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Anzeiger

lür Wil'dbcrd u. Mlngevu»rg.

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Hiezu: Illustriertes Sonntagsblatt und während der Saison: Amtliche Fremdenlistq.

Dienstag, den 6. Oktober ,0)!t

I 50.

Kriegsnachrichten.

(W. Tel.-B.) Großes Hauptquartier,

4. Okt., morgens. Auf dem französischen Kriegs­schauplatz sind heutL keine wesentlichen Veränder­ungen eingetreten.

Im Angriff auf Antwerpen fielen auch die Forts Liere, Waelhem, Koningshoyckt und die zwischenliegenden Redouten. In den Zwischen­stellungen sind 30 Geschütze erobert. Die im äußeren Fortgürtel gebrochene Lücke gestattet, den Angriff gegen die innere Fortslinie und die Stadt vorzu­tragen.

Im Osten sind das dritte sibirische und Teile des 22. Armeekorps, welche sich auf den linken Flügel der über den Niemen vordringenden russi­schen Armeen befinden, nach 2tägigem, erbittertem Kampf bei Augustow geschlagen worden und über 2000 unverwundete Gefangene und eine An­zahl Geschütze und Maschinengewehre erbeutet.

(W. Tel.-B.) Großes Hauptquartier,

5. Okt., morgens 4.40 Uhr. Auf dem Westlichen Kriegsschauplatz geht der Kampf am rechten Heeres­flügel und in den Argonnen erfolgreich vor­wärts.

Die Operationen vor Antwerpen und auf dem östlichen Kriegsschauplatz vollzogen sich plan­mäßig und ohne Kampf.

* »

Berlin, 5. Okt., mittags. (GKG.) Der amt­liche Bericht aus London vom 3. Oktober meldet: Die Aufgabe des Heeres ist unverändert, d. h. seine Kräfte bereit zu halten, bis die allgemeine Offen­sive ausgenommen wird.

Berlin, 5. Okt. (GKG.) Wie dasBerl., Tagbl." meldet, berichtet die Zeitung Aften Posten in 'Christiania: Graf Zeppelin sei nach Pariser Meldungen an der Front eingetroffen, um selbst den Oberbefehl über das Flugwesen zu übernehmen.

Frankfurt a. M, 4. Okt. (W. T.-B.) Der Franks. Ztg." wird von ihrem Korrespondenten aus Konstantinopel gemeldet: Zwischen dem russi­schen und dem englischen Botschafter hat ein er­regter Wortwechsel stattgesunden. Rußland wirft , England vor, durch übereilte Handlung des eng­

lischen Geschwaderchefs wichtige russische Interessen auf das empfindlichste geschädigt zu haben. Ich erfahre zuverlässig: Rußland machte mit einer neu­tralen Heeresverwaltung größere Abschlüsse zur Lieferung von Kriegsmaterial, besonders eines Ar­tillerieparks, deren Zustellung durch die Dardanellen­sperre jetzt größtenteils unterbunden ist.

Berlin, 3. Okt. (WTB.) DasBerliner Tageblatt" meldet aus Amsterdam: In Rosen­daal kommt täglich ein großer Strom von Flücht­lingen aus Antwerpen an. In Effchen sind un­gefähr 5000 Personen untergebracht.

Berlin, 4. Okt. DemBerl. Tagblatt" wird gemeldet: DerRotterdamer Courant" meldet aus London: Die englische Regierung verbot alle für Sonntag, den 4. Oktober, von der Arbeiter­partei in Großbritannien einberufenen, über 250 Massenversammlungen gegen den Krieg. Das englische Kriegsministerium entsendet 1000 erfahrene Eisenbahnbeamte nach Frankreich, um beim Betrieb der französischen Eisenbahnen zu helfen.

Berlin, 2. Okt. DasBerliner Tageblatt" meldet aus Amsterdam vom 2. Oktober: Nach einer hier vorliegenden Nachricht hat der kleine KreuzerKarlsruhe" im Atlantischen Ozean 7 englische Dampfer versenkt.

London, 4. Okt. (WTB.) Nach einer Lloyd­meldung aus Ostende ist der englische Dampfer Dawdon" auf der Fahrt von Hüll nach Ant­werpen in der Nacht vom 2. zum 3. Okt. auf eine Mine gefahren und gesunken. - Mann der Besatzung werden vermißt. 8 Mann wurden von einem Fischerboot ausgenommen und nach Ostende gebracht.

London, 4. Okt. (WTB.) Die Ausschiffung der indischen Truppen fand in Marseille statt. Unter ihnen befanden sich Ghurkas, Truppen aus dem Pendschab und aus Belutschistan.

Petersburg, 4. Okt. (WTB.) Der Zar hat sich zum Kriegsschauplatz begebe».

Brüssel, 5. Okt. Nachstehender Brief des Grafen Georges d'Ursel, Leutnant im 28. belgischen Infanterieregiment, ist in die Hände deutscher Behörden gelangt:Zele, 24. Sept. Geliebte

Mama! Ich habe Deinen Brief erhalten, aber erst gestern. Werde zwei Briefe schreiben, einen durch diesen Kurier, den anderen auf dem von dir angegebeuen Wege. Uns beiden geht es sehr gut, aber wir sind betrübt über den Tod des armen Wolfy und des tapferen Henry. Ich hoffe, daß diese verdammten Deutschen bald aus unserm Lande verjagt werden. Du wirst zugegen sein bei unserem Einzug in Brüssel. Welch ein Fest­tag! Alsdann sofort ein großer Vorrat von Streichhölzern und Feuer gelegt an Köln und überall da, wo wir durchziehen. Von nun ab kenne Verwundeten und keine Gefangenen mehr. Man tötet alles. Wir sind noch sehr reich und wir brauchen noch nicht die Einkünfte von Papa. Unsere Odysöe in Frankreich und unsere Rückkehr zu Schiff erzähle ich Dir, sobald ich Zeit dazu habe. Schreibt mir, wie es iu Brüssel aussieht, womöglich durch den Kurier, und wenn Du Gelegenheit hast, dann besuche uns hier. Eine Million Küsse für Euch alle und aus baldiges Wiedersehen, so Gott will! Georges."

Berlin, 5. Okt. DasBerl. Tagbl." meldet aus Christiania: Im gestrigen amtlichen Pariser Lagebericht heißt es: Es sind keine Einzelheiten zu berichten. Der Eindruck ist im allgemeinen günstig.Aften Posten" schWibt: Die Schlacht­linie der Franzosen hat nun eine Ausdehnung von 500 Kilometer». Aus der Defensive ist der Feind nunmehr wieder in die Offensive übergegangen.

London, 4. Okt. (Nicht amtl.) Manchester Guardian bemerkt beiläufig, daß das Heer der Verbündeten in Nordfrankreich englische Schiffs­kanonen mit sich führt.

Französische Blätter berichten ausführlich über ein tollkühnes Wagestück eines Dutzends deutscher Pioniere. Es gelang ihnen, in zwei Automobilen hinter vie feindlichen Linien zu kommen und im Departement Eure, westlich der Seine unterhalb Paris) eine Reihe von Brücken und Eisenbahnübergängen zu sprengen. Zwar wurden die tapferen deutschen Pioniere von über­legenen Streitkräften angegriffen. In dem sich entspinnenden Kampfe wurden sie überwältigt und gefangen genommen. Nur vieren gelang es, zu

Gerichtel.

Roman von Franz Wichmann.

Wj (Nachdruck verboten.)

Inzwischen hatte Hellborn das Gesuchte hervor- Mzogen und hielt es, den kleinen, blitzenden Gegen­stand eine Weile betrachtend, in der Hand.

Wie können Sie so sprechen? Mut und Ver­trauen verlieren. ein Menschenleben so jung und gesund wie Sie!"

O, das genügt nicht allein zum Dasein, es braucht noch vieles," seufzte das Mädchen.

Licht und Luft und Freiheit!" ergänzte er.Nicht wahr, das sind auch Ihre Gedanken?"

Und Arbeit, Bewegung," fiel sie ein,alles, was einem hier abgeht in der Stadt!"

Sie werden mir glauben, daß ich Sie begreife," sagte er freundlich.

Ja, ja. Sie freilich!" Sie wurde über ihre eigenen Worte verlegen.Aber nehmen Sie doch Platz, Herr Hellborn!" sagte sie rasch.

Hellborn machte keine Miene, der Aufforderung «folge zu leisten.

Ich will wieder gehen, ich möchte Sie nicht weiter stören. Sie sind allein"

Wohl," fiel sie ein, als ängstige es sie, daran erinnert zu werden,aber muß es denn stets gleich wieder gegangen sein? Gibt es denn nicht so manches M fragen, zu antworten? Ich weiß ja gar nichts von Ernnwald, meiner wahren Heimat! Wohnen Sie noch dort in Ihrem Ihrem"

Hellborn mußte lächeln, daß sie das Wort, das sie suchte, nicht finden konnte.

Menschenheim," half er ihr,ich weiß, es wird den Menschen von heute schwer, den Namen aus­zusprechen I"

O, nein, es ist nicht das," meinte Klara,der Name klingt so hoch und hehr, daß es mir fast wie eine Entweihung vorkommt, ihn zu gebrauchen. Aber glauben Sie mir, die harten Holzbänke in Ihrer Hütte sind mir lieber, als die weiche Üppigkeit dieses Zimmers, in dem meine Mutter und mein Bruder sich wohl fühlen."

Hellborn sah sie mit leuchtenden Blicken an.

Sie wären wert, die Tochter einer kommenden, besseren Zeit zu sein!" sprach er.

Sie glauben wirklich daran?" fragte das Mäd­chen zaghaft.

Seine Stimme nahm den begeisterten Ton des Propheten an, indem er antwortete:

So wahr, als die heutige Anschauung mein Tun als einen groben Unfug betrachtet und die Menschen mich für einen Narren halten!"

Und Sie haben den Mut, das alles zu er­dulden?" fragte Klara verwundert.

Haben nicht andere vor mir weit mehr gelitten um der Wahrheit willen?" entgegnete er.Der Mut nur ist es, der den meisten fehlt! Viele denken wie ich, aber sie leben in einem Jahrhundert der Feigheit, darum sind sie schwach!"

Wissen Sie, daß ich Sie bewundere?" rief Klara unwillkürlich aus.

Nein," erwiderte .vellborn ernst,das würde unserer Sache nur schaden; ich will keine Be­wunderung; wir sind ja nur Jünger eines Meisters. Im fernen Rußland lebt ein Mann, der Ihrer Be­wunderung würdig ist, Graf Tolstoi, der Aristokrat des Volles, der nichts als Mensch sein will und arbeitet wie der schlichteste Bauer!" --

Ach, meinen Vater und viele viele andere würde solches Beispiel niemals überzeugen!" wandte Klara ein.

Heute noch nicht, ich weiß es wohl, wer aber kennt das Morgen? Wer kann sagen, ob nicht im Grunde des Herzens Ihr Vater und ich auf denselben Gedankenwegen wandeln, ob nicht das Alte und Neue im innersten Kerne bei ihm wie bei mir eins ist?"

Mein Vater?" entbebte es Klara, und heftig schüttelte es sie bei dem Gedanken an denselben.

Mein Vater?" wiederholte Klara bitter.Un­möglich! Er spricht von Ihnen, wie von einem Verworfenen, er hat mir verboten, jemals mit

Ihnen-" Ihre Wangen entfärbten sich unter

plötzlichem Erschrecken:Mein Gott, ^aran dachte ich ja gar nicht und stehe hier und unterhalte mich mit Ihnen!"

Hellborn begriff und ehrte ihr Gefühl.

Sie haben recht, Fräulein Reiner, mich daran zu erinnern," sagte er.Sie sollen um meinetwegen nicht Ihrem Vater ungehorsam sein. Verzeihen Sie, daß das Interesse für meine Sache mich lsinriß. hier länaer zu verweilen, als nötia war,"