Vildlmder
Amtsblatt füv die Staöt Witöbad.
Anzeiger und Unterhaltungs-Blatt für Wildbad und Umgebung.
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98. Sttirrstag den W. Nlovember 1388.
W ü r t t e m b e r g.
Hannktatt, 24. Nov. Der „ill.-B." berichtet: Vom letzte" Freitag auf Samstag logierte hier in einem Gnsthause der am gebliche Hugo von Hartenstein, Ingenieur-Assistent von Leipzig- Derselbe war von Stuttgart aus wegen Betrügereien verfolgt und festzunehmen; allein die Nachricht von da kam zu spät hier an, so daß es dem Betrüger gelungen war, am Samstag früh per Bahn nach Ebingen abzurcisen. Polizeiwachtmeister Beißweng er hier verfolgte denselben und nahm ihn in Ebingen fest, woselbst der Mann bereits wieder eine Zechprellerei und sonstigen Schwindel verübt hatte.
Marbach, 23. Nov. Das von Hofbildhauer v. Hofer der Gemeinde Pleidelsheim geschenkte und am 5. Juli ds. Jahres daselbst eingeweihte Denkmal, die beiden im Krieg gegen Frankreich im Jahre 1870 gefallenen Grafen Taube darstellend, bildete in den vier Monaten einen bedeutenden Anziehungspunkt für die Bewohner der Umgegend. Nach den Aufzeichnungen in den zwei aufgelegenen Fremdenbüchern zu schließen, wuede dieses Kunstwerk seit seiner Enthüllung von etwa 8000 Besuchern bewundert. Gegenwärtig wird an einer desselben würdigen Umfriedigung gearbeitet.
Mon Ser Steinlach, 25. Nov. Ein Mann von Nehren, Namens Gutbrot, wurde öfter als Rcisekutscher benützt. Dies war auch in letzter Zeit wieder der Fall. Nach einigen Wochen telegraphirte der Reisende von Landshut aus, man solle das Gefährt abholen lassen. Der Tochtermann des Gutbrot that dies und kehrte mit der Nachricht zurück, sein Schwiegervater sei in Haft genommen worden, weil er ein Mädchen, mit dem er ein Verhältnis gehabt, erstochen und ihren Leichnam in die Isar geworfen haben soll. Gutbrot ist seitdem in Landshut gefänglich eingezogen.
Saukgau, 25. Nov. Vorigen Mittwoch kam auf das Hrn. Ade aus Stuttgart gehörige Hofgut in Riekersreuthe, Station Pfullendorf, ein gut gekleideter, solid aussehender Bauernknecht und sagte dem Gutsverwalter, daß er von Herrn Ade in Stuttgart als Knecht engagiert sei; da er seine zwei Koffer aber noch auf dem Bahnhof habe, so bitte er um ein Gefährt, um dieselben gleich abholen zu können. Arglos wurde ihm Chaise und Pferd übergeben (es war morgens 8 Uhr). Um 11 Uhr war er damit schon hier und verkaufte im Laufe des Tages Pferd, Wagen und Geschirr. Andern Tages kam die telegraphische Anzeige des Betrugs von Pfullendorf hierher, leider aber zu spät — der Gauner verduftete vorher, und es konnte noch keine Spur von ihm gefunden werden Pferd, Wagen und Geschirr stehen hier und werden dem Gutsverwalter wieder eingehändigt werden.
R n n dscha u
Mosbach, 25. Nov. Die hiesigr Zeitung bringt folgendes Eingesandt: Bei den überaus niedrigen Getreidepreisen sollten doch endlich unsere Bäcker einmal an einen Abschlag denken, auch wäre bei den gedrückten Preisen der Gerste und des Hopfens das Bier mit 5 teuer genug bezahlt.
Schwetzingen, 25. Nov. Ein Witzvogel machte sich gestern den Spaß, durch die Post Herrn Engelwirt in Ketsch ein Zigarren- kistchen unter der Deklaration „Probe-Zigarren" von hier aus zu senden, aus welchem beim Oeffnen nicht weniger als „acht Spatzen herausflogen.
— Im Budget des Großherzogthums Baden für 1886/87 sind nicht weniger als 07 000 Mk. als Staatsbeitrag für das Jubiläum der Universität Heidelberg vorgesehen, nämlich Herstellung eines Festraumes in der Heiligengeistkirche 42 000 Mk., Zuschuß
zum Bau einer Festhalle 25 000 Mk. und allgemeine Unkosten 30 000 Mk. Als zweite Rate für den Umbau des Universitäts- Gebäudes werden 60,000 Mark verlangt.
Zarmlladt, 25. Nov. Hier ist nach der „Fr. Ztg." eine Depesche des Fürsten Alexander angelangt folgenden Inhalts. „Ich stehe auf der bulgarisch-serbischen Grenze. Wir beide (Fürst Alexander und Prinz Franz Joseph) sind wohl. Alexander." — In der Nacht zum Dienstag hat sich hier ein Geschwisterpaar, welches in der Elisabethstraße ein kleines Cigarrengeschäft betrieb, erschossen. Man wurde auf die That erst aufmerksmn, als gestern der Laden bis Mittag geschlossen blieb. Als man öffnete, fand man die Unglücklichen — ihr Name ist Kleier — leblos vor; die Kugeln saßen im Herzen. Motiv unbekannt.
Werlin, 25. Nov. Die „Nordd. Allg. Ztg." bringt von heute Morgen aus Belgrad die Mitteilung, daß in Folge der Note, welche die Repräsentanten der Großmächte an den Minister des Aeßern in Belgrad gerichtet, König Milan in Rücksichtnahme auf die Wünsche der europäischen Großmächte sofort Befehl zur Einstellung der Feindseligkeiten erteilt und die Befehlshaber der serbischen Truppen vor dem Feinde mit Anweisung versehen habe, den ihnen gegenüberstehenden Führern der bulgarischen Armee von diesem Entschluß Kenntnis zu geben.
Metz, 24. Nov. Man schreibt der „Fr. Ztg.": Am 30. August d. I. ließ ein in Paris wohnender Lothringer, der zum Besuch seiner Heimat hierher gekommen war, in der Bahnhofrestauration in Remilly eine Tasche liegen, welche neben barem Gelde für ca. 50 000 Fr. Juwelen enthielt. Auf der nächsten Station merkte er dies und fuhr sofort zurück, erhielt aber seine Tasche nicht wieder. Der Verdacht' lenkte sich sofort auf den Restaurateur Alme, doch gelang ,es nicht, denselben der Unterschlagung der Tasche zu überführen. Am letzten Samstag jedoch wurde Almä von zwei Gendarmen ins hiesige Gefüngniß eingeliefert, und man erzählt sich, daß es einem französischen Polizeibeamten gelungen sei, Almö zu überführen und ihn gegen eine Vergütung von 2000 Fr. zur Herausgabe der Tasche zu bewegen. Nachträglich habe dies die deutsche Behörde erfahren und die Verhaftung Almas veranlaßt.
Zürich, 24. Nov. Der „Magd. Ztg." wird geschrieben: Wie man nachträglich erfährt, löste sich am Abend des 11. Nov. in der Nähe vom Amsteg (Gotthardbahn) ein Felsstück von mehreren Kubikmetern los lind stürzte auf den Bahnkörper, nachdem kaum 10 Minuten verflossen waren, seitdem der Personenzug diese Stelle befahren hatte. Da die Bahnlinie aber Tag und Nacht sehr gut bewacht ist, konnte ein Wärter sogleich das Notzeichen geben, wodurch die Züge auf Station Amsteg und Gurtnellen angehalten wurden. In kürzer Zeit waren 20—30 Arbeiter an Ort und Stelle, um die drei beschädigten Eisenbahnschienen auszuwechseln und in kaum dreiviertcl Stunden war die Bahn wieder fahrbar gemacht.
Waris, 25. Nov. Man meldet der „Straß. Post.": Infolge des gestern verbreiteten Gerüchts vom Tode des Königs von Spanien versammelten sich gestern Abend die hier befindlichen spanischen, deutschen und russischen Sozialisten in der Vorstadt St. Antoine, um den den gegenwärtig in London weilenden Spanier Ruiz Zorilla ein Schreiben zu richten, worin sie ihm ihre Mitwirkung zu der demnächstigen Proklamierung der spanischen Republik zusichern. Die Carlisten wohnten heute Bormittag in der Kirche der Avenue de Hoche einer Messe für die Thronbesteigung Don Carlos bei.
— Das Geschlecht der Herzoge von P ersi g ni ist erloschen. Der einzige Sohn des bekannten Vertrauten Napoleons 111. ist jetzt im Aller von 30 Jahren in Paris gestorben.