V r rlchirdenes.
(Spare in der Zeit.) Noch ist eigentliche Not nicht vorhanden, jedenfalls bei den Wenigsten. Sie wird erst kommen in den nächsten Monaten, kommen, je länger der Krieg dauert — und wer kann Voraussagen, daß er nur kürzere Zeit währen wird? —, sie wird bei vielen vielleicht nach dem Krieg kommen. Es wird auch im günstigen Fall einige Zeit anstehen, bis Handel und Wandel wieder voll im Gange sind. Darum gilt's, vorzusorgen durch weise Selbstbeschränkung, durch zielbewußte Sparsamkeit. Niemand soll Not leiden müssen, aber jedermann sich beschränken auf das Notwendige. Es muß den Unbemittelten Ehrensache sein, mit dem, was sie haben, so lange wie möglich reichen zu wollen. Traurig der, der im Gedanken an kommende Unterstützung in den Tag hineinlebt.
Es muß den Vermöglichen Ehrensache sein, in schlichtester, einfachster Lebensweise voranzugehen, gerade auch im Essen und Trinken alles Ueber- flüssige zu meiden, um so den Armen jeden Anstoß zu nehmen und zur Linderung fremder Not um so mehr übrig zu haben. Wir sind ein einig Volk in Waffen; draußen an den Grenzen stehen Arm und Reich, Hoch und Nieder brüderlich neben einander. Laßt uns auch daheim Arm und Reich, Hoch und Nieder einig sein, einig in streng einfacher Lebensart, brüderlich in der Fürsorge für einander.
— Mukommenftknerfreiheit der Heeresan- gehörigen während der Dauer des Krieges. Ein Erlaß des Kriegsministeriums besagt: Nach Art. 8 Ziff. 6 des Württ. Einkommensteuergesetzes vom 8. August 1903 ist von der Einkommensteuer ausgenommen: „Das Militäreinkommen aller Angehörigen des aktiven Heeres und der aktiven Marine während der Zugehörigkeit zu einem in der Kriegsformation befindlichen Teil des Heeres und der Marine." „In der Kriegsformation" befinden sich nicht nur die mobil gewordenen Teile des Heeres (Feldheer), sondern auch alle immobilen Teile, einschließlich der stellvertretenden und sonstigen immobilen Kommandos — und Militärverwaltungsbehörden. Die Steuerfreiheit, die sich nur auf das Militäreinkommen, nicht auch auf. andere Einkünfte, z. B. Einkommen aus Kapitalbesitz, erstreckt, gilt für die ganze Dauer des Kriegszustandes. Die Abgangstellung begmnt mit dem 1. des Monats, in dem die Kriegsformation oder die Zugehörigkeit zu einem Truppenteil usw. eingetreten ist, somit bei den Steuerpflichtigen, die schon im Frieden dem aktiven Heere angehört haben: vom 1. August ab, bei den erst infolge der Mobilmachung in den Heeresdienst getretenen vom 1. des Monats ab, in dem sie in den Bezug der Gebührnisse ihrer Kriegsstelle eingetreten sind. Die Steuerfreiheit erlischt mit dem Ende des Monats, in dem die Kriegsgebührnisse in Wegfall kommen. Eines ausdrücklichen Antrags auf Abgangstellung bei der zuständigen Steuerbehörde bedarf es nicht.
Gez. v. Marchtaler.
— Vielfach ist die irrige Meinung verbreitet, daß die Haftung der Feuerverstcherungsgesellschaften für die Dauer des Kriegszustands erlischt, und daß deshalb auch der Versicherungsnehmer nicht mehr verpflichtet ist, seine Prämie zu entrichten. In Wirklichkeit besteht die Haftung der Gesell-
Gerichtet.
Roman von Franz Wichmann.
II (Nachdruck verboten.)
«Kann dir nur versichern, daß ich mich köstlich amüsiere!" sagte er.
„Mag sein, weil dir das alles neu ist!" erwiderte Otto. „Ein paar Stunden hält man's schon aus. Aber länger hol's der Teufel! Drei Jahre bin ich ausgewichen und fand immer einen Vorwand, die Ferien über in der Stadt zu bleiben. Aber jetzt ging's nicht anders, — der alte Waldläufer wollte mich durchaus einmal hier haben!"
Robert neigte seinen Mund an das Ohr des Freundes.
„Ist nur ein Glück, daß wir die Mädels aus der Stadt —"
Otto warf ihm einen bedeutsamen Blick zu.
„Still! Man hört uns!" warnte er ihn.
Die Försterin war in die Nähe der beiden gekommen und schnell gefaßt, meinte er laut:
„Ja, Mama, Robert von Hohlen ist ganz entzückt von unserm idyllischen Heim!"
„Wahrhaftig, gnädige Frau," fiel Robert von Hohlen ein, „Ihr Haus liegt wie eine Perle in der Muschel des Waldes gebettet."
„O, klein und bescheiden!" erwiderte die Försterin geschmeichelt. „Aber was stehen wir denn da und vergessen die Hauptsache? Die Herren werden Hunger und Durst haben, — es ist alles bereit, — Lina wird sogleich —"
schäften auch während des Kriegszustands in vollem Umfange fort, nur daß gemäß § 84 des Reichsgesetzes über den Versicherungsvertrag solche Schäden von der Versicherung ausgeschlossen sind, die durch Maßregeln verursacht werden, welche während des Kriegszustands von einem militärischen Befehlshaber angeordnet sind. Da aber nach den amtlichen Meldungen der deutsche Boden vom Feind gesäubert ist, hat diese Ausnahme zunächst und hoffentlich auch für die Zukunft keine praktische Bedeutung mehr.
— (Ausfuhrverbote.) Die Ausfuhr von frischem, getrocknetem, gedörrtem, auch zerkleinertem, eingekochtem oder sonst zubereitetem Obst, ferner von Obstkonserven, Mineralwasser, Säften von Früchten und Pflanzen, auch mit Zucker oder Syrup, auch weingeisthaltig, von Leder aller Art, Fellen zur Pelzbekleidung, Pelzwaren, Backwerk aller Art, einschließlich Kakes und Zwieback, Teigwaren, sowie Schuhen und Stiefeln aller Art im Gewicht von mehr als 600 Gramm das Paar, mit Ausnahme solcher für Frauen und Kinder, ist bis auf weiteres verboten.
Ein Ulanenstücklein. Ein junger preußischer Offizier berichtet dem „Tagbl. f. Lit.": Ein Ulan steht ganz allein auf Posten; sein Pferd hatte er in einem Garten stehen. Er hatte nur 5 Patronen. Da kommt eine russische Kosakenpatrouille von 6 Mann auf ihn zu. Er bleibt ruhig stehen und schießt, abgesessen natürlich. Er schießt den ersten runter, den zweiten, den dritten, den vierten. Die russischen Kerls haben nun bemerkt, daß er nur ein einziger ist. Sie wollen ihn also attackieren. Er schießt mit seiner letzten Kugel das Pferd eines von beiden nieder, sodaß der Russe unter das Pferd kommt; den letzten sticht er tot. Als der unter dem Pferd Liegende hervorgekrabbelt ist und auf ihn losgeht, sagt der brave Ulan (ein Rekrut übrigens): „Da ich keine Patrone mehr habe, muß ich dich totstechen!" Gesagt, getan. — Der Mann ist sofort zum Unteroffizier befördert und zum Eisernen Kreuz eingerelcht worden.
Eine Warnung für unsere Krieger
Die Truppen, die nach dem westlichen Kriegsschauplatz ziehen, seien darauf aufmerksam gemacht, daß in Frankreich die Häuser vielfach Falltüren nach dem Keller haben, und zwar oft mehrere in einem Bau. Auf diese Weise wurde 1870-71 unseren braven Kriegern mancher Hinterhalt gelegt, der, dem Auge entzogen, im Keller lauerte. Auch vor den Wandschränken sei gewarnt. Es gibt in jedem Haus sichtbare Wandschränke, aber auch, dem hinterhältigen Wesen der Franzosen angepaßt, viel versteckte Hohlräume. Und dann mögen sich die Krieger auch vor den offenen Vorräten und vor der Absynthflasche, die in jedem Haus zu finden ist, hüten. Die Angehörigen unserer Krieger mögen diese Warnung den im Feld Stehenden übermitteln. Diese Warnung sollte von allen Blättern nachgedruckt werden.
Hinaus mit der Wahrheit ins Ausland I
Der Deutschnationale Handlungsgehilfenverband läßt in einigen 40 Städten des neutralen Auslandes durch seine Vertrauensmänner regelmäßig die deutsche Presse verteilen. Außerdem hat er seine Organisation den Professoren des Hamburger
Kolonialinstituts, die die deutschen Kriegsnachrichten in fremde Sprachen übersetzen und in der Auslandspresse verbreiten, zur Verfügung gestellt und hofft dadurch zur Verbreitung der Wahrheit im Ausland beizutragen.
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» -i-
Gmünd, 21. Aug. Einem in der „Remszeitung" veröffentlichten und vom Kgl. Generalkommando freigegebenen Soldatenbrief ist nachstehende Schilderung des Gefechts, in dem Hauptmann Kuhn gefallen ist, zu entnehmen: „Nach einer wunderschönen Fahrt durch grüne stille Schwarzwaldtäler traf das Bataillon am Samstag, 8. August, abends in einem nahe am Rhein gelegenen Städtchen ein, wo wir Massenquartier bezogen. Von da ging es Sonntag früh im Eilmarsch und bei großer Hitze auf eine etwa 20 km entfernte größere Stadt zu. Dort erhielten wir den Befehl, sofort einem in einem benachbarten Tal zur Flankendeckung aufgestellten Jägerbataillon, das vom Feind hart bedrängt wurde, zu Hilfe zu eilen. Nach einer Bahnfahrt von weiteren 20 !m kamen wir um 5 Uhr abends auf dem Kampfplatz an. Die Franzosen, mindestens 2 Regimenter, halten dort einen hohen Berg besetzt, dessen obere Hälfte mit Wald bestanden war. Wir, die 5., 6. und 8. Kompagnie, gingen nun sofort unter Schnellfeuer vor, den recht steilen Hang hinauf und zwar die 5. Kompagnie (mit der Fahne) an der Spitze. Das war bitter schwere Arbeit und die Lungen konntens kaum mehr schaffen. Ein dichter Hagel von Geschossen pfiff uns entgegen und hier und dort sank einer von uns zu Boden. Wie ich nachher erfahren habe, bekamen die Franzosen etwa gleichzeitig mit unserem Eingreifen in das Gefecht eine Brigade zur Verstärkung. Wir krabbelten und knallten aber den Berg hinauf; ich war immer in der Nähe von Hauptmann Kuhn, bis dieser etwa gegen 7 Uhr einen Schuß ins Bein bekam. Hilfe war zwar gleich zur Stelle, aber noch während ihm der Verband angelegt wurde, traf ihn zu unserem Entsetzen eine zweite Kugel in die Brust. Der Hauptmann sank dann auch gleich nach hinten, anscheinend zu Tode getroffen und starb so inmitten seiner treuen Kompagnie den Heldentod fürs Vaterland. Als wir dies sahen, gingen wir mit aufgepflanztem Bajonett auf die Franzosen los, schossen und stachen alles nieder, was nur den Kopf zeigte, und warfen dann auch den Feind aus seiner Stellung. So hat das 2. Bataillon mitsamt unserer Fahne die Feuertaufe erhalten und wir sind stolz darauf; aber «Blut hat dieser Sieg uns gekostet."
! Gmünd, 21. Aug. Unter den kürzlich zu Leutnants beförderten Fähnrichen befindet sich auch Leutnant Wiedenhöfer vom hiesigen Regiment, ein Sohn des Stadtschultheißen Wiedenhöfer in Heu- 'buch. Nach einer Mitteilung des Regimentskommandeurs ist Leutnant Wiedenhöfer von einer Patrouille nicht mehr zurückgekehrt. Es wird vermutet, daß er in Gefangenschaft geraten ist.
München, 19. Aug. Auch in München reisen die Japaner ab. An den medizinischen Kliniken der Münchner Universität haben bis Samstag 46 Japaner gearbeitet. Sie sind nun alle über Holland nach Hause gereist.
Berlin, 18. Aug. (W. T.-B.) Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt unter der Ueberschrift „Eng-
„Es pressiert nicht, Mama," unterbrach Otto sie, wir haben in der Hauptstadt vor unserer Abreise »och bei Taubmann gespeist, — ein superbes Diner, sage ich dir, — mein Freund hier ist Gourmund und Kenner in solchen Dingen!"
„Schmeichle mir in der Tat," stimmte Herr von Hohlen in seiner affektierten Art bei, „Diner war wirtlich genial!"
Von dem gezierten Ton des jungen Menschen unangenehm berührt, wandte der Förster sich um.
„Da wird Ihnen unsere einfache Kost freilich kaum schmecken!" meinte er trocken.
Frau Adelheid tat, als habe sie die Bemerkung nicht gehört.
»Aber so laßt uns doch wenigstens erst einmal Platz nehmen," sagte sie. „Lorenz, hörst du? — Lina, Lina!"
Der Förster folgte — wenn auch unwillig — der Aufforderung und Otto und von Hohlen setzten sich ebenfalls.
Auf den Ruf der Mutter trat Klara mit Kaffee und Kuchen ein.
„Da bring' ich schon alles selbst," sagte sie.
„Aber, Mädchen, wer wird denn selbst?" zischte die Försterin ihr entrüstet ins Ohr. „Das paßt sich nicht in feiner Gesellschaft!"
„Aber die Lina hatte doch im Stall zu tun und ihr solltet nicht warten!" versetzte Klara.
Frau Adelheid wollte aber davon nichts hören.
„Still, schäme dich!" gebot sie energisch.
Dann, von dem Mädchen gefolgt, an den Tisch tretend, fragte sie:
„Darf ich Ihnen einschenken?"
Otto und Robert warfen sich — wie vorhin unbemerkt — sonderbare Blicke zu. Der letztere schob der Fragender: seine Tasse hin.
„Sehr liebenswürdig, gnädige Frau!" schnarrteer.
Otto dagegen wehrte ab:
„Mir bitte nur ein halbes Täßchen, Mama." sagte er.
Endlich setzte sich auch die besorgte Wirtin.
„Aber bitte, essen Sie doch auch, Herr von Hohlen Sie nehmen ja gar nichts! Haben Sie denn keinen Appetit? Bedienen Sie sich doch ganz, als ob Sie hier zu Hause wären!"
„Danke sehr, es ist mir wirklich unmöglich, Ihrer vorzüglichen Küche mehr Ehre anzutun, als es bereits geschehen ist!"
Frau Adelheid blickte verwundert auf.
„Wo gehst du hin, Lorenz?" fragte sie, als sie den Förster plötzlich aufstehen sah, diesen.
„Die Hunde haben noch nichts gefressen," antwortete er mürrisch, „und Cäsar und Peter sind mit mir in der Stadt gewesen, sie haben seit dem Morgen nichts gehabt!"
„Aber es wäre doch nicht nötig, gerade jetzt, wo wir Bestich haben, nach den Tieren zu sehen! Die Lina kann ja —"
Er ließ sie nicht ausreden.
„Wen hungert, dem soll man geben, ob Mensch oder Tier!" sagte er und verließ dröhnenden Schrittes das Zimmer.
(Fortsetzung folgt.)