Lekiiiintliiachun g.
Das Präsidium des Württ. Landesverbands vom Roten Kreuz macht angesichts des großen Angebots von unausgebildetem weiblichen Personal für Krankenpflege darauf aufmerksam, daß zur Verwendung im Feld nur ausgebildetes Personal mit mindestens Ljähriger Ausbildung und staatlichem Examen Verwendung finden kann, und bittet daher dringend, von weiteren Meldungen für Krankenpflege avzulehen. Sehr willkommen ist freiwillige Hilf», wie Näharbeiten, Kochen, Binden, Wickeln etc. Auch kann Personal mit einigen Krankenpflegekursen jederzeit zu Dienstleistungen in Lazaretten und Krankenhäusern im Lande selbst Verwendung finden. Jede Dienstleistung zu Gunsten des Roten Kreuzes ist unbedingt unentgeltlich, Entschädigung, wie Kost und Logis, kann nicht gewährt werden. Es sei deshalb namentlich weibliches Dienstpersonal davor gewarnt, seine Stelle auszukündigen, um sich dem Dienst des Roten Kreuzes zur Verfügung zu stellen. — Es wird weiter darauf aufmerksam gemacht, daß nach den Kaiserl. Verordnungen für die freiwillige Krankenpflege im Krieg nur Reichsangehörige im Dienst des Roten Kreuzes tätig sein und mit den Neutralitätsabzeichen versehen werden können.
Bei der Geschästsleitung lausen täglich Anfragen von Aerzten ein, welche mit der Einrichtung der Vereinslazarethe
s vom Roten Kreuz betraut sind. Cs wird darauf aufmerksam gemacht, daß für die 51 Lazarette, welche vom Landesverein im ganzen Land vorbereitet sind, ein genauer Bereitschaftsplan schon ausgegeben ist, auf Grund dessen die leitenden Aerzte an den betreffenden Orten nach erfolgter Mobilmachung ohne weitere Anweisung sofort in Tätigkeit zu treten haben.
Die Liebesgabenabteilung des Roten Kreuzes braucht zum Versand der Liebesgaben für unsere Truppen Kisten, und zwar in jeder Größe, aber nicht über 1 «bm Fassungsgehalt. Erwünscht sind möglichst neue, starke und widerstandsfähige Kisten; gebrauchte sind nur annehmbar, wenn sie in gutem Zustand sind. Freundliche Spenden solcher Kisten für die Liebesgabenabteilung des Roten Kreuzes werden dankend im Königsbau, Aufgang gegenüber Hotel Marquardt, entgegengenommen, auf mündliche, schriftliche oder telephonische Mitteilungen (Telefon Nr. 6856) aber auch gerne abgeholt.
EinM-Schil-tt
tUnterglasur)
in wetterfester Ausführung.
Schwarzgliigschilder
Buchstaben in dauerhafter Vergoldung.
Mas-Schilder
in verschiedener Art empfiehlt
o. ^bsk-Is ssn.,
(Inh. E. Blumenthal.)
Vorstehendes wird hiemit öffentlich bekannt gemacht. Wildbad, den 7. Aug. 1914.
Stadtschultbeitzenamt: Baetzner.
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— Kgl. kneanlagen. —
Die Testamentsklausel.
Roman von H. Courths-Mahler. ^Schluß) ^Nachdruck verboten.)
Im Speisezimmer bei Soltenaus war die Tafel bereits gedeckt. Frau v. Soltenau schickte den Diener und die Kinder mit Aufträgen weg, dann wandte sie sich lächelnd an das junge Mädchen.
„So, liebes Kind, nehmen Sie diese Blumen und arrangieren Sie dieselben recht schön nach Ihrem erprobten Geschmack. Ich muß jetzt Hinüberzehen und mich meinen Gästen widmen."
Eva Marie beugte sich über die Blumen und begann ihr Werk. Mit flinken, geschickten Händen ordnete sie die Blüten. Sie war gerade dabei, in ein hohes Kelchglas einige besonders schöne Rosen zu stecken, um sie vor dem Platz der Braut aufzustellen, als sich die Tür öffnete und jemand eintrat. Im Eifer ihrer Arbeit sah sie gar nicht auf, in der Meinung, Frau von Soltenau sei nochmals zurückgekehrt. Als jedoch hinter ihr alles still blieb, wandte sie sich um.
Da schrak sie furchtbar zusammen. Das Kelchglas mit den Rosen fiel ihr aus den zitternden Händen, und aus ihrem jäh erblaßten Gesicht sahen die großen Augen entsetzt auf Arnim von Leyden.
Mit beiden Händen umklammerte sie eine Stuhllehne, weil sie schwankte. Er trat auf sie zu, als ob er sie stützen wollte. Da wich sie vor ihm zurück und schlug in brennender Scham die Hände vor das Gesicht.
„Eva Marie, vergib, ich habe dich erschreckt," sagte er leise, mit bebender Stimme. Nun er sie wieder in all' ihrer Lieblichkeit vor sich sah, wußte er erst, wie unsagbar lieb er sie hatte.
„Ich bitte, Herr von Leyden, entfernen Sie sich aus diesem Zimmer. Man darf hier im Hause nicht ahnen, daß wir uns kennen. Ich bin hier in abhängiger Stellung, bitte, verlassen Sie mich."
„Nein, Eva Marie, ich lasse dich nicht. Jetzt, da ich dich endlich wieder gesunden habe. — Eva Marie, warum bist du von mir gegangen, warum hast du nicht gefragt, ob ich mich rechtfertigen kann?"
,„Jch habe Sie nicht angeklagt, einer Rechtfertigung bedarf es also nicht. Aber bitte, gehen Sie nun — man darf uns hier nicht zusammen finden."
Sie bückte sich nieder und hob die Rosen und das zerbrochene Glas auf. Er wollte ihr behilflich sein. Sie sah mit gequälten, angstvollen Augen in ihm auf.
„Nicht — ich danke — bitte, ^gehen Sie," stammelte sie, halb ohnmächtig vor Schmerz.
Er trat zurück.
„Nein, Eva Marie, ich gehe nicht, bis alles km zwischen uns ist. Sei doch ruhig, ängstige «ich doch nicht. Es wird uns niemand stören »der überraschen, verlaß dich darauf. Frau von soltenau weiß, daß ich hier hereingegangen bin, um eine ernste Angelegenheit mit dir zu besprechen."
Eva Marie sah ihn unruhig fragend an.
»Wir haben nichts mehr miteinander zu reden, Herr von Leyden."
sa^'^vch, Eva Marie, ich habe dir so viel zu
Sie preßte in hilfloser Qual die Handflächen »ander.
. „Was soll Ihre Braut davon denken?" rief »e wie außer sich.
„Meine Braut?"
»Ja, Fräulein Dora, ich weiß, daß Sie sich heute mit ihr verlobt haben."
Da flog ein Lächeln über sein Gesicht.
„Das ist ein Irrtum, Eva Marie. Nicht ich, sondern mein Freund Rippach ist der glückliche Bräutigam. Durch ihn erfuhr ich von deiner Anwesenheit hier im Hause, und während du mit den Kindern aus warst, kam ich hieher, um dich zu sprechen. Ich habe keine andere Braut als dich, Eva Marie, und ich betrachte mich noch heute als deinen Verlobten."
Sie schüttelte abwehrend den Kopf.
„Wozu das alles? Es hat doch keinen Zweck. Es quält und demütigt mich unerträglich. Ich habe Ihnen doch geschrieben, daß ich Ihre Frau nicht werden kann."
„Ist denn dein Stolz größer als deine Liebe, Eva Marie? Oder liebst du mich nicht mehr?"
Sie wurde dunkelrot und sah ihm mit bitterem Vorwurf ins Gesicht.
„Gut, Eva Marie. Ich will heute nicht weiter in dich dringen. Du sollst Zeit haben, dich selbst und den Glauben an mich wiederzufinden. Darum will ich vorläufig nach Burgwerben zurückkehren. Bliebe ich hier, müßte ich täglich kommen und dich bestürmen. Das will ich mir unmöglich machen. Du sollst Ruhe haben zu deinen Beschlüssen. Ich werde in Burgwerben auf dich warten, Eva Marie. Wenn du mich noch liebst, mußt du meine Sehnsucht empfinden und mir folgen. Ich werde die Tage zählen, bis du kommst — denn du wirst kommen, das weiß ich so bestimmt, als ich an deine Liebe glaube, so bestimmt ich dich liebe. Laß mich nicht zu lange warten, Eva Marie."
Er nahm voll zarter Ritterlichkeit ihre Hand und küßte sie innig. Dann ging er hinaus, ohne sich noch einmal umzuwenden.
Mehr als vierzehn Tage waren verstrichen seit jener Unterredung zwischen Arnim und Eva Marie. Sie hatte mit Entzücken die echte, wahre Liebe Leydens begriffen und beschloß, heimzureisen. —
Arnim hatte mit Frau Professor Delius vereinbart, daß sie sofort die Magd nach dem Schlosse schicken sollte, wenn Eva Marie eintraf. Trotzdem fuhr er fast täglich am Häuschen vorbei, um sich selbst zu überzeugen. Der erste Schnee war zur Hälfte wieder weggetaut. Darauf hatte sich Kälte eingestellt, und in der Nacht war frischer Schnee gefallen. 'Nun gab es von neuem herrliche Schlittenbahn. Arnim fuhr allein im Schlitten den Schloßberg hinab. Er hielt die Zügel lässig in der Hand und ließ die Pferde gemächlich traben. Dann gings m den verschneiten Wald hinein. Eine Weile fuhr er so dahin. Da plötzlich stutzte er. Dort auf dem Waldiveg kam ihm eine schlanke, schwarzgekleidete Frauengestalt entgegen. Als sie den Schlitten herankommen sah, bli»b sie stehen und lehnte sich an einen Baum, als versagten ihr die Kräfte. Da hatte er sie schon erkannt.
„Eva Marie!"
Wie ein klingender Jauchzer scholl es durch den winterstillen Wald. Mit einem Satz war er aus dem Schlitten und stand in wenigen Sekunden vor ihr. Mit starken Armen zog er das vor Erregung zitternde Mädchen an sich.
, Eva Marie, meine süße Eva Marie, Hab' ich dich "endlich wieder!" rief er mit solchem Jubel in der Stimme, daß das Mädchen die Gewalt seiner Liebs fühlte.
Und da lag sie nun an seinem Herzen und fühlte seinen lauten, starken Schlag. Stumm hielt er sie umschlossen, stumm schmiegte sie sich in seine Arme, und die Augen tauchten in seliger Wonne ineinander. Die Küsse, die jetzt auf ihre Lippen niederbrannten, waren andere als jene vor ihrer Flucht.-
Vier Wochen später, in den ersten Tagen des Januar, wurde Arnim von Leyden mit Eva Marie Delius in aller Stille in dem kleinen Dorfkirchlein getraut. Scheveking und Rippach fungierten als Trauzeugen. Die Dorfbewohner und das Schloßgesinde füllten die Kirche. Es war eine schlichte, ernste Feier, aber das junge Paar sah mit strahlenden Augen in die Welt.
Arnim hatte mit Absicht vermieden, Gäste einzuladen; er wollte Eva Mari« die Demütigung ersparen, sich ihrer Stiefmutter schämen zu müssen.
Am nächsten Tage reiste diese für immer ab, um sich in Dresden niederzulassen.
Rippach hatte herzliche Grüße und Glückwünsche von Soltenaus überbracht. Man hatte verstanden, daß das junge Paar die Hochzeit in aller Stille feiern wollte. Arnim und Eva versprachen aber, zu Rippachs und Doras Hochzeit, welche Ostern stattfinden sollte, zu kommen. Als das junge Paar das erstemal miteinander die Schwelle des Burg- werbener Schlosses überschritt, umfaßte Arnim fest die geliebte Frau.
„Möge dieses Haus nur Glück und Freude für dich bereit halten, mein geliebtes Weib! Gott segne deinen Eingang!" sagte er bewegt. Und Eva Marie drückte seine liebe Hand und sah ihn mit ihren schönen Augen an, als wollte sie sagen: „Wo du bist, da ist mein Glück."
Scheveking und Mamsell Wunderlich haben an diesem Tage kein ungutes Wort gewechselt, sie waren von einer schwachmütigen Weichheit befallen. Und als das junge Paar später an die stille Gruft Friedrichs von Leyden ging, um dem Gründer ihres Glückes Blumen als Dankopfer zu bringen, da sah Scheveking zum erstenmale das Gesicht Mamsell Wunderlichs von Tränen überströmt. Da wurde ihm ganz „fladderig" zumute, und er mußte einen Pomeranzenlikör trinken.
Am nächsten Tage aber fanden sie den alten Ton wieder. Sie zankten sich in Zukunft hauptsächlich darüber, wer von ihnen beiden sich mehr an dem sonnigen Glück ihrer Herrschaft freute. Und da kamen sie nie ins Gleiche.-
Im Sommer wurde es lebendig in Burgwerben. Margarete und Elfriede Soltenau tobten im Park und Garten herum. Hans Rippach und seine junge Frau weilten ebenfalls als Gäste in Burg- ' werben, und da Arnim mit Eva Marie in der Nachbarschaft Besuche gewacht hatte, fehlte es nicht an Gesellschaft. Auch Herr und Frau von Soltenau folgten der überaus herzlichen Einladung des jungen Paares.
Das Glück und heitere Gesellschaft hatten Einkehr gehalten in Schloß Burgwerben. Friedrich v. Leyden hatte durch sein Testament den finsteren Geist gebannt, der mit seiner Schuld, mit seinem Leid eingezogen war.
Sein Andenken wurde in Ehren geholte« von Arnim und Eva Marie, gleich wie von den beiden Alten, Scheveking und Mamsell Wunderlich, die ihren alten Herrn nicht über dem neuen vergaßen.
—o- Ende. <» -