Vildbader Khromk.

AmLsbLcrtt für die SLcröL WiLöbclö.

Anzeiger und Unterhaltungs-Blatt für Wildbad und Umgebung.

Kirrundzwarrzigster Jahrgang.

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Urs. SS.

Mittwoch, den 19. August

1SSS

Württemberg.

Stuttgart, 14 August. Der Kaiser, welcher sich vom 18. bis 23. September in Stuttgart aufhalten wird, nimmt, wie früher auch schon, seine Wohnung in dem linken Flügel des königl. Residenzschlosses, der zur Aufnahme des hohen Gastes neu hergerichtet wird. Abgesehen von den umfassenden Renovier­ungen, die man vornimmt, werden die Empfangsräume mit Möbeln ausgestattet, welche aus dem Ludwigsburger Schloß hier­her gebracht werden. Es sind dies Möbel aus der Ausstattung der zweiten Frau des Königs Friedrich, der englischen Prinzessin Charlotte Auguste Mathilde. König Karl wird während der An­wesenheit des Kaisers auch im Residenzschloß Wohnung nehmen, wo dann nur noch das Gefolge des Kaisers Unterkunft finden kann. Der deutsche Kronprinz nimmt seine Wohnung voraus­sichtlich im Kronprinzenpalais, während die fremdländischen Offiziere in den Hotels untergcbracht werden dürften. Man er­wartet hier einige Tausend Kriegervereinler aus dem ganzen Lande, die auch auf dem Paradeplatz Aufstellung nehmen sollen. Auch sonst wird der Fremdenzufluß ein sehr beträchtlicher sein. Ueber die Art der Festlichkeiten, die man dem Kaiser hier bereiten will, ist man noch nicht im Reinen.

Stuttgart, 16. Aug. Die Witterung ist infolge polarer Luftströmung des Morgens empfindlich kühl geworden; Sonn­tag und Montag früh erreichte das Thermometer kaum noch 6" U. Wärme. Von angerichtetem Schaden kann eine Rede um so weniger sein, als der Tag genügende Wärme bringt. Am gestrigen Abend eröffnet?» sich wieder die Pforten des Königl. Hoftheaters. Die Intendanz hat gleich für die ersten Tage schwer wiegende Werke zur Aufführung ausgewählt, für das Schauspiel die Wallenstein-Trilogie, für die OperRobert der Teufel".

Stuttgart, 18. August. Einen gewaltigen Bären hatte gestern Nachmittag die Langeweile der Sauerngurkenzeit zur Welt gebracht. Man erzählte sich nämlich von einem gräßlichen Un­glücksfall, der sich im Nill'schen Thiergarten zugetragen haben soll. Ein Kind sei in den Bärenzwinger gestürzt und von den Bären zerrissen worden, s'ist kein wahres Wort daran! Dabei wollen wir besonders betonen, daß im Nill'schen Thiergarten an allen gefährlichen Stellen solche Schutzvorrichtungen angebracht find, die ein Unglück zur Unmöglichkeit machen.

Stuttgart, 15. August. (Kellerfeste im Münchener Styl.) Trotz des weiten Weges kann man besonders Freitags und Sonntags Schaaren von Stuttgartern Heslach zu pilgern sehen und Mancher mag sich schon Gedanken darüber gemacht haben, was der Wanderung Ziel sei. Auch wir waren gestern neu­gierig und schlossen uns der Pilgerfahrt an, um schließlich eine Kellerhalle in Heslach zu finden, wo sich, in schwäbische Art um­gewandelt. ein achtes Stück Münchener Kellerleben entwickelt. An langen Tischen fanden wir durstige Seelen mit Steinkrügen be­waffnet und die Mannigfaltigkeit der dem Untergange geweihten Speisen ließ erkennen, daß sich der Stuttgarter sehr bald in das Gute der kalten Küche, sobald er nur ein so ausgezeichnetes Bier bekommt, wie es hier der Fall ist, finden kann. Eine Musik­kapelle thut das Uebrige, die zahlreichen Gäste zu amüsiren und bald begleitet ein Chorgesang die lustigen Weisen der Kapelle. »Oauäsuwus iZitur",Am Brunnen vor dem Thore", der be­kannteGuten Morgen Herr Fischer" und sonstige Lieder er­schallen, von Männlein und Weiblein gesungen. Den Schunkel- chalzer führt man mit Demonstrationen vor, in den Armen liegen sich ganze Gesellschaften. Die späte Stunde erst trennt die beim guten Steinkrügle Vereinten und die Wanderung nach Stuttgart bietet eine nützliche Promenade für das an solche

Kellerfeste nicht gewohnte Stuttgarter Publikum. Für scrupulöse Damen und Herren mag hier noch erwähnt sein, daß es ein sehr gewähltes Publikum ist, das sich an solchen Kellerabeuden einfindet und daß das Bewußtsein der Zusammengehörigkeit bei einem Glas guten Bieres Manche zusammenführt, die sonst einander nie gesehen hätten.

Leonöerg, 17. August. In dem benachbarten Eltingen ist gestern Nacht 9 Uhr Feuer ausgebrochen, welches 2 Scheuern mit ihrem ganzen Ernteerzeugnisse zerstörte, 2 andere Scheuern nebst einigen Wohnhäusern wurden theils mehr, theils weniger beschädigt. Das Feuer brannte lichterloh und der Brandgeruch und brennende Strohhalme kamen bis hieher; es war ein furcht­bar schönes Schauspiel, das Flammenmeer mit anzusehen. Der Thätigkeit der hiesigen Feuerwehr, sowie der von Eltingen ist es bei der Windstille gelungen, das Feuer aus seinen Herd zu beschränken.

Wort der Wagokd, 14. Aug. (Erntebericht.) Die Halmfrüchte sind mit Ausnahme des Sommerweizens und des Habers körner­und strohreich unter Dach und Fach gebracht. Letztbenannte Früchte stehen dicht und kräftig und harren in kommender Woche des Schnittes. Die Kartoffeln lassen an Größe und Menge nichts zu wünschen übrig. Ein Ausfall ergibt sich beim Obst an Birnen und Zwetschgen, Aepfel geraten strichweise gut. Zur Zeit ist die Oehmdernte in vollem Gange; Menge und Güte befriedigen wohl. Fällt bald ein durchdringender Regen nieder, so ist auch für die ausreichende Grünfütterung während des Herbstes gesorgt. Die Hopfen gewähren recht befriedigende Ernteaussichten, nament­lich die Drahtanlagen. Die vielen unverbrauchten Reste der vorjährigen Ernte in Verbindung mit den jetzigen Aussichten werden auch in der nächsten Saison als Überproduktion sich übel fühlbar machen. Ein Kauf Frühhopfen, lieferbar in acht Tagen, wurde in Nagold zu 75 Pf. das Pfund abgeschlossen.

Die Betheiligung an dem Keikbronner Feuerwehrfest ver­spricht eine sehr große zu werden. Bis jetzt sind über 6000 Feuerwehrmänner angemeldet.

Kriedrichshafen, 14. Aug. (Gesunkener Dampfer.) Am Mittwoch Abend um halb 7 Uhr ist dem SalonbootFriedrichs­hafen" (Kapitän Krais und Steuermann Knöpfler) ein schwerer Unfall zugestoßen. Dasselbe hatte Kursfahrt Abends 5 Uhr 10 Min. von hier ab nach Rorschach, mußte aber bei Arbon ein Schleppboot ins Tau nehmen und fuhr dann nach Rorschach weiter. Zwischen Arbon und Steinach kam das Dampfboot mit einem unter Wasser befinndlichen Felsen in Berührung, erhielt einen Leck und schöpfte Wasser. Der Kapitän ließ nun dem Lande zusteuern und erreichte das Schiff noch die Segelschifflände bei Horn. Das Wasser war inzwischen bereits in den Maschinen­raum gedrungen und hatten Maschinist und Heizer die größte Mühe, die Feuer herauszuziehen, um eine Explosion zu verhüten. Die Passagiere, welche mit dem Schrecken davon kamen, wurden ans Land gesetzt. Das Vorderteil des Schiffes sitzt nun auf und geht das Wasser bis an die Kajütfenster, während am Hinter- theil das Wasser etwa 15 Fuß tief ist. Die Einwohnerschaft von Horn hatte sich sofort thatkräftig mit ihren Feuerspritzen eingestellt, doch konnte das Wasser nicht entfernt werden und kostet es alle Mühe, damit das Hinterteil nicht auch auf den Grund gerät. Gestern früh ist die hiesige Werftmannschaft und 4 Schleppschiffe an die Unglücksstätte abgegangen, auch eine Dampfpumpe wird inzwischen eingetroffen sein und hoffen wir, daß die Bergung des Dampfboots eine baldige und glückliche sein wird. Die Mannschaft dürfte an diesem Unfall jedenfans keine Schuld treffen, da die Fahrt von Arbon nicht kursmäßig