31

Nach diesem Gespräch war Romald Waruschkev vorsichtiger mnd zurückhaltender gegen Nikolaja. Er vermied auch, mit ihr Mein zu bleiben, aber es glückte ihm nicht. Als nach dem Abend- Ihee Helena sich zurückzog, sagte die Hausfrau zu ihm:Wollen auch Sie schon schlafen, Feodorowitsch? Ich meinte, wir würden uns noch ein Viertelstündchen unterhalten."

Ich stehe zu der Gnädigen Befehl," verneigte sich Romald, -während Helena ihm einen hastigen Blick zuwarf. Meine Teure," wandte er sich zu dieser,nimm etwas um, ich bitte Dich, auf Lem Flur möchtest Du Dich erkälten."

Sie sind sehr besorgt für Ihre Frau," sprach Nikolaja nach Leren Entfernung mit einem höhnischen Zucken der Lippen.

O ja, gewiß," versetzte der Gast artig.Meine Helena ist zart, ich muß ihre Gesundheit hüten."

Ich hätte früher nicht geahnt, daß der wilde Knabe ein so rücksichtsvoller Gemahl werden würde," spöttelte Nikolaja und bewegte nervös ihre schönen, blassen Hände, die mit Ringen be­deckt waren.

Das macht die Liebe," sagte Romald ernst.

Das tiefe Schweigen danach fiel ihm auf, er sah schnell und forschend auf seine Nachbarin. Die saß wie versteinert, mit keiner Wimper zuckend, eisig und fremd; nur die beiden schwarzen, großen Sterne starrten mit einem Ausdruck auf den Sprecher, vor dem er erschrack.

Sie waren da glücklicher, als ich," antwortete sie nach einer Weile langsam. Ich liebte den Alexejitsch nicht, man gab mich ihm. Mein Herz und Ohr waren noch voll von den Lügen eines Anderen. Und ich ward eine unglückliche Frau, zugleich aber eine Vergessene!"

Sie erhob sich rasch, in einem Augenblick ging jeder Nerv an ihr in vibrirende Bewegung über.

Wissen Sie wohl, Feodorowitsch," sprach sie rauh, was es heißt, einer Elenden den letzten Trost rauben? Der es thut, ver­dient, daß sein eigenes Glück in Scherben bricht. Gute Nacht, Romald; träumen Sie von Ihrer Liebe."

Helenas Gatte ging wie betäubt nach dem anderen Flügel. Auf halbem Wege hörte er einen klirrenden Schlag, und es zer­splitterte etwas. Dann drang noch lange Lichtschimmer aus den Fenstern der Herrin von Zucharskoje-Kreslo und flimmerte unstet draußen auf dem Schnee. Drinnen lag Nikolaja Wladimirowna zusammengekrümmt in der Chaiselongue, die Hände geballt, ihr Gesicht tief in den Polster bergend; zu ihren Füßen lag die zer­schlagene Balalajka. (Schluß folgt.)

Verschiedenes.

Bei dem strengen Regiment des Winters wird es Manchem willkommen sein, ein Mittel kennen zu lernen, das ihm ohne be­sondere Mühe und Kosten zu verursachen, bei der Warmhaltung seiner Wohnräume treffliche Dienste leistet. Sobald das Tages­licht in der Wohnstube durch das Lampenlicht ersetzt werden muß, lasse man die Fenstervorhänge (Rouleaux) herab, man wird bald finden, daß die Stubenluft sich nicht so schnell abkühlt, daß man, um die Stube warm zu erhalten, nicht so viel Brennmaterial nachzulegen braucht, als ohne jenes Mittel. Die Temperatur der Fensterscheiben sinkt nämlich unter der Berührung mit der kalten äußeren Luft je nach deren Temperatur mehr oder weniger tief. Die Folge davon ist, daß die Fensterscheiben abkühlend zu­nächst auf die Stubenluft wirken, mit welcher sie unmittelbar in Berührung kommen. Die so abgekühlte Luft senkt sich an den Fenstern zu Boden und strömt dem Ofen zu, woher es kommt, daß man nicht nur inmitten der Stube, sondern selbst in unmittel­barer Nähe des Ofens Zug an den Füßen verspürt. Infolge der Einwirkung der Ofenwärme steigt die Luft am Ofen nach oben, breitet sich an der Decke aus, gelangt wieder an die Fenster, um den beschriebenen Kreislauf von neuem zu beginnen. Wer das angedeutete Mittel anwendet, verschafft in dem hartnäckigen Kampfe zwischen Fenster und Ofen dem letzteren einen wirsamen Bundes­genossen.

(Wiederbelebung welker Blumen.) Die meisten abgeschnittenen Blumen welken bereits, nachdem sie 24 Stunden im Wasser gestanden. Manche lassen sich länger erhalten, wenn man ihnen täglich frisches Wasser gibt und demselben eine Prise Salpeter zusetzt. Aber selbst ganz verwelke Blumen lassen sich wieder beleben, wenn man sie in heißes Wasser stellt, so daß wenigstens ein Drittel der Stiele bedeckt wird. Wenn das Wasser erkaltet ist, werden die Blumen auch ihre Frische wieder erlangt haben. Man schneidet dann die Stiele etwa einen Zoll lang ab und stellt sie wieder in frisches Wasser. Blumen mit sehr zarten Blüten und von weißer oder Heller Farbe beleben sich nicht so

vollständig, als solche mit dunklen oder mehr fleischigen Blüten. Ein solches Mittel wird besonders jetzt in der blumenarmen Zeit manchem willkommen sein.

Ein Mann im Harz besuchte neulich seinen Schwieger­vater in Wehde. Als er Abschied nahm, war sein Hund fort. Niemand wußte wohin. Nach 30 Tagen brach Feuerlärm in dem Hause des Schwiegervaters aus und dabei fand sich der Hund in einer verschlossenen und vergessenen Kammer. 30 Tage hatte er keinerlei Nahrung gehabt, er lebte aber noch und erholte sich bei Milch und Semmel.

Weil die Jagd ein kleiner Krieg ist, werden allen Re­gimentern in Rußland je 16 Hunde und ein bestimmtes Jagd­gebiet zugewiesen. Offiziere und Mannschaften werden zur Jagd befehligt. Vertilgung der Wölfe ist Hauptzweck, Gewöhnung der Offiziere an Strapazen und Findigkeit Nebenzweck.

Eine Kaufmannsfrau in Bayern las mit Erstaunen im Münchener Fremdenblatt, daß ihr Mann mit seiner Gattin in einem Gasthofe dort abgestiegen sei. Sie glaubte nicht an einen Druckfehler, reiste sofort nach München und machte einer bedenklichen Idylle ein unerwartetes Ende.

(Urteil eines württemb. Notars.) Euer Wohlge­boren beehre ich mich, auf Ihre gefällige Anfrage zu erwiedern, daß mir Ihre Apotheker R. Brandt's Schweizerpillen bis jetzt gute Dienste geleistet und solche angewendet habe gegen Hämor- rhoidalbeschwerden, Verstopfung und Harnleiden. Bei dieser Ge­legenheit bitte ich Sie, mir eine Schachtel Schweizerpillen, erhält­lich ä .-A 1 in den Apotheken) gegen Nachnahme senden zu wollen. Hochachtungsvoll von Ohnhausen, Gerichtsnotar, Tettnang. Man achte genau darauf, daß jede Schachtel ein weißes Kreuz in rotem Grund und den Namenszug R. Brandt's trägt.

,Aie Werkstatt, Meister Konrads Wochenzeitung", nennt sich ein Blatt, das vom 1. Januar ab erschienen ist und von welchem uns einige Nummern vorliegen. Dasselbe ist für den Handwerker und Kleingewerbetreibenden bestimmt und schlägt abweichend von allen bestehenden Gewerbeblättern einen besonders frischen und ge­sunden Ton an, indem es in einfacher und kerniger, dabei aber in gemütvoller und volkstümlicher Weise zu seinen Lesern spricht- Außerordentlich mannigfaltig ist der Inhalt; wir zählen an 20 ver­schiedene Artikel, welche für alle Handwerker von Interesse sind, wie schon die Ueberschriften andeuten: Was gehört zu einer guten Werk­statt ; wozu der Lehrjunae da ist; wie flickt man Holz; ein Hammer aus Amerika; Handwerker im Reichstag u. s. w. In einem weitern Artikel aber ist für jedes Handwerk noch besonders eine oder die andere wichtige Neuerung aufgeführt, sodaß jeder Handwerker auch noch etwas für sein bestimmtes Fach in dem Blatte findet. Eine po­litische Wochenübersichtsowie ein sehr sorgfältig ausgewähltes Feuilleton voll der reizendsten kleinen Erzählungen und Schwänke runden den Inhalt zu einem wirklich wohlthuenden Ganzen ab und damit ist dieWerkstatt" für den Handwerker ein Wochenblatt, wie wohl kaum ein ähnliches ein anderer Stand sein eigen nennt. Auch für den Nichthandwerker, für jeden Gewerbetreibenden, sowie schließlich für jedermann ist das Blatt interessant zu lesen. Diese Vorzüge sowie nicht zuletzt auch der überaus niedrige Preis, der für das ganze Jahr nur die Ausgabe von wenigen Mark darstellt, dürfte dem Blatte eine weite Verbreitung verschaffen, womit unserm notleidenden andwerk nicht wenig gedient wäre, denn zu dessen Aufklärung und ildung muß und wird das Blatt reichlich beitragen. Herausgeber ist Franz Woas in Saarbrücken.

(Kölnische Zeitung Nr. 356, Erstes Blatt v. 23. Dez. 1884.) Das Blatt ist ausschließlich durch die Post zu beziehen und kostet 60 Pfennig vierteljährlich.

Neueste Nachrichte«.

Zwischen den in den westdeutschen Verbandsverkehr ein­bezogenen Stationen können, soweit direkte Gepäckfrachtsätze be­stehen, vom 1. März d. I. an Gepäckstücke aller Art, sowie sonstige Güter und kleine Tiere in Käfigen rc., welche sich zur Beförder­ung in Gepäckwagen eignen, mit jedem fahrplanmäßigen Personen­zug auch ohne Lösung von Fahrbilleten abgefertigt werden. Das zur Frachtberechtigung heranzuziehcnde Mindest-Gewicht ist auf 20 Kilogramm festgesetzt.

Das Nähere hierüber ist bei dm Gepäckexpeditionen in Stuttgart, Ulm, Friedrichshafen, Heilbronn und Wildbad zu erfragen.

Frankfurt a. W., 26. Jan. Der Bruder des in Hocken­heim Verhafteten hat bekannt, daß dieser der Mörder des Polizei­rats Ruinpff sei. Der Verhaftete heißt Julius Lieske und stammt aus Zossen in der Mark Brandenburg. Er ist seines Zeichens Schuhmacher und war schon seit drei Jahren von der Heimat fern. Er kam von der Schweiz, wohin er auch jetzt zu Fuß wieder zurückwollte. Die That geschah im anarchistischen Auf­trag. Der Mörder ist ein mittelgroßer, bartloser Mann von 27 Jahren. Die Polizei wird in den nächsten Tagen das ganze Belastungsmaterial veröffentlichen.