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Festspieles mit dem Nachspiele und dem Festzug durch die Straßen der in ihrer Altertümlichkeit rvohkerhaltenen ehemaligen Reichsstadt findet am Montag, den 15. Juli, vormittags 9 ^ Uhr statt. Durch Einlage von Sonderzügen ist Gelegenheit gegeben, das Festspiel bequem an einem Tage be­suchen zu können. Nähere Auskunft, sowie Be­sorgung von Festspielkarten vermittelt das Fest­komitee der Kinderzeche.

Ans dem Ausland.

Wien, 16. Juni. In der Sommerfrische Rodaun bei Wien tötete der Lehrer Raschendorfer im Einverständnis mit seiner Gattin und seinem 19jährigen Sohn Franz aus erster Ehe seine drei Kinder im Alter von 14, 13 und 8 Jahren, indem er sie zunächst betäubte und ihnen dann einen mit Cyankali versetzten Himbeersaft einflößte. Der Lehrer beging hierauf mit seiner Frau und seinem Sohne Selbstmord. Als Motiv der Tat werden mißliche finanzielle Verhältnisse angegeben.

Der Wiener Techniker Brom ist am Zsig- modu Gamseck im Raxgebiet tätlich abgestürzt.

Die internationale Lage ist zwar freundlicher, als sie im vorigen Jahre war; wenn aber soeben wieder der Ministerpräsident Poincaro in der französischen Kammer die ausgezeichneten Beziehungen der Republik nicht nur zu Rußland, sondern auch zu England und Italien feierte und in gewissen Gegensatz stellte zu dem loyalen, korrekten und höflichen Verhältnis Frankreichs zu Deutsch­land, so soll man derartige Kundgebungen doch nicht unterschätzen. Frankreichs Streben zielt darauf ab, Italien zu sich herüber zu ziehen und dann die erste beste Gelegenheit zu benutzen, um von Deutschland Elsaß-Lothringen zurückzufordern. Wie großes Verständnis Frankreich für seine Pläne bei weiten Kreisen Italiens findet, geht aus der Be­hauptung verschiedener italienischer Blätter hervor, Frankreich habe im Einverständnis mit Rußland und England eine Friedensvermittlung auf Grund­lage der Einverleibung Tripolitaniens in Italien angeregt, der Vorschlag sei jedoch an dem Widerstande Deutschlands, das sich da auch wieder als Friedens­störer gezeigt habe gescheitert. Gerade angesichts der kaum verhüllten Revanchebestrebungen der Franzosen ist die Erhaltung des Drahtes mit Rußland so wertvoll, die durch die bevorstehende Zweikaiserbegegnung wieder festgestellt wird. Aber wir halten es ganz mit Poincaro, wenn dieser sagt: In uns selbst liegt unsere KraftI Und wir wissen, daß wir dieses Wort mit größerem Recht auf uns anwenden können als Frankreich auf sich.

In der Umgebung von Bordeaux und Pe- rignan sind furchtbare Verwüstungen durch Hagel­sturm angerichtet worden. Mehrere Personen wur­den verletzt.

London, 18. Juni. Es ist jetzt nicht mehr zweifelhaft, daß der Nationalstreik der Transport­arbeiter bereits mißlungen ist.

Linköping (Südschweden), 17. Juni. Gestern früh um halb 6 Uhr fuhr auf der Station Malm- stätt infolge falscher Weichenstellung der Nacht­schnellzug Malmö-Stockholm in einen Güterzug. Der erste Schlafwagen wurde zertrümmert, zwei andere wurden stark beschädigt. Soweit bisher fest­gestellt werden konnte, wurden 18 Personen getötet und 16 verwundet. Zwei der Verwundeten sind im Malmstätter Krankenhaus gestorben. Es haben sich bei dem Unglück haarsträubende Szenen ab­gespielt.

Kansas-City, 17. Juni. Ein Gewittersturm hat am Samstag abend in Mittel- und West­missouri großen Schaden angerichtet. 26 Personen sind ums Leben gekommen. Der Materialschaden, ist bedeutend. Die Städte Merwen, Adrian, Laton'

und Sedalia sind stark beschädigt. In Jonesville, Ohio, ist der Glockenturm der katholischen Kirche durch einen Tornado während des Gottesdienstes eingestürzt. 3 Personen wurden dabei getötet, da­runter der Priester, der nach dem ersten Schreck den Gläubigen befahl, zu flüchten, während er selbst blieb, um die letzten Sakramente zu spenden. Der materielle Verlust in Ohio wird auf eine Million Dollar geschätzt.

Hur ZraM una Umgebung.

Wildbad, 18. Juni. Herrn Stadtpfleger Friedrich Gutbub hier wurde die Verdienst­medaille des Friedrichsordens verliehen. Dem verdienten Herrn die besten Glückwünsche!

Wildbad, 18. Juni. Einer Blutvergiftung erlag hier ein blühendes Menschenleben, der 19 Jahre alte Karl Schraft. Derselbe hatte einem Furunkel zu spät Beachtung geschenkt. Den schwergeprüften Eltern wendet sich allgemeine Teilnahme zu.

m. Wildbad, 17. Juni. Am Samstag abend gegen '/s7 Uhr wurde das Automobil der Neuen­bürger Gesellschaft, welches fahrplanmäßig um 6" in Herrenalb abfahren und 7 in Wildbad eintreffen soll, etwa 2 Kilometer oberhalb Herren- albs von einem in gleicher Richtung vorfahrenden Privatauto angerannt. Der Vorderteil wurde nach rechts über dm Straßenböschung hinaus in den moosigen Rain geschleudert, wo sich die Räder tief eingruben. Abgesehen von einer Handver­letzung, die ein Arzt aus Herrenalb davon trug, kamen die Passagiere mit dem Schrecken davon, obgleich sie durch ein herabgelassenes Fenster den Weg ins Freie suchen mußten, weil sich die Tür nicht öffenen ließ. Als Hilfe aus Herrenalb kam und den Wagen wieder auf die Straße zog, waren einige Scheiben zertrümmert, die Maschine sonst aber in Stand, sodaß die Reise fortgesetzt werden konnte. Leider konnte das rasende Auto, welches das Unheil angerichtet hatte, nicht festgestellt werden, denn bis jeder sich selbst aus dem beschädigten Wagen befreit hatte, war es zu weit entfernt, als daß die Nummer noch hätte erkannt werden können. Auch telefonische Reklamationen führten zu keinem Ergebnis, weil bei der Entfernung vom Postamt zu viel Zeit verloren ging und der Vorsprung zu groß war. Es wurde von allen Beteiligten als eine geradezu schamlose Rücksichtslosigkeit empfunden, daß das Auto, dessen Insassen gesehen hatten, was ihr Chauffeur angerichtet hatte, davonfuhr, obgleich sie am ersten in der Lage gewesen wären, für das beschädigte Auto und eventuell für Verletzte Hilfe herbeizuholen.

Wildbad, 14. Juni. Wir möchten nicht versäumen, die verehrt. Kurgäste und sonstigen Interessenten auf den letzter Tage im Verlag von I. P a u ck e' s Buchhandlung erschienenen Auto- und Eisenbahn-Fahrplan für Ausflüge im nördlichen Schwarzwald hinzuweisen. Der­selbe enthält eine Zusammenstellung sämtlicher Autover- btndungen im nördlichen Schwarzwald mit ausführlicher Angabe der Preise, auch für Teilstrecken, und entspricht daher einem längst als dringend empfundenen Bedürfnis; daneben findet man alle für die genannten Ausflüge tn Betracht kommenden Bahnverbindungen. Das Büchlein ist sehr praktisch und übersichtlich angelegt, der Druck groß und scharf, das Format Taschenformat) überaus handlich. Wir sind überzeugt, daß sich dieser Spezialfahrplan bei seinem geringen Preis von 20 Pfg. rasch und bestens ein­führen wird.

Die Kraftwagen-Gesellschaft Bad Liebenzell- Schömberg-Höfen wurde nunmehr mit einem Kapital von 25 000 Mk. gegründet. Hiervon ent­fallen auf Schömberg 37, Bad Liebenzell 10 und Höfen 3 Anteile.

Das 6. Verbandsschießen des Schwarz- wälder Zimmerschützen-Verbandes findet am 33., 33. und 24. Juni ds. Js. in Neuenbürg statt. Der Schießplatz befindet sich auf dem herrlich am

Wald gelegenen Maienplatz, wo 16 aufgestellt find.

Pforzheim, 15. Juni. Auch unsere Stchl hat nunmehr ihre Jugendwehr. Sie uinfaßt b,.j reits gegen 400 junge Leute und untersteht ch! Leitung des Turnlehrers Stöber am Reuchli». Gymnasium. Sie bildet eine Abteilung des M, finderkorps, dessen badischer Gesamtverband dei! Protektion des Prinzen Max untersteht. Der Prinz wird auch morgen einer Uebung anwohnen.

Sitzung der bürgerlichen Kollegien

vom 14. Juni 1912.

Da die Berechtigung zur Erhebung der Feuer, wehrabgabe am 31. März 1913 ablauft, ,M von den Wildb. Gemeindekollegien beschlossen, sj, die Rechnungsjahre 1. April 1913 bis 31. M« 1918 eine auf die Beträge von 3 Mk., 6 M,

10 Mk. und 15 Mk. abgestufte Jahresabgabe sst die hiesige örtliche Feuerwehrkasse zu erheben W die Einteilung der Pflichtigen in diese 4 Abgabe, stufen wie seither vom Gemeinderat nach Maß. gäbe der Vermögens-, Einkommens- und sonstige» die ökonomische Leistungsfähigkeit bestimmende« persönlichen Verhältnisse vollziehen zu lassen. A, hiezu erforderliche Genehmigung des Kgl. Ministe, riums d. Inn. soll eingeholt werden. Die Berech- tigung zur Erhebung einer Hundeabgabe lauft am 31. März 1913 ebenfalls ab. Für die nächstfolgende»

5 Rechnungsjahre 1. April 1913 bis 31. Mälz 1918 sollen weitererhoben werden: in der Stadl von jedem Hund 30 Mk., in den Parzellen Grü»- Hütte, Hochwiese, Kleinenzhof, Sommerberg, Laute». Hof, Lehensügmühle, Rollwasser, Windhof, Ziegel Hütte, Nonnenmiß, Kohlhäusle, Sprollenmühle, Sprollenhaus, Christophshof, Kälbermühle, sowie in den entlegenen Wohnsitzen außerhalb der Stadl Uhlandshöhe, Bahnwarthaus, Hechingerhof und Häusern in der Heslach und von Dr. Layer jedem Hund: 10 Mk. Um die erforderliche Genehmigung soll nachgesucht werden. Bei du Bergbahnkasse werden ab und zu Gesuche um Z»- rückerstattung von Abonnements von Personen ei», gereicht, die die Bergfahrt gesundheitlich infolgi großer Nervosität nicht vertragen können. Zm Regelung solcher Fälle wird vom Gemeind«»! beschlossen, die Rückzahlung der Hälfte der Abbonne, mentspreise in derartigen Fällen ausnahmsweise dan» zu gestatten, wenn das Gesuch um Zurücknahme d« Karten noch am Tage ihrer Lösung oder spätestens am darauffolgenden Tag eingereicht wird. Behufs Erweiterung des städtischen Elektrizitäts­werks, dem jetzigen Strombedarf entsprechend, wird vom Stadtbauamt der Einbau eines 160 liegenden Dieselmotors in das Werk vorgeschlagen. Nach den eingegangenen Offerten fordern für eine» solchen Motor die Maschinenfabrik Augsburg- Nürnberg laut ihrer Offerte vom 19. Dezember 1911 mit heutiger Ergänzung 34000 Mk. und Gebrüder Körting Aktiengesellschaft in Hannover 36 525 Alk. Die Lieferung des Dieselmotors wird der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg ui» 34000 Mk., zahlbar je hälftig am 1. April ISIS ^ und 1. April 1914, übertragen und der Lieserungs­vertrag ausgefertigt. Gemeinderat Eitel stellt den Antrag, die Beifuhr der Baumaterialien für den Schulhausneubau über die Prinz-Peter von Oldenburgstraße noch bis Ende Juni ds. Js. z» gestatten, da insbesondere die Beifuhr der Hausteine über den neuen Weg beim Steigerhaus nicht mög­lich sei. Vom Gemeinderat wird mit 6 gegen 2 Stimmen beschlossen, das Verbot der Beifuhr der Baumaterialien über die Prinz-Peter v. Oldenburg­straße ab 15. Juni ds. Js. aufrecht zu erhalten mit der alleinigen Ausnahme, daß der Unternehmer Schmid die Hausteine noch über die Prinz-Peter

den kleinen alten Mann, der da vor ihr saß, und dann dev etwas verlebt aussehenden, zarten Assessor.

Der letztere runzelte die Stirn und nahm sie energisch mit seinem Einglas aufs Korn, wobei er etwas vonfrechem Frauenzimmer" zwischen den Zähnen murmelte. Herr von Scharffenstein aber lächelte gutmütig, während seine linke Hand mit der goldenen Dos« spielte, die er zwischen den mageren Fingern auf dem Schreibtisch herum­wälzte.

Und bei dieser kraftvollen Weltanschauung imponierte Ihnen eben jemand, der imstande sein konnte, einen Menschen zu ermorden, ganz gehörig, nicht wahr?" fragte er gelassen.

Er sprach ganz leidenschaftslos, wie ein Arzt, der eine Patientin vor sich hat, die vorsichtig be­handelt werden muß.

Das brachte sie doch aus der Fassung. Sollte sie mit ihrem in aristokratischen Kreisen ange­nommenen selbstbewußten Auftreten zu weit ge­gangen sein? Dieser kleine Herr war wohl von ihr unterschätzt worden, er war offenbar einer von jenen Menschen mit zerbrechlicher Schals und

hartem Kern, denen man es äußerlich nicht an­merkt, daß sie nicht mit sich spassen lassen. Sie blickte zur Erde und sann nach. Erst jetzt wurde ihr klar, daß an dieser Stätte jedes Wort gut überlegt und das Benehmen wohl berechnet sein mußte, wenn man einigen Eindruck machen wollte.

Ich ahnte es nicht, daß er einer solchen Tat fähig wäre", erwiderte sie auf die letzte Frage des Untersuchungsrichters.

Aber Sie hielten es immerhin für möglich, daß es dazu kommen könnte?"

Auch das nicht, im Gegenteil! Ich war der festen Ueberzeugung, daß die Aneignung des Geldes ohne irgend welchen Zwischenfall vor sich gehen würde."

Und was dachten Sie nun, als Sie sahen, daß die junge Frau ermordet war?"

Ich war auf's höchste entsetzt, und eine furchtbare Angst packte mich."

Trotzdem hielten Sie es nicht für nötig, der Behörde zur rechten Zeit Anzeige von Ihrer Kenntnis des Falles zu machen, ja. Sie trafen sogar gleich darauf wieder mit jenem Menschen zusammen!"

Ich war wie durch magische Gewalt an ihn gefesselt. Ich liebte ihn zwar jetzt nicht mehr, aber ich"

Nun?"

Ich hatte ein Gefühl der Bewunderung für ihn."

Und doch zeigten Sie ihn dann an?"

Weil sich zu jenem Gefühl das des Hasses gesellte, als mir alles klar wurde und ich ihn ganz durchschaute."

Waren Sie nicht in alles eingeweiht?"

Das glaubte ich zuerst, aber es war nicht der Fall. Denn er verschwieg mir etwas und hinterging mich außerdem."

Was verschwieg er Ihnen?"

Nun, ich wußte doch aus den Zeitungen ganz genau, daß er achtundzwanzigtausend Mark erbeutet haben mußte, und er sprach mir immer nur von achttausend."

Die Herren sahen sich flüchtig einander an. Hier war eine klassische Zeugin gegen den Ein­brecher! (Fortsetzung folgt.)