VilNader Chron

Aellestes AmtsbLaLL dev Stadt Witdbad.

Anzeiger und Unterhaltungs-Blatt für Wildbad und Umgebung.

Ireirrnözwarrzicffter IcrHrgcrrrg.

Erscheint jeden Mittwoch und Samstag. Abonnementspreis mit dem jeden Samstag erscheinenden Ilkustrirten Sonntags - Malt in Wildbad vierteljährlich 1 10 monatlich 10 durch die Post bezogen im Bezirk 1 15 auswärts 1 ^ 45 ^ vierteliährlich.

Jnsertionspreis die Zeile oder deren Raum für Wildbad 8 4, für auswärts 10 ^.

Uro. 21.

den. März

1SS7.

W ürtLe m berg.

Königliche Verordnung, betreffend den Wiederzusammentritt der Ständeversammlung. Karl, von Gottes Gnaden König von Würt­temberg. Nach Anhörung Unseres Staatsmi- msteriums haben Wir den Zusammentritt der vertagten Ständeversammlung auf Mittwoch den 23. März d. I. bestimmt. Wir befehlen demnach, daß sich die Mitglieder beider Kam­mern an diesem Tage zur Eröffnung ihrer Sitzungen in Unserer Haupt- und Residenzstadt Stuttgart wieder versammeln. Gegeben Nizza, den 7. März 1887, Karl. Mittnacht, Ren­ner, Faber, Hölder, Steinheil, Sarwey.

Dem Vernehmen nach wurde der Chef des Generalstabes des König!. Armeekorps, Oberstlieutenant v. Rauchhaupt, unter dem 8. ds. M. zum Oberst befördert.

Stuttgart, 7. März. Feinmechaniker Fr. Wörnle hatte eine Maschine konstruiert, mit welcher er schon mehrere gelungene Versuche gemacht hatte. Bei einem neuen Versuch, den er am Freitag Abend anstellte, explodierte die­selbe und verbrannte ihren Schöpfer derart, daß er den erhaltenen Verletzungen erlag.

Stuttgart, 8. März. Der von der Re­gierung im Finanzgesetz für 1887/89 gemachte Vorschlag einer gleichmäßigen Veranlagung der Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer auf 3,9 Prozent des Steueranschlags der Grundstücke und Gefälle, der steuerbaren Rente, der Ge­bäude und des steuerbaren Betrags des Ge­werbe-Einkommens stößt in den Kreisen unserer Gewerbetreibenden auf starken Widerstand, weil durch diesen neuen Verteilungsmaßstab die Gewerbe um 36 Proz. höher belastet werden als bisher. Eine heute Abend hier abgehaltene große Versammlung sprach sich gegen diese be­absichtigte Mehrbelastung des Gewerbes aus und beschloß, in diesem Sinne Bittschriften an die Stände, die Regierung und die Krone zu richten, sowie überhaupt bei allen Gewerbe­treibenden des Landes eine Agitation in's Leben zu rufen, damit ihnen die Belastung voll und klar znm Bewußtsein komme. Gestern Nachmittag fand die Beerdigung des Hosbildhauers L. v. Hofer auf dem Pragfried­hofe statt.

Kßkingen, 10. März. In der heutigen Sitzung der bürgerlichen Kollegien kam die Ver­brauchsteuer wiederholt zur Beratung. Nach­dem solche im Gemeinderate bereits abgclehnt war, mit 9 gegen 7 St., gelang es Stadt- Vsteger Weith durch eingehende Schilderung der Wirkung, welche der Wegfall der Steuer, namentlich mit Rücksicht auf die neue Staats­steuergesetzgebung, haben würde, 3 Stimmen zu gewinnen; die Steuer wurde nun mit 10 gegen 6 Stimmen zunächst für ein Jahr ver- willigt.

Meutlingen, 7. März. Die vernagelten Kanonen mußten am Geburtsfest Sr. Mas. des Königs die Probe ihrer ferneren Brauch­barkeit bestehen. Der Attentäter Schlosser Krumm selbst mußte die beiden Geschütze mit doppelter Ladung laden und unter Anwendung aller Sicherheitsmaßregeln auch selbst entzünden. Die eine bestand die Probe, die andere dage­gen zerplatzte in tausend Stücke.

R u «k d s ch a u

Mannheim, 8. März. Eine Liebestra- gödie hat sich in der Frühe des heutigen Ta­ges bei Käferthal zugetragen. In der Nähe des Ortes, neben der Straße, welche nach dem Wasserwerk führt, suchte ein Liebespaar seinem Leben durch Erschießen ein Ende zu machen. Beide Unglückliche standen im Alter von etwa 17 20 Jahren, des Mädchens Name ist Marie Störner, der des jungen Mannes Lud­wig Gerdon. Der junge Mann hat zuerst auf das Mädchen geschossen und dieses blieb sofort tot, hierauf gab er auf sich selbst 4 Schüsse ab, die sämtlich in den Leib drangen, ohne ihn jedoch zu töten. Als man ihn auf­fand, war er noch vernehmungsfähig.

Lörrach, 9. Mürz. Aus Kandern wird demOberl. Boten" ein Frühlingsgruß, eine prächtige Blüte, übersandt, welche einem frei­stehenden Aprikosenbaume entnommen wurde. Der freundliche Uedersender bemerkt dazu, daß die Aprikosen im Schloßgarten in Bürgten schon seit 10 Tagen in prachtvoller Blüte stehen.

Konstanz, 9. März. Seit Montag ste­hen imFalken" hier 11 Pferde, welche von benachbarten Schweizern in der Donaueschinger Pferdelotterie gewonnen wurden. Da die Tiere des Pferdeausfuhrverbots wegen nicht über die Grenze gebracht werden dürfen, so wurde bereits dreimal nach Berlin telegraphiert-, bis jetzt ohne Erfolg. Sollte die Ausfuhr nicht genehmigt werden, so beabsichtigen die glück­lichen Gewinner die Pferde öffentlich verstei­gern zu lassen.

Arankfurt a. W., 8. März. Vom hiesigen Schwurgericht wurde der Mttzger Bop- pert, welcher die Witwe Heinz erstach, weil sie ihr Verhältnis mit Boppert aufgehoben, zum Tode verurteilt.

WordHauscn, 10. März. Die hiesige Strafkammer verurteilte heute den Buchbinder Wilhelm Tattenberg, welcher Vorbereitungen getroffen, den Nacht-Courierzug zwischen Blei­cherode und Sollstedt zum Zweck der Berau­bung in die Luft zu sprengen, zu 2 Jahren Gefängnis. (Priv.-Telegr. d. Bert. Tagbl.)

Merlin, 11. März. Gutem Vernehmen nach wird eine größere Steuerreform erst für die Herbstsession des Reichstags beabsichtigt. Doch dürfte bereits in der gegenwärtigen Ses­sion ein Branntweinsteuergesetz vorgelegt werden,

wofür reiches Material vorliegt, und worüber vorher mit den maßgebenden Parteien eine Ver­ständigung herbeizuführen wäre.

Zu dem Arzt Geheimrat Henoch in Merlin kam ein Schutzmann mit seinem 10 - jährigen Söhnlein und klagte,es muß mit ihm etwas nicht in Ordnung sein."Im Kopf? fragte der Arzt.Nein, in der Brust!" Der Arzt untersuchte den Knaben und richtig, es war 'was nicht in der Ordnung; denn das Herz saß dem Knaben nicht auf dem rechten Fleck: in der linken Brustseite, sondern auf der rechten Brustseite, was sehr selten vorkommt und mancherlei Uebelstände mit sich bringt.

Ehr. Fr. Müller, seines Zeichens ein Arbeiter, ist der älteste militärische Veteran in Berlin. Er hat 1813 und 1815 unter dem alten Blücher gedient, die Schlachten bei Ligny und Waterloo mitgemacht und ist in Paris mit eingezogen. Von seinen zwei Söhnen fiel der eine 1866 bei Kömggrätz, der andere 1870 bei Le Bourget. Er lebt von einer kleinen Pension.

Wer Streichhölzer aus einer Wirtschaft mitnimmt, kann nach einer Entscheidung des Reichsgerichts auf Antrag wegen Diestahls ver­urteilt werden.

Ihren 101. Geburtstag feiert in Mer­lin am 12. März eine in der Köpnickerstraße 70 wohnende Wittwe Semmler, geb. Baeger. Die alte Frau erfreut sich bis zur Stunde einer guten Gesundheit und ganz außerordent­licher Geistesfrische. Sie wurde am 12. März 1786 zu Lippehne in der Mark geboren. Wie rüstig dieselbe noch ist, beweist, daß sie oft die 3 Treppen zu ihrer auf dem Hof des ge­nannten Grundstücks belegenen Wohnung auf und nieder steigt.

In der bayrischen Armee giebt es auch viele Kreuzträger, aber sie tragen es mit Ehren und Freuden; denn es ist das Eiserne Kreuz, das sie tragen. 284 Offiziere haben es auf sich genommen, 20 die erste, 264 die zweite Klasse, darunter viele die erste und zweite Klaffe.

Ein neuer Planet ist am 25. Februar von Dr. Palisa auf der Sternwarte in Wien im Sternbild des Löwen entdeckt worden. Er ist 12,5 Größe und jetzt der 265. Planet von den bekannt gewordenen kleinen Planeten zwi­schen Mars und Jupiter, falls er nicht gar diesseits der Marsbahn, d. h. zwischen Erde und Mars, sich, befindet.

Was die Bretterlieferungen nach Frank­reich anlangt, so wird jetzt in den Blättern der Negierung festgestellt, daß in der Zeit vom 20. bis 26. Februar nicht weniger als 181 Wagenladungen Bretter und Balken über die , elsaß - lothringische Grenze nach Frankreich aus­geführt worden sind. Nach Nancy gingen 57, nach St. Diö 12, nach Toul 15, nach Com- mercy 2, nach Lüneville 2, nach Göradmer 4, nach Belfort 24 und nach Verdun 9 Wagen.