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edelsten Menschen der Welt, vielleicht als einen Märtyrer, der sein böses Geschick überwunden, überlebt, es mit sich, sich mit der Welt ausgesöhnt hat!"
Ueber die Stirn, über die Augen des Alten zog es wie ein Schatten. Er öffnete die Lider und fuhr sich über die Schläfe.
Dann lächelte er seinen Wärter mit einem unbeschreiblichen Ausdrucke an und war wieder wie schlafend.
Da flog von Außen ein kleiner Stein in's Zimmer. Die ausgelassenen Rangen mochten es aus Scherz oder Bosheit, absichtlich oder zufällig gethan haben. Das Bild der schönen Frau war getroffen. Die Buben rannten schnell davon. Die Glasscheibe über dem Gemälde spaltete sich in zwei Theile, der Riß ging gerade durch die beiden mädchenhaft glücklichen Augen. Ein Theil des Splitters fiel herab und auf die linke Hand des
Fiebernden. Er schlug die Augen auf, diese sielen auf das Bild und ein unsägliches Entsetzen malte sich in den Zügen des Greises.
Er erhob die blutende Linke und richtete sie aufwärts gegen die entblößte Brust der schönen Frau. Blutstropfen fielen auf sie. Die Augen schienen ihr jetzt wie verglast.
Da stieß der Alte einen furchtbaren Schrei aus. Ein Schauer lief über seinen Körper, alles Blut stieg ihm zu Kopfe, und
zitternd und bebend sank er zurück. Ein zweiter Schlaganfall
war durch den Schreck eingetreten.
Mit der Rechten rieß er sich eilig das Hemd auf und griff nach einem seidenen Faden an seiner Brust; ein Schlüssel und ein Pergament hing daran.
„Nehmen Sie dies!" stotterte der gute Herford mit Mühe. „Dort! Dort!" und er deutete auf einen Theil des Pfeifen
ständers
Er sank um.
Seine Miene war die eines glücklich Entschlafenen.
In Verzweiflung rief Albrecht die Hausleute, die auf der Bodenkammer schliefen und nichts hören wollten. Es war dunkel auf der Stiege des fremden Hauses.
Albrecht schloß das Fenster und stellte alle Rettungsversuche an ... . kein Pulsschlag, kein Hauch des Mundes auf dem kleinen Handspiegel. Es war unwiederruflich vorbei. Herford nahm das Geheimniß seines Lebens mit ins Grab. — Die Uhr tickte leise und gleichmäßig.
IV.
Die Stunden verstrichen.
Die Uhr zeigte sie an, die guten und bösen, gleichgültig, automatisch. Aber Albrecht sah mit dem Erlöschen dieses fremden, doch ihm nahegchenden Menschenlebens, wieder eine Hoffnung erloschen.
Er hatte sich's so schön gedacht, wie er und der Alte Freunde werden wollten, thöricht es sich ausgemalt, wie Herford das Weib, das so verderbenbringend in's Mannesleben eingreift, ganz aus seinem Gesichtskreis verbannen sollte.
Nun hatte er dem Alten schon die Augen zugedrückt und es schien ihm, als ob das schöne Frauenbild da droben — Mariannens Züge annähme.
Da fiel sein Blick wieder auf den Schlüssel.
„Dort! Dort!" hatte der Sterbende gerufen und auf diese Schublade gezeigt.
Albrecht besah den Schlüssel und das Pergament.
Er faltete das Blatt auseinander, las darauf die mit festen Zügen geschriebenen Worte:
„Dies ist mein letzter Wille: Wem ich sterbend diesen Schlüssel überreiche, der ist alleiniger Erbe alles dessen, was ich besitze."
James Herford.
Die Zeit verrann.
Albrecht fand auch die Kraft, den Pfeifenständer zu durchsuchen. Es zeigte sich eine wohlverborgene Schublade, welche sich mit dem Schlüssel leicht öffnen ließ.
Sie enthielt nichts als zwei Manuskripte.
Das eine trug die Aufschrift: „Mein Tagebuch."
Das andere: „Mein Besitz."
Wieder zeigte die Uhr eine Stunde an, und Wiegand breitete die Blätter vor sich aus. Die Lampe brannte auf dem Tische in der Mitte des Zimmerchens.
(Fortsetzung folgt.)
— Das Jahr 18 86 erinnert an eine alte Prophezeihung. Der berühmte Arzt Theophrasius Paracelsus, welcher im Jahre 1571 starb und der sich nach der Sitte der Zeit auch mit der Sterndeuterei abgab, prophezeite den Weltuntergang für dasjenige Jahr, in welchem Pfingsten auf den Georgstag und Frohnleichnam auf den Johannistag fallen werde. Das wird im Jahr 1886 der Fall sein. Das ist die schöne Bescheerung, die unserer wartet und die Herr Paracelsus in den Sternen gelesen hat.
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Die Waldhüter Fütterer in Dürreych, Merkel in Brotenau und Schultheiß in Rombach zeigen das Holz auf Verlangen vor.