367

er einen großen Folianten vor sich hatte, glich er einer Freske Michel Angelo's in der Sixtina. Des Mittags pflegte er zu rauchen, Abends schien seine Unterhaltung der Andrang der Städter und Fremden zum Theater zu sein. Um neun Uhr schloß er sein Fensterchen, ließ die Gardinen herab, durch die Vorhänge sah man alsbald eine Carcell-Lampe einen freundlichen Schimmer verbreiten, um zehn Uhr lag Alles in tiefem Dunkel.

Albrecht vergaß nie seinen Hut abzunehmen, wenn er vor­bei ging; der Greis schien ihn zu erkennen und er dankte, ohne ein Lächeln, ohne eine Miene zu verziehen. So sah Albrecht keine Möglichkeit, sich dem Gegenstand seines Interesses zu nähern. Und doch war ihm dies zum Bedürfnis geworden. Er verglich seinen Zustand mit dem, in welchen ihn öfters eine unnahbare Schöne, zuletzt noch Marianne versetzt; nie noch hatte die Liebe ihn so mächtig eingenommen, wie dieser Greis ihn nun anzog. Wandelte er denn nicht unter dessen Fenstern einher, wie zu Zeiten, als noch bekannte Mädchenhüupter aus mittelalterlichen Heimat­bauten sich zwischen Nelken wiegten und verstohlene Blicke mit ihm tauschten. War er damals noch so viel jünger, so erregt nie! Dieser fieberhafte Zustand durfte nicht dauern, fein Geist mußte unbeschäftigt sein, wenn er seinen Beschäftigungen mit Er­folg nachgehen wollte. Und er faßte sich ein Herz und beschloß den Alten anzureden.

Er eilte mit fliegendem Pulse, wie zu einem Stelldichein des Morgens auf die Stätte, da fand er zu seinem Schreck und Erstaunen das Fenster bei Hellem Sommerwetter geschlossen. Und so blieb es bis Abends. Welche Enttäuschung. Wiegand empfand Zorn, Milleid, Theilahme. Er war zornig auf sich, warum hatte er so lange gezögert. Vielleicht war der Alte plötzlich krank ge­worden. War er hilflos, allein; mußte er vielleicht freundlos und einsam sterben?

Albrecht Wiegand wollte bei ihm eintreten, seine Hilfe an­bieten Da sah er am Ende der Straße Dr. Eberhardt her­anschreiten. Dieser notirte wie immer seine Besuchszahlen in ein Büchlein. Wiederum sprachen sich die Freunde an, die sich erst einigemale getroffen. Aber Dr. Eberhardt war ein vielbeschäf­tigter Arzt, Familienvater und sie hatten sich doch eigentlich wenig zusammengefunden. Sogar Dr. Eberhardt's Einladung zu Tische war wieder ahgesagi und verschoben worden.

Ah, bist Du's, Ausreißer?" sagte der Doktor den Freund begrüßend.

Und sie näherten sich dem kleinen Hause.

Wiegand entschuldigte sich und fragte:Wo gehst Du hin?" als er sah, daß der Doktor Miene machte, das Thor zu öffnen, welches seinen unerreichlichen Schatz verschloß.

Zu einem Kranken! Ich bin zum alten Herford gerufen worden. So etwas, wie ein Schlaganfall. Nun, mit achtzig Jahren!"

Du kennst den Mann? Herford heißt er?"

Ja doch"

Weißt Du Näheres über ihn?

Nicht so viel wie über die Felsenfest!" sagte der Doktor lachend.Er lebt schon 10 Jahre in diesem Häuschen, geht fast nie aus, kennt und spricht Niemand, ist aber trotzdem kein Menschen­feind, sondern die Gutmütigkeit und Gradheit selbst. Ich nenne ihn nur den guten Herford!"

Nimm mich mit zu ihm!"

(Fort.etzung folgt.)

Vermischtes.

Die Pilze spielen heutzutage eine ganz bedenkliche Rolle in den Gesundheitsfragen. Zum Cholerapilz und Dipheritispilz gesellt sich nach den Untersuchungen des Professors Koch in Ber­lin auch noch der Bartpilz (triebopt^ton toiwurans.) welcher die Bartflechte erzeugt und von den Barbierstuben in Berlin und Frankfurt a. M. sich auffallend ausbreitet. Die Lässigkeit der Barbiere soll an der starken Weiterverbreitung der Bartflechte be­sonders Schuld tragen. Das Sublimat ist selbst zu starker Ver­dünnung ein ebenso sicheres, als billiges Mittel zur Abtötung des Bartpilzes, wie zur Reinigung sämmtlicher Gerätschaften zum Rasiren. Das Mikroskop wird wohl auch noch den Haarpilz ermitteln, welcher die große Verbreitung des Glatzkopfs und Mond­scheins erklären würde.

DieNew-Yorker Staatszeitung" berichtet unter dem 15. Sept. folgende grausige Geschichte: Als am vergangenen Mittwoch gegen Abenv eine Farmersfrau in der Nähe des Dorfes St. Nicent de Paul in Kanada, von ihrem zweijährigen Kind begleitet, ihr Geflügel fütterte, schoß plötzlich ein großer Adler her­ab, der das Kind erfaßte und davontrug. Das Kind schrie und streckte die Händchen nach der Mutter aus, die aber völlig macht­los war. Sie schlug jedoch sofort Lärm, worauf einige Nach­barn, mit Finten bewaffnet, Jagd auf den Adler machten. Sie feuerten mehrere Schüsse ab, die jedoch lediglich zur Folge hatten, daß der Vogel seinen Flug beschleunigte. Schließlich ließ sich der Adler auf ein Scheunendach nieder, wo man ihn mehrmals mit dem Schnabel auf den Kopf des Kindes hacken sah. Seinen Verfolgern, die inzwischen nahe gekommen waren, gelang es, den Vogel zu verscheuchen, aber das Kind fand man nur noch als Leiche. Der Adler hatte ein Loch in den Schädel des Kindes gehackt und einen Theil des Gehirns verzehrt.

Der Unterricht im Zeichnen, gewerblichen Aufsatz und Buchführung beginnt am Montag den 16. dies und finden die Anmeldungen an diesem Tage Abends 7 Uhr im Lokal der Realschule statt.

Der Vorstand.

chmredeiserue Geländer, Thore, Gartenhäuser, Gewächs­häuser, Lauben, Volieren, Geflügelhöfe, Drahtgeflechte, alle Arten Dcahtarbeiten, Schmiedeiserne Brunnentröge, Backtröge, Stallrequisiten re. sowie alle Arten HiLSN.- INÜ'dsl liefert billigst die

Zeichnungen und Preislisten in der Expedition d. Ml. "Wyz oder direkt von der Aaörik.

Das unentbehrlichste Mittel für jede Haushaltung ist die von der Adler- Apotheke zu Kirchheim-Stuttgart dargestellte

Dunkle Kleider aller Art, Filzhüte, Lophas, Möbelstoffe re.

damit gebürstet, erscheinen wieder wie neu.

Allein ächt zu haben in Flaschen ä 45 bei ßhr. Wikdörett in Wildbad. 20)3

aller Art, bestens sortirt, empfehle zu geneigter Abnahme.

OLr. -NTrläkrstl-.

Geschäfts-öl 5 ' " / ^

Revier Wildbad.

Brennholz-Verkauf.

Samstag den 21. November, Vormit­tags I l Ve Uhr auf dem Rathaus in Wild - bad aus den Schlägen Vorderer, Mittlerer u. Hinterer Pöllert, im Distrikt Eiberg; Pros­senweg, Mittleres- u. Hinteres Sulzhäusle, Distrikts Meistern: 2 Rm. eichene Scheiter, 23 Rm. eich. Ausschuß-Scheiter u. Prügel, 6 Rm. eichenes Absallholz; 36 Rm. buchen Scheiter, 178 Rm. buchene Prügel (gerep- pelt), 149 Rm. buchen Ausschuß-Scheiter u. Prügel; 8 Rm. birken Ausschuß-Scheiter u. Prügel; 50 Rm. tannen Scheiter, 111 Rm. tann. Prügel, 631 Rm. tann. Aus­schuß-Scheiter u. Prügel, 51 Rm. tann. Ab­fallholz; 49 Rm. buchen und 245 Rm. tannene Reisprügel.

H e r r e n a l b.

Vergebung von Zimmer- Arbeit.

Nächsten Sonntag den 15. d. M. ver- akkordiere ich die Zimmerarbeit zu dem neuen Wohngebäude des Hrn. Schultheißen Bentter dahier, wozu tüchtige Zimmermeister einge­laden werden. Zusammenkunft mittags 2 Uhr im Ochsen.

Joh. Senfer von Frauenalb.

ueue und antiquarische, liefert billigst

Sertee^rrr-et