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ArntsSkalt für öie Staöt WilüSaö.
Anzeiger und Unterhaltungs-Blatt für Wildbad und Umgebung.
——L Einundzwarrzigster Icrbrgang. ^——
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U'ro. SO. Mittwoch, den 7 . Oktober 1888
Wtirt 1 ember g.
— Se. Maj. der König haben dem Dr. Otto Elben, Redakteur des Schm. Merkurs in Stuttgart, die große goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft am Bande des Ordens der württemb. Krone verliehen; dem württemb. Staatsangehörigen Julius Heuß, Fabrikbesitzer in Moskau, die nachgesuchte Er- laubniß zur Annahme und Anlegung des von Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland ihm verliehenen St. Stanislausordens 3. Klasse erteilt.
Stuttgart, 3. Okt. (Obstmarkt.) Wilhelmsplatz: Zufuhr 3500 Säcke zu 4 ^ 80 bis 5 ^ 60 pr. Ztr.
Neuenbürg. Wie wir hören, wurde von dem Ausschuß des X. landwirthschaftl. Gauverbands in der am 3. Oktober in Freudenstadt abgehaltenen Sitzung auf den Antrag des Vorstandes des hiesigen landw. Bezirksvereins beschlossen, daß das nächste landwirthschaftliche Gaufest im Herbst 1886 in Neuenbürg abgehalten werden wird.
Maihingen, 5. Okt. Gestern hat ein hiesiger Weingärtner seinen heurigen Ertrag an Wein zu 70 M. pr. Hektoliter verkauft.
Ludwigsburg, 1. Okt. Seit einigen Tagen hat die Zufuhr von Cichorienwurzeln in die hiesige Franck'sche Cichorienfabrik begonnen. Dieses Kulturgewächs wird in den umliegenden Gemeinden immer noch massenhaft angepflanzt, obwohl der Landmann über gedrückte Preise klagt; für 100 Kilo werden 2 M. 50 Pf. bezahlt. Das Ausgraben der Wurzeln ist eine harte Arbeit, die auf den nächsten Markungen meist durch Sträflinge ausgeführt wird.
Gelingen, 2. Okt. Güterbahnhof: 2 Wagen bayr. Mostobst zu 4 60—80 ^s. 3 Wagen östreich. zu 4 80 ^f,
2 Wagen Hess, zu 4 80 pr. Ztr. — Radolfzell;30.
Sept. Der Obsthandel war wieder ein flotter. Meist waren es Mostbirnen, die mit 6 50 bis 8 ^ 50 bezahlt
wurden. Für Mostäpfel wurden 6 ^ 50 bezahlt. Die Auffuhr war bedeutend, alles abgesetzt. — Göppingen 4. Okt. (Obstmarkt.) Mostobst, lauter Aepfel, aus Oestreich wurde gestern auf dem Bahnhof zu 4 ^ 20 bis 4 40 pr. Ztr.
verkauft. Aepfel, meist Luiken, aus der Umgegend und der hies. Markung behaupteten den anfänglichen Preis von 5 pr. Ztr., Birnen waren zu 3 bis 3 50 ^ zu haben, Bratbirnen
zu 3 80 ^s.
Tübingen, 3. Okt. Vorgestern stellten sich 170 Einjährigfreiwillige beim hies. Füsilierbataillon zur Musterung, von welchen 81 eingestellt wurden. Entlassen wurden 111 Einjährigfreiwillige, die jetzige Gesammtzahl derselben im Bataillon beträgt 123. — Landschaftsphotograf Sinner hat bei den Kaisermanövern zwei ausgezeichnete Momentaufnahmen gemacht, welche in militärischen Kreisen große Anerkennung und Abnahme finden. Besonders gelungen ist das Bild, welches den Kaiser mit der kaiserl. Suite darstcllt, als er den Befehl erteilte: „Das Ganze halt."
In Appenweiler kam es am letzten Sonntag vor, daß ein Backnanger Gerbergeselle in einer Wirtschaft einigen bei ihm sitzenden Mädchen die Einrichtung seines Revolvers zeigte. Als derselbe die Schußwaffe wieder in die Tasche stecken wollte, ging ein Schuß los und traf die 17 Jahre alte Marie Hald von Oppenweiler so unglücklich in den Unterleib, daß sie am Dienstag starb.
Weingarten, 4. Okt. In der Scheune eines hiesigen Viehhändlers fand man gestern Nachmittag die Leiche eines Mannes, der dem Hausbesitzer im Viehhandel Dienste leistete. Der Verunglückte fiel wie die näheren Umstände erwiesen, schon am Freitag Abend vom Heuboden herunter. Der so jäh Verstorbene ist
Vater von 5 Kindern. — Ein junger hiesiger Maschinenfabrikant verunglückte gestern in Ravensburg. Er wollte eine Futterschneidmaschine verladen. Dieselbe kam aber in Fall und traf den Fabrikanten so unglücklich, daß ihm ein Messer der Maschine die Kniescheibe durchschnitt.
Rundschau.
Nforzhelm, 6. Okt. Der gestern dahier stattgehabte Viehmarkt war mit 103 Pferden, 2 Fohlen, 566 Stück Großvieh und 11 Stück Kleinvieh befahren. Unter den zugeführten Tieren befanden sich sehr schöne fette Ochsen, die gut im Preise standen. Schöne junge Farren und Kühe, die sich zur Zucht eignen, waren gesucht, jedoch in zu geringer Anzahl vorhanden.
München, 4. Okt. Der Redakteur der Neuesten Nachrichten Hr. Karl Boshardt ist gestern, nachdem er von dem Amtsgericht die Aussage über den Verfasser eines Artikels betr. die staatlich geleitete Hagelversicherung in Bayern verweigert hatte, sofort verhaftet worden.
Kranksurl a> M., 2. Okt. Der Kommis Landauer, welcher eine hiesige Bank um den Betrag von 12 000M. beschwindelte, soll auch in Paris bei einem Jumelendiebstahl die Hand mit im Spiele gehabt haben. Würde sich dies bewahrheiten, so dürfte er zunächst vor ein französisches Gericht gestellt werden. Der jugendliche, aus einer anständigen Familie stammende Hoch- stabler hat seine Angehörigen recht unglücklich gemacht.
In Kästet hat eine Frau von Sodenstern der Armenkasse 100000 .// zur Unterstützung verschämter Hausarmen vermacht.
Merlin, 4. Oktober. Der Kampf ums Dasein im Getriebe der Weltstadt zeitigt die sonderbarsten Existenzen. Wiederum hat, wie hiesige Blätter melden, der Tod zwei originelle Käuze, die in weiten Kreisen der Bevölkerung bekannt und gelitten waren, dahingerafft. Der eine derselben, der Stummel- August, sammelte die Zigarrcnreste auf den Straßen. Er hatte sich Berlin in Reviere eingeteilt, die er absuchte und deren Ertrag er wohl unterschied. Die Stummel z. B., die er „Unter den Linden fand, stopfte er in die eigene Pfeife. Auch einige Wirte hatten ihm gestattet, in ihren Lokalen die Stummel zu sammeln. Hintze, so hieß der Stummel-August, war in den 40er Jahren ein wohlhabender Mann und betrieb in der Friedrichstadt ein Vorkostgeschäft. Zu seinem Unglück gewann er aber das große Loos. Da fing er an, aus großem Fuße zu leben, vernachlässigte sein Geschäft und lernte noble Passionen. Das Spiel machte ihn zum armen Mann. Der Sechser-August, welcher am Sonntag prunkvoll zu Grabe getragen wurde, hatte bei Lebzeiten vor dem Polizeibureau für Fahrwesen seinen Stand; hier übernahm er gegen ein Entgeld von 5 die Aufsicht über jedes dort haltende Fuhrwerk, dessen Besitzer zum Verlassen seines Wagens auf einige Zeit genötigt war. Diese Beschäftigung war zwar nichtsehr einträglich, aber der Sechser-August war auch nicht darauf allein angewiesen; man wußte, daß er sehr wohlhabende Verwandte besaß. Aber was man nicht wußte und was sich erst nach seinem Tode herausgestellt hat, das war der Besiß eines Vermögens von 16000 Die Anordnung für das prunkvolle Begräbnis hatte der Verstorbene noch bei Lebzeiten getroffen, und so kam es, daß seine letzte Fahrt stolz per 1. Klasse stattfand.
— Die Unfallversicherung ist am 1. Okt. durch Gesetz in's Leben getreten. Mit diesem Gesetz hat Deutschland seinen industriellen Arbeitern und ihren Familien eine Sicherung gegen die wirth- schaftlichen Folgen von Betriebsunfällen gewährt, wie sie in solcher Vollständigkeit nirgends in der Welt besteht. Dieses Gesetzt gehört zu den Maßregeln, die erforderlich sind, daß die große bürgerliche Gesellschaft gegenüber der großen Menge der