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Amtsblatt für die Stadt Wildbad.

Anzeiger und Unterhaltungs-Blatt für Wildbad und Umgebung.

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82. ) Mittwo^), den 17. Novembers 1338

W ii r t t e rn b e r g.

Gestorben am 12. Nov, zu Nagold Oberförster Bühr- len, früher in Langenbrand.

Vermöge höchster Entschließung vom 27. Oktober haben Seine Königliche Majestät die evangelische Pfarrei in in Gingen, Dekanats Geislingen, dem Stadtpfarrer Bartholo- mäi in Wildbad, Dekanats Neuenbürg, gnädigst übertragen.

Wago'd, 14. Nov. In der letzten Gewerbeverins-Aus­schußsitzung machte Hr. Ingenieur Klingler von hier Mitteil­ungen über die Altensteiger Eisenbahnangelegenheit und zeigte einen von ihm selbst und von dem Staatstechniker gefertigten Entwurf vor, soweit die Bahnlinie die hiesige Markung berrührt. Die Kosten werden einschließlich der Betriebseinrichtungen nur auf 450 000 Mark berechnet, wodurch die Ausführung der Bahn die grüße Wahrscheinlichkeit gewinnt. In der gleichen Sitzung wurde über das Fehlen einer direkten Verkehrsverbindung zwischen Na­gold und Oberjettingen und den andern benachbarten Orten des Oberamts Herrenberg (die nur 1 Stunde von hier entfernt sind) geklagt; kommt es doch oft vor, daß Briefe von hier in diesem Orte erst am dritten Tage eintreffen. Auf einer hiesigen Straße wird gegenwärtig eine Probe mit Porphyrsteinen als Beschotter­ung gemacht. Befriedigt der Versuch, so wird diese Beschotterung allgemein eingeführt.

Maihingen a. d. K-, 14. Nov. Heute Früh 4 Uhr ist im Dachraum der Leicht'schen Bierbrauerei zu Vaihingen Feuer ausgebrochen. Der Dachstock und der innere Einbau der Bier­brauerei mit Ausnahme der massiven Gebäudeteile ist vollständig abgebrannt. Der Schaden an Gebäuden, Maschinen und Vor­räten an Malz, Hopfen und Haber ist sehr bedeutend und augen­blicklich noch nicht zu übersehen.

Meutlingen, 15. Nov. In der verflossenen Nacht ist einer unserer ältesten Mitbürger Fabrikant Konrad Gminder, Senior der Firma Ulrich Gminder, im 83. Lebensjahre gestorben. Nur in der Volksschule herangebildet, hat er es durch Fleiß und Spar­samkeit so weit gebracht, daß der in Gemeinschaft mit seinem noch lebenden jüngeren Bruder in den sechziger Jahren den ersten Grund zu den ausgedehnten Etablissements dieser Firma legen konnte. Er war ein Mann von ächtem Schrot und Korn, von eisernem Willen und scharfen Verstand, gepaart mit strenger Recht- und Leutseligkeit. Durch das Vertrauen seiner Mitbürger wurde er im Jahre 1848 in den Bürgerausschuß und im Jahre 1856 in den Gemeinderat gewählt. Vom Jahre 1855 bis 1861 wat­er Mitglied der Handels- und Gewerbekammer. Seinen Freunden war er ein treuer Berater, seinen Verwandten eiu besorgter Vater, Allen theuer.

Don der ZiauLer, 15. Nov. Der Revisionsbeamte des k. württ. Kameralamtes Mergentheim Schmiech weilt zur Zeit in Würzburg mit einem Assistenten, um in einer großartigen Steuerhinterziehungssache (man spricht von 200 000 ^8) Erhebungen zu pflegen. Von Würzburg und Umgegend sollen einige 30 Zeugen vorgeladen sein.

R u n dscha u

_ Der bayrische Kümmerer und Major a In ouito Maxi­milian Graf von und zu Arco-Zinneberg ist nach längerem Lei­den 74 Jahre alt in Meran gestorben. Graf v. Arco war mit der Gräfin Leopoldine von Waldburg-Zeil-Trauchburg ver­mählt.

Auf dem Markt in Kempten hielt ein Mann dreißig tote abgehäutete Katzen feil. Die Polizei langte sich den Mann uitd machte dem Skandal ein Ende.

Beim 88. Infanterieregiment in Mainz dient jetzt ein Soldat seine drei Jahre ab, welcher aus Indien gekommen ist, um seiner Militärpflicht Genüge zu leisten. Der Vater des jungen Mannes ist ein Kurhesse, welcher in Indien ein bedeutendes Aus­fuhrgeschäft besitzt. Er ist, ein so guter deutscher Patriot, daß er seinen Sohn veranlaßt hat, seinem Vaterland in Wehr und Waffen zu dienen. Bravo l

Merlin, 14. Nov. Aus Nisch wird offiziell gemeldet: Der Minister des Aeußeren Garaschanin wies den Gesandten in Sofia an, zu erklären, daß die serbische Regierung auf die Her­ausforderung von Seiten Bulgariens mit der Kriegserklärung geantwortet habe. Der König ist in der vergangenen Nacht nach Pirot abgereist, um den Oberbefehl über die Truppen zu über­nehmen.

Merlin, 16. Nov. Die Erkältung des Kaisers ist un­bedenklich und schon in der Besserung begriffen; nur das Ver­lassen des Zimmers ist dem Kaiser noch nicht gestattet. Die Rückkehr des Reichskanzlers nach Berlin wird bald nach dem Zusammentritt des Reichstags, wahrscheinlich am 21. November erwartet. Die ganze serbische Armee steht auf bulgarischem Boden, woraus folgt, daß der Krieg Serbiens von langer Hand vorbereitet worden.

In Königsberg in Pr. setzte eine »ermögliche Wittwe ihren 4 Kindern vergifteteu Meerrettichbrei zum Abendessen vor und auch selbst davon, anderen Morgens wurde die älteste 18jährige Tochter tot, die anderen Kinder und die Mutter in Zuckungen liegend gefunden. Die Aerzte pumpten den vergifteten Brei aus dem Magen aus und retteten die Erkrankten Die Mutter schweigt beharrlich, man weiß aber, daß sie aus Gram über die die Verführung der ältesten Tochter sich und die Kinder aus der Welt schaffen wollte.

Kamburg, 15. Nov. Der PostdampferHungaria" der Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Aktiengesellschaft ist, von Ham­burg kommend, gestern in St. Thomas eingetroffen.

Wann, (im Elsaß), 10. Nov. Ein gräßliches Unglück, verursacht durch den unseligen übermäßigen Schnapsgenuß, hat sich in Ictztverflossener Nacht in der Gemeinde Rammersmatt zu- gctragen. Drei Menschen sind in der Betrunkenheit verbrannt. Nachdem während des gestrigen Tages die Eheleute Georg Rielsch und Regina Koos bei der Wittwe Kolb in Rammersmatt im Tagelohn beschäftigt waren, wollten sie sich mit'dem Dienstknecht der Wittwe Kolb, dem 37 Jahre alten Ludwig Grasser, an einem Glase Schnaps gütlich thun, obgleich sie schon während des Tages den geistigen Getränken fleißig zugesprochen hatten. Die Genannten begaben sich, wie derStraßb. P." gemeldet wird, zu diesem Zweck in die Wohnung der Eheleute Rietsch, woselbst sie zunächst ein viertel Liter Schnaps vertilgten. Dann machte sich die Ge­sellschaft über den von der Ehefrau Rietsch aus einem ganzen Liter reinen Spiritus und einem Liter Wasser zubereiteten Fusel her. Es dauerte natürlich nicht lange, so waren die drei sinn­los berauscht. Die Eheleute Rietsch legten sich, nachdem sie die brennende Oellampe am Kopfende des Bettes niedergcstellt hatten, auf dein Bette nieder, der Knecht Grasser ober war schon längst unter den Tisch gesunken, um daselbst seinen Rausch auszuschlafen. Es war zwischen 10 und 11 Uhr, als auf einmal der Ruf Feuer! die Bewohner des Dörfchens aus ihrem Schlummer auf­schreckte. Das Häuschen der Eheleute Rietsch stand in Hellen Flammen, von den Bewohnrrn desselben war aber nichts zu hören. Rettung oder Hilfe war nicht mehr möglich, immer gieriger leckten die Flammen uin sich und bald war die Brandstelle nur noch ein rauchender Trümmerhaufen und dos gräßliche Grab von drei Menschen.