volle Politik Englands bezeichnet. Das Schreiben wendet sich weiter gegen den ruchlosen Krieg und sagt: Die Hoffnungen sind zerschellt, daß Deutschland und England gemeinsam die abendländische Kultur gegen den Ansturm asiatischer Barbarei verteidigen." — Schließlich wird gewünscht, daß die englische Kirche in München, ebenso wie die in Hamburg, in ein Lazarett umgestaltet werden.
München, 22. Aug. Zwei Mitglieder des österreichischen Herrscherhauses, die s. Z. auf ihren Rang verzichtet, aus der Armee ausgetreten sind und gegenwärtig in München leben, haben sich nach dem „Neuen Pester Journal" in den Landsturm der bayrischen Armee einreihen lassen und ihren Dienst bereits angetreten. Es handelt sich um den früheren Erzherzog Leopold, der den bürgerlichen Namen Leopold Wölfling annahm, und einen Bruder des ermordeten Thronfolgers Franz Ferdinand, der seither den Namen Ferdinand Burg führt.
Augsburg, 23. Aug. Am Hauptbahnhof wurden aus einem Wagenabteil 4 Russen heraus- geholt und unter starker militärischer Bewachung ab geführt.
Die Berliner „Krcuzzeitung" enthält eine Todesnachricht, die in ihrer Schlichtheit von tragischer Wirkung ist. Sie lautet: „Der Allmächtige hat unseren lieben Bruder Arnim v. Klützow, Hauptmann und Kompagniechef, unv seine treue Gattin Helene v. Klützow, geborene Hor>er v. Roten- heim, heimberufen. Er starb den Heldentod. Sie ist auf dem Wege zu dem gefallenen Gatten in Feindesland das Opfer feiger Meuchelmörder geworden. Im Namen der Familie v. Klützow."
Aus Karlsruhe wird berichtet: Ein am Arm verwundeter deutscher Krieger erwachte auf dem Schlachtfeld von Mülhausen nach großem Blutverlust aus der Bewußtlosigkeit und sah seinen Arm mit einem Lederriemen fest umbunden, damit er sich nicht verblutete. Diesen Liebesdienst hatte ihm ein französischer Verwundeter erwiesen, der neben ihm lag. — Ein Zug schöner Menschlichkeit!
Das „Mannheimer Tageblatt" erzählt: Nicht genug mit den Blumenspenden für gefangene Franzosen haben nun auch „Damen", die vom Roten Krenz ausgebildet werden, erklärt, dkiß sie; nur Offiziere und Einjährige pflegen würden. Zum Glück kam dieses rechtzeitig dem ausbildenden - Arzt zu Ohren. Am darauffolgenden Tag fragte' er ganz ruhig, welche Damen bereit seien, nur Offiziere und Einjährige zu pflegen? Als darauf nicht wenige seiner Schülerinnen vortraten, teilte er ihnen mit, daß sie entlassen seien! — Bravo!
In Straßburger Offizierkreisen erzählt man sich den folgenden kleinen Scherz: Nach der Schlacht bei Mülhausen sandte der Präsident der französischen Republik, Poincars, eine telegraphische Anfrage an den kommandierenden General von Deimlinn, ob er ihm nicht 50000 Paar Stiefel für die Armee Frankreichs liefern könne. Deimling telegraphierte darauf umgehend zurück: „Stiefel nicht, aber Wichse!"
Wien, 24. Aug. Die „Wiener Allgemeine Zeitung" schreibt unter dem Titel „Englands Heuchelei": Sir Edward Grey gab als Grund der Kriegserklärung Englands gegenüber Deutschland die Verletzung der Neutralität Belgiens durch Deutschland an. Die englische Regierung ließ orbi st> urbi verkünden, daß England nicht dulde, daß seine Unterschrift auf einem Vertrag nicht respektiert werde. Nach Mitteilungen unseres Gewährsmannes stellte im Jahre 1905 Lord Lansdowne, der damalige Minister des Aeußern im Kabinett Balfour, mit Delcassö einen Entwurf des Bündnisvertrages und einer Militärkonvention fest. In dem Dokument war die Verpflichtung Englands statuiert, im Kriegsfall gegen Deutschland 200000 Mann in Belgien landen zu lassen und vereint mit einer französischen Armee, die ebenfalls nach Belgien einzurücken hätte, Deutschland von der belgischen Grenze aus anzugreifen.
K o n st a n t i n o p e l, 23. August. Wie der „Jkdam" erfährt, gewinnt der Aufstand im Kaukasus gegen die Russen an Ausdehnung. Die Aufständischen sprengten eine Brücke über den Araxesfluß an der einzigen Eisenbahnlinie, die Rußland mit Persien verbindet. Die russischen! Truppen fliehen mit Waffen und Gepäck an dies türkische Grenze. Vorgestern überschritt eine große ^ Zahl Soldaten die Grenze, um sich auf türkisches Gebiet zu flüchten. Die Preise für Lebensmittel sind im Kaukasus auf das Vierfache gestiegen. Es wird immer schwieriger, den Aufstand zu unterdrücken.
Konstantinopel, 23. Aug. Drei Mitglieder der britisch-ottomanischen Vereinigung haben den britischen Geschäftsträger auf den sehr schlechten Eindruck aufmerksam gemacht, den die Beschlagname der beiden Großkampfschiffe in der muselmanischen Welt gemacht habe. Der Geschäftsträger
erwiderte, England habe sich diese beiden modernsten Schiffe nicht entgehen lassen können. — Eine wunderbar schlüssige Begründung! Wenn aber Deutschland sich den Anmarsch durch Belgien „nicht entgehen lassen kann", so ist es Grund zum Kriege.
Aus Stcröt> ZZezir kurrs Hlrngevuug.
Wildbad, 25. Aug. Unerwartet und schnell hat der Tod unS einen allgeliebten, hochgeachteten Mann, Hrn. Dr. W. I o s e n h a n s, aus unserer Mitte gerissen. Am tiefsten ist es zu bedauern, daß dieser von glühendem Patriotismus beseelte Mann die erhebenden Erfolge seiner deutschen Waffenbrüder nicht mehr erleben durfte. Cr war ein kerndeutscher Mann und bekannt weit über unsere Bäderstadt hinaus. Seine launigen Verse und Gedichte, durchglüht von deutscher Urkraft, waren der Ausdruck seines rein deutschen Empfindens. Bei allen war er als launiger Gesellschafter bekannt, der für jeden ein freundliches Wort hatte. Als tüchtiger Arzt war er überall beliebt und geschätzt. Die Interessen unserer Badestadt vertrat er mit ganzem Herzen, seine Schriften und Führer erhöhten in hervorragendein Maße den Weltruf unseres Bades. Eine seltene Persönlichkeit ist mit ihm dahingeschieden I Ein unauslöschliches Gedenken wird in den Herzen
huldigenden Volksmenge bekannt. Der Jubel in der Stadt war unbeschreiblich.
Berlin, 23. Aug. Ueber den Sieg bei Metz berichtet der Kriegsberichterstatter des Berliner Lokalanzeigers aus dem Hauptquartier folgendes: Der Sieg bei Metz bildet den vorläufigen Abschluß mehrtägiger Kämpfe, die auf einer über 100 kw breiten Linie in den Tagen vom 17. bis 21. August stattfanden. Bei Mülhausen zurückgeworfen, ver- suchten die Franzosen zwischen Metz und den Vogesen, ja sogar noch durch die Vogesen hindurch einen mächtigen Vorstoß mit mindestens 8 Armeekorps. Brennpunkte des Kampfes waren Delme, sowie Manhoue (in der Gegend von Chateau- Satins). Bei der ungeheuren Ausdehnung des Schlachtfeldes können natürlich Einzelheiten erst im Laufe der nächsten Tage bekannt werden, aber das, was gemeldet ist, stellt das im ersten Augenblick sicher festgestellte Ergebnis dar. Es handelte sich wahrscheinlich um eine große Aktion der Franzosen, die als vollständig mißglückt angesehen werden kann, da das französische Heer von den mit gewaltiger Energie angreifenden Truppen an allen Punkten der weiten, langgestreckten Front geworfen wurde und die Deutschen unaufhaltsam nachsprengten und den Rückzug der Franzosen schließlich in eine wilde F l u ch t gestalteten, die wohl gegen die Linie Toul-Epinal erfolgte. Das harte Nachdrängen wird die Zahl der Ge- s fallenen natürlich noch erheblich vermehren, ebenso
seiner Freunde und Bekannten verbleiben!
(Vermißt.) Zur Beruhigung aller Be-i,y^-r> die Beute an Kriegsmaterial und Geschützen teiligten hinsichtlich des in den Verlustlisten vor-; Steigerung erfahren. Der Berg Donon, bei kommenden Vermerks „Vennißt" möge auf sol-i db,,, „jx zugestandenermaßen eine kleine Schlappe gendes hingewiesen sein: Die m die Verlustliste! xx^j^eu, wurde am 21. August wieder genommen, übergehende Meldung eines Truppenteils, ei»e,NZjx „ollen immer wiederholen, daß das Mit- Person werde „vermißt", besagt lediglich, daß diese! geteilte das absolut Sichere und stets die untere Person zur Zeit der Meldung sich nicht bei ihrem s^nze des Erfolgs darstelle.
Truppenteil befand und diesem auch über ihren ^ Berlin, 23. Aug. (GKG.) Das im Weiler- Verbleib nichts bekannt war. Dies berechtigt aber! tul gelegene Dorf St. Moritz wurde in Brand nicht ohne weiteres zu der Annahme, daß der Ver-s gesteckt, weil etwa 45 uniformierte bewaffnete Fran- mißte etwa in die Gefangenschaft des Feindes ge- 'zg>x„ versteckt worden waren, welche Hinterraten wäre. Es kann vielmehr bei jedem Gefecht auf durchmarschierende deutsche Truppen
begegnen und begegnet bei größeren Gefechten s Anzahl von 60—70 Einwohnern
häufig, daß Leute von ihrem Truppenteil aus irgendwelchen Ursachen abgesprengt werden und ihn erst nach längerer Zeit, unter Umständen erst nach Tagen, wieder finden. Ferner muß damit gerechnet werden, daß Verwundete häufig in ein Lazarett verbracht werden, ohne daß ihr Truppenteil sofort hiervon Kenntnis erlangt; dann werden sie von ihrem Truppenteil als „vermißt" betrachtet und erst nach einiger Zeit ergibt sich aus den Lazarettmeldungen, daß sich der „Vermißte" in Wirklichkeit in irgend einem deutschen Lazarett befindet, wo jeder der besten Pflege versichert sein darf. In allen Fällen wird die Richtigstellung des Sachverhalts selbstverständlich mit der größtmöglichen Beschleunigung berbeigeführt und bekannt gemacht.
— (D er K ri e g s ko m e t.) Ein Kriegskowet, der vor einiger Zeit das erstemal im Fernrohr gesichtet wurde, ist jetzt bereits mit bloßem Auge zu sehen. Der Astronom Dr. H. H. Kritzinger schreibt dazu dem „Tag": Auf einer nächtlichen Fahrt mit dem Militärzug von Neu-Strelitz nach Berlin habe ich am Dienstag den 11. d. M. von
2 Uhr früh an den Kriegskometen gesehen. Er stand, wie vorausberechnet, im östlichen Teil des Fuhrmanns, nahe dem Sternhaufen dlOO 2281, und war vom fast völlig verdunkelten Abteil aus trotz Mondschein mit unbewaffnetem Auge gerade als ein kleiner, ovaler Lichtfleck von der Helligkeit der vierten Sterngröße erkennbar. In meinem Feldstecher war auch der schon ziemlich auffällige Schweif nahezu einen Grad weit zu verfolgen. Dies entsprach genau meinen Erwartungen, seit ich den Haarstern am 29. Mürz das letztemal in der Abenddämmerung sah und dann in derselben Nacht einen neuen Kometen (1914 u) entdeckte, der jetzt auch noch beobachtet wird. Schon gegen
3 Uhr, als der Orion bis zum Gürtel über den Horizont emporgeklommen war, begann die Kriegsfackel in der Morgendämmerung zu erblassen. Je weiter der Mond abnimmt, desto leichter wird in den nächsten Tagen die Beobachtung.
Zur Notiz. Zwischen Rhein und Weichsel und im Gebiet des deutschen Reiches ist der gesamte Güter- und Viehverkehr unbeschränkt wieder zugelassen, ebenso nach der Schweiz und durch die Schweiz nach Italien, soweit für letzteres Ausfuhrverbote nicht bestehen.
Letzte Nachrichten.
S t u t t g a r t, 24. Aug. Dem König ist gestern früh folgendes Telegramm des deutschen Kronprinzen zugegangen: „Vollständiger Sieg. Das 13. (württ.) Armeekorps hat sich bewunderungswürdig geschlagen. Ich bin stolz. Deine Truppen unter meinem Koim mando zu haben.
Wilhelm, Kronprinz." — Der
König gab das Telegramm selbst mit einer An- . . ^ ^.
spräche der vor dem Wilhelmspalast versammelten)Kavallerieregiment, ein Artillerieregiment und je
wurde als verdächtig nach Slraßburg abgeführt.
Berlin, 23. Aug. Das erste eiserne Kreuz von 1914 empfing aus der Hand des Kaisers Hauptmann von Harbou vom Generalstab, der an der Erstürmung von Lüttich teilnahin und unmittelbar nach dem Fall von Lüttich nach Berlin entsandt wurde, um dem obersten Kriegsherrn als Augenzeuge über diesen glorreichen Sieg der deutschen Waffen zn berichten.
Berlin, 23. August. (W. Tel.-B.) Aus Serajewo ging heute folgende Meldung bei dem Admiralstab der Marine ein: „Am 20. August Serbenstellung Höhe 954 bei Visegrad genommen. Drei Tote, 2 Offiziere, 21 Mann verletzt, Verhalten Mannschaft mustergültig. Gez. Major Schneider." — (Es handelt sich um unser deutsches Skutari- detachement, das sich nach Abzug von Skutari den österreichischen Operationen angeschlojsen hatte.)
Rotterdam, 23. Aug. Amtlich wird aus Paris die Niederlage der Franzosen als eine „Schlappe" gemeldet: Die französischen Truppen zogen sich vor ansehnlichen feindlichen Streitkräften zurück. Längeres Standhalten wäre gefährlich gewesen. Augenblicklich deckt der linke Flügel der Franzosen in ;eiier Gegend die vorgeschobenen Befestigungen von Nanzig und der rechte Flügel nimmt eine Stellung auf den Donon zu ein.
Wien, 23. Aug. (W. Tel.-B.) Von dem Kriegspressequartiec wird unter dem 21. August amtlich gemeldet: Vom 20. ds. Mts. liegen folgende zusammenfassende, verspätet eingegangene Meldungen vor: Auf dem südlichen Kriegsschauplatz Cattaro sind wir ohne wesentlichen Erfolg von den Montenegrinern beschossen worden. Unsere Festungs- und Marineartillerie erwiderte das Feuer mit sichtlich größerer Wirkung. Bei Trebinje herrscht Ruhe. Bibeca wurde mäßig aber ununterbrochen beschossen. Die eigenen Truppen besetzten am 18. Aug. Plevlje und sind im Vordringen gegen die obere Drina und den Lim. An der unteren Drina führten die Truppen den anbefohlenen Rückmarsch vollkommen geordnet und vom Feind unbelästigt durch. Bei Babanz fand ein erfolgreicher Vorstoß gegen Süden statt, woraus die Truppen, wie befohlen, wieder zurückgingen. Auf dem nördlichen Kriegsschauplatz schreitet vie eigene Aufklärung mit gutem Erfolg fort.
Wien, 23. Aug. (W. Tel.-B.) Auf dem südöstlichen Kriegsschauplätze wurden östlich von Visegrad und Rudo etwa 30 serbische Bataillone mit zahlreicher Gebirgs-, Feld- und schwerer Artillerie nach hartnäckigen Kämpfen am 20. und 21- ds. Mts. auf der ganzen Linie geworfen. Es handelte sich dabei um die S ch uma-Divisio» (erstes Aufgebot, vier Regimenter Infanterie, ein