Intervention Englands günstig ist. Das KriegS- ministerium trifft dazu in der größten Eile alle Vorbereitungen. Unter den neuen militärischen Verhältnissen, welche auf dem Kontinent durch den opferen Widerstand der belgischen Armee gefallen sind (II), darf man sich vertrauensvoll der Hoffnung hingeben, daß ein so großer Teil des Expeditions­heeres, wie es verfügbar ist, bald abfahren werde. An der Spitze dieser Expeditions- ormee wird der zum Generalinspektor ernannte Feldmarschall Sir John French stehen. Als sein Generalstabschef wird Generalmajor Sir Archibald Murray fungieren, die Kavalleriedivision wird von Generalmajor Alenby, welcher seit 4 Jahren für die Ausbildung dieser Truppen verantwortlich ist, befehligt werden. Jedes Korps der Expeditions­armee besteht aus zwei Divisionen.

Verschiedenes.

Stuttgart, 14. Aug. Einer zuverlässigen Mitteilung zufolge können die württembergischen Postanstalten Privatpakete an Angehörige des Feldheeres als Feldpostpakete zur Beförderung nicht mehr annehmen. Die Zeitungen können nur unter Briefumschlag als Feldpostbriefe bis 50 g unentgeltlich befördert werden; von über 50 bis 250 8 kosten sie 20 Pfg

Eisenbahnwesen. Der Chef des Feldeisenbahnwesens hat mitgeteilt, daß er einige weitere Verkehrserleichterungen zulassen könne. Diese werden der Abwickelung der Militärtrans­porte entsprechend in den nächsten Tagen vollzogen werden. Im Personenverkehr handelt es sich um die Vermehrung der dem öffentlichen Verkehr frei­gegebenen Lokalzüge. Der Fahrplan hiefür tritt am 15. August in Kraft. Eine Beschleunigung

einzelner Züge ist auch jetzt noch nicht möglich. Für den Güterverkehr treten mit Wirkung vom 15. August folgende Erleichterungen ein: Es sind zur Beförderung zugelassen: 1 . Nahrungs- und Genußmittel, Bekleidungsmittel, Bedürfnisse der Krankenpflege sowie Druckpapier, 2 . Güter aller Art. wenn sie an Militär- oder Sanitätsbehörden adressiert sind, oder wenn im Fall ihrer Ver­sendung an andere Adressen durch Abstempelung der Frachtbriefe oder Ausstellung einer besonderen Bescheinigung seitens einer Militärbehörde bestätigt wird, daß die Beförderung im militärischen Inter­esse liegt. Darnach sind für die oben bezeichneten Güter durchweg keine Annahmescheine nötig und es fällt auch, soweit sie als Expreßgut befördert werden sollen, die bisher bestehende Gewichtsgrenze weg. Sobald wieder besondere Güterzüge ge­fahren werden können, was voraussichtlich schon in allernächster Zeit der Fall sein wird, werden auch noch weitere Güterarten, so namentlich die wichtigsten Rohstoffe, zur Beförderung angenommen werden können.

Schorndorf, 14. Aug. In einem Anfall geistiger Umnachtung hat sich die Tochter des pensionierten greisen Hauptlehrers Hirsching mit Erdöl übergossen und angezündet. Sie trug so schwere Verletzungen davon, daß sie bald darauf starb. Sie war die Stütze ihres Vaters in seinen alten Tagen.

Ulm, 13. Aug. Der Festungsgouverneur macht bekannt, daß mit dem heutigen Tage die Uebungsflüge deutscher Flieger wieder ausgenommen wurden und die Anordnung des Schießens auf Lustfahrzeuge aller Art außer Kraft tritt. Dagegen bleiben die Vorschriften über die Behandlung niedergegangener Flieger bestehen. Dem vor acht Tagen gegründeten Verein zur Linderung der ^

Kriegsübel sind außer vielen Naturalgaben 77 000 Mk. in Geld zugeflossen. Die Besitzer des Russischen Hotels haben den Namen des Hotels abgeändert inHotel Fezer".

Direktor Zeidler der Härdtsfeldwerke in Neresheim wollte seinen Sohn, der als Chauffeur i» den Heeresdienst tritt, an die Bahn begleiten. Da er beim Passieren eines Bahnpostens in der Annahme, man kenne ihn, auf den Anruf nicht hielt, feuerte der Posten und verletzte ihn tödlich.

Auf einem bayrischen Bahnhof wurden einige Waggons mit Eiern (zirka eine Million), welche nach Frankreich bestimmt waren, beschlag­nahmt und dem K. Proviantamt Ingolstadt zu­geführt.

Sonnkagsgrdsnkrn.

Opfersinn

Im Opferbringen für das Gemeinwesen liegt die erste Pflicht, aber auch die beste Kapitalanlage, die ein Volk und jeder einzelne gute Volksgenosse

machen kann. Adolf Wagner.

*

» *

Meiner Ansicht nach und meiner Erfahrung nach sind die Menschen, die helfen, wenn das Unwetter kommt und der Sturm heult und harte Arbeit getan werden muß, solche, die glauben, daß sie Werkzeuge in der Hand des Höchsten sind.

Ramsay Macdonald.

*

* *

Es ist nicht nötig, daß ich lebe, wohl aber, daß ich meine Pflicht tue und für mein Vater­land kämpfe.

Wahlspruch Friedrichs des Großen.

Das Unterhaltungsblatt ist heute leider nicht

öckanlitmachlltt g.

Der von den hiesigen Herren Aerzten veranstaltete

beginnt am nächsten

Mmtag, bk« 17. Aug. d. I., ullchm.» W

im Zeichensaal der König-Wilhelm-Schule.

Die Frauen und Mädchen, welche sich zum Kurse an­gemeldet haben, wollen sich hiezu rechtzeitig einfinden. Wildbav, den 14. Aug. 1914.

Stadtschultheißenamt:

Baetzner.

Lick,ni iitmachlNl g.

Jeder Inhaber von leeren Benzinfässern

ist verpflichtet, die Anzahl derselben dem immobilen Kraft- wagendepot Nr. 7 in Untertürkheim alsbald bekannt zu geben.

Immobiles Krastwagendepot Nr. 7 Untertürkheim.

Vorstehendes wird hiemit bekannt gemacht. Wildbad, den 14. August 1914.

Stadtschultheitzenamt: Baetzner

Lekliuiltmachilllg z

Nach Mitteilung des Proviantamts Stuttgart sollen i die Bauern ihr Vieh vielfach an die Händler zu Schleuder- ! preisen abgeben. j

Den Viehbesitzern wird daher anheimgegeben, ihr Vieh ' dem Proviantamt Stuttgart zum Ankauf anzubieten und ? die Angebote womöglich gemeindeweise einzureichen. Der ! Preis ist für Lebendgewicht frei Stall Stuttgart anzugeben. !

Es wird aber darauf hingewiesen, daß es im Interesse > der Einzelnen gelegen wäre, wenn sie ihren Viehstand erhalten würden. s

Das Stadtschultheißenamt ist bereit, die Angebote an > das Proviantamt zu vermitteln.

Wildbad, den 15. August 1914.

Stadtschultheitzenamt:

Baetzner.

Herr Georg Horstmann, Privatier in Wiesbaden, hat mir zum Andenken an seinen verstorbenen, auf dem hiesigen Friedhof ruhenden Sohn, den verst. Herrn Apotheker Karl Horstmann, den Betrag von Eintausend Mark zur Verwendung für die hilfsbedürftigen Familien hiesiger Ausmarschierter übersandt.

Für diese reiche, hochherzige Gabe spreche ich Herrn Horstmann auch auf diesem Wege den herzlichsten Dank aus.

Wildbad, den 14. August 1914.

Stadtschnltheitz: Baetzner.

Kiith. Goltcsdicnjt.

Sonntag, den 1V. Aug.

10 V 4 Uhr Amt.

2 / 42 Uhr Christenlehre und Andacht.

An den Werktagen.

Montag keine hl. Messe, an den übrigen Tagen 7 Uhr heil. Messe und abends 7 Uhr Andacht.

Beichte: Samstag nachmittag nach der Andacht und Montag. Kommunion: Sonntag und Montag früh 6 Uhr, an den üb­rigen Tagen 6 V 2 Uhr und bei der heil. Messe.

Kxchdticher

in verschiedenen Ausgaben sowie

Kochrrrept-Mn

in reichhall. Auswahl empehlt

Chr Wildbrett,

Papier- und Schreibwaren, (unterh. Ruff. Hof).

»M

Gerichtet.

Roman von Franz Wichmann.

(Nachdruck verboten.)

»Wenn du es wünschest, Vater, aber zuvor will >ch doch noch das Unkraut im Garten"

«Laß das jetzt!" entschied der Förster.Heut ist's "un einmal nichts mit der Arbeit! Kleide dich also an!"

»Das blaue Kleid mit den Spitzen!" setzte die oorsterin hinzu.

»Ja, Mittler," fügte das Mädchen sich jetzt willig. ^ nahm die Kleider zusammen und entfernte sich aus den, Zimmer.

Ter Förster ließ sich schwer auf das Sofa fallen, "ahn, die kurze Jagdpfeise vom Tisch und zündete >>e an.

«Du solltest dem Mädel fernen Willen lassen!" °runnnte er.Sie ist einmal so!"

Die Försterin war vor den Spiegel getreten und ardnete das blonde, auf der Stirn leicht gekräuselte «aar.

«Du bist zu aut mit ihr," meinte sie dabei,wirst

noch sthxn, MZ ihr Eigensinn für Folgen hat.

^ Otto war niemals so!"

Lorenz Reiner stieb dichte Dampfwolken aus seiner Pfeife.

«Wohl wahr! Der Otto"

hat er alles ohne Widerrede getan"

-Was du wolltest!" fiel der Förster mürrisch ein. ' "War nicht mein Wille auch dein Witte?"

Der Förster stützte den Kopf in die Hand.

Das eine ausgenommen, die Schulsuchserei, das Studieren! Das ist ein Metier, das die jungen Leute verdirbt, kein Beruf für ehrliche Menschen!"

Aber, Lorenz, wie kannst du nur so sprechen? Jetzt, wo du selbst in die Hauptstadt versetzt bist, jetzt ist es ein Glück für uns! Der Junge wird uns nützen! Du weißt, in welchen Kreisen er Zutritt hat!"

Ärgerlich sprang der Förster auf.

Blut und Hagel, komm' mir nicht immer mit der verdammten Stadt, ich will nichts wissen davon! Dem Förster seinen Wald nehmen und ihn an den Schreib­tisch setzen, in ein Bureau sperren! Habe ich das ver­dient, daß sie mir zuletzt das Leben verkümmern und verbittern wollen? Eine Welt für Narren ist's!"

Wirst bald eiuschen, daß es zu unserm Vesten war!" erwiderte die Försterin zuversichtlich.

Zu unserm? Von wem redest du? Von dir?" Er lachte grimmig auf.Freilich, daß du deine schönen Kleider bewundern lassen und dich spreizen kannst wie ein Pfau!"

Ich spreche doch von unseren Kindern, Lorenz!"

Larifari! Glaubst du, ich lasse mir das Mädel in der Stadt verderben?"

Klara wird ihr Glück machen. Sie ist alt genug dazu: ihr Herz wird erwachen, ehe wir's denken; sie wird lieben lernen und heiraten!"

Lorenz Reiner setzte sich wieder.

Kann sie das hier nicht auch?"

Wüßtest du eine Partie für sie ?" gab die Förstcrin triumphierend zurück.

.Ach was, Partie!" wiederholte der Förster ver­

ächtlich.Solche Kuppeleien mag die Gesellschaft in der Stadt treiben, weil sie sonst nichts zu tun hat. Ich will dayon nichts wissen, das Mädel soll nur aus Liebe heiraten, das andere findet sich von selbst!"

Wenn sie aber hier auf dem Lande, bei den Bauern, niemand findet, den sie lieben kann?"

Sie mag warten, bis der Rechte kommt! Und wenn nicht, soll sie daheim bleiben und arbeiten, das ist das allerbeste!"

über die Erregung, in der der Förster sich befand, war ihm die Pfeife ausgegangen. Er stand wieder auf und ging durchs Zimmer, um sie von neuem an­zuzünden.

Schweigend machte die Försterin sich mit den Blumen auf den Fensterbrettern zu schaffen. Er blieb vor ihr stehen, bewegte die Lippen, sagte aber nichts. Dann nahm er eine Photographie von der Wand und betrachtete sie.

Ein stattlicher Bursche, der Otto! Sapperment," sprach er halblaut vor sich hin,schade um ihn!" Immer dichter quollen die Rauchwolken aus seiner Pfeife.Könnte ein schmucker Förster sein und wird nichts als ein grämlicher Federfuchser! Des Försters Reiner einziger Sohn eine Schreiberseele!" sprach er bitter vor sich hin.

Frau Adelheid lächelte überlegen.

Jurist zu sein ist heutzutage der feinste Beruf und du wirst sehen, er bringt es noch zum Minister!" sagte sie selbstgefällig.

Der Förster kehrte ihr den Rücken.

(Fortsetzung folgt.) ,