Verlusten unserer Verbündeten und von der Tatsache, daß unsere eigenen Leute auch schon im Feuer standen, bedeutet für viele unter uns ein Erwachen zu der harten Wirklichkeit, vor der wir stehen. Wir sind tatsächlich in einen harten Kampf mit der mächtigsten Militärmonarchie der Welt verwickelt. England ist in einer ernsten, sehr ernsten Lage. Die letzten Nachrichten lehren, daß die Tage des behaglichen Lebens vorbei sind. Jetzt, wo unsere Truppen und die unserer Verbündeten eine Niederlage erlitten haben, ist kein Platz mehr unter uns für Tagediebe und Bummler.
Durch einen gesperrten Tunnel. Die „Niederrheinische Volksztg." in Krefeld berichtet: 36 Arbeiter der hiesigen Hauptwerkstätte wurden am Samstag, den 8. August, abends mit Extrazug über Aachen nach Belgien befördert. In einem Tunnel zwischen Nasgroue und Verviers hatten die Belgier 17 der schwersten Lokomotiven mit Volldampf aufeinanderfahren lassen, um den Tunnel für die Durchfahrt von Militärzügen der Deutschen zu sperren. Man hatte vorher vergebens versucht, diesen 400 Meter langen Tunnel zu sprengen. In den vorhandenen Minen befanden sich noch 186 Kisten Dynamit. Sie sind von einem Unteroffizier des 1. Eisenbahner-Regiments herausgeholt worden. Unter militärischer Bedeckung, auf der Maschine S Mann und in jedem der Wagen 6 Mann Militär, wurde unser Zug ohne Licht über die Grenze geschoben und kam Sonntag morgen um 4 Uhr vor dem Tunnel an. Hier bot sich ein schreckliches Bild der Verwüstung. Von den 17 Maschinen standen noch 7 in dem Tunnel kreuz und quer durcheinander geworfen. Bis Dienstag nachmittag 5 Uhr waren fünf von diesen herausgeholt und gleichzeitig ein Gleis frei geworden zur Durchfahrt. Mit Hilfe des Eisenbahner-Regiments wurden neue Schienen eingebaut, sodaß am Mittwoch vormittag um 9 Uhr der Truppentransport per Eisenbahn bis Lüttich losging. Als zweiter Zug fuhren schwere Mörsergeschütze durch. Die Maschine, deren Beseitigung das Gleis freimachte, wurde mit Grün geschmückt und mit der Aufschrift „Ich bin ein Preuße" unter lautem Jubel herausbefördert. Nachher wurden die Oppumer Arbeiter mit einem Panzerzug nach Herbestal gebracht, um sich die Nacht in Wagen zweiter Klasse mal auszuruhen. Am Mittwoch erhielten die Leute dann die freudige Nachricht, daß die letzten zwei Maschinen vorläufig stehen blieben.
Wie -ie Deutschen es vor Lüttich gemacht habe«. Der Korrespondent des „Neuen Rotter- damschen Courant" schreibt über das planmäßige Handeln der Deutschen vor Lüttich: Die schweren Geschütze seien in Teile zerlegt nach Lüttich verbracht worden. Hierbei hätten die Deutschen nichts dem Zufall überlassen and sogar die Schienen für die Fortbewegung mit sich gebracht, die sie über die Avenue Rogier gelegt hätten. So seien die ungeheuren Geschütze sehr leicht nach den betreffenden Stellungen verbracht worden und dann hätten die Deutschen auf 6—7000 Meter Entfernung in aller Bequemlichkeit die Forts zusammengeschossen, ohne daß weitere Opfer an Zeit und Menschenleben gebracht zu werden brauchten.
Revolution in Odessa
Wien, 28, Aug. (W. T.-B.) Das „Neue
Gerichtet.
Roman von Franz Wichmann.
111 (Nachdruck verboten.)
Die Neugier beherrschte sie so vollständig, daß sie — ebenso wie die anderen — gar nicht auf Klara acht gab, deren Stirn sich mehr und mehr gefurcht hatte und die jetzt mit nicht geringerer Spannung als die Mutter auf die beiden jungen Männer blickte und auf das wartete, was dieselben zum besten zu geben haben würden.
Otto nahm das Wort, indem er zu erzählen begann:
„Wir mochten nicht immer Skat spielen und wußten daher nicht, was wir tun sollten, die Langeweile zu vertreiben. Robert verlangte, ich sollte ihm die Sehenswürdigkeiten von Fernau zeigen. Ich kannte keine, aber die Kellnerin meinte, das Sehenswerteste im Dorfe sei der Apostel Hellborn, der gegen- — über im Engel eingekchrt sei."
„Das war etwas für uns," fiel Robert lachend ein, „wir gingen sogleich hinüber, sahen ihn im Gastzimmer und setzten uns ohne Zögern an seinen Tisch."
„Ja. und das Komischste war." fuhr Otto fort, „daß er sehr erfreut darüber schien. Wahrscheinlich hielt er uns für zukünftige Jünger, trotzdem wir uns nicht entschließen konnten, statt Vier Limonade zu trinken, wie er."
Die Försterin amüsierte sich sichtlich.
„Ihr fragtet ihn aus? Kann mir's denken!"
.Natürlich," entgegnete Robert, „wir spielten die
Wiener Journal" meldet aus Bukarest: Nach einer Meldung an die hiesige russische Botschaft bombardiert der russische Panzerkreuzer „Panteleimon" die Stadt Odessa, wo es den Revolutionären gelungen ist, die Herrschaft an sich zu reißen. Die die ganze Woche andauernden Straßenkämpfe endeten mit dem vollständigen Sieg der Revolutionäre. Die Entscheidung führten die Truppen selbst herbei, die sich nach der Niedermetzelung der Offiziere der revolutionären Bewegung anschlossen. — Der Polizeimeister, der Gendarmeriechef und der Polizeikommissar wurde beim Sturm auf das Gefängnis getötet. In allen öffentlichen Gebäuden, die beflaggt sind, arbeiten revolutionäre Ausschüsse. Das Bombardement richtete sich hauptsächlich gegen Gebäude und die Kasernen, wo die aufrührerischen Truppen sich aufhalten. Nähere Einzelheiten fehlen noch.
Aus Stciöt» Mezirk und Wrngebuug.
Wildbad, 30. Aug. Beide hiesigen Blätter bemerken in ihrem Bericht über die Ankunft der Verwundeten, daß ihr Empfang hier ein etwas nüchterner gewesen sei. Es bedarf dies sehr der Richtigstellung. Die Anteilnahme der ganzen Bevölkerung war hier eine überaus herzliche. Hunderte hilfreiche Hände mit Dutzenden von Fahrsesseln und Tragbahren hatten sich auf den Ruf des Stadtvorstands zur Verfügung gestellt, um den Transport in die Lazarette schleunigst und in schonendster Weise zu bewerkstelligen, was auch vollständig gelang. 20 Damen wetteiferten mit einander, die von Herrn Hofapotheker Dr. Metzger und Herrn Hotelier Kiefer in hochherziger Weise gespendeten reichlichen Erfrischungen und Stärkungen unseren lieben Verwundeten zu reichen. Die getroffenen Maßnahmen fanden ausdrücklich den Beifall des anwesenden Bezirksvertreters vom roten Kreuz, Herrn Oberamtmann Ziegele, und des Führers der Sanitätskolonne Pforzheim, Herrn Keinen. Wenn der Einsender etwa Hoch- und Hurrarufe und Musik vermißt hat, so kann er sich beruhigen I Auch daran wurde gedacht; es wurde von unterrichteter Seite ausdrücklich bemerkt, man solle sie unterlassen angesichts der teilweise schweren Verletzungen unserer lieben Krieger.
Hoffen wir, daß Wildbad mit seiner herrlichen Lust, die gute Pflege und freundliche Anteilnahme seiner Bevölkerung an unseren lieben Gästen bald Wunder wirken werden und daß sie gerne in unserer Mitte weilen.
— In der neuen amtlichen württembergischen Verlustliste Nr. 7 sind aus dem Bezirk Neuenbürg folgende Namen enthalten: Jnf.-Regt. 126, Straßburg, I.Komp.: Musketier Wilh. Nothacker, Grunbach, vermißt; 4. Komp.: Unteroffizier Wilh. Gauß, Kohlhäusle, leicht verw; Karl Seuffer, Rotensol, leicht verw.; 6. Komp.: Gefreiter Karl Müller, Wildbad, schwer verw., linkes Bein; 7. Komp.: Musketier Wilh. Scheerer, Schwann, gefallen, Kopfschuß; Musketier Fr. Wurster, Zainen, schwer verletzt, linker Arm.
Letzi« Nachrichten.
Stuttgarts. Sept. (W.T.-B.)Die Armee des Generalobersten v. Kluck hat den durch schwache
andächtigen Gläubigen. Er erklärte uns seine ganze Weltanschauung, eiferte gegen die Vergiftung der Menschheit durch den Alkohol und predigte das Evangelium der Arbeit, ivie er es nannte."
„Ja," setzte Otto hinzu, „er trägt sich mit großen Plänen, will demnächst sogar in die Hauptstadt kommen, um Vorträge zu halten. Da wird , man ihn schön auslachen!"
Die Försterin wußte noch immer nicht genug:
„So erzählt doch genauer! Was sagte er euch?"
Robert machte eine verächtliche Gebärde.
„Wir haben den Unsinn nicht behalten. Jedenfalls aber amüsierten wir uns trefflich. Es ist doch wenigstens etwas Neues in dieser langweiligen Zeit."
„Freilich," stimmte der Freund ihm bei, „so ein Held mit laugen Haaren, in wollenem Mantel, der in der Stadt sein selbstgebautes Gemüse verkauft, die Worte des Evangeliums auf den Lippen."
„Und im Herzen!"
„Was sagst du, Klara?" fuhr der Förster auf, denn sie war es, die die Worte gesprochen hatte.
„Was ich weiß!" entgegnete das Mädchen fest.
Auch die Försterin war empört.
„Unerhört!" Was erlaubst du dir?" stieß sie aus.
Klara verlor ihre Ruhe nicht.
„Ich sagte nur, was mein Herz mir eingibt!" erklärte sie.
Otto sah sie von der Seite an.
„Ich glaube, du bist eine heimliche Verehrerin von ilnn, Schwester!" spöttelte er.
„Und wenn ich es wäre?"
französische Kräfte unternommenen Versuch e,„ez Flankenangriffs in der Gegend von Combles durch ein Armeekorps zurückgeschlagen.
Die Armee des Generalobersten v. Büloiv hat eine überlegene französische Armee bei St. Quentin vollständig geschlagen, nachdem sie im Vormarsch ein englische- Infanterie- bataillon gefangen genommen hatte.
Die Armee des Generalobersten v. Hansen hat den Gegner auf die Aisne bei Rethel zurückgedrängt.
Die Armee des Herzogs Albrecht von Württemberg hatte bei der Fortsetzung des Uebergangs über die Maas den Feind zunächst mit Vortruppen überrannt, mußte aber beim Vorgehen starker feindlicher Kräfte teilweise wieder über die Maas zurück. Die Armee hat dann die Maasübergänge wieder genommen und befindet sich im Vorgehen gegen die Aisne. Das Forts leS Axelles hinter dieser Armee ist gefallen.
Die Armee des deutschen Kronprinzen setzt den Vormarsch gegenüber der Maas fort, nachdem der Kommandant von Montmedje mit der ganzen Besatzung bei einem Ausfall aus der Festung gefangen genommen wurde. Die Festung ist gefallen.
Die Armeen des Kronprinzen von Bayern und des Generalobersten v. Heeringen stehen noch in fortgesetztem Kampfe in französisch Loth ringen.
Im Osten ist der gemeldete Sieg des General- Obersten v. Hindenburg von weitaus größerer Bedeutung, als zuerst übersehen werden konnte. Trotzdem neue feindliche Kräfte über Neiden- burg eingriffen, ist die N i e d e r l a g e des Feindes vollständig gewesen. Drei Armeekorps sind vernichtet, VVHVO Gefangene, darunter zwei kommandierende Generale.
Viele Geschütze und Feldzeichen sind in unsere Hände gefallen. Die noch im nördlichen Ostpreußen stehenden russischen Truppen haben den Rückzug angetreten.
v. Stein, Generalquartertiermeister.
Berlin, 31. Aug. (W. T.-B.) Nach einer Meldung aus Lak Palmas ist der als Hilfskreuzer ausgerüstete Schnelldampfer des Norddeutschen Lloyd „Kaiser Wilhelm der Große" von dem englischen Kreuzer „High Fly" zum Sinken gebracht worden, als er in den neutralen Gewässern der spanischen Kolonie Rio de Oro vor Anker lag.
Berlin, 31. Aug. Nach einer Pariser Meldung des Amsterdamer Telegraph, die in der „Köln. Zeitung" veröffentlicht wird, scheint der französische Generalftab die völlige Abschließung von Paris binnen einigen Tagen zu erwarten. Die Verbindung mit London wird gegenwärtig nur über Boulogne aufrecht erhalten. Sobald die deutschen Truppen sich Amiens genähert haben würden, werde die Absperrung von Paris auf der Nordseite eine vollzogene Tatsache sein.
Rotterdam, 29. Aug. Eine Depesche aus Libreville, der Hauptstadt von Französisch-Kongo, meldet den Einmarsch deutscher Truppen in Belgisch-Kongo.
London, 29. Aug. Die japanische Botschaft kündigt an, daß die Blockade der Küste von Kiautschau am 27. August, 9 Uhr morgens, begonnen hat.
„Das Madige HiMMn macht sich einen Spaß daraus, uns zum besten zu haben!" meinte Robert
Aber der Förster berühmte sich nicht.
- „Mädel, sprichst du wahr?" fragte er aufgeregt.
„Wie ich fühle, ja! Ihr habt mich ja nicht zum Lügen erzogen!"
„Zum Lügen, nein, Gott sei Dank, aber auch nicht zu Dreistigkeit und Ungehorsam!" rief der Förster. „Was soll das heißen? Kennst du ihn?"
Eine liebliche Rote flog über des Mädchens lichte Wangen.
„Ja, sein Herz, seine Seele, ich habe sie herausgelesen aus seinen Worten."
„In den Zeitungen?" fragte die Försterin.
Klara vermied eine direkte Antwort.
„Seine Worte werden auch dort nicht gefälscht sein, wenn man sie auch verspottet!" gab sie zurück.
„Klara!" Der Förster stampfte mit dem Fuße den Boden, die Adern auf seiner Stirn schwollen unheildrohend. Jäh erhob er sich. „Geh hinaus, Klara, wir haben miteinander allein zu sprechen!"
Das Mädchen erhob sich.
„Ich will mir in der Küche zu tun machen, Vater, bis du mich rufst," sagte sie einfach.
Sie hatte kaum die Tür hinter sich geschlossen, als der Förster sich zu Otto wandte:
„Und du bleibst hier im Zimmer!"
Frau Adelheid fühlte sich von seiner Miene beunruhigt.
(Fortsetzung folgt.) _ ,