meine Soldaten, unbegrenztes Vertrauen. Die Pflicht ist Euer Losungswort und ich weiß, daß Ihr Eure Pflicht in würdiger Weise erfüllen werdet. Ich werde jede Eurer Bewegungen mit der größten Teilnahme verfolgen und mit größter Befriedigung die Fortschritte beobachten, die Ihr jeden Tag macht. Niemals werdet Ihr meinen Gedanken fern sein. Ich bitte Gott, Euch zu segnen und zu* beschützen und Euch als Sieger heimzuführen."

In holländischen Zeitungsberichten aus Paris wird die dort auf den Boulevards herrschende dumpfe Stimmung geschildert. Alle Cafss müssen abends 8 Uhr schließen, die Restaurants um Vs 9 Uhr. Die Theater sind geschlossen. Der Unterschied gegen die Stimmung, die 1870 in Paris herrschte, sei groß.

Die 3000 russischen Kriegsgefangenen, die in dem Gefecht bei Stallupönen am Montag von unseren Truppen gefangen genommen wurden, sind in drei Sonderzügen nach Hammerstein bei Danzig befördert worden. Hier waren bereits einige hundert bei früheren Gefechten in Gefangen­schaft geratene Russen untergebracht. Di» Kriegs­gefangenen sollen bei Befestigungsarbeiten des sehr sandreichen Uebungsplatzes Verwendung finden. Die für ihre Unterbringung erforderlichen Holz­baracken müssen die Russen selbst errichten. Es

wird ihnen nur das nötige Bauholz angefahren. *

» *

Pforzheim, 25. Aug. Heute morgen kurz vor 8 Uhr traf wieder ein Zug mit Verwundeten am hiesigen Hauptbahnhof ein. Der Zug wurde auf das Gleis zum ehemaligen württ. Güterbahnhof umgeleitet und dort ging die' Ausladung der Ver­wundeten von statten. Es waren anscheinend lauter Deutsche. Das Verbringen ins Lazaret Osterfeld­schule besorgten wieder die Mannschaften der hiesigen Sanitätskolonne im Verein mit Turnern und einigen Feuerwehrleuten. Weitaus der größte Teil der Verwundeten wurde auf Tragen befördert; etliche 12 Mann konnten auch selbst heruntergehen. Einige wenige wurden in Autos, im Omnibus des Hotel Post, gefahren. Die Verbringung der Verwundeten nahm etwa eine Stunde in Anspruch.

Die Fran zosen scheinen, damit sich ihre Sol­daten aufs äußerste wehren, in ihrem Heer das Gerücht verbreitet zu haben, daß die Deutschen ihre Gefangenen erschießen. Gefangene, die durch Pforzheim kamen, fragten, wann die große Station käme, wo sie erschossen würden.

Berlin, 25. Aug. Korvettenkapitän Bier­mann, der treffliche Führer derKönigin Luise" ist, wie derKreuzzeitung" von einem seiner Ver­wandten mitgeteilt wird, gerettet worden. Nähere Angaben liegen nicht vor, aber man muß wohl annehmen, daß der Korvettenkapitän Biermann in englische Gefangenschaft geraten ist, nachdem sein Schiff untergegangen war.

Berlin, 25. Aug. DemLokal-Anzeiger" wird aus Wien gemeldet:Der russische Passagier­dampferExpreß ist auf der Fahrt von'Odessa nach Nikolajew auf der Höhe von Otschakow auf eine russische Mine gestoßen und mit 100 Personen untergegangen.

Detmold, 25. Aug. In den Kämpfender letzten Tage ist Prinz Friedrich von Sachsen- Meiningen, von Granatsplittern getroffen, gefallen.

Er war Kommandeur der 20. Feldart.-Brigade. Der regierende Herzog Bernhard ist ein Bruder zu ihm. Prinz Friedrich war 1861 geboren und seit 1889 vermählt mit Adelheid, Prinzessin von Lippe, der Schwester des regierenden Fürsten von Lippe-Detmold.

Dresden, 25. Aug. Ein Bombenattentat ist, wie ein Dresdener Blatt mit Genehmigung des sächsischen Kriegsministeriums aus Holland meldet, auf den König der Belgier in Antwerpen verübt worden. Der Insasse eines Kraftwagens, der dem des Königs gefolgt war, schleuderte auf den königlichen Wagen ejne Bombe, die auch explodierte, aber nur wenig Schaden anrichtete. Der König kam unverletzt davon. In Brüssel sind zahlreiche Revolutionäre verhaftet worden.

Wien, 25. Aug. Die russische Gesandtschaft in Bukarest macht der rumänischen Regierung die amtliche Mitteilung, daß vom 19. bis 23. August in Podolien 104 Fälle von asiatischer Cholera vorkamen, von denen 94 tätlich verlaufen sind.

Stockholm, 24. Aug. Nach hier vor­liegenden zuverlässigen Meldungen ist der deutsche Konsul in Abo (Finnland) mit seiner Familie ver­haftet und nach St. Petersburg gebracht worden. Die Meldungen, daß der Konsul hingerichtet wor­den sei, sind falsch.

selbst wenn er ein zweites mal in Gefangenschaft geraten sollte. Offiziere können freigelassen werden wenn sie ihr Ehrenwort gegeben haben, nicht wieder zu den Waffen zu greifen, solange der Krieg dauert. Wer dieses Ehrenwort aber bricht und wieder in die Hände der Feinde fällt, wird vor das 1 gericht gestellt und standrechtlich erschossen.

Was heitztkriegsgefangen" ? Wir haben bis jetzt an der Ost- und Westgrenze an die 30000 Gefangene gemacht. Damit erwächst unserem Heere die durchaus nicht leichte Aufgabe, diese Masse entwaffneter Truppen möglichst schnell nach Plätzen zu schaffen, wo sie für den raschen Fort- " gang der militärischen Ereignisse kem Hindernis bilden. Wie schwierig das ist, zeigt die Tatsache, daß zur Bewachung der Gefangenentransporte von 1870/71 zeitweise zwei Armeekorps nötig waren, i Allerdings handelte es sich damals um riesige Massen von Gefangenen, z. B. bei der Einnahme von Metz allein um etwa 175 000 Mann. Eine weitere Sorge bildet der Unterhalt der Gefangenen. Nach den zwischen den einzelnen Staaten Europas getroffenen Vereinbarungen erhalten die Gefangenen genau dasselbe Lager und dieselbe Nahrung wie die Soldaten des Siegers, eine Maßnahme, mit der die von uns gefangenen Feinde recht zufrieden sein können, während die Sandkonservenbüchsen der Russen nicht gerade frohe Aussichten eröffnen. Die ganze Rechtslage der Kriegsgefangenen ist heute streng geregelt. Die Gefangenen sind also keine Strafgefangenen, sondern Sicherheilsgefangene. Ihr Privatbesitz wird ihnen daher auch gewähr­leistet. Sie haben Anspruch auf standesgemäße Behandlung und dürfen nicht etwa in Gefängnissen untergebracht werden. Sie haben die Erlaubnis, mit den Ihrigen brieflich in Verbindung zu bleiben und auch Besuche zu empfangen. Im Krankheits­falls steht ihnen ärztliche Behandlung zu. Der Sieger darf sie zwar zu denjenigen Arbeiten ver­werten, die ihrer früheren sozialen Stellung und ihrem Range im Heere entsprechen, aber sie dürfen nicht gezwungen werden, gegen ihr Vaterland oder seine Verbündeten zu kämpfen. Wird der Gefangene bei einem mißglückten Fluchtversuch ergriffen, ehe er sein Heer erreicht hat, so kann die Todesstrafe ' über ihn verhängt werden. Ist die Flucht aber i gelungen, so geht der Gefangene straflos aus.

Neber die Bestattung unserer gefallenen Krieger

wird einem Straßburger Blatte geschrieben:Die Walstatt von Mühlhausen war schon Mittwoch voriger Woche vollständig gesäubert. Nach dem Abtransport der Verwundeten, die übrigens zahl­reich in den Ortschaften von Mülhausen unter- gebracht wurden, beerdigte man die Toten und vergrub zuletzt die Pferdekadaver, wobei es nötig war, die Gruben mit Chlor zu überschütten, da .die Hitze der letzten Tage die Verwesung stark ^ förderte. Was die Beerdigung der Toten anbelangt,

^ so ist sie derart organisiert, daß in jedem Orte , ein Vertrauensmann für die Bestattung der in der Gemarkung Gefallenen (und zwar in Massen­gräbern) verantwortlich gemacht wird. Während es noch im Kriege 1870/71 vielfach der Brauch war, den Gefallenen die Stiefel auszuziehen, um sie weiterhin dem Vaterlande dienstbar zu machen, wurde in diesen schweren Tagen der deutsche Soldat in seinem vollen Ehrenkleide der Erde übergeben. Ueber Wertsachen und Barmittel, die sich bei chm vorfanden und welch letztere im Brustbeutel abgeschnitten wurden, führt die Lazarett­kommission genau Listen und läßt unter Hinter­legung der Gegenstände beim Bürgermeister des Ortes von diesem die Quittungen ausstellen. Später gehen diese letzten Andenken der teuren Gefallenen in den Besitz der Familienangehörigen über. Die Bestattung der deutschen Toten erfolgt in der Weise, daß man sie in die Zeltbahnen hüllt, die sie ins Feld mitgenommen haben, und daß man in vorgeschriebener Weise Freund und Feind neben einander bettet.

Detlev von Lilieneron als Prophet

Detlev von Liliencron, der Mitstreiter von 1670/71, prophezeit in seinem GedichtCincinatus" in aller Deutlichkeit den jetzt ausgebrochenen Krieg Deutsch­lands mit Ost und West. Seine Verse, die er Cincinatus" in den Mund gelegt, lauten:

Doch ruft mich der Kaiser in Not und Gefahr, Ich entstürze dem Haus mit gesträubtem Haar. Bin um ihn, wenn er von Feinden umdrängt. Bis wieder die Streitaxt am Nagel hängt.

Muß dasBaterland rangvoll dieSturmflaggen hissen: Ho heida! die Klinge den Scheiden entrissen.

Und droht es von Osten und dräuht es von West. Wir schlachten den Bären, den Hahn uns zum Fest, Fällt neidisch uns an auch die ganze Welt,

Sie lernt uns schon kennen, der Angriff zerschellt!"

Dröge die Prophezeiung des Dichters, die aus dem stolzen Selbstvertrauen des deutschen Offizier­standes erwachsen ist, schnell und ganz wahr werden!

Jede Tätigkeit, die auf einem freiwilligen Opfer beruht, gibt den Menschen einen höheren Wert. v. Ketteler.

Gerichtet.

Roman von Franz Wichmann.

91 (Nachdruck verboten.)

Herr von Hohlen, was Sie da sagen," er nahm, was nur im Augenblick heftigster Erregung ge­schah, die Pfeife aus dem Munde,was Sie da soeben sagten, das ist verzeihen Sie, daß ich's nicht so fein ausdrücken kann wie Sie aber das ist eine Frechheit, wie sie noch nicht über die Schwelle dieses Hauses gedrungen ist und in seinen Räumen auch nicht geduldet wird, verstehen Sie mich, Herr von Hohlen?"

Dieser wurde bei den rauhen Worten des Försters verlegen.

Es tut mir wirklich leid, Herr Förster, aber Sie haben mich mißverstanden," suchte er einzulenken. Das ist ja auch gar nicht meine Ansicht, ich sagte im Gegenteil nur, was die Welt heutzutage denkt!"

Der entrüstete Alte setzte sich wieder.

Wenn's so ist, mag's meinetwegen hingehen," murrte er.Ja, die Klara hat recht, sie hat nur zu sehr recht! Der Standpunkt der Gottlosen ist's, woraus die jetzige Welt steht! Und darum auch sind wir alle miteinander so armselig und unglücklich!"

Abermals stand er auf und trat an den kleinen Tisch im entgegengesetzten Winkel des Zimmers, um seine Pfeife frisch zu stopfen.

Frau Adelheid eilte ihm nach.

Warte." eiferte sie,ich werde dir frischen Tabak einfüllen, es ist nicht mehr genug darin!"

Während Klara mit der Kanne hinausging, um noch Kaffee nachzuholen, benutzte Otto die Gelegenheit, den Freund anzustoßcn und ihm leise zuzuflüstern:

Zum Teufel, sei doch vorsichtig! Wenn du den Alten wild machst, geht alles schief!"

Robert lachte nur.

..Ist ja schon wieder gut, dein Alter! Habe mich brillant aus der Affäre gezogen, sollte man meinen. Er hält mich für einen halben Engel!"

Auch Frau Adelheid sprach leise auf den Förster ein.

Lorenz, bedenke doch, der fremde, feine Herr"

Er ließ sie nicht ausreden und entgegnete halb­laut:

Ich habe ihn nicht hergerufen! Meinst du, ich werde mir von so einem den Mund schließen lassen? Den Otto hat er mir schon verdorben! Blut und Hagel! Wenn man weiter nichts lernt auf der Uni­versität! Aber ich muß den Dingen auf den Grund sehen!"

Was willst du tun? Bedenke doch die Sitten, den Anstand!"

Und leise und eindringlich sprach sie weiter auf den Erregten ein.

Klara war, zurückkommend, wieder an den Tisch getreten.

Darf ich noch einschenken?" fragte sie, aber die jungen Leute wehrten ab.Wenn die Herren nichts mehr nehmen, so kann ich wohl abräumen?" sprach sie darauf.

Gewiß, Schwesterlein," rief Otto,wir sind voll­kommen satt! Laß dich durchaus nicht in deiner

Hausarbeit stören. Ich werde Robert mein Brief­markenalbum zeigen, das ans meiner Schulzeit stammt. Er interessiert sich sehr dafür!"

Von Robert gefolgt, trat er an die altmodische Kommode.

Es liegt noch immer an seinem früheren Platz; ich glaube, wenn meine Alten hundert Jahre lebten, in dem Hause würde nichts geändert," raunte er dem Freunde zu.

Laß sehen!"

Robert griff nach dem Buche. Doch die beiden blätterten nur zum Schein darin und führten eine leise Unterhaltung.

Am andern Ende des Zimmers sprach der Förster noch immer erregt mit seiner Gattin.

Ach was, feiner Ton, Rücksichtnahme," räsonierte er,laß mich damit zufrieden! Das sind Redens­arten, mit denen man der Ehrlichkeit den Mund ver­bieten will! Ein rechter Mann redet gerade heraus, wie ihm ums Herz ist!"

Aber ich bitte dich," beschwor ihn die Försterin, nicht hier, nicht jetzt!"

Ich will es, basta!" lautete seine kurze Antwort Weibsleute haben nur zu gehorchen!"

Wie lange bleiben wir denn noch?" wandte Robert sich inzwischen an Otto.

Der Gefragte beugte sich über das Album.

(Fortsetzung folgt.)