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von ihnen je ein feister Hirsch erlegt. Um 8 Uhr waren die Herren von dem Jagdausflug wieder zurück. Se. kgl. Hoheit Prinz Wilhelm von Preußen beehrte vorgestern das Juweliergeschäft von Hoflieferant Föhr und machte daselbst größere Einkäufe.
— Se. Kgl. Hoheit der Kronprinz des deutschen Reiches wird heute Nachmittag nach Hamburg abreisen und sich nach zweitägigem Aufenhalte daselbst nach Karsruhe begeben.
Stuttgart, 23. Sept. Gestern Nachmittag war die Beerdigung des jäh dahingeschiedenen Turnlehrers Ehr. Reck, an der viele Turner mit ihren Vorständen, die Kränze tragenden Knaben der Bürgerschule mit deren Rektor und viele Lehrer rc. sich beteiligten. Am Grabe sprachen nach dem Geistlichen Vertreter der Turnerschaft und legten Kränze nieder.
Stuttgart, 24. Sept. Ihre Majestäten der König und die Königin haben Sich nebst Gefolge heute Vormittag 9 Uhr mittelst Extrazuges wieder nach Friedrichshafen begeben, um daselbst noch einige Zeit Aufenthalt zu nehmen.
— Rundreisebillets werden laut einer neuerlassenen Verfügung von jetzt ab innerhalb des Gebiets des Vereins deutscher Eisenbahn-Verwaltungen während des ganzen Jahres ausgegeben und ist die Gütigkcitsdauer derselben von 35 auf 45 und bei Rundreisen von über 2000 Kilometer auf 60 Tage verlängert werden.
— An Stuttgart im Festesglanz hat Herr Rechtsanwalt Dr. A. Bacher folgendes wunderhübsche Gedicht gerichtet:
„O schöner Tag, o schöne Nacht,
Mein Stuttgart in des Festes Pracht,
In kaiserlicher.Toilette;
So Hab ich nimmer dich gesehn.
Du strahltest zum Verlieben schön.
Du warst die leuchtende Coquette!
Du birgst sonst stilles Schwabenthum,
Den Frommen ein Elysium,
Wenn auch bekränzt von heitern Reben;
Doch heute bist verwandelt ganz Du kleidest dich in Feierglanz —
Ein hoch bewegtes Freudeleben.
Heut tönt in dir der Jubelrus Dem Kaiser, der uns Deutschland schuf.
Von dem geträumt wir und gesungen:
Der Kaiser Wilhelm dein Idol,
Geeinten Vaterlands Symbol,
Das wird durch ihn mit Gott errungen!
A. Bacher."
Leonöerg, 24. Sept. Gestern hatten wir die letzte Einquartierung durch das 2. Jnf.-Reg. Kaiser Wilhelm Nr. 120, die Musik spielte am Eingang der Stadt, bis das ganze Regiment vorbeimarschirt war und am Abend spielte dieselbe vor dem Gasthaus zur Post; heute in aller Früh sind die Soldaten in ihre Garnison abmarschirt. Aus dem Mannöver selbst läßt sich so manche heitere Geschichte erzählen. Der Kronprinz, welcher bekanntlich sich in'leutseligster Weise mit den Strohgäubauern unterhielt, fragte einen Mann in Ditzingen, welcher das Kriegervereinszeichen trug: Sie waren auch in Frankreich? worauf derselbe antwortete: Oui, Kaiserliche. Hoheit! darauf der Kronprinz: Sind Sie ein Franzos? Noa! erwiderte der Mann in gut Schwäbisch. Darob allgemeine Heiterkeit. Der gute Mann wollte nur zeigen, daß er in Frankreich auch etwas gelernt habe.
Eßlingen , 23. Sept. Die Röte am Himmel, welche sich im vorigen Jahre Abends zeigte und bis jetzt noch keine befriedigende Erklärung gesunden hat, zeigt sich auch Heuer wieder und tritt mit jedem Hellen Abend intensiver auf. Gestern Abend war dieselbe von der Neckarhalde aus betrachtet wirklich brillant.
In Attenrveiler, O.A. Biberach, ist am 23. d. M., Morgens 2 Uhr das Wohn- und Oekonomiegebäude des Bauers Joh. Römer vollständig abgebrannt. Der Jmmobilienschaden beläuft sich auf etwa 9000 Entstehungsursache des Brandes unbekannt.
Krokzheim, 22. Sept. (Brand.) In der Nacht vom Sonntag auf den Montag ist in dem Wohn- und Oekonomiegebäude des Söldners Engelbrecht Reichert Feuer ausgebrochen, das trotz rasch herbeigeeilter Feuerwehr das ganze Anwesen bis auf den Grund zerstörte. Der herrschenden Windstille nnd der angestrengtesten Thätigkeit der Löschmannschaften ist es zu verdanken, daß die sehr in Gefahr stehenden Nebengebäude von denen eines einen Giebel mit Bretterverschlag hat, gerettet werden konnten. Drei Kühe und zwei Schweine sind mitverbrannt, auch konute vom Mobilar nur Weniges den Flammen entrissen werden. Die Frau des Mannes rettete man durchs Fenster mit knapper Not. Ueber die Entstehungsursache verlautet nur Unsicheres; man vermutet aber Brandstiftung. _
Rundschau
Waden, 23. Sept. Der Kaiser ist heute Abend um7Vr Uhr mittelst Extrazug von Stuttgart hier eingetroffen und im Hotel Meßmer abgestiegen. Am Bahnhofe wurde S. M. von den Staats- und Stadtbehörden begrüßt. Während der Kaiser durch die Straßen fuhr, wurden sämmtliche Glocken geläutet.
Karlsruhe, 23. Sept. (Ein gemaßregelter Demokrat zum Bürgermeister gewählt.) In Ettlingen wurde der Demokrat Thibaut, der vor 6 Jahren regierungsseitig gemaßregelt worden ist, mit 396 gegen 61 Stimmen zum Bürgermeister gewählt.
Ikrankfurt a. M. Miß Jane Smith bei Mr. Williams, Schwester des Herzogs von Wellington bedienstet, welche bekanntlich die Primadonna der Frankfurter Oper, Frau Schröder-Hanf- stängel in brutaler Weise ohrfeigte, wurde vom Amtsgericht zu Homburg v. d. H. zu 8 Tagen Gefängniß verurteilt.
Werkin, 22. Sept. Auf Grund bester Informationen können wir versichern, daß ebenso wie in Wien und Berlin, so auch die leitenden Kreise in Petersburg von dem bulgarischen Aufstand überrascht wurden; wenn die Bulgaren bescheiden sind und sich mit der Vereinigung Ostrumeliens begnügen, werden die Signatarmächte des Berliner Vertrags vielleicht zustimmen; wenn sie aber die Bewegung auf Macedonien verpflanzen, dann ist kaum auf ihre Zustimmung zu rechnen, da sie nicht gewillt, von den Bulgaren die orientalische Frage wieder aufrollen zu lassen.
Kürstenwalde. (Allzufrech.) Als vor einigen Tagen Hierselbst der Gerichtsvollzieher eine zwangsweise Auktion abhielt, bot bei der Versteigerung auch die Person mit, welcher die Sachen gepfändet worden waren. Der Gerichtszollzieher machte Letztere darauf aufmerksam, daß sie überhaupt nicht mübieten könne, da ihr persönlich die Sachen gepfändet worden seien und sie eben kein Geld haben könne. Mit den Worten: „Na das werden wir wohl noch können", zog die bietungslustige Person einen gefüllten Geldbeutel. Bevor sie sich aber recht besinnen konnte, war der Beutel mit Inhalt in dem Besitz des Gerichtsvollziehers, und kam der Gläubiger auf diese Weise früher zu seinem Gelde als er glaubte.
Lüttich. (Um eine halbe Million.) Nach einer Brüsseler Meldung des „Berl. Tagbl.", hat sich der Lütticher Bankier Jsta nach Vertuntreuung einer halben Million das Leben genommen.
Wien, 23. Sept. In Albanien wird wegen der zahlreichen Kämpfe auch ein Aufstand befürchtet.
— Der als Sommeraufenthalt bekannte östreichische Markt W i n d i s ch g a r st e n mit 140 Häusern ist gänzlich abgebrannt. 2 Personen kamen in den Flammen um.
Waris, 23. Sept. Offizielle Depeschen aus Konstantinopel melden den Abmarsch der türkischen Truppen, unter Mukthar Pa- scha's Oberbefehl, nach Rumelien.
Marseiile, 23. Sept. Der am 19. d. M. für den Truppentransport von Brest nach Madagaskar hier ausgelaufene Dampfer „Scamandre" von 1805 Tonnengehalt, der hiesigen Gesellschaft „Messageries Maritimes" anhörig, stieß mit dem von London kommenden „Ortegal" desselben Compagnie nahe bei Gibraltar zusammen. Der „Scamandre" ist gesunken; die Mannschaft wurde gerettet und wird mit dem „Ortegal" morgen hier erwartet.
Aus Wom schreibt man der „Köln. Ztg." : Der Gemeinderat von Perugia hat beschlossen, demjenigen eine Belohnung von 5000 Lire zu geben, welcher Anzeichen macht, die zur Wiedererlangung einer wertvollen Handschrift mit Miniaturen (Cioeros Vs oküeüe) führen können. Besagte Handschrift ist dee Stadtbibliothek gestohlen worden.
Messina, 16. Sept. Die neuesten Nachrichten über die Cholera lauten bedenklich. Ein Drittel der Bevölkerung von Messina ist aufs Land ausgewandert. Für einzelstehende Villen und Häuser außerhalb der Stadt werden riesige Mietpreise verlangt und bezahlt. Es herrscht große Furcht hier, gänzlich vom Festlande abgesperrt zu werden. Bis jetzt ist eine 7tätige Quarantäne für die von Sizilien nach dem Festland abgehenden Schiffe angeordnet, für den Fall, daß kein verdächtiger Krankheitsfall an Bord vorgekommen ist.
Der spanische Kreuzer „Aragon" soll auf den Palao-Jnseln Garnisonen installirt haben; bei der Insel Pap befinden sich zwei spanische Dampfer. Dann trägt gewiß niemand eine der Karolinen davon.
— lieber die Karolinen-Angelegenheit meldet das Madrider Blatt „El. Correo": der Streit über die Karolinen werde in folgender Weise beigelegt werden: Deutschland werde die Marschall- und Gilberts-Inseln sowie die östlichen Karolinen behalten, Spanien den Rest der Karolinen mit der Insel Jap und den Palaos- Jnseln; die 17 Personen, die sich bei dem Angriffe auf das deutsche Gesandtschastgebäude beteiligt hätten, würden in kurzem