Veimbach, O.A. Gerabronn, 10. März. Der etwa 60jährige Sandhändler Messing hatte gestern abend, jedenfalls infolge Streitigkeiten, seiner Frau einen Prügel nachgeworfen und traf sie ins Genick. Der Tod trat nach wenigen Stunden ein. Glessing wurde heute mittag dem Kgl. Amtsgericht Langenburg eingeliefert. Glessing war erst spät abends heimgekommen. Sein Wagen fiel nicht weit von seiner Behausung um. Mit seiner Frau geriet er sofort^ in Streit und ergriff ein Holzstück und traf sie so heftig an den Kopf, daß das unglückliche, 60jährige Weib tot zusammensunk. Glessing war in der Trunkenheit ein jähzorniger Mensch, worunter die Frau viel zu leiden halte. Früher hatte er schon wegen schwerer Mißhandlung eine Gefängnisstrafe abzusitzen.
Aus öern Weiche.
Berlin, 10. März. Der Reichstag hat die zweite Beratung des Kolonialetats fortgesetzt. —
Die Duellinterpellation des Zentrums wird am Freitag auf dre Tagesordnung gesetzt werden. —
In der Reichstägskommijsion wurde der sortschr.
Antrag, daß Perionen des Beurlaubtenstandes nur während der Dauer der Kontrollver>ammlungen dem Militärgesetz unterstehen, angenommen. Die Regierung hatte erklärt, bei Annahme dieses Antrags das ganze Gesetz fallen zu lassen.
Berlin, 11. März. (Ausbildung von Schiffsköchen für die deutsche Handelsmarine.) Der Deutsche Schulschiff-Verein beschäftigt sich neben der Ausbildung von seemännischem Personal für die Handelsflotte auch in beschränktem Umfange mit der Ausbildung von Mannschaftsküchen für Handelsschiffe. Mitte April ds. Js. beginnt auf den Schulschiffen „Großherzogin Elisabeth" und „Großherzog Friedrich August" je rin Kochkurjus, zu dem auf jedem Schiffe 6 bis 8 Kochschüler eingeschifft werden. Die Ausbildung erfolgt kostenlos, eine Pension für Unterbringung,
Verpflegung, Kochunterricht und Krankrnbehaudlung an Bord durch den Schiffsarzt wird nicht gefordert, die Kochlehrlinge haben nur eine gleichmäßige Kleidung, die aus der Kleiderkammer des Schiffes geliefert wird, im Betrage von 110 Mk. selbst zu bezahlen. In Frage kommen nur junge Leute, die bereits gedient oder militärfrei sind, die jedoch das Alter von 2S Jahren möglichst nicht überschritten haben. Bäcker und Schlächter werden
wegen ihrer Vorbildung bevorzugt. Nach erfolgter __
Ausbildung finden die Kochlehrlinge Beschäftigung ^ ^Eob vom 4. Husarenregiment, wegen Spionage
darstellt. Ein Schlächtergeselle warf seine frühere Braut wegen Verrates verschiedener von ihm verübter Diebstähle nach verbüßter Strafe von einem Kahn aus in den See und ertränkte sich dann selbst.
Hamburg, 11. März. Die Voruntersuchung in dem Massenprozeß wegen der Riesenunterjchleife bei der Hamburg-Südamerikanischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft ist nach sechsmonatlicher Dauer jetzt nahezu vollendet. Die Anklage richtet sich gegen mehr als 300 Angestellte der Rhederei, Kapitäne, Offiziere, Maschinisten u. a. Die Gerichtsverhandlung beginnt voraussichtlich nicht vor Pfingsten.
Dortmund, 11. März. Vor dem hiesigen Schwurgericht hatte sich die Witwe des Landwirtes Wellie aus Marwick bei Werl wegen Totschlags zu verantworten. Sie wurde beschuldigt, am 13. Juni v. I. ihren Ehemann mit einem Jagdgewehr erschossen zu haben. Die Verhandlung ergab, daß der Gelötete seit Jahren seine Frau brutal mißhandelt hat. In der fraglichen Nacht war es gleichfalls zu furchtbaren Szenen gekommen, wobei die Frau schwere Verletzungen erlitt. Sie bestritt die Tat und behauptete, ihr Mann habe sich aus Versehen selbst erschossen. Der Staatsanwalt erachtete die Angeklagte für überführt, beantragte aber die Freisprechung, weil Notwehr vorliege. Die Geschworenen verneinten sämtliche Schuldfragen, worauf das Gericht die Frau kostenlos freisprach.
Bautzen, 10. März. In einem der umfangreichsten Fabrikgebäude der lithographischen Anstalt und Kunstpapierfabrik von Gebr. Weigandt brach heute früh 3 Uhr Großfeuer aus, welches das Gebäude vollständig in Asche legte. Unter den Trümmern wurden die verkohlten Leichen von 5 Personen gefunden, eine sechste Person wird vermißt.
Posen, 10. März. Die Revision der Staatsanwaltschaft gegen das freisprechende Schwurgerichtsurteil in dem Prozeß gegen den Grafen Mielzinsky ist zurückgezogen worden Das Urteil hat damit Rechtskraft erlangt.
Straßburg, 11. März. Leutn. v. Forstner hat wegen Duldung von Soldatenmißhandlungen vier Wochen verschärften Arrest erhalten. Die Mannschaften sind überhaupt nicht bestraft worden.
Aus dem Auslund.
Wien, 11. März. Schon wieder mußte ein österreichischer Offizier, der Oberleutnant Arthur
als Mannschaftsküche auf den Schiffen der Handels marine, wo sie etwa 80—110 Mk>, bessere Köche auf größeren Schiffen auch darüber, verdienen. Die näheren Einstsllungsbedingungen find aus der Geschäftsstelle des Deutschen Schulschiff-Vereins, Bremen, Herrlichkeit 5, zu erhalten.
Berlin, 10. März. Auf dem Tegeler See hat sich eine Liebestragödie abgespielt, die sich den Blättern zufolge als Mord und Selbstmord
abgeurteilt werden. Er wurde zur Kassation und 17 */- Jahren schweren Kerkers verurteilt. Jakob betrieb in Verbindung mit dem früheren russischen Militärattache Spionage zugunsten Rußlands.
Innsbruck, 10. März. Gestern nachmittag fand in Trafoi in Anwesenheit eines Vertreters des Erzherzogs Friedrich, des Landesverteidigungsministers Georgi und des Statthalters, sowie zahlreicher militärischer Würdenträger das Leichen
begängnis der 14 Opfer der Lawinenkatastrophe statt. Am Grabe widmete der Innsbrucker Korpskommandant den Toten einen ergreifenden Nachruf.
Innsbruck, 9. März. Der offizielle Bericht des Leutnants Gaidorf über die Lawinenkatastrophe besagt: Um 4 Uhr nachmittags, als die Spitze der Abteilung unter Beobachtung aller Vorsichtsmaßregeln ungefähr 100 Meter unterhalb des Tabareta- joches angelangt war, kam die ganze Schneedecke m Bewegung. Gaidorf hörte bei vollkommener Finsternis ein furchtbares Donnern und Sausen. Eine Zeitlang konnte er sich an der Oberfläche der Lawine behaupten; als aber von der Tabaretta- spitze eine zweite Lawine niederging, wurde er von dieser begraben und weiter bergabwärts gerissen; er verlor jedoch nicht die Besinnung und arbeitete sich an die Oberfläche. Das Schneefeld war vollkommen leer. Nach einiger Zeit bemerkte er etwas höher einen Laildesschützen, dem es ebenfalls gelungen war, sich herauszuarbeiten. Die beiden bemühten sich sofort um die Verunglückten. Gaidorf hörte in der Nähe Röcheln. Er scharrte Mit den Händen den Kopf eines noch lebenden zweiten Landesschützen heraus. Nach weiteren Bemühungen gelang es, noch zwei Kameraden herauszugraben. Oberleutnant Löschner, der ebenfalls aufgefunden wurde, konnte man nur als Leiche herausbekommen. Um 8 Uhr abends, als es vollständig dunkel war, stellten die Geretteten ihre Arbeit em und nächtigten in einer nahen Edelweißhütte. Frühmorgens kamen dann die ersten Bergungsmannschaften aus Trafoi und anderen Ortschaften.
Das italienische Ministerium Giolitti überreichte dem König seine Entlassung.
Auf dem Flugfeld von Jssy les Mo uline aux stürzte der französische Flieger Allemane ab und erlag wenige Stunden später seinen Verletzungen.
London, 10. März. Die Führerin derFrauen- stimmrechtlermnen, Frau Pankhurst, ist gestern abend in Glasgow verhaftet worden. Sie hatte eine Rede aufreizenden Inhalts gehalten. Die Polizei drang in den Versammlungsraum ein und stürmte die Tribüne, wo die Pankhurst von einem Haufen Wahlrechtlerinnen verteidigt wurde.
An Stelle des verstorbenen Fürsten Lieven soll der Admiral Stetschenko zum Chef des rus s i- schen Marinegensralstabs ernannt werden.
Bei Sebaftopol stießen zwei russische Torpedoboote zusammen; beide wurden so schwer beschädigt, daß sie gedockt werden mußten.
Stach amtlicher Meldung verfügt die bulgarische Regierung auf Grund der Neuwahlen in der Sobranje nur über die knappe Mehrheit von vier Stimmen.
Griechenland hat die weitere Räumung des Epirus eingestellt, um den epirotischen Aufständischen nicht die Herrschaft über jene Gebiete zu überlassen.
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was der Detektiv Silas Hempel svon sich«.hören, ließ.
Indessen war der Detektiv, wenn auch vorläufig unsichtbar, doch keineswegs so untätig, als seine Freunde glaubten.
Vielmehr entwickelte er gerade jetzt eine fieberhafte und geheimnisvolle Tätigkeit.
Am 1. September war Frau Henderson verhaftet worden und schon am 2. fand sich „Herr Engelmann" nach längerer Zeit wieder bei der erstaunten Poldi ein.
Poldi wohnte gegenwärtig noch in dem Gartenhaus, doch sollte dieses morgen versiegelt werden, nachdem Herr Klinger seine Nachforschungen im ersten Stockwerk beendet haben würde.
Klinger suchte nämlich eifrig nach den Papieren der Amerikanerin, die er schon einmal in Händen gehabt hatte, ohne einen Blick hineinwerfen zu können.
Leider fand er außer belanglosen Dokumenten, wie Mabels Tauf- und Trauschein, nichts. Sie mußte offenbar, durch den Diebstahl gewarnt, ihre Briefschaften vernichtet haben.
Poldi empfing Herrn Engelmann, welcher sie ansprach, als sie für sich und die Köchin kaltes Nachtmahl einkaufte, sehr kühl. Klinger, der es verstanden hatte, ihrem Herzen sehr nahe zu kom
men, hatte sie mißtrauischHgegen den guten Engelmann gemacht.
Erst als er mit einem herrlichen Tuchstoff herausrückte, den er eigens für sie in Brünn auf seiner Reise gekauft haben wollte, würbe sie wärmer und gestand nach und nach dem verblüfften Hempel, daß Herr Klinger ihr verboten habe, ihm weitere Mitteilungen in irgend einer Richtung zu machen. Herr Klinger mißtraue ihm, und Herrn Klinger müsse sie unbedingt gehorchen, denn — hier wurde Poldi rot und lächelte verschämt — Herr Klinger sei ihr Bräutigam, er sage, sie habe ihm zu einem großen Erfolg verholfen, und da wollte er sie heiraten, sobald der Prozeß gegen ihre einstige Herrin vorüber sei. Herr Engelmann werde also begreifen . . .
Natürlich begriff er, gratulierte ihr warm und versicherte dann, daß er durchaus nichts von ihr wissen wolle, wie auch Klingers Mißtrauen ganz ungerechtfertigt sei.
Als Poldi so beruhigt worden war, kam der Detektiv ganz allmählich, unter dem Versprechen, ihr morgen ein Stück feinster Leinwand zur Ausstattung zu bringen, auf den Zweck seines Kommens.
„Denken Sie sich, liebe Poldi," begann Hempel, „was für komische Zufälle es auf der Welt gibt. Da habe ich einen Bekannten — Rudolph Härtle heißt er —, dessen Mutter ist eine geborene'
Sizilianerin und stammt gerade so^aus Palermo wie Ihre frühere Herrin."
„Was Sie nicht sagen, Herr Engelmannj!
Und kennt sie die Gnädige?"
„Das nicht. Aber als wir gesternssso zufällig von dem Fall sprachen — Frau Härtle saß daneben —, da kommt es heraus, daß sie eine geborene Batello und wahrscheinlich mit der Mulattin verwandt ist."
„Jst's die Möglichkeit! Nein, so was! Man sollte es kaum glauben, was für merkwürdige Dinge Vorkommen!"
„Nicht wahr? Das Hab' ich auch gesagt, freilich weiß Frau Härtle nicht ganz genau, ob Lucy und Beppo gerade zu der Familie Batello gehören, aus welcher sie stammt. Es gibt nämlich zwei Familien dieses Namens, die beide aus Cefalu stammen. Natürlich hofft Frau Härtle jetzt, daß Lucy vielleicht aus der andern stammt — mein Freund Rudolf ist Schreiber im Justizministerium und Sie begreifen, daß es ihm sehr peinlich wäre . . . Die Äatellos werden doch steckbrieflich . verfolgt ..." ^
„Aber natürlich I Diese Mulattin und ihr Neffe sind ja bestimmt mitschuldig — ich habe ihnen M beiden nie getraut! Uebrigens, warum wären sie ' denn sonst auch ausgekniffen." -
(Fortsetzung folgt.)