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Z)ei7 Schein trügt.

Novelle von Alfred Friedmann.

(Fortsetzung.)

Wiegand fand alles so verändert.

Ja gewiß," sagte Eberhardt.Damals tranken wir Bier, viel Bier, jetzt trinke ich Wein, wenig, aber feinen. Damals stand hier noch das enge Ghetto, wo die berühmt oder reich gewordenen Menschen geboren wurden, jetzt steht man nur noch die eine Seite und durch die niedergelegte dringt Luft, Licht, Sonne, Freiheit, Leben! Aber glaubst Du, daß etwas innerhalb des Menschen anders geworden. Nein. Alles derselbe Typus, schlecht, gut, mittel­mäßig. Immer dasselbe. Nun hie und da Tünche über alte Menschen, über altes Gemäuer, oder niedergerissene und neuauf- gebaute Formen! Natur bleibt Natur. Siehst Du die Narrheit nicht aus allen Architekturen wie aus allen Civilisationen der Neu­zeit hervorlugen. Sieh Dir nur da drüben das Haus an. Brauche ich Dir zu sagen, wo der Stilfehler steckt? Die Judengassen reißen sie nieder, aber die Antisemeten haben Tanzkränzchen, Vereine und blutige Verfolgungen und Hexenprozesse. Stilfehler! Stil­fehler allerorten. Man könnte verrückt werden, wäre man nicht eben Irrenarzt und sicher sich nicht heilen zu können!" Der Arzt brach ab und schloß mit einem fast römischen:Und Du?" als Uebergang.

Ich!" sagte Albrecht nachdenklich,Du kannst mir vielleicht helfen. Ich war auf einer Erholungsreise, hatte keine Absicht, meine Vaterstadt aufzusuchen, keine Ahnung, daß ich mich vierzehn Tage hier aufhalten würde."

Nur einige Stationen vor B ... . ich las gerade in einem interessanten Buche, behaglich im Koupe ausgestreckt, stieg eine Familie in meinen Waggon ein. Es war Vater, Mutter und Tochter. Die Eltern sind Bürgersleute von hier, deren Be­schreibung du mir um so eher erlassen wirst, als du sie auch kennst. Die Tochter voller Liebreiz Anmuth und Sitte. Sie hatte ein eng anliegendes, dunkles Kleid an, das ihre mädchenhafte Elfen­gestalt kaum verbarg. Ihr dunkelbraunes Haar wellte sich auf den Schläfen und als sie wegen der Hitze den Hut abnahm, sah ich, daß sie ein rund geformtes Köpfchen hatte, auf dem die aus dem Hals heraufgestrichenen Haarmassen sich zu einem niedlichen Knoten verbanden und thürmten.

Ihr Mund, rein und ganz unsinnlich, ihre Augen, blau bei der Kastanienfarbe des Haares, das stille vor sich Hinsinnen, das reizende Oval ihres unbeweglichen Gesichtchens, die kleinen Hände, der kleine Fuß, den ich beim Einsteigen bemerkt, das Alles bannte, reizte, entzückte entflammte mich. Ich geriet mit den Eltern in ein Gespräch, in das sich auch nach und nach Marianne, so rief sie die Mutter einmal, verflocht. Sie schien eben so schönen Geistes als Körpers zu sein. Da waren wir angekommen, wir tauschten Karten aus, ich besuchte die Felsenfests schon einmal

Die Felsenfests. Marianne Felsenfest!" rief der Irrenarzt.

Ja, kennst du sie, Eberhardt?"

Gewiß, ob ich sie kenne. Und die hat dir's angethan?"

Angethan! das ist der Ausdruck! Ich liebe sie noch nicht, aber ich fühle, daß ich es bald wahnsinnig thun werde. Gerne hätte ich von Dir über die Familie näheres gehört, ich kenne hier fast niemand mehr und man vernimmt doch gerne ein Bischen ....

Hm! Was willst Du mit dem Mädchen?"

Was ich will! Heirathen will ich sie. Sie gefällt mir. Zum Spiele, scheint mir, ist sie doch zu gut."

Armer Thor, daraus kann nun und nimmer etwas wer­den wie ich Dich und sie kenne."

Eberhardt zog Albrecht's Kopf näher an sich heran und flüsterte ihm etwas ins Ohr.

Wiegand erbleichte. Sein Glas, das er spielend und leer in der Hand hielt, fiel klirrend auf den Boden, aber es brach nicht. Dann stand er auf und rief wie beleidigt:

Doktor, das ist nicht!"

Eben, weil ich Doktor bin, sage ich Dir, es ist!

Albrecht verstummte. Er saß lange Zeit den Kopf in die Hände gestützt und sann vor sich hin, seine Augen wurden feucht. Ein Strahl, der durch die Gardinen und Jalousien fallenden Sonne glitt über sein Antlitz und blenoete ihn einen Augenblick, dann lag es wieder im Schatten wie vorher. So war es mit seinem Glück gewesen.

So rein! So heilig! So sittsam!" stammelte er dann. Und alles nicht wahr. Bah! noch Eine. Ich hätte es denken sollen."

Sie zahlten, Wiegand nahm des Doktors Arm, bald ver­abschiedeten sich die Freunde, nicht ohne ein Wiedersehen festge­setzt zu haben.

II.

Wiegand verließ den Irrenarzt in trüber Stimmung.

Das Erlöschen einer sckönen Hoffnung bleibt keinem Menschen­leben erspart und der Gereifte erwartet kaum mehr ein Erwünschtes mit Bestimmtheit, um durch ein Fehlschlagen nicht zu sehr ent­täuscht zu werden.

Ein auf's innigste zu Wünschendes nicht erreichen, das ver­schmerzt sich. Der bedeutende Geist mag nur ein Ziel haben, aber er gesteht ihm viele Etappen zu.

Nur der Schwächling läßt sich von einem Mißlingen lebens­überdrüssig machen. Aber mit einer erloschenen Hoffnung zu­gleich in einer Geliebten eine Unwürdige zu finden, das schmerzt tiefer.

Planlos, gedankenlos, wie mit einer stechenden Empfindung nahe am Herzen, wanderte er den die Stadt theilenden Fluß entlang.

Aber bald begann sein künstlerisches Auge seine Seele wieder zu beschäftigen, sein Gemüt zu beruhigen, seine trüben Gedanken auf fröhlichere Gegenstände, als die nun im Innern betrachteten, zu lenken. Leicht ist eine dichterisch angelegte Natur verletzt, leicht zerstreut und erfreut. Er blickte umher. Da wallte majestätisch der alte Fluß. Neue Brücken sprangen über ihn, moderne Villen konturirten sich scharf am Horizont ab, eine neue, frisch ins Blau springende gothische Kirche verdeckte einen beträchtlichen Teil des sonst so lieb gewonnenen Waldhintergrundes.

Alles wird Anders. Sollen nur wir dieselben bleiben?

(Fortsetzung folgt.)

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