Mldliader Chronik

AnrLsbl'clIL für die Stadt Witdbad.

Anzeiger und Unterhaltungs-Blatt für Wildbad und Umgebung.

s Kinundzwanzigstsr Aahrgarrg. Z

Erscheint jeden Mittwoch nnd Samstag. Abonnementspreis mit dem jeden Samstag erscheinenden Zlliistrirten Sonntags-Matt in Wildbad vierteljährlich 1 ^ 10 monatlich 40 durch die Post bezogen im Bezirk 1 15 auswärts 1 45 ^ viertel­

jährlich. Jnsertionspreis die Zeile oder deren Raum 10 bei Redaktions-Auskunft 20 ^ Zuschlag.

I^ro. T4.

Mittwoch, den 25. November

W ü r t t e ul b e r g.

In den nächsten Wochen wird in Stuttgart die für 500 Nundstühle eingerichtete Trikotwaarenfabrik Gebrüder Loeb eröffnet, die sowohl, weil die Fabrik das größte Etablissement seiner Art in ganz Deutschland ist, als auch vermöge ihrer kon­struktiven und technischen Anlage ein allgemeines Interesse bean­spruchen dürfte. Der äußere Aufbau und die innere Einrichtung, die Cementverwendung, die Herreinziehung der neueren Dach- und Eisenkonstruktionen, sowie die rationelle Vertheilung von Raum, Licht und Luft ist gleich mustergiltig und giebt ein Bild von den Fortschritten des modernen Fabrikbaus. Für die elektrische Beleuchtung sind 320 Flammen vorgesehen und eine besondere Dampfmaschine von 45 Pferdekräften thätig. Wie sehr ein solches Etablissement die Leistungs- und Konkurrenzfähigkeit der bedeu­tenden Stuttgarter Trikotwarenfabrikation steigert, braucht wohl nicht näher dargelegt zu werden.

Wagstadt, 23. Nov. In Renningen wurde vor 8 Tagen der 54 Jahre alte Haug von einem Mutterschwein in einen Finger gebissen. Die unerheblich kleine Wunde verschlimmerte sich nach einigen Tagen, so daß der noch kräftige Mann an Blutver­giftung starb.

HÄbingen, 17. Novbr. In letzter Nacht machte sich ein Student an dem Wagen eines Geschirrhändlers zu schaffen. Der Besitzer des Wagens, der sich darin befand, kam heraus und ver­setzte dem Studenten einen so unglücklichen Hieb über das rechte Auge, daß der Student in die Klinik verbracht werden mußte, wo ihm bei der Operation das Auge herausgenommen wurde. Der Unglückliche ist der Sohn eines Pfarrers aus Norddeutschland.

Weutlingen, 21. Nov. Karl Albert Hornung, Besitzer eines Schuhwarengeschäfts in der oberen Wilhelmsstraße hier, ge­riet heute in Wortwechsel mit seiner Frau, welche ihm über einen Holzkauf Vorwürfe machte. Der Streit artete zu Thätlichkeiten aus, so daß dem Manne die Cigarre aus dem Munde flog. Aufgebracht darüber, fuhr Hornung mit dem Kneipen nach seiner Frau und traf sie so unglücklich in die Seite, daß sie nach zwölf Minuten verschied. Er stellte sich sofort dem Gericht.

Guttkingen , 20. Nov. Auf seltsame Weise verlor am letzten Mittwoch abend das 2 VZährige Enkelkind eines hiesigen Schuhmachersfrau vas Leben. Dasselbe befand sich, während die Mutter in einer Fabrik arbeitete, in dem Hause der Groß­mutter, einer geistig und körperlich gebrechlichen Frau. Als nun am Abend des genannten Tages der Großvater von einem kurzen Ausgang nach Hause kam, fand er seine Frau auf dem Stubenboden liegend, das Kleine, welches tot war, mit ihrem Körper deckend. Ohne Zweifel, ist das Kind bei dem Fall der alten Frau unter dieselbe zu liegen gekommen und elendiglich erstickt, da das kranke Weib nicht die Kraft besaß, sich vom Boden zu erheben.

Werndorf, 20. Nov. Unter den serbischen Offizieren, welchem dem Gefechte bei Kula (Adlje) verwundet wurden, be­findet sich auch Major Sturm, von Geburt ein Deutscher, der, demSchw. B." zufolge, als Hauptmann längere Zeit in hies. Stadt als Mitglied der serbischen Gewehrrevisions-Kommission thätig war.

R undsch a n

Kberbach, 18. Nov. Bei den in voriger Woche im fürstl. Leiningen'schen Park durch den Prinzen Ewig abgehaltenen Treib­jagden wurden 126 Stück Wildsäue und 23 Stück Damwild er­legt. In der nächsten Zeit werden noch weitere Jagden abgc-

^^'ßham (Bayern), 16. Nov. In der letzten Nacht kam der

1S3S

älteste Sohn des Müllers angetrunken nach Hause zurück. Als ihn sein alter Vater Hierwegen zur Rede stellte, kam es zwischen Vater und Sohn zu einem heftigen Wortwechsel, wobei der Sohn die im Zimmer hängende geladene Jagdbüchse von der Wand riß und seinen Vater niederschoß.

Kaiserskantern, 18. Nov. Gestern wurden vom hiesigen Landgericht 11 Bierbrauer, beziehungsweise Braumeister, wegen Bierpantschereien zu Geldstrafen von hundert Mark bis zu vier­zehnhundert Mark verurteilt.

Jarmstadt, 19. Nov. Der hiesige Hilfsverein zum roten Kreuz hat derDarmstadrer Z." zufolge für die Pflege der Ver­wundeten im serbisch-bulgarischen Kriege heute vorläufig und unter Vorbehalt von Sammlungen durch seine Zweigvereine aus der Vereinskasse den Betrag von 2000 Mark bewilligt. Derselbe soll zur Anschaffung von Arzneien, Verband- und Pflegemitteln verwendet werden, welche im Einverständnis mit dem die Thätig- keit der deutschen Vereine organisationsmäßig leitenden und ver­mittelnden deutschen Zentralkomite so schnell als möglich nach dem Kriegsschauplatz abgehen sollen.

Glückliches Sachsen, in welchem der Finanzminister dem Landtag einen Ueberfchuß von acht bis neun Millionen Mark in der laufenden Finanzperiode verkündigen konnte.

Die WarienöurgerZeitung" berichtet: Ein bei einem Gutsbesitzer in hiesiger Nähe bediensteter Knecht war dem Trünke ergeben, in Folge dessen wurde ihm gekündigt, das Weib dieses Knechtes geriet hierüber nicht etwa in leicht begreifliche Erregung, sondern faßte den Entschluß, ihren Mann, den Ernährer ihrer zwei Kinder, aus der Welt zu schaffen. Zu diesem Behuf gab das Weib ihrem Mann noch mehr Schnaps zu trinken, bis dieser fast sinnlos betrunken war; in diesem Zustand versetzte sie ihm einen Schlag mit der Axt vor den Kopf. Nach einiger Zeit er­holte sich der Betäubte wieder und suchte sein Lager auf. Nun folgte eine Szene, die eines Teufels, nicht eines Menschen, noch weniger eines Weibes würdig wäre; das Weib machte nämlich unter dem Bett ihres Mannes ein Feuer an und begab sich mit einem Kind auf dem Arm vor das Haus, um durch das Fenster zu beobachten, wie ihr Mann verbrenne. Wenn nicht die Nach­barn, welche den entstehenden Brand sahen, herbeigeeilt wären, um zu retten und zu löschen, so wäre nicht blos das Haus ver­brannt, sondern auch der von dem Schnaps und dem Axthieb be­täubte Mann und ferner das in der Stube zurückgebliebene ahn­ungslos schlummernde zweite Kind ein Opfer der teuflischen That geworden. Schon früher einmal hatte das Weib, als ihr Mann betrunken nach Hause geführt wurde, die Aeußerung gethan: Bis Martini suche ich mir einen anderen!" Selbstverständlich wurde das Weib am anderen Tag in Haft genommen, um sich wegen Brandstiftung und Mordversuchs zu verantworten.

Rrag, 23. Novbr. Sümmtliche Handschuhmacher Prags, circa 700 an der Zahl, kündigten nach der Fr. Ztg. die Arbeit und suchen eine Lohnerhöhung durchzusetzen.

Raris, 20. Nov. Aus Cette wird gemeldet, daß das deutsche SchiffWanderer" an der Küste von Agde gestrandet ist. Die Mannschaft, aus 9 Personen bestehend, flüchtete in die Masten, und wurde am nächsten Morgen von Fischerbooten aus­genommen.

In Kairo ist der Grieche Namens Dimitri Sagada nach 33tägiger Reise aus Omdurman, gegenüber Khartum, eingetroffen. Derselbe hatte Slatin Bcy nach El Obeid begleitet, nachdem Darfur von den Aufständischen erobert worden war. Er be­gleitete den Mahdi nach Omdurman, nahm zum Schein den Js- ^ lam an und verheirathete sich zum Schein mit einer Schwester des Mahdi. Herr Sagada verbrachte die letzten Tage in Om-