Vildtiader CHr«M.

AmtsbLaLL für die Stadt Witdbaö.

Anzeiger und Unterhaltungs-Blatt für Wildbad und Umgebung.

Z Ginurrdzwarrzigster Jahrgang. §

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Uro. S4.

Mittwoch, den 12. August

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Bon einem beklagenswerten Fortschritt

vernehmen wir, von dem weheren und immer weiteren Vor­dringen der Cholera. Nachdem die unheimliche Schnitterin in Spanien sich ein Erntefeld eröffnet hatte, wo sie noch täglich mit erschreckendem Erfolge thätig ist, lag die Besorgnis aller­dings nahe genug, daß sie ihre Thätigkeit auch bis in jene angrenzenden Gebiete ausdehnen werde, die sich ihr schon seit­her immer als besonders fruchtbare Aecker erwiesen, bis in die Gebiet evon Südfrankreich.

Was die furchtbare Seucke in Spanien angerichtet, das liegt klar zu Tage. Das ohnedies nicht reiche, m den letzten Jahren zudem durch Erdbeben und Ueberschwemmungen schwer heimgesuchte Land gleicht auch ökonomisch einem Leichenfeld. Armut und Bankerott herrschen jetzt da, wo vordem noch Handel und Industrie eine, seit einiger Zeit allerdings immer sckon sehr mühsame Existenz, fanden, auch die Bevölkerung, welche dem Boden seine Produkte abrang, leidet Not. Der Staat, welcher überall helfen soll, sieht selbst seine Kräfte schwinden. Die Einkünfte aus den Zöllen gehen rapid zurück, ein großer Teil der Steuerzahlungen bleibt überhaupt völlig aus. Die Ordnung im Lande ist immer schwerer aufrechlzu- erhalteu. Die auch in besseren Zeiten dort vorwaltende Neigung zur Ungesetzlichkeit verstärkt sick ganz naturgemäß bei jenen Massen, die in ihrer Unvernunft für das Unglück, welches sie betroffen, immer einen Schuldigen zu finden wissen und am Liebsten die Regierung für alles Elend verantwortlich machen.

In gleich bedrohlichem Grade unterwühlt wie in Spanien, sind in Frankreich, in dessen Grenzgebieten soeben die Cholera Posto gefaßt, die Verhältnisse nun allerdings nicht aber als besonders vertrauenerweckend kann man sie auch nicht be­zeichnen; Südfrankreich insbesondere hat noch gar nicht Zeit gehabt, sich von dem Schlag, den ihm zuletzt die Cholera ver­setzt, zu erholen. Erst neuerdings hat sich im Handels- und Reiseverkehr, der seitdem ganz darniederlag, ei» etwas leb­hafterer Pulsschlag bemerkbar gemacht und nun sind diese schwachen Keime wieder der Vernichtung geweiht!

Mit nicht geringerem Kummer hat mau, wie aus der Hand liegt, in Italien dem weiteren Vordringen der Seuche entgegenzusehen und kaum braucht es ausgesprochen za werden, daß bei dem innigen Zusammenhang der wirtschaftlichen Be­ziehungen der Länder auch überall anderswo, auch bei uns in Deutschland, die Wunde» mitempfunden werden, welche die Cholera dort im Süden schlägt.

Württemberg.

Stuttgart, 8. Aug. Bei der Parade des 13. (kgl. Württ.) Armeekorps, welche am 19. September in Anwesenheit Sr. M. des Königs vor Sr. M. dem Deutschen Kaiser in der Nähe von Ludwigsburg stattfinden soll, wollen sich nach einem am 7. Bundes­tage in Ravensburg gefaßten Beschlüsse die württ. Kriegervereine in möglichst großer Anzahl beteiligen. Nach der ParaÄe soll eine gesellige Zusammenkunft der Vereine und gegenseitige Begrüßung der Kameraden, womöglich im Freien in der Nähe von Ludwigs- burg, stattfinden. Von Seiten des kgl. Generalkommandos ist dem Präsidium des Kriegerbundes bereits mündlich die Zusage erteilt worden, daß den Kriegervereinen Gelegenheit gegeben werden würde, auf dem Paradeplatz Aufstellung zu nehmen. Ebenso hat die Generaldirektion der Eisenbahnen mit Ermächtigung des kgl. Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten bereits genehmigt, daß die Mitglieder des Württ. Kriegerbundes, welche an der Kaiserparade teilnehmen, auf Militärbillets befördert

werden sollen, in derselben Weise wie beim Bundestage in Ravens­burg. Behufs Feststellung des Programms, namentlich auch in Betreff der Sammlung der Vereine und des Marsches zu und von dem Paradeplatz soll auf Anregung des Präsidiums des Kriegerbundes am Sonntag den 16. d. M. früh 10 Uhr in der Liederhalle eine zwanglose Besprechung der Kameraden stattfinden.

Von der hiesigen Schützengilde haben sich gestern mit dem Nachtschnellzug einige 30 Schützen nach Innsbruck zur Teil­nahme an dem dortigen zweiten österreichischen Bundesschießen begeben. Hoffen wir, daß die Stuttgarter Schützen sich auch auf diesem Feste Hervorthun und mit Preisen beladen zum heimatlichen Herd zurückkehren werden.

Stuttgart ist dieses Jahr der Hauptort der Kongresse. So wird am 14. September Hierselbst die Wanderversammlung des deutschen Vereins für öffentliche Gesundheitspflege abgehalten werden.

Wagold, 6. Aug. (Witterungsbeobachtungen.) Die von der meteorologischen Centralstation ausgegebenen und an die einzelnen Bezirke des Landes eingesandten und durch öffentlichen Anschlag zur allgemeinen Kenntnisnahme gelangten Wettervorher- sagungen erwecken durch ihre Resultate steigend das Vertrauen der Bevölkerung. Die hier gemachten Beobachtungen beziffern für den Monat Juni in Bezug auf Bewölkung 93, Niederschläge 96, Wärme 86 pCt.; für den Juli Bewölkung 92, Niederschläge 87, Wärme 90 pCt. Treffer.

Rundschau.

Kaiser Wilhelm wird in einigen Tagen seine Gasteiner Kur beenden und am 14. d. M. die Rückreise nach Berlin antreten.

DieNordd. Allg. Ztg." schreibt, es gebe Preßorgane, die noch immer nicht müde werden, den Verlauf des Dresdener Gurnfestes zu politischen und nationalen Parteizwecken auszu­beuten. Es werde namentlich der Versuch gemacht, die innere Politik Oesterreichs von internationalen Gesichtspunkten zu beein­flussen, die Deutschen Oesterreichs unter die Patronanz Deutsch­lands zu stellen, ja sogar sinnlose Drohungen gegen den Staat auszusprechen, mit welchem uns die festesten Freundschaftsbande verknüpften. Weit entfernt, dem Deutschtum, gleichviel, ob in Oesterreich oder in Deutschland zu nutzen, seien ähnliche in die Maske der Loyalität gehüllte thatsächlich illoyale Umtriebe höchstens geeignet, den Gegnern des deutsch-österreichischen Bündnisses einige Stunden angenehmer Täuschung zu bereiten.

München, 30. Juli. Ueber die Lage der Finanzen König Ludwig's von Bayern berichtet der Berliner Korrespondent des Standard: Mehrere deutsche Zeitungen, insbesondere die zur ultramontanen Partei gehörigen, haben in neuerer Zeit erschreck­liche Berichte über die angeblich verzweifelte Lage der Privat­finanzen des Königs von Bayern veröffentlicht. Es wird selbst behauptet, die Zustände seien derartig, daß die Verwandten des Königs die Frage erwogen hätten, das Königreich unter eine Regentschaft zu stellen. Ich bin in der Lage, witteilen zu können, daß diese Gerüchte teilweise Uebertreibungen, teilweise böswillige Erfindungen sind. König Ludwig wird wegen seiner liberalen Richtung von den Ultramontanen herzlich gehaßt und diese Ge­schichten sind hauptsächlich der Bosheit dieser Sektirer zuzu­schreiben. Es ist wahr, daß die zahlreichen großartigen Bauten, die der König in den letzten Jahren unternommen hat, seine Hilfsquellen ernstlich in Anspruch genommen haben, aber es liegt kein Grund vor, von der Krisis als einer verzweifelten zu sprechen, wie sie die ultramontane Presse darstellt.

Hlegensburg, 8. August. (Merkwürdige Auslegung.) Ver-