und allerhöchsten Herrschaften Bouquetts überreicht. Der deutsche Kronprinz und die Prinzen acceptierten ein von der Stadt dar­gebotenes Dejeuner. Vormittags besuchten der Kaiser, der König und die Prinzen den Gottesdienst in der Schloßkirche. Am Montag Vormittag sind die höchsten nnd hohen Herrschaften und das Gefolge sowie die fremdländischen Offiziere mittelst zweier Extra­züge nach dem Manöverfelde gefahren.

Württemberg.

Die in Stuttgart garnisonirenden Regimenter werden am Mittwoch Nachmittag wieder hier eintreffen. Am Donnerstag er­folgt die Entlassung der Reservisten und der übrigen zur Entlassung kommenden Mannschaften.

— Sr. Maj. dem deutschenKaiser wurde am Sonn­tag Mittag von Weingärtnern aus Mettingen eine ca. einen Zentner schwere, hübsch dekorirte Kalebtraube überbracht. Die Widmung an der Traube lautet: „Ihrem in Ehrfurcht geliebten Kaiser von drr Weingärtnergesellschaft Mettingen 1885." — Bemerken wollen wir hiebei, daß die Weintrauben auf der Tafel bei dem Galadiner des Prinzen Wilhelm gleichfalls aus Mettingen waren.

Stuttgart, 21. Sept. (Preisnotirungen der Lan­desproduktenbörse von heute Montag.) Wir notiren per 100 Kilo: Weizen, bair. alt 18.80, bayr. neu^l 18 50 bis 19.40, russ. Sax. ./r! 18.75 bis^ 19.25, Kernen 19.30, Gerste, ungar. 18.75, Hafer ^ 18, Mohn 36.

Kemmingen, 21. Sept. Soeben um 10 Uhr 20 Min. fahren Se. Maj. der Kaiser, Se. Kaiserl. Hoheit der deutsche Kronprinz, die Prinzen Wilhelm und Albrecht von Preußen, Prinz Arnulph von Bayern, Prinz Wilhelm von Württemberg, General­feldmarschall Graf von Moltke mit großem Gefolge unter dem Jubel einer ungezählten Menge durch das Dorf vor das Schloß des Herrn Staatsministers Varnbüler.

Höertürkheiar, 19. Sept. Ein bedauerlicher Unglücksfall wurde hier am Freitag Abend durch die Explosion einer Erdöl­lampe herbeigeführt, wobei ein Gehilfe und ein Lehrling ziemlich bedeutende Brandwunden erlitten. Außerdem ist für einige hundert Mark Schaden an Material angerichtet worden.

Keidenheim, 19. Sept. Heute Mittag wurde unsere Feuer­mehr allarmirt. Es brannte die Spinnereifabrik der Gebr. Hart­mann zu Herbrechtingen und hatte daselbst das Feuer reichlich Nahrung. Zwischen 12 und 1 Uhr brach es in dem Raum unter dem Dach aus, in welchem Wollabfälle aufbewahrt wurden. Im Augenblick stand auch schon das ganze Dach des großen 2stockigen Gebäudes in Flammen. Trotz der angestrengtesten Thätigkeit der Feuerwehren Heidenheim, Mergelstetten, Bolheim und der Lösch­mannschaft Herbrechtingens brannte alles bis auf die Betonwände ab. Vor 6 Jahren ist die gleiche Fabrik ganz abgebrannt unv wurde dann in Beton neu ausgebaut. Der Schaden ist groß. Brandstiftung wird vermutet.

Maulbronn, 18. Sept. Unserem vielbesuchten Kloster wurde heute eine hohe Ehre zu teil. Se. Kaiserl. H. der Deutsche Kron­prinz ließ gestern Nachmittag von Karlsruhe aus durch Seinen Adjutanten kundgeben, das ehrwürdige Cystercienserkloster zu be­suchen. Sofort beeilte sich alt und Jung, dem erhabenen Thron­folger einen würdigen Empfang zu bereiten. Bekränzung und allgemeine Beflaggung trugen dazu bei, Se. Kaiserl. Hoheit in herzlichster Weise zu empfangen, zu welchem Zwecke sich ein engeres Komitee auf den Bahnhof begab. Unter Glockengeläuts und Gesang der Schuljugend verlies der Kronprinz mit dem in Seiner Begleitung befindlichen Prinzen Arnulf von Bayern den Wagen und verkehrte in leutseligster Weise mit den anwesenden Beamten und bürgerlichen Kollegien, wobei er erwähnte, daß er schon seit 20 Jahren die Besichtigung des Klosters sich vorge­nommen habe. Diese erfolgte denn auch in eingehendster Weise unter Führung des Finanzrats Schmid. Mit großer Befriedigung drückte sich der Kronprinz über den herzlichen Empfang und das schöne Kloster aus und unter begeisterten Hochrufen der Versamm­lung verließ derselbe den hiesigen Ort, um auf der Station Illingen mit Seinem Kaiserl. Vater zusammenzutreffen. Möge unser schönes Kloster mit seinen reichen Kunstschätzen, das, durch königl. Huld erhalten, ein stetes Bild früherer Zeiten bietet, in immer weiteren Kreisen bekannt werden und den Besuchern gleiche Befriedigung gewähren.

Wakdsee, 18. Sept. Allgemeines Aufsehen erregt die Ver­haftung eines erst vor kurzer Zeit aus Egypten zurückgekehrten hiesigen Bürgersohns. Wie wir vernehmen, erfolgte die Verhaft­ung auf den Antrag der Staatsanwaltschaft beim Reichsgericht wegen Theilnahme an hochverräterischen Umtrieben. Der Ver­haftete wurde schon bei der Heimreise mit zwei Kollegen aus Riedlingen in Zürich mehrere Tage von der Polizei verwahrt.

weil er sich als Anarchist verdächtig gemacht hatte, dann aber wieder entlassen.

R u u d s ch a it.

Kohenbnrg b. Tölz, 20. Sept. Heute vormittag um 10 Uhr fand im hiesigen Schlosse die standesamtliche Vermählung des Erbgroßherzogs von Baden mit der Prinzessin Hilda von Nassau durch den badischen Minister Turban statt. Um 11 Uhr erfolgte die kirchliche Trauung in ver Schloßkapelle.

ZZerkin Der Kaiser wird wahrscheinlich nach Beendigung der Manöver ziemlich langen Aufenthalt in Baden nehmen. Man will hier wissen, daß der Monarch sogar erst Anfangs Nov. nach Berlin zurückkehren werde.

Kalle, 19. Sept. Der im Hochverrathsprozeß gegen Reins­dorfs und Genossen mit verurtheilte Holzhauer erhängte sich in der hiesigen Strafanstalt.

— In Weißbach bei Uhlstedt sollen aus den Befreiungs­kriegen her noch 5 Faß Geld im Werth von 2 000 000 Thaler verborgen sein. Das Anrecht darauf ist jetzt in den Händen eines Herrn Kämpfer und dessen Schwiegervater aus Köln; diese hätten sich auch bereits mit der meiningen'schen Regierung ins Einvernehmen gesetzt und sollten, falls der auf Staatseigenthum liegende Schatz gehoben würde, ein Drittel davon erhalten.

Wie», 21 . Sept. Soeben eingetroffene Privatberichte melden, Fürst Alexander habe heute seinen Einzug in Philippopel ge­halten. Weitere Meldungen besagen: Auf allen Berggipfeln brannten heute Nachts Freudenfeuer. Sämmtliche Jahrgänge der Volksmiliz und der Turnvereine sind bei den Fahnen. Die Balkanpässe sind iusgesammt in den Händen bulgarischer Truppen. Bei Chaskow hat sich ein größeres Korps zur Verhinderung türkischer Einfälle konzentrirt; fliegende Korps stehen bei Kirdzalsk und Rhodope; bei Harmauli (am Maritzafluß) wird ein großes Lager eerichtet. (Privat-Telegramm des Berl. Tagbl.)

Die Ausweisungen von Mole» in der Provinz Posen sind sehr umfassend. Sie geschehen im deutschnationalen Interesse, um dem Uebergreifen und Ueberwuchern der polnischen Bevölker­ung in dieser preußischen Provinz einen Damm zu setzen. Die Ausweisung wird aber, wie man liest, zu rücksichtslos und un­barmherzig betrieben, viele Existenzen werden vernichtet und die Revanche bleibt nicht aus. Aus Polen werden zahlreiche Deutsche ausgetrieben und zwar auf russische Art.

West. Ein Personenzug und ein Lastzug der ungarischen Staatsbahnen stießen auf der Semliner Linie Abends bei Halas zusammen. Ein Passagier ist todt, vier sind lebensgefährlich ver­wundet. Sieben Personenwagen und vier Lastwagen sind zer­trümmert, der Postwagen ist beschädigt.

Karis, 20. Sept. In Huö fand gestern die feierliche Krö­nung des vom General Courcy im Namen der französ. Republik eingesetzten Königs von Anam statt. General Courcy kehrt am Sonntag nach Hanoi zurück. Die politische Lage hat sich gebessert.

— In der heutigen Wahlversammlung der Arbeiterpartei im Börsensaale kam es über die Vorsitzendenwahl zu thätlichen Ausschreitungen, schließlich zum Wechsel von Revolverschüssen, wo­bei mehrere Personen verwundet wurden.

Wom, 21. Sept. Der König spendete 50 000 Fr. für die Cholerakranken in Palermo und überwies die königl. Villa Favo­rita zu Sanitätszwecken.

In H^akermo nimmt die Cholera einen sehr ernsten Karakter an. Von Mitternacht des 16. auf Mitternacht des 17 sind 132 Erkrankungen und 63 Todesfälle, am 18. in den ersten 10 Stunden 79 Fälle vorgekommen. Der Pöbel widersetzt sich der ärztlichen Behandlung und greift die Polizeiagenten, welche die Durchfüh­rung der sanitären Maßregeln überwachen, mit dewaffneter Hand an. Am 18. wurde bei einem derartigen Zusammenstöße ein Polizeikommissär verwundet, ein Angreifer getötet. Neapel schickte an den Bürgermeister von Palermo 15 000 Fr. und 100 Ochsen. Die Garnison lagert auf den Höhen des Monte Pellegrino.

Die Armee Spaniens, ist bis jetzt in ihrer großen Majorität noch für den König; die konservativen und liberalen Blätter nehmen den König den republikanischen Organen gegenüber, welche immer wieder behaupten, Alfonso habe die Karolinen an Deutschland verkauft, energisch im Schutz. Die Aufregung ist noch immer groß, doch scheint es, als ob die besonnenen Elemente die Ober­hand bekommen sollten.

Sofia, 18. Sept Die Bevölkerung von Ostrumelicn hat einstimmig die Vereinigung dieses Landes mit Bulgarien prokla­mier. Der Gouverneur Gavril Pascha und seine Regierung wurde abgesetzt und ein Provisor. Verwaltungsausschuß gebildet, der einen Aufruf an die Nordbulgaren erließ Es hat kein Blutvergießen stattgefunden. Die Bevölkerung machte den Generalgouverneur