Wildbader CHronik.
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Anzeiger und Unterhaltungs-Blatt für Wildbad und Umgebung.
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Nro. 73.
Württemberg.
Gestorben: 25. Sept. zu Ulm Prof. Dr. Rud. Geib, 33 Jahre alt; 27. Sept. zu Winnenden Phil. Müller, Roth- gerber, früher Oberzunftmeister und Gemeinde-Rat, 75 Jahre alt, zu Stuttgart Josef Fischer, Kammermusikus a. D-, 65 Jahre alt, zu Buchau Rafael Ä. Neuburger, 74 Jahre alt; 28. Sept. zu Stuttgart Philipp Distler, Hausmeister im Königsbau, fünfundsechzig Jahre alt.
Stuttgart, 28. Sept. Se. Maj. der König haben den Truppen, welche die Kaisermanöver mitmachten, ein Armeegeschenk bewilligt und zwar erhielt jeder Unteroffizier 1 M., jeder Gemeine 50 Pf.
— Se. Maj. der König haben die evang. Helferstelle in Leonberg dem Repetenten Karl Keeser am evang.-theol. Seminar in Tübingen übertragen; dem Domänepächter Th. Stieren in Ludwigsruhe, Gem. Langenburg, für seinen in allen Wirtschaftszweigen musterhaft und mit Erfolg geführten Gutsbetrieb den landwirtschaftlichen Septemberpreis von 450 nebst der silbernen Medaille verliehen.
— (Preis no tirungen der Landesproduktenbörse vom letzten Montag.) Wir notiren per 100 Kilo: Weizen, bayr, ^ 19, russ. Sax. 19, russ. Assow 17Vs, Gerste, bayr. Nördlinger I. 17Vs, Hafer 12.25 bis 12.30, Hafer Alb ^ 13 bis 14.
Hmünd, 27. Sept. Der vor einigen Monaten gegründete Handels- und Gewerbeverein gewinnt immer mehr an Ausdehnung und erweist sich unter der Leitung seines Vorstandes Fabrikant Böhm ssn. und des Sekretärs Willardt als ein sehr zeitgemäßes Institut für die hiesige Stadt. Die Zahl der Mitglieder ist bereits auf 335 gestiegen, darunter viele Handwerker. Die kürzlich gehaltene Versammlung war sehr zahlreich besucht. Nacheinander kamen zur Sprache die Frage der Wanderlager, der Zollamtserweiterung, des Verbots der Arbeit an Sonn- und Feiertagen, der Postverhältnisse hiesiger Stadt. Die Versammlung zeigte sich mit der bisherigen Thätigkeit des geschäftsführenden Ausschusses sehr zufrieden.
Keiköronn, 17. Sept. Wie wir hören, hat auch in diesem Jahr wieder Herr W. Weiffenbach aus Stuttgart die Feuerwerke der Vereine Harmonie und Singkranz übernommen. Da Herr Weiffenbach sich schon öfter hier als tüchtiger Pyrotechniker gezeigt hat, so dürfen wir hoffen, daß den Mitgliedern und Gästen dieser Vereine auch in diesem Jahr wieder etwas ausgezeichnetes geboten werden wird. Es bleibt nur zu wünschen, daß sich das Wetter wieder günstig gestalten möge.
Keilöronn, 26. Sept. Obstpreise: Aepfel 4 bis 5 Mk., Birnen
3 Mk. 20 Pf. bis 4 Mk., gemischtes Obst 4 Mk. 20 Pf. bis
4 Mk. 40 Pf., gebrochenes Obst 6—6,50 Mk. — Bietigheim 26. Sept. Mostäpfel hier und in der Umgebung 4—4,40 Mk., Mostbirnen 2,50 Mk., Pomeranzenbirnen 3—3,50 Mk. perZtr. Ludwigs bürg, 26. Sept. Zufuhr 300 Ztr. Mostobst: Birnen 3—3,20 Mk., Aepfel 4,50 bis 5 Mk. pr. Ztr.
Höerndorf, 25. Sept. Die Mausersche Waffenfabrik wurde gestern von vier japanesischen Offizieren, welche die Kaisermanöver mitgemacht haben, besichtigt. Es waren zwei Regimentskommandanten von der Infanterie und Artillerie, ein Kapitän aus dem Kriegsministerium und ein Infanterie-Lieutenant.
Waldsee, 27. Sept. Vorgestern Nachmittag ereignete sich in Mühlhausen ein Unglücksfall, der den Tod eines bejahrten braven Mannes zur Folge hatte. Der Verunglückte, der Schweizer eines hiesigen Gutsbesitzers, war mit der Viehherde seines Dienstherrn auf der Waide. In der Heerde befand sich ein Farren,
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welcher plötzlich auf seinen Hirten losging, ihn zu Boden warf und ihm die Brust einstieß, so daß der Tod augenblicklich eintrat.
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Gemmingen, 26. Sept. Ein hiesiger Gutspächter ging vor einigen Tagen in Begleitung seines Hundes aufs Feld. Auf dem Rückweg vermißte er seinen Hund, was in ihm Vermutung erweckte, das Tier werde wahrscheinlich schon zu Hause sein, doch dies bestätigte sich nicht. Vorgestern nun ging ein Metzgermeister von hier an dem Grundstück vorbei, auf welchem der Gutspächter gearbeitet hatte und erblickte zu seinem Erstaunen den vermißten Hund; das treue Thür hatte drei Tage seines Herrn Pflug und Egge gehütet und ließ sich nicht von dem Platze treiben, bis es sein Herr holte.
Konstanz, 25. Sept. Der Wein von 1885 wird die Erwartungen, die man zu Anfang des Sommers hegte, wohl nicht erfüllen; er wird — so nehmen Sachverständige an — kaum die Qualität des 84ers voll erreichen. Freilich kann ein längeres Andauern der vorzüglichen Witterung, wie wir sie bis zu dem heute eingetretenen Regen hatten, noch eine erhebliche Besserung bringen, aber über einen Mittelwein werden wirs keinesfalls bringen. Die Menge muß es bringen, heißts Heuer, und wirds auch bringen, denn es ist eine wahre Freude, wie übervoll die Weinstöcke allenthalben hängen. Was speziell unsere Seegegend betrifft, so wird der Wein hier erheblich besser werden, als der letztjährige, und zwar deshab, weil die Trauben entfernt nicht in dem Maße wie voriges Jahr durch Krankheit am Ausreisen verhindert werden.
Wayern. (Ein „Zeichen der Zeit".) Das neueste „Zeichen der Zeit" sind weibliche Geschäftsreisende. Ein Kaufmann in Thüringen hat seit einigen Monaten Damen angestellt, um Geschäfte zu machen und an Gehalt, Spesen re. zu sparen. Ist das nicht ein Zeichen der Zeit? In G. hat dieser Tage, wie die „Dorfzeitung" erzählt, ein Geschäftsreisender mit einem weiblichen „Zeichen der Zeit" und zwölf männlichen Kollegen im Gasthaus gesessen und gegessen, und unter Allen hatte das jungfräuliche „Zeichen der Zeit" die besten Geschäfte gemacht. Warum auch nicht? Sieht man doch ein junges hübsches Mädchen immer gern und kauft ihr folglich auch etwas ab. Für Konfektionsartikel namentlich sind Damen, denen vom Wickelküssen an der Putz im Kopfe steckt, wie geboren, und an Geläufigkeit der Zunge, dem Haupterforderniß eines Reisenden, fehlts, wie allbekannt, Damen auch nicht. Das betreffende Haus hat bereits 5 Damen als Reisende angestellt und soll sich sehr gut dabei stellen.
München, 28. Sept. Das altrennommierte Hotel zum „Oberpollinger" hier ging gestern um den Kaufpreis von 760,000 Mark in den Besitz eines Hrn. I. Schwarz jun. über. Die Geschäftsübernahme erfolgt am 1. Mai 1886.
Aus Irankfurt a. M. wird uns geschrieben: Am 3. Oktober d. I. feiert unser beliebter erster Bassist Herr Joseph Niering, in der vollen Kraft seiner bewährten künstlerischen Wirksamkeit stehend, sein fünfundzwanzigjähriges Bühnen- Jubiläum. Herr Niering begann seine Laufbahn an der deutschen Oper in Rotterdam; er war dann stets an den ersten Bühnen engagirt und wirkt seit sieben Jahren an unserer Oper, zu deren beliebtesten Mitgliedern er mit vollem Rechte zählt. Der Ehrentag unseres ebenso gewissenhaften als vorzüglichen Künstlers wird sich gewiß zu einem glänzenden gestalten; weiß doch das kunstsinnige Frankfurter Publikum so verdienstvolles Wirken, wie das des noch jugendlichen Jubilar's, stets nach seinem vollen Wcrthe zu würdigen. Herr Niering, der vergangenen Sommer hier in Wildbad einen längeren Aufenthalt nahm, entzückte im intime
Mittwoch, den 30. September