Wildbader Ehromk.

AmLsbj'cltL für die SLcröL Witöbccö.

Anzeiger und Unterhaltungs-Blatt für Wildbad und Umgebung.

Einundzwanzigfter Jahrgang.

Erscheint jeden Mittwoch und Samstag. Abonnementspreis mit dem jeden Samstag erscheinenden Milstrirten Sonntags-Matt in Wildbad vierteljährlich 1 10 monatlich 40 durch die Post bezogen im Bezirk 1 15 auswärts 1 ^ 45 ^ viertel­

jährlich. Jnsertionspreis die Zeile oder deren Raum 10 ^; bei Redaktions-Auskunft 20 ^ Zuschlag.

U°ro. SS.

Württemberg.

Gestorben: den 26. Nov. zu Oberboihingen der res. Schultheiß Fr. Koch 34 I. a.; den 27. Nov. zu Eislingen Fabrikant Oskar Römer; den 27. Nov. zu Waiblingen der res. Stadtpfleger Fr. Spitz.

Stuttgart, 24. Nov. Das Beispiel der beiden Frank­furter Primaner, welche nach Serbien ziehen wollten, um gegen die Bulgaren zu kämpfen, hat hier einen Nachahmer gefunden. Ein 17jähriger Schriftsetzerlehrling, Sohn eines hiesigen bekannten Schneidermeisters, hatte sich in aller Stille ein Sümmchen von 173 aus der Kommode-Schublade seines Vaterszusammen­gespart" und wollte damit nach Bulgarien, umdem Fürsten Alexander zu Hilfe zu eilen," wie er in einem Briefe an seine Eltern mitteilte. Glücklicherweise gelang es jedoch dem Vater, seinen heldenmütigen Sohn noch am hiesigen Bahnhof in dem Augenblick einzuholen, als er ein Billet nach Wien zu lösen im Begriffe war. Der junge Held steht bereits wieder am Setzkasten und handhabt Winkelhaken und Setzlinie, anstatt das Schwert zu schwingen.

Stuttgart, 28. Nov. Gestern Abend ist von einer aus­wärtigen Gerichtsstelle ein Telegramm eingelaufen, wonach ein Engländer, welcher in Australin große Unterschlagungen verübt, sich hier aufhalten und festgenommen werden soll. Polizeiinspek­tor Kern und Fahnder Setzbold haben den Flüchtling Nachts zwischen 1112 Uhr in einer Familienpension, woselbst er seit letzten Montag logirte, aufgfunden und festgenommen. Ein Polizei­inspektor aus London, welcher von seiner Regierung mit der Ver­folgung beauftragt war, ist hier eingetroffen.

Künzelsau, 27. Nov. Heute Nachmittag wurde die Stadt durch die Kunde von einem traurigen Ereignis erschreckt. Küfer Burkert hat in einem Streit mit seiner Frau, ohne Zweifel in betrunkenem Zustand, diese mit seinem Küferhammer erschlagen und sich dann neben ihr an einem Kloben im Zimmer erhängt. Die beiden Eheleute lebten in fortwährendem Streit und Unfrie­den. Heute Nachmittag nun hörten die Hausgenossen wieder Lärmen und Streit, bald aber trat eine lautlose Stille ein. Als diese länger andauerte, wurde die Polizei herbeigerufen und diese fand nun im Wohnzimmer die Frau mit eingeschlagenem Hirn­schädel noch lebend, aber eben in den letzten Zügen, und den Mann daneben erhängt und schon tot. Kinder aus dieser trau­rigen Ehe sind glücklicher Weise keine da.

Künzelsau» 28. Nov. Gestern Abend fuhr ein Bauer mit seinem Knecht von hier aus nach Hause. Unterwegs gerieten beide miteinander in Streit. Da nahm der Knecht die teufliche Rache, daß er sein Messer zog und dem schönsten Pferde seines Herrn einige Stiche in den Hals versetzte, infolge dessen dasselbe unterwegs verendete.

Giengen a. Ar., 27. Nov. Heute Mittag 1 Uhr wurde die hies. Feuerwehr allarmiert; es brannte die Filzfabrik. Der rechte Anbau, das sog. alte Bad, ist ein Raub der Flammen ge­worden. Zum Glück herrschte Windstille, sonst wäre wohl das ganze Gebäude zu Grunde gegangen. Die hiesige, sowie die Feuer­wehr von Hermaringen und Hohenmemmingen haben sich sehr wacker gehalten. Der Schaden an Maschinen und fertigen Stücken dürfte die Summe von 300 000 betragen. Von 4 Uhr ab war die weitere Gefahr beseitigt, doch wird die ganze Nacht noch gearbeitet werden müssen. Das Feuer brach im Trockcnraum aus.

Rundschau

Alosvach, 28. Nov. Gestern, bei Anbruch der Nacht, war am ganzen Himmel ein wunderbar großartiges Sternschnuppen­

1SSS.

schießen gegen 2 Stunden lang beobachtet. Gleich dem feurigen Blitze fuhren sie hernieder, oft 4, 5, 6 zu gleicher Zeit, und haben wohl manche Freunde dieser seltsamen Erscheinung ihre stille Freude an diesem überaus herrlichen Naturschauspiel gehabt.

Karmstadt, 26. Nov Allenthalben regt sich die Sym­pathie für die ruhmreichen Thaten der Bulgaren. So wie hier haben sich an verschiedenen Orten des Großherzogstums KomiteS für die Verwundeten und Kranken des bulgarischen Heeres ge­bildet. Aus Mainz und Frankfurt wird berichtet, daß dort Hilfs- komitcs für Bulgaren entstehen, die sich dem hiesigen Aufrufe an­schließen. In Auerbach an der Bergstraße findet am nächsten Mittwoch ein Konzert zum Besten der Verwundeten statt, am Dienstag in Worms. Die Gesammtsumme der Liebesgaben be­trägt jetzt 20 500 Hiervon gab der Großherzog 1000 Dieselbe Summe spendeten Prinz Alexander und Gemahlin, sowie ein reicher Privatmann.

Irankfurt a. M., 25. Nov. Eine hiesige Firma hatte einen Reisenden, der glänzende Geschäfte machte: leider mußte sie in der letzten Zeit die Erfahrung machen, daß derselbe zu einem Preise verkaufte, zu welchem die Firma gar nicht liefern konnte; da die Besteller nicht von ihrem Kauf zurücktraten, so ist ein halbes Dutzend Entschädigungsprozesse entstanden, in welchen der Ver­klagte einwandte, ein Reisender, der zu solchem Preise verkaufen könnte, müsse verrückt sein. Es wird deshalb nun der Geistes­zustand des jungen Mannes ärztlich untersucht.

Kassel. Großes Aufsehen erregt hier die gegen den Bau­meister des neuen großen städtischen Schlachthauses eingeleitete Untersuchung wegen betrüglicher Ausführung der Grundmauern. Die letzteren sollen nicht diejenige Tiefe haben, auch nicht mit dem Material vollständig gebaut sein, wie in der Submission vor­geschrieben war, wogegen die Stadt natürlich den vollen Sub­missionsbetrag hat zahlen müssen. Die Differenz wird auf 90 100,000 angegeben. Gegenwärtig werden Ausgrabungen vorgenommen, um die Tiefe der Grundmauern festzustellen und im Auftrag des Gerichts die Unterschleife event. zu begründen. Wie in der vertraulichen Sitzung des Bürgerausschusses gestern der Oberbürgermeister mittheilte, ist vom Magistrat Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet und die Untersuchung im vollen Gange, auf deren Ausgang man mit Recht gespannt sein darf.

Um armen Leuten wohlzutbun und reichen Leuten ein gutes Beispiel zu geben, hat der Großhändler Dickson in Hothen- v«rg eine milde Stiftung von 750 000 Mark errichtet. Nach 100 Jahren noch wird sein Andenken gesegnet werden, wenn bis dahin das Geld nicht abgeschafft ist.

Ein Fabrikant in Aarmen hatte unlängst einem Verwand­ten in London seinen Bernhardinerhund zum Geschenk gemacht. Nach Verlauf von 14 Tagen erschien der Hund plötzlich wieder in Barmen bei seinem früheren Herrn, wo er abgemagert ankam. In einem Briefe aus London theilte später der Beschenkte mit, daß ihm der Hund nach 3tägigem Aufenthalt wieder entlaufen sei. Wie das Thier über den Kanal gekommen ist, ist bis jetzt noch ein Rätsel.

Wien, 28. November. In Kornenburo, in der Nähe von Wien, ist heute Nacht die große Schauman'sche Weberei, welche zwanzigtausend Militärmäntel für Bulgarien demnächst liefern sollte, sammt den Vorräthen total niedergebrannt. Die Lieferung der Militärmäntel ist dadurch unmöglich. (Die wacke­ren Bulgaren werden trotzdem hoffentlich nicht erfrieren.)

Wien, 30. Nov. Der Polizeimann Karl Zillich, welcher letzter Nacht im Stadtpark ein verdächtiges Individuum verhaften wollte, wurde von diesem durch Sand und Pfeffer geblendet und hernach schwer verwundet. Der Verbrecher entfloh, der Polizei­mann konnte bisher keine genauen Angaben machen,

Mittwoch den 2. Dezeember