ßeren Politik bestehen oder bestanden innerhalb der bel­gischen Regierung Unstimmigkeiten. Um so schlimmer für die Belgier.

Die Vorbereitungen der Entente zum Wirtschaftskrieg gegen Deutschland.

(WTV.) Amsterdam, 30. Juni.British News" er­fahren von ihrem Londoner Korrespondenten, daß in der nächsten Zeit eine interalliierte Konferenz der par­lamentarischen Handelskommissionen in London statt­finden werde, an der Delegierte Großbritanniens, Frankreichs, Italiens, Belgiens, Serbiens und Portu­gals teilnehmen werden. Die Vereinigten Staaten wer­den inoffiziell vertreten sein. Die erste Konferenz wurde im Jahre 1917 in Rom abgehalten. Die Kon­ferenz wird sich hauptsächlich mit dem Bericht beschäf­tigen, der auf Grund der parlamentarischen englischen Kommission entworfen worden ist. Es sollen die besten Maßnahmen festgelegt werden, um nach dem Krieg den verschiedenen ungesetzlichen (!) Methoden, mit denen die deutsche Handelskonkurrenz arbeitete, entgegentreten zu können. Auch wird ein Entwurf für einen inter­alliierten Handelsverband vorgelegt werden, durch den gemeinsame Maßnahmen des Handelsschutzes regel­mäßig vorbereitet werden können.

(WTV.) London, 29. Juni. Reuter meldet: Die Kriegskonferenz nahm eine Entschließung über die Maß­nahmen an, die erforderlich sind, um für das Britische Reich und die kriegführenden Alliierten die Verfügung über gewisse Rohstoffe zu sichern, um sich in den Stand zu setzen, die Kriegswirkungen sobald als möglich wie­der gutzumachen und alle industriellen Erfordernisse sicherzustellen. Die Konferenz genehmigte diese Forde­rung und sprach die Ansicht aus, die Regierungen des Britischen Reiches sollten unter sich Vorkehrungen tref­fen, um sicherzustellen, daß die wesentlichen Rohstoffe, die innerhalb des Britischen Reiches erzeugt würden, für den obengenannten Zweck verfügbar gemacht wer­den, und sie sollten mit den alliierten Ländern sich da­hin verständigen, daß die in diesen Ländern erzeugten Rohstoffe für denselben Zweck nutzbar gemacht würden.

Von den Neutralen.

Die Vergewaltigung des neutralen Handels Lurch England.

Haag, 29. Juni. Die holländische Presse teilte vor einigen Tagen mit, daß die deutsche Regierung für die Fahrten der ho lländi schen Schisse nach Skandinavien wieder Geleitscheine erteilt habe. Jetzt erklärte die holländische Regierung, daß den holländi­schen Schiffen trotz der deutschen Eeleitscheine die Aus­fahrt nicht gestattet werden könne, da die britische Regierung gedroht habe, alle auf Grund eines sol­chen deutschen Geleitscheines ausfahrenden holländischen Schiffe nach England bringen zu lasten. (Man be­achte, daß es sich um den Verkehr von neutralen Staaten handelt.)

Die neuen politischen Verhältnisse in Rumänien.

(WTV.) Bukarest, 29. Juni. Die rumänische Kammer nahnr heute nach den von dem Minister des Aeußern. Arion, und denr Ministerpräsidenten Margi- leinan gehaltenen Reden einstimmig die Antwort- adrcsse auf die Thronrede an. Der Minister des Aeußern Arion, erklärte, daß die Stunde der Rechenschaft ge­schlagen habe und daß das Land vom Parlament die Feststellung der Verantwortlichkeiten erwarte. Er sagte, die begangenen Fehler müßten gebüßt und die Ver­brechen bestraft werden. Die Regierung sei ferner berufen, eine große Finanzreform durchzuführen, da die Lasten des Krieges 3 Milliarden überstiegen und die Staatsschuld auf 10 Milliarden angewachsen sei. Ich war gegen den Krieg, weil ich die Geschichte und geo­graphische Lage meines Landes kannte und weil ich in dem Plan Rußlands, sich zum Herrn von Konftanti- nopel zu machen, eine Gefahr für mein Land erblickte. Deshalb blieb ich meinem Standpunkt treu und schloß Frieden, um zu retten, was noch dank dem Kredit zu retten war, dessen ich mich bei denen erfreue, mit denen wir unterhandelten. Ministerpräsident Margilo- man stellte fest, daß General Averescu keineswegs dis Absicht hatte, zu unterhandeln und Frieden zu schließen, sondern einzig und allein die Dinge zu verschleppen. Das Ergebnis war, daß die Bevollmächtigten ihm die Demobilisierung und den Durchzug deutscher Truppen

durch die Moldau auszwangcn. Der Ministerpräsident bestritt sowohl der liberalen Partei als auch dem Mi­nisterium Averescu das Recht, von Vessarabien zu sprechen, und sagte: Die Führer der liberalen Partei »lachten mir den Vorwurf allzugroßer Verwegenheit, als ich eines Tages im Senat die Lessarabische Frage be­rührte und General Averescu es ablehnte, sich mit Bestarabien zu befassen, als man ihm davon sprach. Der Ministerpräsident entwickelte hierauf das Pro­gramm der Negierung: Vermehrung der Dorfschulen, Befreiung der Hochschullehrer von der politischen Vor­mundschaft, zeitweilige Aushebung der Unabsetzbarkeit der Richter und Neuregelung der Finanzen und Ver­waltung. Er erklärte ferner: Wir wollen aus der Nationälbank eine Bank des Staates, nicht einer poli­tischen Partei machen. Das gleiche gilt für die Boden­kreditanstalten. Die Agrar- und die Wahlreform wer­den ungesäumt durchgeführt werden. Nachdem der Mi­nisterpräsident sich für ein Pluralwahlrecht ausgespro­chen hatte, sagte er, bis zur Durchführung der Agrar­reform würden die Großgrundbesitzer durch ein Gesetz verpflichtet werden, einen Teil ihrer Güter an Bauern zu verpachten. Glaube» Sie, daß ich zur Macht kam, um nur mit blutigen Tränen den Friedrnsvertrag zu unterzeichnen? Nein, wir wollen die Reform durch­führen und wir werden es tun und wir werden bei dem Werke des Wiederaufbaus Ihre Hilfe und die des gan­zen Landes finden.

Vermischte Nachrichten.

Die »Spanische Krankheit" auch in Nürnberg.

(WTB.) Nürnberg, 28. Juni. Die vor kurzem in Spanien aufgetretenen Mastenerkrankungen haben überraschenderweise ihren Einzug in Nürnberg ge­halten. Hier ist in mehreren Bureaus und Arbeits­räumen plötzlich eine Anzahl Personen unter Mattig­keit »nd Fiebererscheinungcu erkrankt. Allem Anschein nach handelt es sich um Influenza. Der kgl. Be- zirksarzt Med.-Rat Dr. Wetzel erläßt eine Kundmach­ung, worin er Ratschläge zur Verhütung von An­steckungen und Anweisungen zur Pflege der Erkrankten gibt, zugleich aber betont, daß kein Grund zu ern­ster Besorgnis vorhanden sei, da dis Krankheit regelmäßig verlaufe.

Das Ministerium Seidler bleibt.

(WTV.) Wien. 29. Juni. DieW. Ztg." bringt nachstehendes allerhöchstes Handschreiben:

Lieber Dr. Ritter v. Seidler! Wiewohl der in meinem Handschreiben vom 23. Juni laufenden Jah­res vorbehaltene Versuche die Schwierigkeiten zu über­brücken, die mein österreichisches Ministerium zu seiner Demission veranlaßt haben, bisher noch nicht ,su dem gewünschten Erfolg geführt hat» finde ich mich dennoch bestimmt, die Demistion nicht anzunehmen und hat das Ministerium demnach weiter im Amte zu verbleiben. Da es aber andererseits mein fester Wille ist, keine Unterbrechung in der parlamentarischen Regierungsform eiutreten zu lasten, finde ich mich be­stimmt, L^n Rerchsrat zur Wiederaufnahme seiner Tätigkeit auf den 18. Juli laufenden Jahres ein- zuberufen. Karl. Seidler."

Aus Stadt und Land.

Calw, den 1. Juli 1918. Das Eiserne Kreüz.

Schütze Eottlieb Fischt er und Musketier Karl Fiechter, beide von Ostelsheim, wurden mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet: letzterer erhielt gleich­zeitig die Silberne Verdienstmedaille. Musketier Georg Schnierle von Tanneueck, bei einem Reserve- mfanterie-Regiment, Sohn des Friedrich Schnierle, hat zur Silbernen Verdienstmedaille auch das Eiserne Kreuz 2. Klasse erhalten.

Kriegsauszeichnung.

Traingefreiter Hermann Häußler von Calw, bei einer württ. Kriegslazarettabteilung, und Fahrer Johann Oelschläger von Renweiler, bei einer Mag.-Fuhrp.-Kolonne, haben die Silberne Verdienst­medaille erhalten. Leutnant d. N. Karl Reich- mann, Apothekenbesitzer in Calw, wurde mit dem Friedrichsorden 2. Klasse Mit Schwertern ausgezeichnet.

Was geschieht mit den Gaben zur württembergijchrn Ludendorfsspcnde?

Wer gibt, will auch wissen, wie und wo sein Geld verwertet wird. Man hört angesichts der Sammlung für die Ludendorssspende Zweifel darüber, ob das Er- sammelte wirklichim Lande bleibe", wo man seine. Verwendung einigermaßen aus der Nähe sehen könne und wo unsere nächsten Aufgaben liegen, oder ob es zum Teil etwanach Berlin" komme. Alle Gaben aus Württemberg fließen ausschließlich und ohne Abzug der württ. Kriegsinva­lidenfürsorge zu, auch alle Gaben aus württ. Truppenteilen. Sie werden für die Aufgaben des Landesausschnsses für Kriegsinvalidenfürsorge verwen­det. über welche in letzter Zeit öfters in den Zeitungen gesprochen wurde und weiter gesprochen werden wird. Wenn aus einer Bemerkung in derNordd. Allg. Ztg." auf eine andere Verwendung geschlossen würde, so wäre das irrig. War hierin von einem Abzug die Rede, der für einen Ausgleichfonds, gemacht werde, so bezieht sich dies nicht auf die Sammlung, die jetzt durch unser Land geht. Es bezieht sich auf Spenden, die von einer gewissen Zahl sogenannterZentralfirmen" (Krupp. Siemens, Thyssen, Farbwerke, Nheinisch-Westf. Kohlen­syndikat usw., aus Württemberg nur ein paar Firmen) bereits erbeten wurden. Was sie gespendet haben, fließt einer Neichskasse zu und wird weit überwiegend unter die Landesausschüsse nach festem Maßstab ver­teilt, zu einem kleinen Teil für den genannten Aus­gleichsfonds und für gewisse gemeinsame Zwecke aller Landesausschüsse verwendet. Von dieser Einrichtung hat Württemberg einen großen Gewinn. Aus einer Millionenspende, zu der unser Land nur einen bescheidenen Beitrag geben konnte, die weit über­wiegend von der norddeutschen Industrie gespeist wurde, fließen der württ. Jnvalidensürsorge Hunderttausende zu! Und daneben geht unsere eigene Sammlung, von der wir nichts, gar nichts nach Norddeutschland geben! Wir haben wahrhaftig allen Anlaß, für diese Behand­lung der Sache dankbar zu sein, aber auch allen Anlaß, nun aus eigener Kraft, aus der Kraft der württ. Wohl­tätigkeit, die im Verhältnis zu der Leistungsfähigkeit immer groß war, der heimischen Jnvalidensürsorge eine feste Grundlage für ihre Weiterarbeit zu geben.

(SCB.) Unterreichenbach, 30. Juni. Geste: r früh versäumte die hier wohnende, in Pforzheim-Brötzingen arbeitende 42 Jahre alte Frau Friederike Hammer in Brötzingen das Aussteigen aus dem Zug und sprang dann während des Fahrens heraus. Die Folge war eine schwere Verletzung am Kopf und Schulter. Dis Frau liegt im Spital. Der Mann steht im Feld.

(SCB.) Neuenbürg, 29. Juni. Von einem Gön­ner, dessen Namen nicht genannt sein will, wurde der Stadt ein Betrag von 8000 -tt zur Vergrößerung be­reits bestehender Stiftungen geschenkt. Außerdem über­gab er 300 zur Anschaffung von Winterkleidern für a rin e K i nde r der Kleinkinderschule.

(SEV.) Stuttgart, 30. Juni. Der Hauptausschuß des Reichstags hat in seiner letzten Sitzung auch über die Einsetzung einesReichsfi n anzhofs", d. h. einer obersten Spruch- und Beschlußbehörde für Neichs- abgabesachen, beraten und dabei auch über den Sitz dieser neuen Behörde verhandelt. Neben Berlin, Leip­zig. München und Straßburg wurde, wie dasN. Tgbl.^ berichtet, auch Stuttgart in Vorschlag gebracht, ein Beschluß aber noch nicht gefaßt.

(SCB.) Neckargartach, 29. Juni. Gestern wurde der erste Wagen reise Gerste eingefahren. Tue Frucht ist sehr schön ausgefallen, volle Aehren lasten einen ergiebigen Körnerertrag erhoffen.

(SCB.) Besten (OA. Rottenburg), 30. Juni. In der Scheuer des Bauern Adam König brach vorgestern nächmittag Feuer aus, dem das Wohnhaus und die Scheuer völlig zum Opfer fielen. Das verheerende Element griff dann auf die benachbarten Ge­bäude über: es fielen ihm weiter zum Opfer die An- csrn des Schmieds Michel Steinhilver und des Bau­ern Georg Betz, außerdem viel Fahrnis und ein Schwein, das in den Flammen um kam.

Druck u. Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei, Calw. t,ur die Schrlftl. verantmortl. Otto Seltmann, Calw.

Stellv. GevrrMsmmdv Xlil. (K.AH.AmeMps.

Am 29. Juni 1918 tritt eine Rachtragsbekinmtnmchuug (Nr. XV. lil. L000/6 18. K.R.A.) zu der Bekanntmachung (Nr. XV. lll 3000/9. 16. K.R.A.), betreffend Beschlagnahme, Verwendung und Veräußerung von Flachs- und Hanfstroh, Bastfasern (Jute, Flachs, Ramie, europäischem und außereuropäischem Hans) und von Erzeugnissen aus Bastfasern in Kraft.

Es unterliegen auf Grund der Nachiragsbekaimtmachung außer den bereits beschlagnahmten Gegenständen nunmehr auch Fasern aus Kol denschilf, Weidcnbaft, Hopsen, Lupinen, Getreidcsirvb (Ttranfa) und Bcscnginster der Beschlagnahme. Die Veräußerung und Lieferung der ans inländischem Kolbcnschilf und Besenginster gewonnenen Fasern ist stur an die Nesselanban-Gescllschaft m. b. H., Berlin XV 8, Mohrenstraße '42/41, die Veräußerung und Lieferung der aus inländischem Weidendast, Hopfen, Lupinen und Gclreidcstroh gewonnenen Fasern ist nur an eine von der KricgZ-Rohstosf-Abteilnug des Königlich Preußischen Kriegs- Ministeriums bestimmte Stelle, deren Name im Deutschen Reichsanzeiger herofsentlicht werden wird, oder an Personen gestattet, die einen schrift­lichen Ausweis der Krieqs-Rohstofs-Aüteilimg des Königlich Preußischen Lriegsministeriums zur Berechtigung des Aufkaufs dieser Gegenstände

erhalten haben. Anträge auf Erteilung eines derartigen Ausweises sind bezüglich Kolbeuschilf- und Besenginsterfasern an die Resselanbau-Gesell­schaft m. b. H., Berlin XV 8, Mohrenstraße 42/44, bezüglich Weidenbast-, Hopfen-, Lupinen- und Getreidestrohfasecn unmittelbar an die Kriegs- Nohstoff-Abteilung, Berlin 8XV 48, Hedemannstraße 10, zu richten.

Der Wortlaut der Nachtragsbekanntmachung ist im Staatsanzeiger vom 29. Juni 1918 einzusehen.

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