und blassen Kinder, welche wie hungrige Hunde nach den Resten der Mahlzeit Haschen. In den Quartieren fallen Reihen von unglücklichen Frauen auf, welche die Ueberreste der Suppen und der weggeworfenen Brotrationen zusammensuchen in einer Weise, welche das Herz zerreißt. Der Briefschreiber fragt: Gibt es denn keine öffentliche Armenunterstützung mehr in Frankreich, keine Liebesgaben, kein Geld- Wir marschieren frohgemut, verlangen aber, daß es nicht mehr vor uns Frauen gebe, welche weinen, hinter uns Kinder, welche hungern I"
London , 2. Sept. (W. T.-B.) Der Spezialkorrespondent der Times sandte aus Amiens einen ausführlichen Bericht über die Kämpfe der letzten Wochen, in dem es heißt: Das Vorrücken der Deutschen vollzieht sich mit unglaublicher Schnelligkeit. Nachdem General Joffre das Zurückgehen auf der ganzen Linie anbefohlen hatte, ließen die Deutschen, ihren besten Kriegsregeln folgend, dem zurückgehenden Heere keinen Augenblick Ruhe und setzten die Verfolgung unaufhörlich fort. Flugzeuge, Zeppelinluftschiffe und gepanzerte Automobile wurden gegen den Feind wie Bogenpfeile abgesandt. Ueber die Tapferkeit der Deutschen ist nichts zu sagen. Sie marschieren in tiefen Abteilungen beinahe geschlossen vor. Fallen Reihen unter dem Artilleriefeuer, so stürzt neue Mannschaft vor. Die Ueber- macht der Deutschen ist so groß, daß man sie ebensowenig wie die Wogen des Meeres aufhalten könnte. Die Ueberlegenheit der Deutschen in der Zahl der Geschütze, besonders in Maschinengewehren, die sie mit außerordentlicher Wirkung gebrauchen, der ausgezeichnet organisierte Erkundigungsdienst mit Flugzeugen und Zeppelinluftschiffen, sowie ihre außerordentliche Beweglichkeit sind die Gründe für das Glück der Deutschen.
Die soeben ausgegebene württemb. Verlustliste Rr. 9 ist insofern die schwerste, als vom 3. Bataillon Jnf.-Regts. 180 (Tübingen-Gmünd) 56 Tote, darunter der Bataillonskommandeur und 6 weitere Offiziere, sowie 1 Offizierstellvertreter, aufgeführt werden; ferner 82 Schwer- u. 33 Leichtverwundete, sowie 23 Vermißte. — Ferner enthält die Liste noch 7 Namen vom Jnf.-Reg 126 Straßburg (sämtlich verwundet), 19 Namen vom Drag.-Regt. Nr. 25 u. 26, Ul.-Regt. 20. Außerdem folgen einige Berichtigungen zu den Verlustlisten 2 u. 3.
Berlin, 2. Sept. (W. T.-B. Amtliche Verlustliste.) Gardefüsilierreg.: 1 Offizier verwundet,
8 Mann tot, 24 verwundet; 5. Gardereg. zu Fuß: 1 Offizier tot, 7 verwundet, 5 Unteroffiziere tot,
9 verwundet, 28 Mann tot, 129 verwundet, 13 vermißt; Gardegrenadierreg. Nr. 5: 5 Offiziere tot, 9 verwundet, 4 Unteroffiziere tot, 12 verwundet, 37 Mann tot, 109 verwundet; Gardereserveschützenbat. : 1 Unteroffizier tot, 1 verwundet,
1 Mann tot, 5 verwundet; Reserveinfanteriereg. Nr. 3: 1 Unteroffizier verwundet, 5 Mann verwundet; Grenadierreg. Nr. 9: 1 Offizier verwundet, 1 Mann verwundet; Grenadierreg. Nr. 10: 3 Unteroffiziere verwundet, 31 Mann verwundet; Reserveinsanteriereg. Nr. 24: iMann tot; Jnfanterie- Reg. Nr. 30: 3 Offiziere verwundet, 1 Unteroffizier tot, 1 verwundet, 9 Mann tot, 36 verwundet, 18 vermißt; Jnf.-Reg. Nr. 31: 1 Mann verw.; Landwehrinf.-Reg. Nr. 14: 1 Offiizier verw.; Jnf.-Reg. Nr. 48: 2 Mann verw.; Jnf.-Reg. Nr. 55: 1 Unteroffizier tot, 8 Mann tot; Reserveinf.-Reg. Nr. 56: 1 Mann verw.; Jnf.-Reg. 61:4 Unteroffiziere verw., 55 Mann verw.; Landwehrinf.-Reg. Nr. 55: 1 Mann verw.; Grenadierreg. Nr. 89: 2 Offiziere tot, 3 Unteroffiziere tot, 5 verw., 3 vermißt, 11 Mann tot, 21 verw., 15 verm.; Grenadierreg. Nr. 109:
3 Unteroffiziere verw., 54 Mann verw.; Jnf.-Reg. Nr 129: 6 Unteroffiziere verw., 66 Mann verw.; Jnf.-Reg. Nr. 149: 6 Unteroffiziere verw., 17 Mann verw.; Jnf.-Reg. Nr. 150: 4 Offiziere tot,
4 verw., 4 verm., 2 Unteroffiziere verw., 5 verm.,
5 Mann tot, 15 verw., 29 verm.; Jnf.-Reg. Nr. 185: 1 Offizier verw., 3 Unteroffiziere verw., 4 Mann verw.; Jnf.-Reg. 169: 1 Offizier tot, 4 verw., 2 Unteroffiziere tot, 21 verw, 2 Mann tot, 177 verw.; Jnf.-Reg. 175: 1 Unteroff. und 23 Mann verw.; Jägerbat. Nr. 6: 2 Mann verw.; 2. Landsturminf.-Bat. I: IMann tot; 3. Kavall.- Division: 1 Unteroff. u. 1 Mann verw.; Ulanen- Reg. 6: 1 Mann tot, 1 verw., 1 vermißt; Feld- art.-Reg. Nr. 4: 12 Mann verw.; Ersatzabt. Feld- art.-Reg. 15: 1 Mann verm.; Landwehrbatterie 15. A.-K.: 1 Offizier tot, 2 verw.; 2 Unteroff. tot,
2 verw., 2 Mann tot, 31 verw., I verm.; 1. Garde- reservefußart.-Reg.: 2 Unteroff. tot; .Eisenbahnbaukompagnie Nr. 5: 4 Mann verw.
-fr
G.K.G. Aus Saarburg wird den „Straßb. N.N." vom 31. August geschrieben: Ein Riesenfriedhof ist's, der sich heute vor unseren Blicken
ausbreitet. Die schrecklichsten Spuren des Kampfes, der vor acht Tagen da getobt hat, sind beseitigt. In Massengräbern haben die Kämpfer ihre letzte Ruhe gefunden, und nur die Stöcke mit Zetteln, die aus der Erde hervorlugen, besagen, wieviel Tote da unten schlafen. Wahrlich eine trostlose weite Fläche, und Totenstille ringsumher I Die Felder liegen verwüstet und sehen aus, als ob Straßenwalzen darüber weggegangen wären. In den letzten Nächten, in denen noch Tornister, Flinten, Helme, Mühen und Säbel überall umherlagen, haben manche Individuen versucht, sich von diesen Ausrüstungsgegenständen manches anzueignen; eine Anzahl wurde jedoch erwischt und verhaftet. Auf Schritt und Tritt begegnet man im Felde trichterförmigen Erdlöchern, oft von mehreren Metern Durchmesser. Es sind dies die Einschlaglöcher der deutschen Granaten, die das steinige Erdreich aufwühlten. Die Pallisaden des Militärfriedhofs sind durchlöchert wie ein Sieb, stellenweise die Planken ganz weggeschossen.
Rom, 3. Sept. (G.K.G.) Der Pariser Korrespondent des „Giornale d'Jtalia" schildert die Lage in Paris als geradezu verzweifelt. Der Schrecken sei allgemein. Die Bevölkerung wage sich kaum mehr aus den Häusern hervor und sehe überall Ulanen und Zeppeline. Die Kunstwerke des Louvre seien bereits Hals über Kopf nach Bordeaux geschafft, ebenso die Goldschätze der Banque de France. Jedermann erkenne heute an, daß der Senator Humbert bitter recht hatte, als er jüngst die traurigen Zustände der Landesverteidigung geißelte. — Die Lage der in Paris zusammenströmenden Reserven und der territorialen Armee sei jammervoll. Die Leute seien größtenteils ohne Waffen und ohne Munition. Auch Mangel an Kanonen mache sich fühlbar, obschon die Creuzot-Werke Tag und Nacht arbeiten, um das Geschützmaterial zu ergänzen. Bereits herrsche in Paris darüber geradezu bedrohliche l Gärung, die alle Klassen erfülle. Allgemein sei !die Wut gegen die Deputierten, die die Zeit mit j Schwatzen vergeuden, statt an Rüstungen zu denken. Gefährlich sei, daß sogar die Polizei von diesem bösen Geiste angesteckt worden sei. Die Panik 'wachse nicht allein in Paris, sondern in ganz ! Frankreich. Bereits beginnen viele Leute vom 'Frieden zu sprechen. Aber die „Patriotards" ! malen den drohenden Verlust von Marokko, Tunis (und Algier an die Wand und bezeichnen die Friedensfreunde als deutsche Agenten.
, Pari s, 3. Sept. (W. T.-B.) Der Präsident jder Republik und die Regierung haben Paris ! heute nacht verlassen und sich nach Bordeaux begeben.
Berlin, 3. Sept. Aus Zürich wird ein (Befehl des Militärgouverneurs von Paris dem f„Berl. Tagebl." übermittelt, in dem es heißt: I» vier Tagen vom 30. August ab müssen Hausbesitzer, Pächter und Mieter in der Zone der alten und neuen Forts ihre Häuser sämtlich demoliert haben; widrigenfalls werden sie vom Militär gesprengt.
Berlin, 3. Sept. Dem „Berl. Tagebl." wird aus Rom gemeldet: Soeben trifft die Nachricht ein, daß ein dritter deutscher Flieger über Paris erschienen ist, dessen Bomben großen Schrecken in der Stadt hervorriefen. Nachdem schon gestern früh ein deutscher Flieger das Elektrizitätswerk bombardiert hatte, flog abends ein Flieger über die Stadt, warf Bomben in die Rue d'Amsterdam, am Bahnhof St. Lazare, auf den Boulevard Montmatre und anderswo. Fünf Personen sind getötet worden. Der Flieger warf auch einen Brief mit der Aufforderung zur Ueber- gabe aus, da die Deutschen vor Paris stünden. Der Kriegsminister befahl, daß ein Geschwader gepanzerter und mit Mitrailleusen ausgerüsteter Aeroplane gebildet werde, das auf deutsche Flieger Jagd machen soll.
Berlin. 3. Sept. (G.K.G.) Aus dem österreichischen Kriegspressequartier meldet Herrings dem „Lokalanzeiger" über russenfreundliche Spionage folgendes: Die außerordentliche Tapferkeit der österreichisch-ungarischen Truppen, die sich in dem gemeldeten Sieg offenbart, läßt alle Besorgnis für die gegenwärtig noch bedrängten Truppen nördlich Lembergs schwinden. Die österreichische Heeresleitung muß indessen viel unter der Spionage einheimischer Russenfreunde leiden, die den Feind am Tag durch verschiedenfarbige Rauchsäulen und nachts durch Lichter verständigen. Auch Spiegelsignale gelangen in listiger Weise in Anwenvung.
Berlin, 2. Sept. (W. T.-B.) Nach einer telegraphischen Meldung des Kommandanten des nach einem Gefecht bei Rio del Oro versenkten Hilfskreuzers „Kaiser Wilhelm der Große" ist wahrscheinlich die ganze Besatzung gerettet.
Wien, 2. Sept. W. T.-B. (Nichtamtlich) In begeisterten Worten weisen die Blätter auf die unvergleichliche Waffenlaten der deutschen Armee
und den glänzenden Sieg des Generalobersten von Hindenburg hin, des Befreiers von Ostpreußen welcher den Russen an Deutschlands Ostgrenze ein zweites Sedan bereitete. Das sei eine glänzende Vorfeier des Sedanstages, den in würdiger Weise zu begehen die Deutschen gerade heute besonderen Anlaß hätten. In den Blättern wird die Hoffnung und Zuversicht ausgedrückt, daß der erste Septembertag jetzt auch für Oesterreich-Ungarn an der polnischen Grenze große Erfolge bringe, damit sie in Zukunft ebenso historische Festtage zu feiern vermöchten, wie diejenigen der deutschen Armee von 1670 und 1914.
Aus Ktcröt, Mezirkund Umgebung.
Kchllen fiir's Katkklnnd ßnd «on MW
folgende Krieger:
Stein, Jakob, Landwehrmann (1 lg) Schuhmachermeister, Grotzmann, Georg, Pion.-B. 13 , Zimmermann.
Bozenhardt, Fritz, Reservist (Säger).
Ehre ihrem Anden kenl
Verwundet wurden: G. Beck, Schutzmann; August Bott, Gipser; Fritz Müller, Holzarbeiter; Fritz Wacker, Metzger; Albert Schmid, Zimmermann ; Robert und Richard Schill; Steimle, Georg; Fritz Treiber, Bergb.-Sch.; Pfeifer (Louis' Sohn, ist bereits wieder beim Regiment); Carl Schmid, Zimmermann; Georg Dürr, Bij.-Arb.; Franz Del- missier, Steinhauer. — G nie Heilung ihren W undenl
(Die ersten Verlustlisten.) Ehrenvoll sind sie gefallen, ob in heldenmütigem Sturm niedergeworfen, oder im herben Stilleliegen von einem Granatsplitter getroffen, ob nach tapferer Gegenwehr im Kampf mit dem uniformierten Femd oder ein Opfer von Hinterlist und Verrat. Alle sind sie ehrenvoll gefallen, denn sie find für uns gestorben. Die Jungen sterben statt der Alten, die Gesunden statt drr Gebrechlichen, der Vater an Stelle der unmündigen Kinder — ein Rätsel und Widersinn ist es doch nur für den oberflächlichen Blick: Hier erfüllt sich das Gesetz des Opfers, der Stellvertretung, die für den andern stirbt. Damit wir leben können, gingen sie in den Tod. Damit Deutschland bleibe, ja wenn es Gottes Wille ist, noch höher geführt werde, um seine weltgeschichtliche Aufgabe zu erfüllen, darum sind sie geopfert. Das tiefste Gesetz in der Geschichte der Menschen wird hier kund, es mag uns den Sinn neu erschließen für das größte Opfer, da einer, der Gerechte, starb für dieViele n, für uns. Wohl alle lassen ein« schmerzliche Lücke. Viele nehmen große Hoffnungen mit ins Grab. Daß sie gefallen sind, ist vielleicht doch das Größte, was sie tun durften, unter einer Bedingung, daß wir verstehen, welches die neuen Aufgaben für unser Volk sein werden, wenn Friede geschlossen ist. Einiger sein, vaterländischer denken, opferbereiter werden, den Willen in Zucht nehmen, wahre Bildung, die des Herzens, suchen, sozialer handeln — junges Deutschland, das lerne, so werde! Dann sind die Opfer nicht umsonst gebracht.
Au Berschiedeut. Wir müssen bitten, keine Gedichte mehr einsenden zu wollen, da es uns in gegenwärtiger Zeit an Raum dazu fehlt.
Malm 27.
Der Herr ist unser Heil und unj'res Lebens Licht, Darum auch Deutschlands Kaiser spricht:
„Fallt nieder auf die Knie'
Und danket Gott für diesen Sieg!"
„Er helfe weiter und segne uns're Waffen."
Wir wollen uns auch nur auf ihn verlassen;
Wir Deutsche fürchten nichts auf dieser Welt, Als unser'n Gott im Himmelszelt!
Er schafft uns Beistand in der Not,
Die Feinde schickt er sicher in den Tod,
Durch seiner Engel starke Scharen Hilft er uns Land, und Leut' bewahren!
Wenn wir auf seine Kraft nur bauen.
Darf vor der Zukunft uns nicht grauen.
Er, der die Lilie auf dem Felde kleidet.
Hat uns den Weg schon zubereitet!
Wo unser Herz es kaum vermag zu fassen.
Daß uns're Liebsten, Väter, Söhne, Brüder uns
verlassen.
Da tröstet uns der Herr in seinem Wort:^
„Ich bin euer Schild und euer Hort!"
Wenn wir uns halten an den Allerhöchsten,
Da wird er uns wie eine Mutter trösten.
Wird lind und weich uns betten.
Mit seinen Flügeln uns bedecken!