinen Herrn überlebt und

Samstag, den 16 . April

ist nach dessen Tod der Liebling der Sultanin > geworden, welche ihn bis an sein Ende in Eh­ren gehalten hat. Die Leonbergerhunde sind überhaupt als Begleiter der Damen beliebt ge­worden. Die Kaiserin von Oesterreich, eine Kennerin und Liebhaberin großer langhaariger Hunde, hat im Lauf der Jahre 7 Hunde von Essig kommen lassen, von welchen einer sie immer auf Reisen begleiten durfte.

HÄöingeu, 14. April. Am Ostermontag fand eine Vollversammlung des landw. Vereins statt, in welcher über die von der ^Regierung beantragte neue Verteilung der direkten Steuern auf Grund und Boden, Gewerbe und Gebäude beraten wurde. Der Vorstand des Vereins Prof. v. Weber begründete den bereits veröf­fentlichten Regierungsentwurf, wornach die Grundsteuer um 1 004 854 entlastet, die Gewerbesteuer dagegen um 738 707 die Gebäudesteuer um 259 007 erhöht würde. Der Redner suchte zugleich die von verschiede­nen Handels- und Gewcrbekammern erhobenen Einwendungen zu widerlegen. Ein Vertreter des Handels und der Gewerbe führte dagegen aus, daß trotz der seit 1877 sehr zu Ungun­sten der Gewerbe und Industrie gestalteten Verhältnisse diese doch bis zur Hälfte der an­gesonnenen Mehrbelastung geneigt seien. Wei­tere Lasten aufzunehmen sei jedoch Gewerbe und Großindustrie durchaus nicht in der Lage. Das mittlere und Kleingewerbe befinde sich in stetem Rückgänge und sei nicht mehr im Stande, sich gegen die Großindustrie nur auf der frü­heren Höhe zu erhalten. Die letztere leide gleichfalls unter großer Konkurrenz, auch seien die Gewerbesteuern in Württemberg schon die höchsten in ganz Deutschland Zu der ange­sonnenen Steuererhöhung auf 36 Proz. trete auch die Erhöhung der Gemeindeumlagen, welche fast überall das Doppelte betragen. Eine Schä­digung des Gewerbe- und Handelsbetriebes falle wieder auf die Landwirtschaft zurück. Die Mehrheit der landw. Versammlung trat schließ­lich einer Eingabe an die Landstände bei, wo­rin die Zustimmung zum Regierungsentwurf erklärt wird.

Wfuflingerr, 13. April. Gestern Vorm, wurde in Holzelfingen eine alte Frau beerdigt. Zu ihrem Leichenbegängnis sollte ein junger Mann einige hiesige Verwandte in einem Ein­spänner abholen. Als derselbe durch Unter­hausen und an der Solivo'schen Fabrik vor­beigefahren war, scheute das Pferd und rannte auf der Straße hieher zu weiter, bis das Leit­seil sich um eine Radachse gewickelt hatte und dem Rennen Einhalt,that. Der Fuhrmann wurde auf der Straße in den letzten Zügen liegend angetroffen; ob er aus dem Gefährt herausgesprungen oder herausgeschleudert wor-^ den ist, weiß man nicht, da kein Zeuge dess Unglücksfalls in der Nähe war; er hatte das, Genick gebrochen.

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> Oberndorf, 13. April. Am Ostersonn­tag Nachmittag wurde unter zahlreicher Be­teiligung aus nah und fern der Gründer und Redakteur des weithin bekannten Schwarzwäl­der Boten, Wilh. Brandecker, zu Grabe ge­tragen. Namens der bürgerl. Kollegien legte Stadtschultheiß Günter auf das Grab des da­hingeschiedenen Bürgers einen Lorbeerkraikz nie­der, als dankbares Zeichen für die Verdienste Brandecker's um die Stadt Oberndorf, welche letztere durch ein Vermächtnis von 20 000 ^ zu verschiedenen Zwecken bedacht wurde. Ed. Mutschler legte gleichfalls einen Kranz an der Grabesstätte nieder und zwar Namens des Ge­werbevereins, dessen Mitbegründer und eifriges Mitglied Herr Brandecker war. Redakteur Singer sprach für das Geschäftspersonal warme und herzliche Abschiedsworte am Grabe des verehrten Prinzipals, mit Niederlegung eines Kranzes schließend. Ein arbeitsreiches Leben hat seinen Abschluß gefunden; das Gedächtnis des Verstorbenen wird fortleben und ganz be­sonders die Stadt Oberndorf wird sich stets dankbar ihres geschiedenen Bürgers erinnern, der stets ein schönes Beispiel von Pflicht- und Berufstreue gegeben.

N u u d i ch a u

Aaden, 12. April. Vom 9. bis 12. April sind 400 neu angekommene Fremde angemel­det worden, welche hier einen längeren Auf­enthalt genommen haben. Die Zahl der Ta­gesgäste und Touristen ist schwierig zu bestim­men, aber eine sehr ansehnliche.

Lahr, 14. April. DieLahrer Ztg." meldet: Kurioseres Wetter als wie heute Vor­mittag wird man zu Lahr wohl selten zu Ge­sicht bekommen. Schneetreiben wie im Januar, handtellergroße Flocken bei steilem Nordwind! Die Weltkugel scheint wieder einmal einen Stoß erhalten zu haben, so daß die alte Dame etwas aus dem Geleise gekommen ist.-

Mannheim, 12. April. Herr Ad. Zahn, der frühere langjährige Redakteur derN. B. Ldsz.", hat die Redaktion derPfälz. Volks;." in Kaiserslautern übernommen. Zum Li­quidator des auf Grund des Sozialistengesetzes aufgelösten Schreinerfachvereins wurde Hr. Kauf­mann Hoppe ernannt.

Frankfurt, 12. April. Der Staatsse- kretürfim Reichspostamt, Exc. v. Stepha n, ist zum 2tägigen Aufenthalt hier eingetroffen und steht, wie eine hiesige Zeitungs-Korrespondenz wissen will, seine Hierherkunft mit dem projek­tierten Ankauf desRussischen Hofs" sowie Einrichtung Desselben zu postalischen Zwecken in Verbindung. .

Kms, 14. April. Gestern ist der Marstall ,des Kronprinzen (11 Pferde und 5 Wagen) s eingetroffen, ebenso das Küchenpersonal. Der , Kronprinz trifft morgen nach 8 Uhr ein. Jeder - offizielle Empfang ist verbeten.