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Hiezu: Illustriertes Sonntagsblatt und wahrend der Saison: Amtliche Fremdenlistq.

Nr. 116

Samstag, den 19. September 1914

I 50. Jahrgang.

Zeichnet die Kriegsanleihen!

Kriegsnachrichien.

(W. Tel.-B.) Großes Hauptquartier,

17. Sept. In der Schlacht zwischen Oise und Maas ist die Entscheidung immer noch nicht gefallen, gewisse Anzeichen deuten aber darauf hin, daß die Widerstandskraft des Gegners zu erlahmen beginnt.

Ein mit großer Bravour unternommener Durch- brnchsverfuch aus dem äußersten deutschen rechten Flügel brach in sich selbst zusammen ohne besondere Anstrengung unserer Truppen.

Die Mitte der deutschen Armee gewinnt langsam, aber sicher an Bode».

Auf dem rechten Maasufer versuchte Ausfälle aus Berdun wurden mit Leichtigkeit zurijck- gewiesen

(W. Tel.-B ) Großes Hauptquartier,

18. Sept., vormittags. (Amtlich. Zur Ergänzung der Meldung von gestern abend, she. oben.) Das französische 13. u. 4. Armeekorps und Teile einer weiteren Division sind gestern südlich von Nojon zurückgeschlagen worden und haben mehrere Batterien verloren. Einzelne Angriffe gegen verschiedene Stellen der Schlachtfront sind blutig zusammen gebrochen. Ebenso ist ein Vorgehen französischer Alpenjäger am Vogesenkamm im Breuschtal zurückgewiesen worden. Bei Erstür­mung des Chateau Bremont bei Reims sind 25VS Gefangene gemacht worden. Auch sonst wurden in offener Feldschlacht Gefangene und Ge­schütze erbeutet, deren Zahl noch nicht zu übersehen ist. Das Ostheer setzt seine Operationen im Gouvernement Suwalki auf die Festung Assowitz fort.

Württembergische Berlnstliste Nr. 17.

Die im heutigenStaatsanz." veröffentlichte 17. württembergische Verlustliste verzeichnet aus­schließlich Namen des Reserve-Infanterie- Negiments Nr. 120 (1. bis 12. Kompagnie) und zwar 395. Gefallene sind es 66, Verwundete 292, Vermißte 37. Unter der Gesamtzahl sind 21 Offiziere und 1 Offizierstellvertreter (gefallen 6, verwundet 16) und zwar sind gefallen: Haupt­mann Richard Steiner aus Gmünd, Lt. d. Res. Graywinkel, Lt. d. Res. Gaub, Lt. d. Res. Mayer, Lt. Schäfer, Offiziersstellv. Münster.

Stuttgart, 17. September. (Verlustliste). Die dem heutigenStaatsanzeiger" beiliegende IS württembergische Verlustliste verzeich­net zunächst 401 Namen des Jnfanterie-Regts. Nr. 180, Tübingen-Gmünd (1. und 3. Bataillon) und zwar: Vom Regimentsstab ist schwer ver­wundet Oberst Otto v. Linck aus Adelberg, O.-A. Schorndorf; leicht verwundet Oberleutnant und Regimentsadjutant Richard Ruoff aus Meßbach, O.-A. Künzelsau; vom Stab des 1. Bataillons ist Oberstleutnant Stühmke aus Dresden verw.; von der 1. Kompagnie sind gefallen 6, schw.-vw. 14, l.-vw. 13, vm. 23 und infolge schwerer Ver­wundung gestorben 1; von der 2. Kompagnie sind gefallen. 18, unter ihnen Hptm. Karl v. Breuning aus Ulm, schw.-vw. 51, unter ihnen Lt. d. N. Pfeiffer und Lt. Curt Göhring aus Aalen, l.-vw. 43, unter ihnen Lt. d. R. Keiner, vm. 11; von der 3. Kompagnie ist durch Sturz verunglückt Leutn. Hellmut Gnamm aus Urach, gefallen 14, unter ihnen Lt. Otto Hager aus Stuttgart, l.«vw. bezw. vw. 25, unter ihnen Lt. Karl Ruoff aus Niederreutin, O.-A. Herrenberg, schw.-vw. 7 und vm. 8; von der 4. Kompagnie sind gefallen 13, unter ihnen Oberlt. Frdr. Kühfuß aus Rietheim, O.-A. Tuttlingen, schw.-vw. 51, unter ihnen Hptm. Rudolf Premauer aus Augsburg (rechtes Bein) und Lt. d. R. Jenewein aus Vinningen bei Pir­masens (Pfalz), (Kopf), l.-vw. 45, vm. 17, infolge schwerer Verwundung gestorben 2; von der 9. Kompagnie sind gefallen 3, schw.-vw. 1, l.-vw. 3, erkrankt 1; von der 10. Kompagnie sind ge­

fallen 4, schw.-vw. 1, l.-vw. 6, unter ihnen Ltn. Franz Ehemann aus Eßlingen; von der 12. Kom­pagnie sind gefallen 4, schw.-vw. 3, unter ihnen Offiziersstellvertreter Karl Bendel aus Bracken­heim, l.-vw. 12, vm. 3.

Vom Reserve-Dragoner-Regiment (3. Eskadron) ist Lt. d. R. Rudolf Sperling aus Heilbronn infolge eines Kopfschusses gefallen.

Vom Ulunen-Regiment Nr. 20 (Ludwigsburg) sind in der 3. Eskadron 6 schw.-vw., unter ihnen Lt. Alfred Graf v. Neipperg aus Schwaigern, von der 4. Eskadron 2 gefallen, unter ihnen Lt. Wilhelm Bopp aus Ulm.

Von der 1. Landwehr-Eskadron find 3 l.-vw., 1 schw.-vw., 1 schw.-vw. und zugleich vm.

Vom Feldartillerie-Regiment Nr. 29 (Ludwigs- churg) sind in der 4. Batterie 2 gefallen, 2 schw.-vw., 3 l.-vw.; von der 5. Batterie 1 schw.-vw. und 1 verw.; von der 6. Batterie 3 l.-vw.; von der Leichten Munitionskolonne 2 schw.-vw.

Von der 2. (Württ.) Abteilung des Reserve- Feldartillerie-Regiments Nr. 29 sind in der «. Batterie 2 verw-, 1 l.-vw.; von der Leichten Munitionskolonne 2 gefallen, 4 l.-vw., 2 schw.-vw-, 1 schw.-vw. und zugleich vm.

Vom Feldartillerie-Regiment Nr. 49 (Ulm) ist in der 1. Batterie 1 schw.-vw.; in der 2. Batterie 1 gefallen, 3 schw.-vw., 1 l.-vw-; in der 3. Batterie 4 schw.-vw., 1 l.-vw.; in der Leichten Munitionskolonne 4 schw.-vw., 3 l.-vw. bezw. verw., 1 vm.; von der Landsturmbatterie ist 1 l.-vw.

Vom Pionier-Bataillon Nr. 13 (Ulm) sind in der 3. Feldpionier-Kompagnie 7 gefallen, 17 schw.-vw., 18 l.-vw. und 1 vm. Von der 2. Reserve-Pionier-Kompagnie ist 1 gefallen, 7 l.-vw., 4 schw.-vw., 6 vm.

Die Verlustliste enthält sonach insgesamt 518 Namen, d. h. 8b gefallen, 172 schw.-vw., 136 vw., 73 vm., 1 verunglückt, 1 erkrankt. Unter dieser Zahl befinden sich 15 Offiziere.

Die Liste enthält zum Schluß eine Reihe von Berichtigungen, wonach in der 1. Kompagnie des Landwehrinfanlerie-Regiments Nr. 121 6 Mann, die bisher als vermißt gemeldet wurden, verwundet

Roman von Franz Wachmann.

20) (Nachdruck verboten.)

Otto wandte sich ärgerlich ab.

Ich kenne schon sein ewiges Klagelied! Er wird auch nichts heimbringen!"

Doch, doch!" eiferte die Försterin und ein viel' verheißender Blick traf den Sohn, in dessen Augen es im plötzlichen Verständnis 'ausflackerte.

In ihrer gern wichtig tuenden Weise fuhr die Försterin fort:

Heute ist es anders! Der Vater muß eine hübsche Summe lösen und dir einen Teil davon geben. Bestehe nur darauf, ich will dir schon helfen!"

Ottos Blicke flogen nach dem Ofen hinüber. Der Platz unter demselben war leer.

Er hat sich endlich entschlossen?" fragte er.

, Die Försterin nickte eifrig.

Die Hunde zn verkaufen, ja! Es hat Mühe genug gekostet, aber ich habe nicht nachgelassen. Die Tiere sind unter Kennern mehr als zweihundert Mark wert und in der Stadt braucht er sie nicht."

>,Das habe ich ihm oft genug gesagt," rief Otto, aber er wurde stets wild bei dem bloßen Gedanken daran."

Es hat mich selbst gewundert," nickte die Förstcrin, und es kam heute, als du schon fort warst, nach Tisch auch ganz plötzlich über ihn. Ich glaube-, der Gedanke, das; du nun bald fort mußt zum Militär, bat ihn umgestimmt."

Der Student machte bei der Erwähnung feiner nahen Dienstzeit ein verdrießliches Gesicht.

Der Teufel hole das Vergnügen, es reißt mich aus meiner ganzen Karriere, nachher kann ich wieder von vorn anfangcn!"

Die Mutter suchte ihn zu Frösten.

Du mußt ein Jahr länger studieren! Was tut das? Bei deiner Begabung ist alles bald nachgcholt. Aber freilich, sie hätten warten und Rücksicht nehmen sollen, bis dir dein Examen bestanden hast!"

Otto schritt aufgeregt im Zimmer auf und nieder.

Es muß überhaupt anders werden, wir wollen keine Sklaven mehr sein, der Militarismus"

Laß das den Vater nicht hören!" fiel die Förstcrin ihm ins Wort.Du weißt, er war selbst .in seiner Jugend mit Leib und Seele Soldat. Doch was ich sagen wollte: ich benützte seine heutige Stimmung, erinnerte ihn an die Kosten, die dein Dienstjahr erfordern würde, und kam wieoer auf die Hunde zu sprechen."

Und er war wirklich bereit?"

Ich machte ihn darauf aufmerksam, daß heute Sonntag und Hundemarkt sei und nächstens die Steuer bezahlt werden müsse. Er brummte eine Weile, sprang dann mit einem Male auf und meinte: ich habe ganz recht, er hätte das ewige Geschwätz über die Bestien satt und wolle ein Ende damit machen. Dann nahm er die Büchse von der Wand, als ob er zur Jagd wollte, pfiff den Hunden und ging davon, ohne mir Adieu zn sagen!"

Aber er könnte längst zurück sein!" warf Otto ein.

Frau Adelheid lauschte.

Still, ich höre Schritte auf dem Hof, er wird es sein. Bleibe Du allein mit ihm und benütze die Ge­legenheit. Ich will ihm lieber jetzt ausweichen, sonst gibt es nur Arger und Vorwürfe!"

Sobald sie Otto allein gelassen hatte, sah er sich vorsichtig um. Plötzlich lachte er auf.

Die Gelegenheit benützen, ja, das will ich! Schnell, ehe der Vater kommt!"

Er schlich sich an den Schrank heran, suchte einen ^Augenblick darin, dann hatte er die Schachtel ge­funden und entleerte rasch das noch darin befindliche Geld in seine Tasche. Behutsam schloß er die Tür hierauf wieder.

Das wäre geglückt," sagte er,Gelegenheit macht Diebe! Ei, ich lasse mich nicht täuschen mit dem ewigen: Ich Hab' nicht mehr! Jeder ist sich selbst der Nächste. Ich habe mir das Leben nicht selbst ge­geben. Die es getan haben, mögen auch die Kosten dafür tragen."

Da die Schritte draußen sich näherten, trat er an den zierlichen Nähtisch, der unweit des Ofens stand, und ergriff das auf demselben liegende dicke, schwarz­eingebundene Buch.

Seine Lieblingslektüre, die Bibel! Ah. hahaha, das ist ein praktisches Mittel, ihm gute Stimmung zu machen!"

' Er hatte die heilige Schrift kaum aufgeschlaqen, als die Tür sich öffnete und Klara emtrat.

(Fortsetzung folgt.)