Mldkader Chronik.

AmtsbLcrLL für die StcröL WiLöbcrö.

Anzeiger und Unterhaltungs-Blatt für Wildbad und Umgebung.

Kinundzrvanzigster Jahrgang.

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U-ro. 7S.

Samstag, den 19. September

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Württemberg

Z Stuttgart, I8.Sept. Bei dem herrlichsten Kaiser­wetter hält soeben unser Kaiser unter endlosem Jubel der nach Tausenden zählenden Menge seinen Einzug in unsere schwäbische Residenz! Nebst Kaiser und König wurde auch d er Kronprinz und Moltke stürmisch begrüßt.

Stuttgart, 18. Se. Maj. der Kaiser haben eine Ein­ladung Sr. K. H. des Prinzen Wilhelm von Württemberg zum Diner am Sonntag den 20. d. 4Vs Uhr Nachmittags an­genommen. Dasselbe kann baulicher Veränderungen wegen nicht im prinzlichen Palais stattfinden und wird daher im Königsbau gehalten.

Se. Maj. der Kaiser wird, wie wir vernehmen, bis Mittwoch den 23. Sept. hier verweilen. An diesem Tage erfolgt Nachmittags 4V- Uhr die Abreise nach Baden-Baden, wosebst der Kaiser Abends 7Vs Uhr eintrifft.

Stuttgart, 18. Scpt. Von hochgeschätzter Hand geht uns zu dem heute Abend von der Bürgerschaft veranstalteten Fackel­zug folgende poetische Begrüßung des Kaisers zu:

Zum Jackelzug.

Glorreiches Happt, Sehnsucht treu deutscher Geister,

Jetzt Friedenshort, wie einst des Schlachtfelds Meister! Beglückt zu schau'n Dein huldvoll Angesicht

Wie grüßten wir dich würd'ger als mit Licht!

Zu höchstem Amt vor Tausenden erlesen

Bist Du dem Licht verwandt im tiefsten Wesen,

Dem Licht, dem sich des Helden Kraft gesellt.

Zu siegen über Trug und Neid der Welt.

Licht ist Dein Herz, aus dessen reicher Quelle Strömt menschlichster Empfindung lautre Helle,

Licht ist Dein Geist, der ernst der Wahrheit Bahn Verfolgt und abwehrt Hoffahrt, Schein und Wahn.

Früh stählte Dich der Kampf mit Leid und Sorgen; Verwaist war, trüb, gewitterhaft Dein Morgen,

Die Wolken schwanden, die Dein Haus bedroht

Prachtvoll und friedlich glänzt Dein Abendroth!

Des deutschen Reichs ehrwürdiger Erneuer Nimm huldvoll auf des Lichtes Kaisersteuer,

Den Dank der aus Millionen Herzen bricht:

Im Lichte wandelnd führst Du uns zum Licht- (S. M-)

Der langjährige Abgeordnete Karl Fetz er, Freund Uhlands und Notters, ist gestorben.

In Stuttgart tagen die deutschen Aerzte. Es ist die 13. Versammlnng, welche sie abhalten. Irgend ein Ueber- eifriger hatte die Schwenninger - Affaire zur Sprache gebracht, mit Recht aber erwiederte Sanitätsräth Dr. Graf Elberfeld, daß die Ernennung eines Professors an der Universität in Berlin den deutschen Aerzte-Verein nichts angehe. Er erhielt mit 64 gegen 14 Stimmen ein Vertrauensvotum.

Die Einweihung des neuen Karlsgymnasiums in der Böblingerstraße ist auf den 12. Oktober anberaumt. Als Festspiel wird durch die Schüler hierbeiOedipus auf Kolomos" zur Aufführung gelangen.

(Kartoffel-, Kraut- und Obstmarkt.) Leonhards­platz : 600 Säcke Kartoffeln zu 2 bis 2 30 per Ztr.

Marktplatz: 2000 Stück Filderkraut zu 1215 per

100 Stück. Wilhelmsplatz: Zufuhr 3000 Säcke zu 3 bis 3 50 per Ztr.

Gannstatt, 16. Sept. Bei der Verpachtung der Plätze für das kommende Volksfest für Wirts- und Schaubuden wurde ein Erlös von 3804 50 gemacht, gewiß ein schönes Er­

gebnis Laut Gemeinderathsbeschluß von gestern wird über das Volksfest der ganze Platz mittelst elektrischer Bogenlichter erleuchtet und zwar vom äußersten Ende des Rennplatzes bis zur Brücke, anch werden sämmtliche Werthschaftsbuden beleuchtet gegen geringe Entschädigung. Der Hauptglanzpunkt des Festes besteht in einem Feuerwerk, dessen Veranstaltung dem Pyrotechniker Weißenburg in Stuttgart um 1300 übertragen wurde.

Nagold, 12. Sept. Aus Badajoz (Spanien) erhielt ein württ. Fabrikant jüngst folgenden Brief von einem Geschäfts­freund:Beifolgend finden Sie einen Wechsel im Betrage . . . zur Begleichung Ihrer Sendung vom 2. Mai. Ich bedaure sehr. Ihnen keinen Auftrag geben zu können und sende Ihnen deshalb den Betrag, weil gegenwärtig in Folge des Falles mit den Karo- linischen-Jnseln Niemand etwas Deutsches, selbst nicht um die Hälfte des Wertes kauft und der Handelsstand beschlossen hat, Deutschland seine Aufträge zu entziehen. Ich schließe mich ganz der Meinung des Handelsstandes an, denn ich halte das Vor­gehen Deutschlands gegen' mein Vaterland für sehr beleidigend."

> In HLörstingen, O.-A. Horb brannte am 14. d. M. ein Wohn- und Oekonomiegebäude nieder, wodurch an Gebäulich­keiten ein Schaden von etwa 1900 Mark entstanden ist. Die Enstehungsursache des Brandes ist bis jetzt nicht ermittelt, doch wird Brandstiftung vermutet.

Mottlveil, 15. September. Heute gegen Mittag wurde die Feuerwehr allarmirt in Folge eines von Zimmern ob. Rottweil gemeldeten Brandes, der 11 Häuser einäscherte. Von den Ab­gebrannten ist der kleinste Theil versichert; das Feuer soll durch das Spielen einiger Kinder mit Streichhölzchen entstanden sein.

Durch das Brandunglück in Zimmern o. R., durch welches 11 Wohn- und Oekonomiegebäude eingeäschcrt wurden, sind 14 Familien, von welchen nur 4 in der Mobiliarversicherung sind, obdachlos geworden. Der Brandversicherungsanschlag dieser Gebäulichkeiten beziffert sich auf etwa 51000 ^

Kttkingen, 16. Sept. Der erste und großartigste Empfang wurde den fürstlichen Herrschaften auf der Spinnerei und Weberei Ettlingen im Albthal bereitet; die letztere hatte einen prächtigen 10 Meter hohen Triumphbogen errichtet. Generaldirektor Gimber begrüßte den Kaiser und hatte eine längere Unterhaltung mit demselben. Das 5jährige Töchterchen des Direktors Bayerle, welches dem Kaiser ein Bouquet überreichte, wurde vom Adju­tanten in den kaiserlichen Wagen hineingehoben. Die Herrschaften sind hierauf unter stürmischen Hochrufen nach Ettlingen weiter gefahren, woselbst ein abermaliger Empfang stattfand.

Rundschau

NforzHeim, 17. Sept. Der Ausläufer eines hiesigen Bank­geschäftes ist gestern mit einem Betrage von 4000 Mark ver­schwunden. Hoffentlich bringt der Mann seinen Raub nicht weit.

Schwehiugeu, 16. Sept. Seit einigen Abenden erscheint am westlichen Himmel wieder das wunderbare Dämmerungslicht. Gestern war es noch um 9 Uhr zu sehen; das dünne, rot-violette Licht reichte fast bis an den großen Bären. Gestern Abend war es fast so stark wie im Herbst 1883.

Gebührende Beachtung von seiten unserer Industriellen ver­dient die von demCentralverein für die Handelsgeographie rc." und derExportbank" (Vorsitzender Dr. R. Jannasch in Berlin) geplante Expedition zur Anlage überseeischer Handelsniederlagen. Als Reiseziel ist namentlich die nordafrikanische Küste mit ihren jetzt noch fast ausschließlich von den Engländern und Franzosen besuchten Märkten ins Auge gefastt worden, als besonders zeit­gemäß und lohnend für den Export mit Wollen-, Baumwollen­waren, Kleineisenartikeln und Zucker. Wer da weiß, welch er-