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(Nachdruck verboten.)
I. de Swert. (Mit Porträt auf Seite 42.) — Einer der ausgezeichnetsten Cellovirtuosen neuerer Zeit ist Jules de Swert, dessen Porträt unsere Leser auf S. 42 finden. Der gefeierte Künstler ist am 16. August 1843 zu Löwen in Belgien geboren als Sohn des dortigen Kapellmeisters Hermann de Swert, der selbst ein tüchtiger Violoncellist war und ihm den ersten Unterricht auf diesem Instrumente erthsilte. Schon mit zehn Jahren erregte Jules de Swert auf ein.r Konzertreise durch Belgien und Holland durch seine Leistungen Aufsehen, genoß noch mehrere Jahre hindurch den Unterricht des berühmten Cellisten Servais, besuchte dann das Brüsseler Konservatorium und unternahm hierauf als fertiger Künstler und Meister seines Instruments größere Konzertreisen, die seinen Namen bald berühmt machten. 1865 wurde de Swert Konzertmeister in Düsseldorf, später in Weimar, und ging von dort als Solocellist, Konzertmeister und Lehrer au der königlichen Hochschule sür Musik nach Berlin. 1877 begab er sich wieder auf Konzerttonren und nahm dann seinen ständigen Wohnsitz in Wiesbaden. Auch als Komponist leistet de Swert Tüchtiges; wir besitzen von ihm nicht nur gediegene Schöpfungen sür Cello, sondern auch zwei Opern: „Die Albigenser" und „Gras Hammerstein", sowie eine Symphonie „Nordseesahrt".
Die neue Börse in Königsberg. (Mit Abbildung.) — Der Prachtbau der neuen Börse in Königsberg, der Krönungs- und dritten Residenzstadt der preußischen Monarchie, ist nach den Entwürfen des genialen Baumeisters Heinrich Müller von Bremen im Style der italienischen Renaissance mit einem Kostenaufwand von 5,250,000 Mark ansgeführt und 1875 vollendet worden. Unsere Abbildung stellt die Nordfaeade des imposanten Bauwerkes dar, das sich hart am Pregel, zwischen der grünen Brücke und der Köttelbrücke, erhebt und außer den Räumen sür die tägliche Börse auch noch die Lokalitäten für das Kommerz- und Admiralitäts-Collegium, wie für das Vorsteheramt der Kaufmannschaft enthält. Wir sehen auf unserem Bilde die schöne Veranda, welche sich längs der ganzen Flußseite hinzieht; auf der entgegengesetzten Seite befindet sich der Haupteingang in Gestalt einer großen Freitreppe, welche von zwei steinernen Löwen
flankirlwird. DerHauptsaal htvoller Raum,
erfahren, um ja nicht gegen die Sitte zu verstoßen. Unsere Anrede „Sie" fehlt nämlich im Schwedischen, und der Schwede muß daher Denjenigen, welche,, er nicht dntzt, in der dritten Person anreden. Man sagt z. B. nicht: „Wolle» Sie so gut sein." sondern: „Will der Herr Doktor, der Herr Oberst so gut sein." Ist der Titel unbekannt, so sagt man, je nach dem Geschlecht: „Wollen der Herr, die Frau so gut sein." Auch wenn man sich dntzt. geht man von der Anrede der dritten Person doch nicht ab, nur daß an die Stelle des Titels die Bezeichnung „Bror", d. h. „Bruder" tritt. — „Will Bruder so ariig sein", heißt es nun. Dützen sich ein Aelterer und ein Jüngerer, so heißt jener „Farbror". d. i. „Onkel", dieser „Bruder". Der Jüngere fragt: „Hat Onkel heute einen Spaziergang gemacht?" — „Nein, Bruder," ist die Antwort des Aelteren. Wirkliche Brüder pflegen bei gegenseitiger Anrede wohl zu sagcn: „Süßer Du — Lieber Du", oder: „Hör', süßer Bruder!" — Das „Ihr" wenden nur Höhergestellte im Verkehr mit Geringeren oder Untergebenen an. sB.s
Das Kinderfterbefkst ln Portugal. — Ein Franzose, welcher Portugal besuchte, hörte in einer Nacht eine muntere Musik aufspielen, als gelte es einem fröhlichen Feste, und so sang und konzertirte man fort, bis die Sonne aufging. Des Morgens erkundigte er sich bei seinem Wirthe nach der Ursache des nächtlichen Lärms, der ihn nicht schlafen ließ. „Wie?" entgegnete dieser, „Sie wissen nicht, daß man ein Sterbesest gefeiert? Das Kind unseres Nachbars ist ja gestorben." — „Eigenthümlich!" erwiederte der Franzose. „Ist es bei Euch denn Brauch, seinen Schmerz so kund zu geben?" — „Sennor," antwortete der Portugiese, „ich weiß gerade nicht, wie es bei Ihnen Sitte ist, denn ich bin nie aus der Halbinsel herausgekommen. Wenn wir aber hier ein Kind verlieren, das noch nicht sein siebentes Jahr erreicht hat, so sreuen wir uns aufrichtig darüber, denn Gott hat dem Kinde damit Heil widerfahre» lassen — dem Elende der Welt ist es enthoben nnd ohne Sünde kehrt es dorthin zurück, woher es gekommen ist." . C. T.
Die Kraft der Insekten, die geradezu erstaunlich ist, prüfte der französische Naturforscher Plateau durch eine Reihe sinnreicher Vorrichtungen und Miniaturwagen. Bei diesen Versuchen stellte es sich heraus, daß die kleinsten Insekten im Verhältniß die stärksten sind. Besonders niedlich ist das Gslchirr
für Maikäfer. Das Thier
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ist ein prachtvoller welcher sich durch zwei Stockwerke erstreckt. Durch das ganze Untergeschoß läuft ein Tunnel, zu dessen Seiten sich die Restaurationen befinden. Das Erdgeschoß der Straßenseite wird von einer Reihe eleganter Läden eingenommen.
Der Seifenkrieg. —
Der stets geldbedürftige König Karl I. von England verfiel eines Tages auf den seltsamen Gedanken, zur Füllung seines Schatzes ein Seifen-Monopol einzuführen. Gedacht, gethan. Begründet wurde dem Lande gegenüber diese Institution damit, daß die bisherigen Seifensieder zu schlechte Waare lieferten. Karl übertrug die Fabrikation des monopolisirtenArtikels gegen
Die neue Börse in Königsberg.
angemessene Bezahlung einigen begüterten Edelleuten und verlieh ihnen! zugleich die weitgehendsten Privilegien. Man kann sich die Entrüstung^ der in ihrem Gewerbe geschädigten früheren Fabrikanten vorstellen, doch wurde die Opposition bald allgemein, als sich ergab, daß die „Hofseife" die Wäsche verdarb und den Wäscherinnen die Finger zerfraß. Der König erkannte, daß die Sache doch nicht so ohne Weiteres durchzuführen sei und ordnete pro korma eine Sachverständigenprüsung an. Die Wäscherin der Königin sollte entscheiden, welche Seife die bessere sei, die Bürger- oder die Monopolseife. Sie erklärte sich natürlich für die letztere. Aber damit beruhigten sich die Gegner nicht, zumal ermittelt wurde, daß die unparteiische Frau selber nicht einmal die gepriesene, sondern die alte Seife gebrauchte. Der Hof kam in eine schlimme Lage. Es entstand eine förmliche Waschweiber- Revolte, wobei auch sämmtliche Hausfrauen für die Bürgcrseife energisch Partei ergriffen. Endlich mischte sich der Lord-Mayor von London in die Sache. Der Stadtrath beschloß in feierlicher Sitzung, im Rathhause selbst zwei große Waschtage anzuordnen, an denen sich die beiderseitigen Seifen nach Kräften geltend machen und ihre Vorzüge in das rechte Licht stellen könnten. Die Weiber fanden sich in Schaaren aus allen Stadttheilen ein und verursachten schließlich einen solchen Lärm, daß sich der löbliche Stadtrath und die edlen Ritter, welche zwischen beiden Feldlagern zu Schiedsrichtern bestellt waren, gezwungen sahen, das Hasenpanier zu ergreifen. Der erzürnte König ließ den Lord-Mayor vorsordern und machte ihm lebhafte Vorwürfe über den meuterischen Vorschub, den er seinen Feinden leiste, wogegen der Lord-Mayor frei und fest erklärte, daß sich nach seinem Dafürhalten die Gegner der Monopolseife im Rechte befänden. Karl wollte sich aber nicht bewegen lassen, die fragliche Institution abzuschaffen und erbitterte so das Volk immer mehr. Noch weitere falsche Maßregeln aus anderen Gebieten führten schließlich zur Revolution, und mit dem Haupte des unglücklichen Königs fiel auch die Monopolseife. , sL. M.j
Die Anrede im Schwedischen. — Die äußerst höflichen Bewohner Schwedens lassen eS sich nie zu Schulden kommen, Demjenigen, mit welchem sie sprechen, den ihm zukommenden Titel zu versagen. Demzufolge suchen sie, sobald es nur irgend möglich ist, den Rang und Stand eines Fremden zu
wird mittelst desselben an einen Faden gespannt und hebt damit ein Schälchen, das mit Grammgewichten beschwert ist. Auf diese Weise stellte Plateau fest, daß ei» Maikäfer im Verhältnis 21mal mehr zu ziehen vermag, als ein Pferd, während die Biene 30mal mehr zieht. Das Pserd schleppt "/? seines Gewichts, der Maikäfer das Vierzehnfache, die Biene gar das Zwanzigfache. Mit anderen Worten, ei» Maikäfer zieht mit Leichtigkeit 14 seines Gleichen und entwickelt im Verhältniß beinahe dieselbe Kraft, wie eine Lokomotive. sR.s
Ei« Heirathsver- mitller, welcher übel ankam, war Jean Francis Sarrasin, ein bekannter französischer Schriftsteller und Sekretär des Prinzen
Conti. Der Minister Mazarin hatte Sarrasin 20,000 Thaler versprochen, wenn er eine Heirath zwischen seinem Herrn, dem Prinzen, und der Nichte des Ministers, Mademoiselle Martinosi, zu Stande brächte. Dies gelang den> schlauen Sekretär; als er aber von Mazarin die versprochene Belohnung forderte, lachte der Minister ihn nicht allein aus, sondern zeigte die Sache auch noch dem Prinzen Conti an, der seinen intriganten Sekretär sofort aus den, Hause jagte. Sarrasin hat später nie wieder den Heirathsvermittler spielen wollen. sJ.)
ßharabe.
Ein Handwerksburlche mit Seufzen spricht: Als wär' er von Zwei und Drei „Ich könnte vor Durst schier sterben! So drückt mich heute der Ranzen.
ES will die Sonne mir armem Wicht Nein! lieber dort in des Waldes Nacht
Zu Leder die Erste gerben. Will ich ruh'» ans dem alten Ganzen!"
Auslösung folgt in Nr. 12. ' Müller-Saalseld.
SMeu-IlätlM.
Aus folgenden Silben sind 11 Worte zu bilden, deren Ansangs- nnd Endbuchstabe» von oben nach unten gelesen ein bekanntes Sprichwort ergeben:
ba, bab, ron, da, e. ek, en, hard, i, ke. king, la, lu, mann, mann, na», »an, ni, o, ras, re. rie, sal, schu, schür, se, see, so, sti, ta, ns.
1) Der Titel einer Oper. 2) Eine Blume. 3) Ein deutscher Tondichter. 4) Eine sranzösisibe Stadt. 5) Ein tropischer Baum. 6) Ein See Nordamerika's. 7 > Ein deutscher Schriftsteller. 8) Ein General des dreißigjährigen Krieges, 8) Eine preußische Stadt. 10z Ein berühmter Ornithologe. 11) Ein römischer Geschichtschreiber.
Auslösung folgt in Nr. 12. sAlepander v. Jerin.)
Auslösung der Charade in Nr. 10: Maitrank.
Alle Rechte Vorbehalten.
Verlag von Ehr. Wildbrett iu Wildbad. Nedigirt, gedruckt nud herauSgegebcn von Hermann Schönlein in Stuttgart.