Amtsblatt für die Stcröt Wilöbaö.

Anzeiger und Unterhaltungs-Blatt für Wildbad und Umgebung.

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Uro. SO.

Wür ttemb er g.

Stuttgart, 10. Nov. Ihre Biajestäten der König und die Königin sind heute Vormitag 10 Uhr 25 Min. mittelst Extra­zugs von hier abgereist, um Sich zum Aufenthalte während der kälieren Jahreszeit nach Nizza zu begeben. Höchstdieselben sind begleitet von der Staatsdame Ihrer Majestät Baronin v. Massen­bach, der Gräfin Helene v. Zeppelin, dem Kabinetschef Staatsrat Dr. v. Griesinger, dem dienstthuenden Kammerherrn Grafen v. Beroldingen, dem k. Reisemarschall und Kammcrherrn Grafen v. Dillen, den k. Flügeladjutanten Major Freiherrn Hiller v. Gärt- ringen und Major Freiherrn v. Matter, dem Geheimen Hofrat v. Jackson und dem königl. Leibarzt Obermedizinalrat Dr. Fetzer.

Köfei», 0. Nov. Im Saal z.Ochsen" konzertierte gestern nachmittag, wie zuvor angekündigt, die Feuerwehr-Musik von Wildbad unter ihrem Dirigenten KarlFohmann. Die junge Kapelle tritt jetzt in die Welt ein; Hr. Fohmann hat das Verdienst, sie in verhältnismäßig kurzer Zeit zu ihrer jetzigen Leistungsfähigkeit gebracht zu haben. An Neugierigen fehlte es nicht, der große Saal war, zumal da auch derEnzthalkranz" wieder seine Saison eröffnet«, neben der Höfener Stammgesell­schaft mit Gästen aus Pforzheim, Neuenbürg, Calmbach und Wildbad, worunter auch Damen, dicht besetzt. Herr Präzeptor Wörz fand alsbald, daß sich auch hier gut singen ließe und recht dankbar wurden die Lieder-Vorträge des improvisierten Männer­quartetts (I. Tenor und II. Baß HH. Merkle und Kunz aus Pforzheim, I. Baß und II. Tenor HH. Wörz und Rivinus von Neuenbürg) ausgenommen; sie waren prächtig und trugen wesentlich zur erhöhten Stimmung bei. Ebenso die Hornsolo mit Klavierbegleitung der HH. Fohmann und Werner. Besonders ansprechend war dabei das Lied:Wer weiß, wenn wir uns wieder sehn!" Hr. Kunz mit seinem markigen Baß erfreute die Anwesenden noch mit einigen Baßarien: wofür ihm lebhafter Applaus zu Teil wurde. Mit dem 8-Uhr-Zug ging die Musik- Kapelle nach Wildbad zurück. Hr. Oberamtsrichter Lägeler sprach schließlich als Vorstand desEnzthalkranzes" einige Worte des Wunsches für das Gedeihen und Fortbestehen desKranzes", worauf Herr Präzeptor Wörz in treffender Weise den seitherigen Vorstand der Versammlung unter Aklamation in Vorschlag bringt.

(E.)

Mühlacker, 8. Nov. In der verflossenen Nacht wurde einem wandernden Spengler aus dem Wagen seine ganze Baar- schaft, in 61 Mark bestehend, entwendet. Als Thäter wird der flüchtig gegangene Knecht Velten aus Hochheim bei Mainz be­zeichnet.

Cannstatt, 9. Nov. Am Sonntag früh wurde auf der Markung Münster an einer Felde ein ganz gut gekleideter, mit Glacehandschuhen versehener Mann im Alter von etwa 30 Jahren erhängt gefunden. Die Felde steht so nahe am Neckar, daß der Lebensmüde, wenn der Strick gebrochen wäre, in den Fluß ge­fallen sein würde. Ueber die Persönlichkeit des Erhängten konnte nur so viel in Erfahrung gebracht werden, daß er Kaufmann und aus dem Bezirk Bruchsal sei.

Von den Aikdern, 6. Nov. Ein im besten Alter stehen­der Mann von Weidach, der auf dem gestrigen Jahrmarkt in Echtcrdingen des Guten zu viel gethan hatte, fiel ganz in der Nähe dieses Ortes in den Straßengraben und erstickte; heute wurde er als Leiche herausgezogen.

Mbingen, 7. Nov. DieT. Ehr." schreibt: An Blut­vergiftung verstarb gestern Mittag im akademischen Krankenhaus der im Jahre 1876/77 hier inskribiert gewesene msä. eanä Joh. Süllwold aus Blasum in Ostfriesland. Derselbe hatte wäh­

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rend der Ferien einen Operationskursus mitgemacht und verletzte sich vor etwa 14 Tagen bei einer Sektion, ohne der allerdings unbedeutenden Wunde Aufmerksamkeit zu schenken, bis es leider zu spät und eine Rettung nicht mehr möglich war.

N u n v s ch a it.

In Lörrach (Baden) hat ein Wirt die Neuerung ge­troffen, daß man bei ihm die Zeche nach der Stundenzahl be­nutzt. Man darf eine Stunde lang für 1 Mark und die zweite dann um 75 Pfg. Wein trinken soviel man will, bekommt sogar in der zweiten Stunde noch Essen gratis servirt. Dieses Ver­fahren ist im Süden von Frankreich bei sehr guten Weinernten schon längst durchgeführt (2 Sous 8 Pf. pro Stunde.) Selbst­redend müssen die Stunden, die im Weinhaus beim angenehmen Dusel verschlafen werden, ebenfalls bezahlt werden.

In seiner Klinik in Wurzburg hat Dr. Bäuerlein vor Kurzem seine 500ste Staar-Operation vollzogen, die Jubiläums- Operation an einem 83jährigen Manne.

Werlin, 9. Nov. Bei der am Samstag in Potsdam ge­haltenen Schnizeljagd stürzte Herzog Günther von Schleswig-Hol­stein mit dem Pferde und brach das Schlüsselbein.

Werlin, 9. Nov. Heute Abend findet eine große Ver­sammlung im Rathause zur difinitiven Beschlußfassung über das Projekt einer nationalen Ausstellung im Jahre 1888 statt. Die Annahme des Projektes ist wahrscheinlich. Aus Rom wird gemeldet, der deutsche Kronprinz habe dem König von Italien mitgeteilt, Kraszewskis Entlassung stehe bevor. Die Königin Mar- gherita soll nämlich sebst eine Fürsprache bei dem Kronprinzen für Kraszewki eingelegt haben. Ein Individuum, welches dringend des Mordes an der Frau Paepke verdächtig ist, wurde am gestrigen Sonntag verhaftet. Der Sultan hatte nach der gestrigen Konferenz eine längere Besprechung mit dem deutschen Botschafter v. Radowitz.

Der polnische Dichter Kraszewski ist seiner Haft in Magdeburg für einige Zeit und gegen eine Kaution von 20 000 Mark entlassen worden. Er ist krank und will nach Italien gehen, um sich zu erholen. Gesundet er wieder, dann muß er unweiger­lich den Rest seiner Festungsstrafhaft absitzen.

Kamburg, 8. Nov. Der Hamburgischen Börsenhalle wird aus Hoganaes (Südschweden) telegrafirt, daß der Hamburger Dampfer Viola, welcher am 5. ds. von Hamburg nach Geste abging, heute Vormittag bei Kullenloeck gestrandet ist.

Luxemburg , 6. Nov. Vergangene Nacht zerstörte eine Feuersbrunft nach derFrkf. Zeitung" ein Gebäude derLuxem­burger Tuchfabriken", worin sich die Trikoterie befand. Der Schaden wird auf 200000 Fr. veranschlagt. Dreihundert Ar­beiter sind arbeitslos geworden. Man weiß nicht, wodurch das Feuer entstanden ist.

Schlicht und treffend war die kurze Anrede, mit welcher der Fürst Hohenlohe, der neue Statthalter in Straßburg, den 2000köpfigen Festzug von Sängern, Turnern rc. begrüßte. Ihr schöner Festzug ist mir ein Beweis, daß ich hier Freunde finde. Dies soll mir ein gutes Zeichen sein am ersten Tage hier. Sie haben Ihre Aufgabe richtig erfaßt. Die Schützen- und Turnver­eine sollen die alte deutsche Sitte hegen, die Gesangvereine das deutsche Lied, die Kricgervereine sollen die Liebe und Treue für Kaiser und Reich mehren.

Immer wiederholt sich das alte Wort, daß Hejterreich eiu reiches Land sein würde, wenn es nur Geld genug hätte. Seine Schätze liegen im Grund und Boden und bedürfen des gol­denen Schlüssels, um gehobeu zu werden. Nach dem Urteil der Fachleute ist es sogar nächst Kalifornien, Australien und dem asia-

Mittwoeh, den 11. November