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in seinem Palast zum Gefangenen. Die ganze Miliz hat dem Fürsten Alexander von Bulgarien den Eid der Treue geleistet.
ZLukarest, 19. Sept. Die Rumelier haben alle strategischen Punkte an der türkischen Grenze besetzt, den Telegrafen zerstört und die Brücke bei Mustapha-Pascha in die Luft geprengt.
London, 17. Sept. Die Kaiserin Eugenie wird demnächst die Särge ihres Gatten und ihres Sohnes von Chiselhurst nach ihrem jetzigen Wohnsitze in Farnborough bringen lassen, wo sie ihnen ein prächtiges Mausoleum hat errichten lassen.
— Ein weiteres der „Agence Havas" aus Sofia zugegangenes Telegramm meldet: Ein Ukas des Fürsten Alexander befiehlt die Mobilmachung der Armee und beruft die Kammer zum 22. d. M. nach Sofia ein. Auf Anforderung der provisorischen Regierung und der rumelischen Armee hat der Fürst Varna verlassen und begiebt sich in Begleitung seines Ministers nach Philippopel. (Die Vereinigung Ostrumeliens mit Bulgarien, von den Russen stets gewünscht, von Oesterreich und der Türkei bekämpft, wird angestrebt werden. Der Fürst von Bulgarien hatte nur die Wahl, sich der Bewegung anzuschließen und dieselbe zu leiten, oder seiner baldigen Beseitigung gewiß zu sein. Er hat das erste gewählt.)
Unterhaltendes.
Aie weiße Wose von AvLes.
Novelle von Theodor vor» Tilly.
(Fortsetzung.)
VI.
Im September 1871 siedelte die Familie Lenoir nach Grenoble über, einer Stadt, die ebenso wie Arles am linken Ufer der Rhone belegen ist und in der sich die zweite Lenoirsche Teppichfabrik befindet. Ein Theil der Fabrik befand sich in einem dem Lenoir gehörigen alten Bergschlosse. Dies weitläufige Besitztum bestand aus einem Hauptgebäude und zwei Seitenflügeln. Von diesen war der eine seit Menschengedenken ganz verfallen und unbewohnbar. Der zweite befand sich noch in mittelmäßig baulichem Zustande und enthielt große Fabrikräume.
Da, wo das Haupthaus des alten Schlosses mit dem verfallenen Seitenflügel zusammenftieß, ragte ein alter, finsterer, grauer Thurm zum Himmel empor, zu dem eine schmale, steinerne Wendeltreppe hinaufführte, deren Stufen tief ausgetreten waren.
In diesem befand sich das sogenannte blaue Thurmzimmer, welches Eugen Blanc als Schlafzimmer angewiesen wurde. Eine unfern der Eingangsthüre dieses unheimlichen Gemachs befindliche uralte, zweite Thür führte auf einen langen Korridor. Von diesem aus gelangte man durch eine Fallthür auf eine schmale, steinerne Treppe, die zu dem unterirdischen Gange führte, auf dem man bis zu dem Kreuzgang befindlichen, alten, halbverschütteten Grabgewölbe der früheren Besitzer dieses Schlosses hindringen konnte. Von dem blauen Thurmzimmer führte eine Thüre in ein größeres Gemach, an dessen Wänden mehrere alte Oelge- mälde hingen, sie stellten die früheren Schloßbefitzer, die Grafen von Montgommery, dar. Dieses Lokal benutzte Eugen Blanc als Arbeits- und Geschäftszimmer. Dicht an dieses letztere stieß die Wohnung des Schloßkastellans Martin Guerre und seines Neffen Arnold Guerre.
Der alte mürrische Martin Guerre — ein übrigens noch sehr rüstiger und baumstarker Mann — geleitete Eugen am ersten Abend von der Wohnung des Fabrikheern aus nach dem alten Bergschlosse.
Eugen schwelgte in der Rückerinnerung an die in Gesellschaft von Georg Lenoir, dem Sohne seines Prinzipals, und seiner beiden Schwestern Marie und Blanche soeben angenehm verlebten Stunden. Die liebliche Blanche hatte ja mit ihrer sonoren Stimme zu seiner Klavierbegleitung so herzige Lieder gesungen! Er fühlte sich gehoben, so seelig. Als er aber jetzt in das düstere Gebüsch trat, das sich längs der verfallenen Vordermauer des unheimlichen Schlosses, in dem er die Nacht zubringen sollte, hinzog, als der alte Kastellan gleich darauf die kleine Spitzbogen- thüre öffnete und sein erster Blick in den langen, mit Ziegelplatten gepflasterten Gang fiel, da wurde ihm so unheimlich zu Mute, wie ihm im Leben noch nie gewesen. Im blauen Thurmzimmer, seinem Schlafgemache angekommen, fühlte er sich ebenso unbehaglich. Außer dem Kastellan und seinem bei ihm wohnenden rohen Neffen im ganzen Schlosse kein Mensch! Bei diesem Gedanken konnte er sich doch einer gewissen Bangigkeit nicht erwehren.
Nachdem er die knarrende Stubenthüre fest verschlossen und jeden Winsel des Schlaf- und des daneben liegenden Geschäfts
zimmers mit dem Lichte sorgsam untersucht hatte, entschloß er sich endlich, sich zu entkleiden und ins Bett zu legen. Etwa eine Stunde mochte er mit offenen Augen darin gelegen haben, denn der Schlaf floh ihn, da schnellte er plötzlich mit dem Ausrufe empor:
„Was war das?!"
Er vernahm ein ihn beängstigendes Geräusch. Es kam ihm so vor, als wenn die alten Ritterbilder im Nebengemach sich hin und her bewegten. Sodann klang es, als schiebe Jemand einen eisernen Riegel langsam zurück. Dieser Klang schien vom langen Korridor herzukommen. Er stand eiligst auf, zündete das Licht wieder an und nahm sich vor noch ein wenig aufzubleiben. Die Luft im Zimmer schien ihm beengend. Er bestieg einen von den hohen, altfränkischen Stühlen, öffnete beide Fensterflügel und sog die thaugetränkte Nachtluft, welche ihn von Manches Blumengarten her kühlend und beruhigend anwehte, mit vollen Zügen ein. Beängstigende Traumbilder beunruhigten seinen Schlaf. Mit stechendem Schmerz im Kopfe erwachte er am Morgen.
Die darauf folgenden Tage waren dem Geschäft und der Arbeit gewidmet, von der sich Blanc nur während der Mittagsund Abendmahlzeiten in der Wohnung seines Prinzipals ausruhte. Dieser zeichnete den strebsamen jungen Mann dadurch aus, daß er ihm einen der wichtigsten und bestbesoldeten Posten übertrug, indem er ihn zu seinem ersten Korrespondenten und Kassirer erhob.
Das Verhältnis Eugens zu Fräulein Blanche gestaltete sich mit jedem Tage freundlicher und inniger. „Mir ist", äußerte sie eines Tages zu ihm, „als wenn wir beide schon Jahre lang mit einander vertraut wären."
Der Rosenflor des Liebesfrühlings erschien den jungen Herzen wie eine goldene Zeit, die nie vergehen, wie ein ewiger Frühling, der nie abblühen könne, er schien ihnen wolkenloses Glück und ewige Jugend zu verbürgen. Wie hätte sie in ihrer Seligkeit der Gedanke beunruhigen können, daß hinieden nichts dauernd ist als der Wechsel, nichts beständig ist als der Tod.
(Schluß folgt.)
Unserem Kaiser Wilhelm I. zum HrMe.
„Gut Württemberg hie allerwegen" —
Mit diesem Ruf zog Schwäbenland Alldeutschlands Feinden stets entgegen.
Das Reichspanier in fester Hand —
Jedweder an des Heeres Spitze,
Ein treuer Sohn im Heimathssitze.
Und auch im letzten Sturmestosen,
Dort überm rcbumkränzten Rhein,
Da heimsten wir die blut'gen Rosen Mit allen unfern Brüdern ein;
Wir haben treulich mitgerungen,
Bis uns der volle Sieg gelungen.
Wir kehrten mit der Freude Psalter Zurück, die Stirne frisch umlaubt.
Du aber, unsrer Schlachten Walter,
Die Kaiserkrone auf dem Haupt;
Entfesselt nun der fremden Banden War uns das neue Reich erstanden-
Und heute lenkst Du Deine Schritte Zu uns. Du Held in Wort und That,
Drum grüßt in Schwabenlandes Mitte,
Dich jubelnd Bürger und Soldat Dich, in des Alters Ehrenkranze,
Des Auges seelenvollem Glanze!
Siehst Straßen Du geschmückt und Hallen,
Siehst Du im Flammenzug uns nah'n,
Laß es in Gnaden Dir gefallen, !
Nimm's als des Herzens Opfer an!
Vernimm das Fleh'n durch unsre Lieder:
O großer Kaiser, kehre wieder.
Theodor Beyttenmiller.
Die Jllnstrirte Jagdzeitung 1885, 12 . Jahrgang, Nr. 24, herausgegeben vom Königl. Oberförster Nitz sch e, Verlag von G. Strübigin Königsberg und Leipzig, enthält folgende Artikel: Aphorismen über den Schweißhund. II. Vom Oberförster Gerstner. (Schluß.) — Der große Fischfang im Ozean. Von G. Cogho (Schluß). — Mein erster Elch. Von Paul von Rickmann. (Schluß). — Von See und Fluß. — Mancherlei. — Illustrationen: Jägeraberglauben. — Schreiender Hirsch mit Mutterwild. — Möven- jagd. — Inserate. — Die Jllustrirte Jagdzeitung erscheint am 1. und 15. des Monats und kostet bei den Postanstalten vierteljährlich ^ 1,50 bei den Buchhandlungen und von Königsberg direkt halbjährlich 3 — Der neue Jahrgang beginnt am 1. Oktober und soll wesentlich reichhaltiger zu demselben Preise geliefert werden. Bestellungen sind schon jetzt erbeten.