vollkommen ihren Zweck erreicht haben, und wir dürften dann ohne Zweifel einer definitiven, den deutschen Interessen allseitig Rechnung tragendeu Lösung der Zanzibarfrage in nächster Zeit entgegensehen, ohne dabei dieKnochen auch nur eines einzigen pommer'schen Grenadiers" verloren zu haben.

Z>armstadt, 13. August. (Beendigter Strike.) Die gestern ausgebrvchene Strike der Mainzer Glasergesellen hat nach ein­tägiger Dauer ein schnelles Ende genommen, indem zwischen den Meistern und Gesellen eine Einigung zu stände gekommen ist, nach welcher die letzteren eine Lohnerhöhung von zehn Prozent für alle Arbeit erhalten. Die Gesellen hatten einen sehr gün­stigen Augenblick zur Arbeitseinstellung gewählt, indem die be­deutendsten Glasereien gegenwärtig gerade an großen Unternehm­ungen, besonders Militärbauten beschäftigt sind.

Wiesbaden, 13. August. (Ende typhöser Erkrankungen ) Die während der letzten Wochen aufgetretenen typhösen Krank­heitserscheinungen, welche den Ruf unserer Kurstadt bedenklich zu gefährden drohten, haben nunmehr fast gänzlich aufgehört, so daß die Calamiät als hinter uns liegend angesehen werden kann Um jedoch einer Wiederkehr derartiger, die hiesigen Kurverhältnisse schwer schädigender Vorkommnisse vorzubeugen, wird dieser Tage eine aus wissenschaftlichen und technischen Autoritäten zusammen­gesetzte Kommission hier zusammentreten, um die sanitären Ver­hältnisse und städtischen Einrichtungen einer eingehenden Prüfung zu unterziehen und eventuell Mittel zur Hebung vorhandener Uebelstände in Vorschlag zu bringen.

Köttingen, 11. Aug. (Die Cholera und die Dohlen.) Vor kurzem wurde in den Zeitungen erzählt, daß die Bevölkerung von Regensburg in Aufregung sei, weil sämtliche Dohlen, die zu Tausenden die Domthürme bevölkerten, dieselben mit einem Schlage verlassen haben. Man knüpfte an diese Erscheinung die Mit­teilung, daß 1873 vor Eintritt der Cholera derselbe Fall sich ereignet. Eine scheinbar aus Universitätskreisen hcrvorgegangene Zuschrift derGött. Ztg." weist nun darauf hin, daß die Dohlen mit der Cholera ganz und gar nichts zu thun haben. Wer immer sich mit Betrachtung der Natur, insbesondere mit unseren befiederten Mitbürgern beschäftigt hat, der mußte auch wahr­nehmen, daß die Dohlen alljährlich um diese Zeit ihre Thurm­spitze verlassen, und zwar aus dem sehr naheliegenden Grunde, weil die sonnendurchglühten Thürme ihnen zu heiß werden. Unsere Dohle ist nämlich, gleich andern Krähen und Raben, sehr empfind­lich für die Hitze (wozu ihr schwarzer Rock vielleicht beiträgt), und wer jemals eines dieser Thiere in der Gefangenschaft beob­achtete, der wird bemerkt haben, wie sie bei großer Hitze mit weit geöffnetem Schnabel herumlaufen. Also Grund genug, daß auch sie, gleich den Menschen, den Aufenthalt auf dem Lande um diese Zeit vorziehen, umsomehr, als ihnen, im Gegensatz zu den Menschen, dort auch die Billigkeit des Unterhalts zu gute kommt, denn für sie ist jetzt, wo die Beeren reifen, aller Orten der Tisch gedeckt.

Inaris, 10. Aug. (Räumung von Kelung.) Ein Telegramm derAgence Haves" meldet: Briefen aus Kelung zufolge ist Kelung am 22. Juni grräumt worden. Bald nach dem Ab­marsch der französischen Truppen besetzten die Chinesen die Stadt, plünderten sofort die Niederlassungen der dort wohnenden Europäer und zerstörten die Baracken der franz. Truppen. Die englischen Kaufleute verlangen von den Chinesen Schadenersatz.

Der WaliserTemps" schreibt anläßlich der Niedermetz- lung der Christen in Annam, sowohl die Pflicht wie das Interesse Frankreichs fordern gebieterisch ein exemplarisches Einschreiten gegen die Verbrecher, die nur durch die seit 1883 gewährte Straf­losigkeit ermuthigt seien.

DieRepublique Fr." hält die Nachricht von einem Bündnisse China's und Englands aufrecht und sagt, die Ereig­nisse werden bald die Richtigkeit derselben beweisen. Die Dementis Tseng Tschengkitongs seien werthlos, weil er das Interesse habe, die Wahrheit zu verbergen. Der Friede Europas hänge jetzt allein von dem Mißerfolg der Mission Wolff's in Konstantinopel ab.

Waris, 12. Aug. General Courcy telegraphirt von heute, daß er in Haiphong eingetroffen sei und daselbst während der Choleraepidemie sein Hauptquartier nehmen werde. Im Laufe des Tages sind 66 Personen an der Cholera erkrankt und 17 gestorben.

Waris, 13. Aug. DerTemps" meldet, daß die Cholera in Tonkin abnimmt; die gemeldeten Metzeleien der Christen in Anam seien übertrieben, nicht zehntausend, sondern einige hundert seien getödtet.

Wans, 13. August. Den Mitteilungen des Gesundheits­amtes zufolge soll die Cholera in Marseille bereits wieder im Abnehmen begriffen sein.

Daß an dem Wiederauftreten der Cholera in Marseiile vorwiegend die trotz gemachter trüber Erfahrungen vernachlässigte Obsorge für die Reinlichkeit Schuld trägt, erscheint nunmehr als erwiesen.

Aizza, 1. Aug. (Der Spielteufel.) Hiesigen Blättern zu­folge machte gestern in einem kleinen bescheidenen Hotel der Rue d'Ängleterre Prinz Michael Alexander Gagarin einen Selbstmord­versuch. Der Prinz ist 67 Jahre alt und gehört einer der vornehmsten Familien Rußlands an. Er besaß ein Vermögen von mehr als drei Millionen, das er aber beinahe bis zum letzten Sou im Spiele verloren hat. In den letzten Tagen wendete er sich an die Administration der Spielbank in Monte Carlo um eine Unterstützung, damit er dir Rückreise nach Peters­burg antreten könne. Allein seinem Wunsche scheint nicht in jenem Maße entsprochen worden zu sein, wie er erwartet hatte, und so beschloß der alte, bereits sehr gebrechliche Mann, sich zu erschießen. Er feuerte aus einem Revolver einen Schuß gegen seine rechte Schläfe ab, aber der Schuß ging fehl, und die Kugel glitt von der Schläfe längs der Hirnschale bis zum Hinterkopfe und brachte ihm eine schwere Verletzung bei. Doch ließ sich der Prinz dadurch von seinem Vorhaben nicht abbringen; er schleppte sich zum Fenster, das er öffnete, und wollte sich auf die Straße Herabstürzen. Durch starken Blutverlust geschwächt, verließen ihn seine Kräfte, und er brach am Fenster ohnmächtig zusammen. Vor dem Hause arbeiteten einige Leute, und als sie das blut­überströmte Gesicht am Fenster sahen, eilten sie hinauf in das Zimmer und benachrichtigten sofort die Polizei, welche die Trans­portirung des Prinzen in das Spital veranlaßte; seine Ver­wundung ist lebensgefährlich.

London, 12. Aug.Pall Mall Gazette" veröffentlicht ein Gerücht, wonach eine wohlbekannte Persönlichkeit, vor Kurzem zum Mitglied einer königlichen Commission ernannt, heute Mittags, auf der Treppe eines Geschäftshauses der City von einem Herrn, der dieselbe der Verführung seiner Tochter anklagte, gehörige Stockprügel erhielt und ihm der Stock auf dem Rücken zer­schlagen wurde.

London, 11. Aug. DerTimes" zufolge ist das Hotel Montezuma in Las Vegas (Neu-Mexiko) niedergebrannt, wobei 8 Gäste den Tod in den Flammen fanden. Der Schaden wird auf 300,000 Dollars geschätzt.

Madrid, 12. August. Der Erzbischof von Sivilla ist auf seinem Schlosse in Granada der Cholera erlegen, woselbst die Epidemie am schwersten haust. Dr. Ferran impft täglich Tausende, seine Hilfe wird überall flehentlich verlangt. In den Provinzen Alicante, Valladolid und Andalusien ist die Seuche im Zunehmen begriffen, in Madrid nimmt sie ab.

Es wird gerüstet, denn die Vorsicht ist die Mutter der Weisheit. Herat, einer der festesten Plätze in Afghanistan, wird stark verproviantirt und 2000 Mann arbeiten fortwährend, um die Befestigungsarbeiten zu vollenden. Die englische Grenz- kommissirn hat ihr Lager neun Meilen von Herat ausgeschlagen, wahrscheinlich um die Russen nicht eifersüchtig zu machen und doch in der Nähe der Festung zu sein.

Das Lob des Wollregimes wird im Berliner Centraltheater allabendlich durch folgenden Coupletvers gesungen: Wenn wir, was wir wünschen wollen, wählen woll'ne Kleidung blos, Wenn wir woll'ne Wäsche waschen, woll'nes Wamms wohl weben blos. Wenn wohlwollend wir mit Wolle wickeln warm die Würmer ein, Wenn aus Wolle erst das Wischtuch und das Schnupftuch wollen sein, Wenn mit Wolle erst die Wände weiß tap'ziert sind wundernett,

Wenn wir wachen, wenn wir schlafen, wiegen uns im Wollenbett, Wenn die Welt mit einem Wort:Wolle wollen wird hinfort Was wollen Sie blos, das wär doch famos Was? das wär doch famos!"

Ein Mittel gegen die Cholera hat Dr. Godefroy in Delhi erfunden. Von 14 mit diesem Mittel behandelten Cholerakranken starben nur zwei. Man gibt keine Medizin, sondern läßt die Natur allein handeln und sorgt nur für eine gute Circulation des Blutes. Sobald die Pulsschläge des Patienten schwächer werden, macht man eine Hauteinspritzung von warmem Wasser, dem Salz zugefügt wird. Eine Viertel­stunde nach der Einspritzung belebt sich der Puls und die Choleraerscheinungen treten wieder auf. So oft der Puls nachläßt, wiederholt man dieselbe Einspritzung. Sobald der Kranke wieder zur Besinnung kommt, ist das Gift zerstört; man gibt ihm dann zur Kräftigung Portwein und andere stärkende Nahrung.

(Der reichste Schuhputzer) der Welt ist Patrick Malloy in Saratoga (New-Aork). Er besitzt zwei Häuser und ein gutes Bank-Konto. So weit hat es noch kein europäischer Schuhputzer gebracht.