deutschen Kolonialbesitz in der Südsee zu erkennen gebe. Englische und besonders australische Politiker fordern, daß England durch sofortige Besitzergreifung dieser deutschen Kolonien dem japanischen Raubtier zuvorkomme.

Berlin, 1. Sept. (Amtlich.) Der Gesundheits­zustand aller Teile unseres im Felde stehenden Heeres ist gut. Seuchen sind bisher nicht auf­getreten. Freilich stehen unsere Truppen zum Teil in einem Feindesland, das sich bis dahin keiner so guten gesundheitlichen Aufsicht erfreute, wie unsere Heimat und deren Bevölkerung. Mancher der Gegner birgt Keime ansteckender Krankheiten in sich. Doch waltet auch gegen diesen Uebelstand weitgehende Vorsicht im deutschen Heer. Die Pockenschutzimpfung ist streng durchgeführt und wird im Notfall auch bei der feindlichen Bevölkerung durchgesetzt.

Berlin, 30. Aug. In Longwy ist eine maschinelle Einrichtung vorgefunden worden, die dazu gedient hat, die Gewehr- und Karabiner­geschosse oben abzuplatten und mit einer von der Spitze ausgehenden trichterförmigen Ausbohrung zu versehen. In den Taschen französischer und, englischer Soldaten hat man bereits zahlreiche Dum-Dum-Geschosse, d. h. Hohl- oder Bleispitzen- ^ geschosse gefunden. Durch die Entfernung eines, Teils der aus Hartmetall bestehenden Geschoß­mantelspitze tritt beim Aufschlag der weicheres Geschoßkern nach vorn heraus, legt sich breit und s verursacht besonders grausame und mit unnötigen Leiden verbundene Verwundungen. Deutschlands sieht sich genötigt, mit den allerschärfsten Maß­regeln vorzugehen, wenn diese durch das Völker-! recht (vergl. insbesondere Art. 23, Abs. 1 der, Haager Landkriegordnung) verbotenen Geschosse von unseren Feinden noch verwendet werdet^ sollten. '

S t r a ß b u r g, 31. Aug. (W. Tel.-B.) Der Straßb. Post" wird aus Basel berichtet, daß das Baseler Strafgericht am 26. ds. einen gewissen Agenten Adolf Reißer aus Sennheim im Ober­elsaß, der als Mitglied eines französischen Spionage­büros festgenommen wurde und eingeräumt hat, daß er seit Jahren zugunsten Frankreichs Spio­nagegeschäfte betrieben und dafür reichliche Geld­unterstützung aus Belfort erhalten habe, auf Grund des schweizerischen Sprengstoffgesetzes zu 3 Jahren Zuchthaus, sowie zu lebenslänglicher Ausweisung aus der Schweiz verurteilt hat. Reißer bat seit 4 Jahren in seinem Keller eine mit Benzinsäure gefüllte Bombe aufbewahrt, die zur Sprengung der Eisenbahnbrücke bei Waldshut während der Fahrt eines deutschen Militärzugs bestimmt war.

0. L. 6. Frankfurt, 1. Sept. Nach einer Privatdepesche derFranks. Ztg." aus Rom er­fährt man: Aus Paris wird gemeldet: Deutsche Truppen sind am Sonntag in Compiögne, 80 lrm von Paris, angekommen. Die französische Militär­behörde kündigt an, daß, da die Militäriransporte nunmehr beendet seien, die Zivilbevölkerung ge­nügend Gelegenheit habe, in Zügen, welche mit doppelter und dreifacher Wagenzahl ausgestattet werden sollen, Paris zu verlassen. In Paris hat man bis zuletzt gehofft, daß der deutsche Vormarsch durch die verschanzten Lager von Laon und La Fere, sowie durch die natürlichen Hinder­nisse derBodengestaltung aufgehalten werden würden. Nunmehr tröstet man sich damit, daß das deutsche Heer infolge der riesigen Anstrengungen und Ver­luste erschöpft sei, während die Franzosen noch über starke und frische Reserven verfügten. Die erste Kunde von den nahenden Deutschen krackte ein deutsches Flugzeug, das in einer Höhe von 2000 m am Mittag eine ganze Stunde über Paris schwebte und drei Bomben herabwarf (nach, andern Berichten soll es nur eine gewesen sein). Die erste Bombe fiel auf eine Druckerei, die zweite explodierte vor einem Bäckereibesitzer, der an der Kasse saß. Der Mann wurde durch Splitter leicht verwundet. Die dritte fiel in die Rue Recolette. Zwei Frauen wurden hier schwer verwundet. Die Bevölkerung glaubte zuerst, daß eine Gasexplosion vorliege, und lief an den Stellen zusammen, wo die Detonation gehört wurde. Bald erschienen Feuerwehr, Polizei und Bürgermeister und sperrten ab. An drei Stellen ließ der Aeroplan mit Sand beschwerte Säcke fallen. Diese enthielten 3Vs m lange Banner in den deutschen Farben, sowie Schreiben des Wortlauts:Das deutsche Heer steht vor den Toren von Paris; es bleibt Euch nichts übrig, als Euch zu übergeben!" (Vermutlich hat ein verwegener deutscher Flieger sich den Spaß gemacht, den Parisern einstweilen die Visttkarte abzugeben.)

Rotterdam, 1. Srptbr. Der französische Admiral de Lapeyriere wurde zum Kommandanten der vereinigten französischen und englischen Flotte im Mittelmeer ernannt. Admiral Sir Berkeley Milne kehrte darauf nach England zurück. Der^

Admiralitätsrat untersuchte die Strategie und Maß­regeln Milnes bei der Verfolgung derGäben" undBreslau" und kam zu dem Schluß, daß er sämtliche von Milne getroffenen Maßregeln billigen müsse.

Amsterdam, I.Sept. Ein schon vor einigen Tagen imTruth" erschienener Artikel setzt aus­einander, daß das nach Frankreich gesandte Lan­dungskorps von 160000 Mann Infanterie und 5000 Mann Kavallerie die ausgesuchtesten Truppen seien, die England besitze. Alle weniger erfahrenen Soldaten seien durch erprobte Leute ersetzt worden. Lord Kitchener, der früher selbst geschrieben hatte, daß die in England noch vorhandenen Truppen minderwertig seien, kündigt nun neue Truppen­sendungen nach Frankreich an, und zwar in einer Stärke von 1-000 Mann. Auch soll das indische Heer mit 50000 Mann herangezogen werden. In England selbst begann die Werbung für die zweiten 100 000 von Kitchener. Die Altersgrenze wurde auf 35 Jahre erhöht.

Amsterdam, 1. Sept. Nach der hiesigen ZeitungLa Metropole" betragen die belgische» Verluste an Toten und Verwundeten bisher rund 10 000 Mann. Vor allem hat das Offizierkorps stark gelitten. Einige Kompagnien sollen ihre sämt­lichen Offiziere verloren haben.

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Deutsche Frauen, deutsche Treue! Wir

wissen es, daß auch deutsche Frauen dem bitteren Ernst des Krieges ins Gesicht sehen können. . . . Hier ein neuer Zug. . . Eine junge Berlinerin, deren Bräutigam erst vor vierzehn Tagen von ihr Abschied genommen hatte, um ins Feld zu ziehen, empfing am Freitag eine Postkarte ihres Bräuti­gams, die schon wieder aus Berlin datiert war. Er sei leicht verwundet und schon wieder zurück­gebracht morden. Sie könne ihn im Lazarett be­suchen. ... Es war ein inniges und doch sehr schmerzliches Wiedersehen. Dieleichte Verwun­dung" war ein verlorener Arm. . . . Am an­deren Tage empfängt die wieder nach Hause zurück­gekehrte Braut noch einen Brief des Geliebten: sie wisse noch nicht die ganze Wahrheit er habe auch ein Bein verloren. Und nachdem er sie nun selber wieder in ihrer ganzen, frischen Gesundheit gesehen habe, bringe er es nicht übers Herz, ihr Dasein noch weiter an sein zerschossenes Leben zu ketten. Er gäbe ihr das Wort zurück, das sie einst dem Gesunden gegeben habe. . . . Die Ant­wort des Mädels, das das Herz aus dem rechten deutschen Fleck hatte? Zwei Stunden später er­schien sie wieder im Lazarett in Begleitung eines Standesbeamten ihres Bezirks. Sie setzte es durch, daß sie auf der Stelle mit dem Mann getraut wurde, dem der Heldenkampf fürs Vaterland nur noch die karge Hälfte seines Daseins gelassen hatte.Deutsche Frauen, deutsche Treue!

Aus Stcröt» ZöezirUunS Umgebung.

Wildbad, 3. Sept. Wir leben in großer, unvergeßlicher Zeit. Unsere deutschen Helden er­ringen in blutigem Ringen Sieg auf Sieg. Der alte Erbfeind über dem Rhein, der nochmals alle Kraft zusammennimmt, wurde nach erbittertem, fürchterlichem Ringen in sein Land zurückgejagt und schon stehen deutsche Truppen in bedrohlicher Nähe der so übermütig stolz gewesenen französischen Haupt­stadt. Schon fliehen die Bürger nach dem Innern des Landes, der Gouverneur fordert sie dazu aus. Und im Osten sind nun auch die Russen geschlagen. Ein glorreicher, herrlicher Sieg über die Barbaren! Generaloberst von Hindenburg umklammerte das russische Heer von Nord, West und Süden her und ließ ihm nur den Weg nach Osten frei, wo zahl­reiche Sümpfe und Seen liegen. In diese wurden die Russen trotz ihrer Uebermacht hineingejagt und sie ließen in dem weichen Boden ihre Geschütze stecken, soweit sie nicht in die Seen gerieten und versanken. Es soll sich um 720 Geschütze handeln. Wie groß mag der Verlust dieser etwa 300 000 Mann starken russischen Armee an Toten und Ver­wundeten sein! Die Russen haben in Ost­preußen erhalten, was sie verdienten, denn sie haben allen Schilderungen nach fürchterlich dort gehaust. Und nicht nur in Ostpreußen, auch von den Oester­reichern sin- die Russen vollständig geschlagen worden, wie aus den letzten Telegrammen hervor­geht. Wie die Löwen haben sie gekämpft, acht Tage lang, einer großen Uebermacht gegenüber, und Gott verlieh auch ihren Waffen den Sieg. Die deutsch-österreichischen Waffen stehen glänzend da vor der Welt. Fürwahr, ein herrlicher Sedanstag gestern I Möge der Schlachtenlenker über den Sternen weiter helfen, wie er bisher geholfen I Unser Stadtvorstand versteht die Siege unserer deutschen Truppen in schöner, würdiger Weise der Bevölkerung mitzuteilen. Glockengeläute ruft auf den Marktplatz, auf ein Zeichen schweigt dieses

und Herr Stadtschultheiß Baetzner verliest selbst die einlaufenden Siegesbotschaften. Auf ein Hoch auf unser unvergleichliches Heer und seine Führer singt die zusammengeströmte Gemeinde den ewig schönen ChoralNun danket alle Gott", dem sich nach kurzer Pause patriotische Weisen mit Musik, begleitung anschließen. So prägt sich die Erinner­ung an die große Zeit, die wir jetzt durchleben jedem Gemüt unauslöschlich für spätere Zeiten ein'

Wildbad, 3. Sept. Ein recht unerwünschtes Sedanfeuer mußten wir vorgestern nacht mit an- sehen: draußen beim Forsthaus schlugen mächtige Feuergarben gen Himmel, dicken Rauch und Flug, feuer der Stadt zusendend. Zwei mit Heu und Holz usw. gefüllte Scheunen des Hotel Klumps brannten total ab. Das Feuer ist nach 1 Uhr, wohl infolge Brandstiftung, ausgekommen. Die Feuerwehr hatte Mühe, die Nachbarschaft zu schützen.

Für die Zurückgebliebene«. Bei der Be-

ratung, wie man die Verdienstlosigkeit bekämpfe, erklärte am Samstag im bayrischen Ministerium des Innern Frhr. v. Soden-Frauenhofen:Die vor­gekommenen grundlosen Kündigungen und rechts­widrigen eigenmächtigen Gehaltskürzungen sind auf das schärfste zu mißbilligen. Die Handels­kammer und andere Vereinigungen wirken solchem Vorgehen mahnend und warnend entgegen. Arbeit und Brot zu schaffen, Geld in Umlauf zu bringen, ist jetzt die Aufgabe aller wirtschaftlich Kräftigen. Dazu ist aber auch für die Gesamtheit der Ver­käufer und Verbraucher allzu große Sparsamkeit äuf das dringendste zu widerraten. Es ist gedanken­los, wenn Familien mit gutem Auskommen Dienst­mädchen entlassen oder sonst ihre Bedürfnisse plötzlich vermindern, um das Ersparte den Liebes- werken zuzuwenden. Die Zeit fordert Ernst in der Lebensführung, aber sie verbietet alle zu weit­gehende Sparsamkeit, die den Geldumlauf hemmt. Wo Neuanschaffungen nicht möglich sind, sollen wenigstens Ausbesserungs - Arbeiten, namentlich kleineren Handwerksmeistern, in Auftrag gegeben werden. Wer für die Liebeswerke nichts leisten kann, als seine Arbeit, der tue es; wer aber fremde Arbeitskräfte beschäftigen kann, die sonst Not leiden müßten, unterlasse es nicht, denn er leistet damit mehr, als wenn er selbst arbeitet. Gerade weibliche Arbeitskräfte müssen im weitesten Umfange beschäftigt werden; da, wo der Mann ins Feld gezogen oder als Arbeiter eines gedrückten Gewerbes verdienstlos geworden ist, ist oft die Frau gezwungen, allein die Familie durchzubringen. Darum übe jedermann, der es kann, Wohltätigkeit durch Arbeitsbeschaffung für Darbende. Ferner muß vor allem pünktliche Zahlung für die, die es können, heute mehr als sonst geboten sein; wer zahlen kann, aber nicht zahlt, handelt gedankenlos oder schlecht. Der Zweck des Krieges ist für unsere Gegner, nicht allein unsere politische Macht zu brechen, sondern vor allem auch, unsere Volks­wirtschaft zu zerrütten. Das darf nicht sein."

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