Nr. 164.

Amts- und Anzeigedlatt für den OberamtsbezirL Calw.

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Donnerstag, den 4. FM 1V18,

93. Jahrgang.

» «^ug rprei«.- g» der Stadt mit rrSgerlobn Mk. 1.« vierteljährlich. P°stde,i,g«pret« kl Orts, und «achbarortivertihr Mk».«, im Feriwerkchi Mk. »Uld. vestellgüd in Wikttemberg M Pfg.

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Amerikas Rache.

l Wieder fährt sich heute, am 4. Juli, der größte Fest- Mg der amerikanischen Geschichte, die die Union als Uotgedrungsne Fotze ihres wirtschaftlichen Ueber- lmperialismus bis in den Krieg mit Deutschland ge» flihrt hat, jenem Staat, dessen Bürger nicht den ge­ringsten Anteil an dem Aufbau der jungen Republik und ihrer Freiheit gehabt haben. Allzuschnell hat der amerikanische Jinguismus der neuesten Zeit einen General von Eteuben und die Seinen vergessen, die Männer wie Washington der höchsten Ehrung für Würdig hielt. Verhetzt von England und den im eng­lischen Solde fteherchen Zeitungen hat das Land ver­sessen, wer von allem Anfang an, von den ersten An­pingen seiner Geschichte her sein Erbfeind war. Ver­gessen sind die Worte, die dem Wortlaut der feier­lichen Unabhängtzkeitserklärung des amerikanischen Volks von seinen englischen S^drückern vorangingen Und für die ein Franklin, ein Hormon, «in Jefferson verantwortlich zeichneten. Die Worte klingen, wie wenn sie heute geschrieben wären.Der englische König", heißt es in dem berühmten Aktenstück,läßt eben jetzt starke Heere freinder Mietlinge uns vorüberführen, um das Werk des Todes, her Verheerung und der Tyrannei zu vollenden, das seinen Anfang, unter Handlungen von Grausamkeit und Treulosigkeit genommen hat. die selbst in den rohesten Zeiten der Menschheit kaum ihres­gleichen finden möchten, und die des Hauptes einer gesitteten Nation durchaus unwürdig sind." So tief war die Erkenntnis von dem Verderber England in die Seele des amerikanischen Volkes gedrungen, datz noch bis wenige Jahre vor dem Ausbruch des Welt­kriegs schon in der amerikanischen Schule der Jugend «ingeprägt wurde, dass England und nur Englcnrd der Erzfeind sei. Stets waren die Reden am nationalen Feiertag dem 4. Juli der Erinnerung an das englische Joch, an den zweite« Amerikanisch-Englischen Krieg in den Jahren 1812/14 gewidmet, und nie wurde der Name Englands ohne das BeiwortAnmaßung" undGierig" genannt. Zu sehr war auch England «och später auf die Vernichtung aller amerikanischen Entwicklungspläne bedacht. Immer wieder hat es ver­sucht. die Handelsschiffahrt und den Seehandel der jungen Republik zu vergewaltigen, ja. es hat im Kampf der Nordstaaten gegen die Südstaaten im Se­zessionskrieg diesen letzteren selbst Kaperschiffe aus­gerüstet und dadurch die ehemals -lüheirde Handels­flotte der Nordstaaten zugrunde gerichtet. Noch heute geht die zahlenmäßige Unterlegenheit der amerikani­schen Handelsflotte auf diese Ursache zurück. Ja selbst noch im Jahre 1895 gab es in Amerika einen elemen­taren Ausbruch von Englandhatz, ryegen der englischen eigenmächtigen Auslegung der Monroedoktrin. Um den englischen Haß auszumerzen, begann damals der eng­lische Fellyug zur Verleumdung Deutschlands in Ame­rika. Mit welchem Erfolg, hat die Erfahrung des Weltkriegs gezeigt. Heute ist es soweit gekommen, datz die Deutschen in Amerika Freiwild geworden find, wie in jenen dunklen Tagen der ersten Kolonisation, die die Masse der übrigen Einwanderer überragenden deut­schen Unternehmer. Schon damals war die englische Hand im Spiel, und der Frankfurter Jakob Leisler, der zweite Gouverneur von New Park. wurde auf eng­lische Anstiftung hingerichtet. Eine Ironie des Schick­sals ist es, daß die ewige Weltgerechtigkeft heute an England selbst ihre Rache übt: Die einst von England mit allen Mitteln unterdrückten amerikanischen Frei­staaten sind auf dem besten Wege, das Mutterland in rettungslose Abhängigkeit von ihnen zu bringen. Eng­lands Eigennutz hat sich an England selbst gerächt, und Amerikas Präsident ist heute zum Kriegsherrn ge­worden, von dem das Wohl und Wehe auch des ganzen englischen Weltreichs abhängig ist.

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Ein aufrechter Amerikaner.

(WTB.) Bern. 3. Juli. Der Chicagoer Bürger­eifter Thompson, der seit Amerikas Kriegseintritt

wiederholt gegen ine jingoistische Propaganda der Bun­desregierung austrat, die Einladung der französischen Kommission unter Joffre nach Chicago ablehnte und sich deshalb das LÄium prodeutscher Parteigängerschaft zuzog, bewirbt sich zurzeit um die republikanische Nomi­nation für die im November stattfindenden Bundessena­torwahlen in Illinois. Er hielt in Thiago am 25. Mai eine große Wahlrede, in der er seine patriotische Gesinnung darlegte, gleichzeitig aber der gegenwärtigen demokratischen Verwaltung eine Reihe bemerkenswer­ter Wahrheiten faMs: Wir befinden uns im Krieg und unsere Nationalehre und unsere nationalen Interessen erfordern eine energische Durchführung des Krieges, bis wir zu einem amerikanischen Frieden auf Grund der amerikanischen Forderungen gelangen. Aber der Um­stand, datz ich für mein Land, das sich im Kriege befin­det. eintrete, bedeutet nicht» dich ich die politische Par­tei verherrlichen mutz, die nach meiner Neberzeugung unfähig ist, selbst in FriÄenszeiten die Regierung zu führen, geschweige denn in Krieg-Seiten. Ich bin gegen jede Propaganda, die ans eine unnötige Verlängerung des Krieges im Interesse Merer abzielt, di« Knnderte von Dsllarmillionea Prosit aus de« Opfern machen, die andere bringe« müssen. Diese nur an Parteipolitik und Eeldverdienst denkend« PiratenbaNd« gibt sich atz leuch­tendes Beispiel st, Loyalität und Patriottsmus aus und schwenkt sich selbst beräuchernd, die Flagge der Freiheit. Ich bestehe auf der Aufrechterhaltung unserer konstitutionellen Freiheit. Cs ist selbst in Kriegszeiten eine Gefahr für die Existenz unserer Republik, die ge­samte autokratische Gewalt in die Hände eines Man­nes oder einer Hand voll Männer zu legen, und unter dem Deckmantel patriotischer Notwendigkeit unser Volk seines Rechts der Eslbstregiernng zu berauben. Ich halte es für ««klug, ««« durch künstliche Mittel in me europäische Politik und deren üblichen Kombinationen der Freundschaften und Feindschaften einzufchalten. Ich Ich halte fest an dem von George Washington festgesetz­ten Grundsatz, datz die beste Politik für unser Volk ist, von den Listen und Eifersüchteleien Europas sich fernzu- -alten. Thompson hatte seinerzeit den Propaganda­besuch Joffre's mit der Begründung abgelehnt, datz er als Bürgermeister einer Stadt, in der Hunderttausende von Deutschen wohnen, den Heerführer der Feinde Deutschlands nittz empfangen könne.

Kurland als Siedümgsland.

Die Begründung der Verfügung Hindenburgs.

Kowno, 28. Juni. (WTB.) Die bereits gemeldete Verfügung des Eeneralfeldmarschalls von Htnden- burg über die Bodenfrage in den Gebieten der öst­lichen Militärverwaltung hat, denBaltisch-Litauischen Mitteilungen" zufolge, den folgenden Wortlaut:

Die Bedürfnisse des Landes und des Heeres erfor­dern, datz die landwirtschaftliche Erzeugung in den Ge­bieten der östlichen Militärverwaltungen voll entwickelt werde. Von der östlichen Militärgrenze treffen Rück­wanderer in großen Massen ein. Um den Untergang der Obdachlosen zu verhüten und ihre Arbeitskraft nutz­bar zu machen, sind autzergewöhnliihe Maßregeln er­forderlich. Damit erwachsen den Militärverwaltun­gen, die bereits erfolgreich an der Wiederherstellung ge­sunder. wirtschaftlicher Zustände gearbeitet haben, neue Aufgaben. Das brachliegende Land ist zu erschließen. Heimstätten sind zu schaffen, den vorhandenen landwirt­schaftlichen Betrieben ist durch Entwicklung des Kredits erhöhte Leistungsfähigkeit zu geben. Gemeinnützige Or­ganisationen, denen die erfahrensten Kräfte aus dem Deutschen Reich zur Verfügung stehen, sind hierfür ge­schaffen worden und gehen jetzt an das Werk. Wenn al­so die von Rußland jahrhundertelang vernachlässigten Randstaaten in den schützenden Kreis des deutschen Wirt­schaftslebens treten, der deutsche Jnnenmarkt sich ihnen erschließt, deutsche Organisationen ihnen Straßen, Ei­senbahnen und Kanäle schafft und der deutsche Kredit ihnen den Uebcrgang zu erhöhter Wirtschaftskraft er­möglicht. soll das deutsche Volk, soll die Allgemeinheit den Nutzen davon haben. Nicht einer dünnen Schicht

von Besitzer» darf Vorbehalten bleiben, die Vorteile der Neuordnung für sich vorwegzunehmen, indem sie den durch Deutschlands Siege erhöhten Wert des Bodens in pekulativen Verkäufen ausnutzen.

Die zu hohen Preisen verkauften und mit Hypothe- !en belasteteten Güter wären keine geeignete Grundlage Ar ein gesundes Geschlecht. De« Siedlern wäre teuer errichtete Höfe nur ein« schwere Last. Solange die land­wirtschaftlichen Erzeugnisse hohe Preise haben, könnten ie bestehen. Jeder wirtschaftliche Rückgang aber würde ie zertrümmern. Der Stolz aus den eigenen Boden, die freude am eigenen Hause wäre dahin. Unzufriedenheit und Groll gegen die Befreier wären die Folgen. Ge­wiß wird man ein allmähliches Steigern der Bcchen- preise nicht verhindern können, aber es ist keineswegs gleichgültig, welchen Bevölkerungsklassen und welchen BevölkeruiMmengen die steigenden Bodenpreiss zugute kommen. Volkswohlstand besteht nicht in einer Reinen Zahl von Grotzkapitalisten, sondern in einer möglichst großen Zahl leistungsfähiger, selbständiger, heimfefter »nd heimsroher Staatsbürger, die dem Staat das lie- ern was er in allererster Linie braucht: Menschen, ge- «nd an Leib und Seele. Solch ein Geschlecht von Sied­er« läßt sich nur begründen, wenn die Spekulation fern­gehalten wird. Alst» trägt die Militärverwaltung i« den östliches Randstaaten gerade jetzt, wo der Leber- gang zu friedlicher Siedlungsarbeit angebahnt werden oll, eine schwere Verantwortung. Mit unbeugsamer Energie ist alles zurückzuweifen, was unter den Einwich- nern die BÄienspekulation weckt.

Durch zielbewusste Handhabung der vom Eeneral- quartiermeister und vom Oberbefehlshaber Ost erlasse­nen Verordnungen sind die gemeindfchädlichen Gefahren der Bodenpreiesteigerung zu bannen und einer großen Besiedlung des Landes di« Wege freizuhalten.

Großes Hauptquartier, 17. Juni 1918.

Der Thef des Generalstabes des Feldheeres von Hindenburg, Generalfeldmarl-bnU.

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turland ist ein Gebiet von der Größe der preuß. ftovinz Posen. Aber aus den 27 000 Geviertkitzmetern »ahnte vor dem Kriege nur eine Bevölkerung von rund 50000 Köpfen, was im Durchschnitt 27 auf den Ge- iertkitzmeter ergab. Dagegen weist Posen eine BevSl- erungsdichte von 74 auf. Indessen hat der Krieg einen roßen TeU der Bevölkerung Kurlands vertrieben. Was licht vor dem deulschen Einmarsch flüchtete, wurde von en Russen gewaltsam ausgesiedelt. Allein sie wird die iücken nicht Men können, da Taufende.)», alten Bewah­rer in Rußland zugrunde gegangen sind. Jedoch fehlt s nicht an Ansiedlern, wie die Wolgadeutschen und all­ere in Rußtznd versprengte Bolksangehörige. Wie- oeit sie zur Niederlassung in Kurland gewillt sind läßt ich heute noch nicht mit Sicherheit übersehen. Es hangt ms vielfach davon ab. datz den neuen Ansiedlern spann- ähiae Besitzungen zu erträglichen Bedingungen zur Serfüguna gestellt werden. Das ist die Absicht der Ver- »rdnuna Hindenburgs, die ja nicht unvermittelt kommt, andern das Werk reifer lleberlegung ist.

Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.

Di« deutsch« amtlich« Meldung.

W.T.B. Großes Hauptquartier, 3.3uli. amtlich. Westlicher Kriegsschauplatz: Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: Stärkere Vorstöße der Eng- känL bti M-°ris «nd Mojeneville (südlich von Areas) scheiterten. Sn örtlichen Kämpfen nordwest­lich von Albert machten wir Gefangene.

^ Neeresaruppc Deutscher Kronprinz: Nördlich

entwickelt. Zwischen Msne und Marne hielt rege Tätigkeit des Feindes au. Teilangnffe bei St. Pierre-Aigle nordwestlich von Chatean Thierry wur­den abgewiesen.