Amtsblatt
für die Stadt Witdbaö.
Erscheint Dienstags, Donnerstags und SamStagS Bestellpreis vierteljährlich 1 Mk. 10 Pfg. Bei allen wärt, tembergischen Postanstalten und Boten im Orts- und Nach- barortsverkehr vierteljährlich 1 Mk. is Pfg.; außerhalb desselben 1 Mk. 20 Pfg.; hiezu IS Pfg. Bestellgeld.
Anzeiger
für Witdva d rr. Mrngevung.
Die Eiurückungsgebdhr
beträgt für die einspaltige Petitzelle oder deren Raum 8 Pfg^ auswärts 10 Pfg., Reklamezeüe 20 Pfg. Anzeigen müssen den Lag zuvor aufgegeben werden; bei Wiederholungen entsprechender Rabatt.
Hiezu: Illustriertes S vuntagsblatt und während der Saison: Amtliche Fremdenlistif. Nr. 29 I
Dienstag, den 10. März 1914
s 50. Jahrgang.
Wittetstandssrühling.
Von Verbandssekr. Kammerbauer, Deutsche Handelskorrespondenz.
Auf Schritt und Tritt merken wir das Nahen eines neuen Mittelstandsfrühlings. Wir merken es an dem erwachten sozialen und politischen Pflicht- bewußtsein des Mittelstandes selbst und an der steigenden Willensfreudigkeit der nationalen Parteien, die Mittelstandspolitik zu treiben als eine der wichtigsten Ausgaben unserer Gesetzgebung betrachten.
Das böse Vorurteil, als ob es sich beim Eintreten für die Ertüchtigung und Vermehrung des Mittelstandes um einen Kampf für einen verlorenen Posten handle, ist überwunden. Auch in Regierungskreisen ist man nicht mehr kühl bis ins Herz hinan. Das haben die diesmaligen Verhandlungen über den Reichsetat des Innern aufs beste gezeigt. Sie waren nicht nur aus einen viel freundlicheren Ton gestimmt, sondern haben uns auch eine scharf um- rissene Erklärung unseres bewährten Staatssekretärs Dr. Delbrück gebracht, nach der man auch in der Reichsleitung mit frischerem, freudigeren Wollen an der Kräftigung unseres mittelständlschen Bürgertums arbeiten will. Dabei waren es nicht nur kurze Andeutungen, auch kein Brillantfeuerwerk, hinter dem die berüchtigten „Erwägungen" verborgen lauern, nein: Dr. Delbrück hat den Standpunkt der Regierung frei und offen gekennzeichnet und, was besonders bemerkenswert ist, den Mittelstand nach seinem Werte als staatserhaltende Schicht richtig zu würdigen angefangen.
Es tagt also I Die Mittelstandsfrage, die sonst als Aschenbrödel weit hinten im finstersten Winkel schlummerte, rückt mehr und mehr in den Mittelpunkt des allgemeinen Interesses. Und bas gehört sich so, ebenso, wie es nur recht und billig ist, den Nachdruck mehr auf die Bedeutung des Wortes „staatserhaltend" zu legen. Die Ausreibung und Vernichtung des Mittelstandes würde den Verlust ungeheurer Mengen von wirtschaftlichen und sittlichen Potenzen nach sich ziehen, die für die gesunde Fortentwicklung unseres Staatswesens von ausschlaggebendem Werte sind. Das also ist die erfreuliche Ansicht unserer Reichsleitung heute. Erst . allmählich, vielleicht auch durch das Drängen unserer bürgerlichen Mittelstandspolitiker, hat sich die Regierung allmählich zu dieser Auffassung durchringen können. Jedenfalls war unsere Voltsvertretung
Die schöne Nmrrikanerin.
Roman von Erich Ebenstem.
LS) ^Nachdruck verboten.)
XX.
Mabel Henderson war seit ihrer Verhaftung völlig verändert. In ihrem ganzen Wesen lag etwas Gebrochenes, das nur zuweilen von Anfällen fieberhafter Angst und Unruhe unterbrochen wurde.
Dann ging sie stundenlang mit gequältem Ausdruck in ihrer Zelle auf und nieder und beschwor den Schließer, ihr doch zu sagen, was Baron Götz gestanden habe, Fragen, die man ihr natürlich nicht beantwortete.
Dem Untersuchungsrichter gegenüber machte sie nur verworrene unklare Angaben.
Sie wisse nichts. Man solle doch Lucy Batello fragen, sie selbst sei an jenem Abend ohnmächtig geworden und — ihr Hausmädchen könne das - bezeugen — über eine Stunde bewußtlos gelegen.
Polbis Angaben waren aber nur belastend für Mabel. Nach ihrer Aussage, die von der -übrigen Dienerschaft bestätigt wurde, war es an jenem Maiabend sehr sonderbar im Haus der -Amerikanerin zugegangen.
Die beiden Damen gingen nach dem Tee noch
in den letzten Jahren redlich bemüht, die Regierung aus den Schneeregiouen der Theorien herauszu- sühren in das Talgestrüpp der rauhen Wirklichkeit. Es war keine vergebliche Arbeit, wie wir sehen. Und daß auch bel all den in Aussicht gestellten mitlelständischen Arbeiten der Reichsleitung die Tat hinter den Worten einherschreitet, dafür haben sich verschiedene bürgerliche Parlamentarier neuerdings verwendet.
Arbeit ist ja genug vorhanden. Es schwebt die Frage einer gesetzlichen Regelung des Zugabe- Unwesens immer noch im Ungewissen. Der diesbezügliche Antrag der Konservativen ist eine gute Grundlage für eine Verständigung, und zu dieser Verständigung sind ja auch die andern bürgerlichen Parteien bereit, sodaß eine Mehrheit als gesichert erscheint.
Auch den Wanderlagern, einem der gefährlichsten Schädlinge unseres kleinstädtischen Bürgertums, geht man energisch aus den Leib, ebenso dem „Geheimen Warenhandel" und den Beamtenkonsumvereinen.
Man muß ehrlicherweise anerkennen, daß unsere Reichsboten lange genug bemüht gewesen sind, in diesen Fragen eine Entscheidung herbeizuführen. Mögen sie nun auch nicht Nachlassen, damit die nun einmal begonnene Arbeit zu einem baldigen und ganzen Erfolge führt, mit dem wir alle zufrieden sein können.
Wir haben nur die aktuellsten Fragen des Mittelstandes herausgegriffen, die im Reichstag diesmal ausführlicher behandelt wurden. Eine andere Seite der Mittelstandspolitik allerdings, die nicht minder aktuell ist, aber im Reichstag noch nicht die richtige Würdigung erfuhr, ist die Frage einer wetteren Ausgestaltung des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb durch eine Einschränkung der Surrogate im Ausverkausswesen. Es gibt nichts Dauerndes im Wirtschaftsleben, und so kann auch ein Spezialgesetz, das aus der Wirtschaft heraus für die Wirtschaft geschaffen wurde, nicht feste Formen behalten. Es muß sich ändern mit den Verhältnissen.
Air zoll man. vom tMirnircben Ziauapunin aus bettsclmi. vauen?
Von Architekt Hildenbrand, Wrldbad-Birkenfeld.
Die Bauherren werden selten den bescheidensten Forderungen bezüglich des Austrocknens der Neuin den Garten hmao. Kurz daraus kam derselbe Herr, der schon am Nachmittag dagewesen war, und verlangte Frau Henderson zu sprechen. Er war eilig und aufgeregt. Man wies ihn in den Garten, wohin Beppo vorauseilte, um den Besuch zu melden. Witt folgte Beppo aus dem Fuße. Schon wenige Minuten später sah Poldi ihre Herrin, die ebenfalls erregt aussah, mit dem fremden Herrn ins Haus kommen. Sie gingen in das Eßzimmer, dessen Fenster auf die Gartenveranda herausgehen. Die Mulattin folgte ihnen, aber erst, nachdem sie die Dienstboten nach der Küche geschickt und ihnen befohlen hatte, dort zu bleiben, bis man sie rufe. Den Beppo stellte die Mulattin an die vordere Haustür und befahl ihm etwas aus italienisch.
Man unterhielt sich sehr gut in der Küche und achtete nicht weiter daraus, was draußen vorging. Einmal hörte Poldi die Haustür gehen und glaubte, daß der fremde Herr forrgegangen sei, aber der Kutscher, welcher eben der Hitze wegen die Küchentür geöffnet hatte und auf den Gang getreten war, behauptete nachher und hielt dies auch dem Untersuchungsrichter gegenüber aufrecht, es sei im Gegenteil noch ein Herr gekommen. Dieser Herr stieg eben die Treppe
und Umbauten gerecht. Immer wird der Architekt zu möglichst rascher Fertigstellung von auszusähren- ben Bauten gedrängt. Nach Fertigstellung der Gipserarbeiten muß sogar häufig, um ja zur bestimmten Zeit fertig zu werden, die künstliche Austrocknung mittelst Coaks- rc.-Oefen zu Hilfe genommen werden. Bei dieser Austrocknung trocknet wohl die Putzoberfläche und gibt so zu Täuschungen Anlaß, zieht aber nicht die tiefer sitzende Feuchtigkeit heraus, und bald treten die offensichtlichen Zeichen der gesundheitsschädlichen Feuchtigkeit auf. Die Tapeten lösen sich, der Wandanstrich blättert ab u. a. m. Dazu tritt in der Regel noch das Niederschlagwasser aus der Luft solch feuchter und ungesunder Räume.
Diesem allem entgegenzusteuern, steht uns der Trocken-Aus- und Ausbau zur Verfügung, welcher Bauweise unbedingt mehr als seither (und dazu haben wir in unserem engen Enztal besonders Anlaß) Beachtung geschenkt werden sollte.
Als bestbewährtes Material, das uns sowohl für ganze Bauten, als auch für den Innenausbau von Umbauten, sowie auch zum Innenausbau von Neubauten zur Verfügung steht und seit einigen Jahre» mit besten Erfolgen verwendet wurde, steht uns das D u r o m a t e r i a l, D. R. P., zur Verfügung.
Die Durobauweise bringt verschiedene schätzenswerte Vorteile mit sich. Die Bauart ist folgende: Fundamente und Sockel werden wie bei jedem anderen Bau gemauert oder betoniert. Ab Sockel sind die Umfass ungswandungen doppelwandig, , mit dazwischenliegendem Luftraum, der zugleich zur Ausnahme der Konstruktionsstelle (je nach Objekt aus Holz, Eisen oder Eisenbeton) dient.
Die Stärke dieser Umfassungswändr, bestehend aus Spezial-Trockenbetonplatten, die vollkommen wetterbeständig sind, dem Luftraum und der inneren Duroplattenverkleidung, richtet sich nach Größe und Umfang des Objektes.
Die durch die beiden Plattenverkleidungen gebildeten Luftkammern, die vollständig ruhende Lust enthalten, bewirken, was praktisch und wissenschaftlich nachgewiesen, eine vorzügliche Temperatur- Isolierung.
Die Duromaterialien, welche auch für Zwischenwände, Decken rc. verwendet werden, erhalten nur einen ganz dünnen sogenannten Weißputz, der rasch trocknet. Es wird mit dieser Bauweise der ab-
hinauf, woran ihn Beppo hindern wollte, doch gab er dem Burschen einen Stoß und ging weiter. Der Kutscher hatte den Herrn nur von rückwärts gesehen und konnte bloß angeben, daß er schlank und schwarz gekleidet gewesen sei. Ob es Herr Witt oder ein anderer war, könne er nicht sagen.
Eine Viertelstunde später habe Fräulein Luey nach Poldi gerufen. Als Poldi hinaufkam, stand die Mulattin mit kreidebleichem Gesicht in Krau Hendersons Zimmer. Die Gnädige aber lag bewußtlos aus einer Ottomane.
„Bleibe bei ihr", befahl die Mulattin, „ich laufe um einen Arzt." Damit verschwand sie und kehrte erst nach mehr als einer Stunde zurück. Sie behauptete, keinen Arzt gesunden zu haben, und schickte Poldi zu Bett, nachdem sie ihr eingeschärft hatte, über das Unwohlsein der Herrin zu schweigen. Die Gnädige leide öfter an solchen Anfällen und wolle nicht, daß man darüber spreche. Am nächsten Tage erhielt Poldi ein neues Kleid.
Von den beiden Herren war keine Spur mehr zu sehen, als Poldi nach oben gerufen wurde.
Als der Untersuchungsrichter Mabel diese Aussage vorhielt und sie in ein Kreuzverhör zu verwickeln suchte, antwortete sie müde und gleich-